Der Sinn im Nein und die Gabe des Gesprächs

Diskurs PA4l
Sinn im Nein
velbrueck14-3kuechenhoff-sinn-im-nein
http://www.kultur-punkt.ch/lebenswelt/velbrueck14-3kuechenhoff-sinn-im-nein.htm
http://www.kultur-punkt.ch/gesundheit-aktuell/velbrueck14-3kuechenhoff-sinn-im-nein.htm


Online-Publikation: März 2014  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Prof. Dr. med. Joachim Küchenhoff : Der Sinn im Nein und die Gabe des Gesprächs . Psychoanalytisches Verstehen zwischen Philosophie und Klinik >>
420 Seiten, Fester Einband mit Schutzumschlag; ISBN: 9783942393751;
Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich: www.humanities-online.de
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich; http://www.velbrueck-wissenschaft.de;

Inhalt
zu „Der Sinn im Nein und die Gabe des Gesprächs“ von Joachim Küchenhoff
Wie gut lässt sich der Andere verstehen? Wo liegen die Grenzen des Verstehens? Wann verändert der Verstehensprozess den Menschen und ist heilsam? Das sind Grundfragen der Psychoanalyse, aber nicht nur von ihr. Das Ringen um die Möglichkeiten und Grenzen des Verstehens verbindet sie mit der Philosophie, insbesondere der philosophischen Hermeneutik. Der Dialog mit der Philosophie bereichert die Psychoanalyse um Denkansätze, umgekehrt liefert die Psychoanalyse, und mit ihr die klinische Begegnung, der Philosophie Erfahrungen, an denen diese sich abarbeiten kann. Die Frage etwa, wie eine Therapie mit Worten wirkt, lässt sich besser beantworten, wenn das Gespräch nicht bloss als Austausch, sondern – philosophisch begründet – als »Gabe von Worten« aufgefasst wird. Eine philosophische Theorie des Negativen kann dabei helfen, in der therapeutischen Begegnung mit schwerem seelischen Leiden das Symptom nicht als Defizit, sondern als verstehbaren Ausdruck zu sehen, ja vielleicht sogar die Zerstörung von Sinn als sinnvoll zu erkennen. Bildwissenschaftliche Analysen schliesslich können darüber aufklären, was ein »inneres Bild« sein könnte und wie bildhafte und sprachliche Erfahrungen einander ergänzen oder in Frage stellen. Der interdisziplinäre Dialog ist keine Einbahnstrasse, sondern bereichert die eine wie die andere Seite. Aber es geht nicht allein um Erkenntnis und theoretischen Fortschritt. Die psychoanalytische Theorie ist eng mit der therapeutischen Praxis verknüpft. An ihr muss sich der Dialog bewähren, indem die konkrete klinische Arbeit durch eine philosophisch informierte Psychoanalyse gewinnt – und damit der leidende Mensch, der sich der Psychoanalyse anvertraut.

Inhaltsfolge
Zur Einleitung TEIL I GRUNDLAGEN
1. Der Wandel psychoanalytischer Therapiekonzepte. Klinische Herausforderungen und methodischer Fortschritt
2. Transdisziplinäre Erkundungen zwischen Psychoanalyse und Kulturwissenschaften und Philosophie
TEIL II DAS ANALYTISCHE GESPRÄCH AUF DER SUCHE NACH DEM SINN
3. Mitspieler und Kritiker. Die kritische Hermeneutik des psychotherapeutischen Gesprächs
4. Das psychoanalytische Gespräch als Austausch von Worten oder als Gabe
5. Die Negativität des Symptoms und die Schwierigkeiten, Nein zu hören
6. Perspektiven produktiver und destruktiver Negativität
TEIL III LIEBE UND TOD IN DER PSYCHOANALYSE
7. Tertium datur: zur dialektischen Vermittlung von Eros und Thanatos in der Anerkennung von Differenz
8. Erotik und die Anerkennung des Andern. Die Liebesbeziehung aus der Sicht der Psychoanalyse – aktuelle und geschichtliche Perspektiven
TEIL IV VERSTEHEN VON BILDERN, VERSTEHEN DURCH BILDER
9. Über das Verstehen-wollen. Hermeneutische Grundpositionen der Psychoanalyse und die documenta 13
10. Sprachbilder und Bildersprache. Über die Berechtigung, von inneren Bildern zu sprechen – Psychoanalytische Reflexionen.
11. Erinnerungsbilder. Wie werden sie in der therapeutischen Situation erzeugt?
12. Liebeszauber – Bildzauber
TEIL V NEGATIVE GEFÜHLE UND SINNSUCHE IN TRAUER UND MELANCHOLIE
13. Verlieren, trauern, verzeihen – Psychodynamik der Depression
14. Die Klinik der Melancholie, die Kunstkritik und die Gesellschaftsanalyse: drei Formen der Suche nach der Seele oder eine?
15. Zu den Bedingungen gelingender Trauer 16. Zum Verhältnis von Psychopharmakologie und Psychoanalyse – am Beispiel der Depressionsbehandlung
TEIL VI GRENZSETZUNGEN UND SINNGRENZEN IN DEN PSYCHOSEN
17. Die Grenzen des Verstehens und die Negativität der Symptome. Zur Psychodynamik der psychotischen Störung
18. Die Grenzen des Durcharbeitens in der Psychosentherapie
19. Erschöpfte Schöpfung: Psychotisches Erleben zwischen Kreativität und Stillstand TEIL VII AUSGRENZUNGEN UND FREIRÄUME
20. Wegwerfen, Verwerfen, Ausstoßen? Wie Abfall entsteht und wiederkehrt. Semiotische und soziopsychoanalytische Betrachtungen
21. Zwischen Eröffnung, Vermittlung und Einspruch – Psychotherapie und soziale Verhältnisse
22. Die Konstruktion von Differenz
TEIL VIII SCHLUSSFOLGERUNGEN:
WAS BEWIRKEN DAS VERSTEHEN UND DIE GABE DES GESPRÄCHS? 23. Was leistet die Psychoanalyse für die Selbstkonstitution? 24. Zum zukünftigen Stellenwert der Psychotherapie in der Psychiatrie Nachweise Register

Autor
Prof. Dr. med. Joachim Küchenhoff, Chefarzt Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
«Unsere Arbeit mit den Patientinnen und Patienten ist getragen von der Achtung vor dem Anderem. Unsere Behandlungskonzepte haben eine therapeutische Grundhaltung als Basis und sind auf eine intensive Beziehungsarbeit ausgerichtet. Wir verbinden moderne Konzepte der Sozialpsychiatrie und Psychotherapie mit einer sicheren medizinischen und psychopharmakologischen Behandlung. Wir beachten die Anforderungen an eine moderne transkulturelle Psychiatrie.»
Psychiatrie Baselland: info@pbl.ch
http://www.pbl.ch/klinik-und-dienste/kantonale-psychiatrische-klinik/kurse-und-angebote/fuer-aerztinnen-und-psychotherapeutinnen/
Weg und Ziel
Schwere psychische Erkrankungen und Krisen sind für die Betroffenen und ihre Angehörigen mit grossem Leid verbunden. Die kranken Menschen und ihre Umgebung sind manchmal überfordert, eine intensive fachliche Hilfe wird notwendig. In diesen Situationen kann die stationäre Behandlung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sinnvoll sein.
Es ist unsere Aufgabe, mit den Patientinnen und Patienten Behandlungsschritte zu unternehmen und mit Angehörigen und Umfeld die Situation soweit zu klären, dass ein selbstständiges Leben ausserhalb der Klinik sobald wie möglich wieder aufgenommen werden kann. Durch die stationäre Behandlung werden Krisen aufgefangen. Seelische und soziale Belastungen können geklärt und bearbeitet, körperliche Ursachen der Störungen diagnostiziert und behandelt werden. Das Behandlungsangebot umfasst medikamentöse, psychotherapeutische und sozialtherapeutische Massnahmen. Besonderen Wert legen wir auf die psychotherapeutischen Gespräche. Für Patientinnen und Patienten, die ihr Leben und ihren Beruf neu gestalten müssen, bietet die Klinik eine gezielte stationäre Rehabilitation an.

Fazit
Prof. Dr. med. Joachim Küchenhoff vermag in seiner umfassenden und zugleich berührenden Untersuchung " Der Sinn im Nein und die Gabe des Gesprächs " psychoanalytisches Verstehen zwischen Philosophie und Klinik in höchsten Masse deutlich zu machen und zur Klärung beizutragen.
Küchenhoff geht vom Jaspers Begriff der verstehenden Psychopathologie aus, das bis heute 'Erklären und Verstehen' in der klinischen Praxis (1), das neue Leiden, J.Kristeva) ein zentrales Anliegen ist. Hinzu kommt die Anknüpfung an sein Werk 'Die Achtung vor dem Anderen' (2005), das Philosophie und Psychoanalyse diskursiv behandelt.
Dabei ist dem Autor das transdisziplinäre Erkunden zwischen Psychoanalyse, Kultur und Philosophie ein Basisanliegen. Er spricht von den 'Schwierigkeiten, Nein zu hören' vom biologisch Kranken (als Subjekt (2), Objekt (4) den verborgenen Sinnhaften und dessen Zerstörung. ' Nein zu hören, muss dann auch heissen: den Schmerz im Nein aufnehmen, aushalten und anerkennen, ohne ihm zu erliegen'.
Im Kapitel 'Liebe und Tod ..' wird die scheinbare Befreiung des Eros beschrieben (Marcuse), am Beispiel des Konsumrauschs, der zur Entfremdung der Subjektivität (2) führt.
Im weiteren wird auch die Psychodynamik der Depression und Melancholie, das 'Verlieren, Trauern, Verzeihen' auch gesellschaftsanalytisch (2) wie lebensbegleitend behandelt.
Schliesslich unternimmt Küchenhoff den überaus geglückten Versuch das 'Wegwerfen, Verwerfen und Ausstoßen (3)' zu beschreiben und ' wie Abfall entsteht und wiederkehrt '. in seinen überzeugenden und praxiserfahrenen semiotischen und sozio-psychoanalytischen Betrachtungen
Seine und zugleich unsere Quintessenz: 'Psychotherapeutische Konzeptionen sollten weder pseudointegrativ, ungenau, schwammig, noch gesundheitspolitisch muskelspielerisch in Schulen und von Fachvertretern angewandt werden '; "... ob ich damit eine Utopie beschreibe." ? Wir wissen es auch nicht, Jedenfalls ist damit ein aussergewöhnlich analytisch erfrischendes und zugleich klärend-verstehendes Diskursbuch entstanden. m+w.p14-3

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(1) Hilmar Schäfer : Die Instabilität der Praxis . Reproduktion und Transformation des Sozialen in der Praxistheorie
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/velbrueck14-2schaefer-praxisinstabilitaet.htm
Das Fazit: Um es kurz bündig zu machen, geht es um das Erkennen der Dezentrierung des Subjekts in der Praxistheorie, die im Diskursbuch von Hilmar Schäfer " Die Instabilität der Praxis" und um die Reproduktion und Transformation des Sozialen in dieser.. Schäfer kommt in seiner bravourösen Untersuchung zu folgender Erkenntnis: " Die Praxistheorie  richtet ihren Blick dabei sowohl auf die Reproduktion als auch die Transformation der Sozialen, sowohl auf die Stabilität als auch die Instabilität der Praxis"
Er bemüht dabei Pierre Bourdieu (Die statische Reproduktion des Sozialen); klarerweise Michel Foucault (1) (Die historische Transformation von Praktiken);  Judith Butler (Die Instabilität performativer Wiederholung) sowie  Bruno Latour ( Die Stabilisierung des Sozialen in heterogenen Netzwerken, philosophisch (2). durch Macht (Habitus im Feld) Subjekte zu destabilisieren, Wissen mit Disziplinierung zu verwirren, so schliesslich Subjekte mittels Transformation - in Richtung Individuen -  maskierte Subjekte zu erlangen. Ein hochinteressanter Ansatz mit aktuten Konsequenzen. m+w.p14-2

(2) http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-13-11gutleben-foucault-ausdrucksakt.htm

(3) Abjekt / Ekel
Ekel ist die Bezeichnung für die Empfindung einer starken Abneigung in Verbindung mit Widerwillen. Im Gegensatz zu anderen weniger starken Formen der Ablehnung äußert sich Ekel mitunter auch durch starke körperliche Reaktionen wie Übelkeit und Brechreiz, Schweißausbrüche, sinkenden Blutdruck bis hin zur Ohnmacht. Wissenschaftlich gilt Ekel als Affekt, nicht als Instinkt, da er nicht angeboren ist, sondern durch Sozialisation erworben wird. Nahrungstabus werden auch deshalb eingehalten, weil tabuisierte potenzielle Nahrungsmittel Ekelgefühle auslösen.
Lothar Penning, der sich mit sozialwissenschaftlichen und kulturgeschichtlichen Aspekten des Ekels beschäftigt hat, definiert Ekel als „einen sozialen Mechanismus, der kulturell bedingt und pädagogisch vermittelt, sich den primitiven Brech- und Würgereflex zunutze macht, um die vorrational erworbene, soziale Basisidentität zu schützen.“[1]
Ekel spielt auch bei einigen Phobien eine Rolle, das wesentliche Merkmal einer Phobie ist jedoch Angst, nicht Ekel. Extreme Ekelempfindlichkeit wird in der Psychologie als Idiosynkrasie bezeichnet. Bei der Krankheit Chorea Huntington empfinden Betroffene dagegen überhaupt keinen Ekel und können auch den entsprechenden Gesichtsausdruck bei anderen nicht mehr deuten.http://de.wikipedia.org/wiki/Ekel

(4 Objekt
Ein Objekt ist:allgemein :
- eine Sache oder ein Gegenstand
-ein grammatikalisches Satzglied, siehe Objekt (Grammatik)
-eine Immobilie oder ein Gebäudekomplex
-ein mathematisches Objekt
-ein astronomisches Objekt
-eine Einheit beim Programmieren, siehe Objekt (Programmierung)
-ein geographisches Objekt als Teil der Erdoberfläche
-ein Geoobjekt in der Topographie und speziell in der Geoinformatik
In diesem Kontext
- ein philosophisches Objekt:
Der Begriff Objekt (latein: obiectum, das Entgegengeworfene) ist ein in der Philosophie vielfältig verwendetes Konzept. In der Ontologie wird „Objekt“ oft synonym mit „Gegenstand“ verwendet. In diesem Sinne gilt „Objekt“ mit „Eigenschaft“ und „Ereignis“ als grundlegende ontologische Kategorie, die zusammen alles Existierende, jede Entität, umfassen sollen. In der ontologischen Debatte wird insbesondere das Verhältnis des Objekt- oder Gegenstandsbegriffes zu den anderen grundlegenden Begriffen thematisiert. So wird etwa diskutiert, ob Eigenschaften eine von Objekten unabhängige Existenz zugesprochen werden kann, oder ob sich Ereignisse auf Verteilung von Eigenschaften auf Objekte in der Zeit zurückführen lassen.
Seit dem Dualismus Descartes wird das Objekt zudem dem Subjekt gegenübergestellt (Subjekt-Objekt-Spaltung). Ein Subjekt mag im ontologischen Sinne durchaus als Objekt gelten. Der entscheidende Unterschied ist hier vielmehr, dass das Subjekt als das aktiv Wahrnehmende definiert ist, während das Objekt das passiv in der Wahrnehmung Gegebene ist.
und ein
- ein psychoanalytisches Objekt,  bis zu einem Übergangsobjekt, beziehungstheoretisch betrachtet:
Die Objektbeziehungstheorie ist eine ursprünglich auf Melanie Kleins Arbeiten zurückgehende Weiterentwicklung der psychoanalytischen Theorie. Unter dem Begriff Objektbeziehungstheorie werden unterschiedliche Ansätze zusammengefasst, denen gemeinsam ist, dass sie die zentrale Bedeutung der frühen Mutter-Kind-Beziehung und der Vorstellungen des Kindes über sich und seine Bezugspersonen für die spätere Beziehungsgestaltung und für die Persönlichkeitsentwicklung herausstellen. Ein weiteres gemeinsames Merkmal ist die Hervorhebung von Übertragung und Gegenübertragung in der Anwendung des psychotherapeutischen Konzeptes.
Der Begriff Objekt hat im psychoanalytischen Sprachgebrauch einen deutlichen Wandel erfahren: In der orthodoxen Psychoanalyse gilt es als eine Person oder ein Gegenstand, der eine Triebregung aufheben kann (z.B. eine Person, die sexuelle Befriedigung verschafft). In der Objektbeziehungstheorie bezeichnet der Begriff einen reagierenden Partner, also eine Person, die auf die Äußerungen des Subjekts eingeht. Der Begriff erhält somit eine stark gefühlsbetonte Bedeutung und wird nur noch sekundär als Ziel der Triebregungen verstanden.
Objektbeziehung bezeichnet dabei die Beziehung des Subjektes zu seiner Welt. Er bezeichnet die phantasierte bzw. vorgestellte Beziehung zu einer Person, die durchaus von der realen Interaktion abweichen kann.
http://de.wikipedia.org/wiki/Objektbeziehungstheorie