Sarhan Dhouib (Hg.) Kultur, Identität und Menschenrechte . Transkulturelle Perspektiven
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Transkultur - Identität - Menschenrechte
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Online-Publikation: August 2017im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Sarhan Dhouib (Hg.) Kultur, Identität und Menschenrechte . Transkulturelle Perspektiven >>
360 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag; ISBN 978-3-942393-49-2; 29,90 EUR
Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich: http://www.humanities-online.de
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich; http://www.velbrueck-wissenschaft.de
Inhalt
Dieser Band ist das Ergebnis einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen arabischen und deutschen Wissenschaftlern zum Thema Kultur, Identität und Menschenrechte mit dem Ziel, eine transkulturelle Perspektive zu ermöglichen.
Ein erster Teil widmet sich der Frage, inwiefern die kulturelle Identität bzw. der Kulturpluralismus im Widerspruch zur Transkulturalität der Menschenrechte steht. Verschiedene moralische und juridische Legitimationen der Menschenrechte werden kritisch reflektiert und mit dem kulturellen Pluralismus auf nationaler sowie internationaler Ebene in Zusammenhang gebracht.
Im Anschluss daran werden in einem zweiten Teil Identitätsdiskurse analysiert, wie sie in der Philosophie, Literatur, Kunst und innerhalb von Menschenrechtsdebatten geführt werden. Selbstkritik bildet hier den Ausgangspunkt für eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Anderen. Aus einem intra- und interkulturellen Dialog ergibt sich beispielhaft eine transkulturelle Perspektive.
In einem dritten Teil wird die Rolle der Normen und Rechte in verschiedenen Demokratisierungsprozessen beleuchtet. Humanitäre Interventionen in einem postkolonialen Kontext, die Frage der Verrechtlichung von Normen und deren Grenzen sowie Migration gelten als besondere Herausforderungen für eine Reflexion über Demokratisierungsprozesse.
Abschließend eröffnet im vierten Teil eine ideengeschichtliche Annäherung an bedeutende Begriffe einen Zugang zur politischen Umbruchssituation und Menschenrechtsdebatte. Schlüsselbegriffe zum Verständnis aktueller politischer und philosophischer Fragestellungen – wie Freiheitsstaat, Person bzw. Shahkhs, Universalität der Menschenrechte oder Kosmopolitismus – werden aus verschiedenen Denktraditionen reflektiert.
Autor
Sarhan Dhouib,
geb. 1974, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Kassel. Nach dem Studium der Philosophie an den Universitäten Sfax (Tunesien) und Paris 1 – Sorbonne hat er an der Universität Bremen zu Schellings Identitätsphilosophie promoviert. 2011 erhielt er den Nachwuchspreis für Philosophie des Goethe-Institutes. Arbeitsschwerpunkte: Deutscher Idealismus, Arabisch-islamische Philosophie, interkulturelle Philosophie, Menschenrechtsdiskurse. Jüngste Veröffentlichungen: Arabisch-islamische Philosophie der Gegenwart (Gasteditor, Concordia. Internationale Zeitschrift für Philosophie/59, 2011), Wege in der Philosophie. Geschichte – Wissen – Recht – Transkulturalität (Hg., mit A. Jürgens, 2011).
Sarhan Dhouib
ist seit Januar 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie an der Universität Kassel. Forschungsschwerpunkte: Ethik der Globalisierung, Politische Philosophie, Philosophie der Menschenrechte, klassische und moderne arabische Philosophie, Interkulturelle Philosophie, Kant und der Deutsche Idealismus, insbesondere Schellings Philosophie.
Laufendes Projekt zur arabisch-deutschen Hochschuldialog: Demokratisierungsprozesse, Pluralismus und Menschenrechte. Auf dem Weg zu einer transkulturellen Perspektive.
Schwerpunkt von Sarhan Dhouib als Leiter an der Universität Kassel : Ethik der globalen Gerechtigkeit und Transkulturalität der Menschenrechte
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Fazit, vorangestellt
Ziel der tief-, sowie weitreichenden Untersuchung von Sarhan Dhouib mit seinem Autorenteam ist es im Diskursbuch durchaus gelungen "Kultur, Identität und Menschenrechte" Sichtweisen zu eruieren, um eine transkulturelle Perspektive zu entbergen. In vier Topoi werden in der Form von Zweierdiskursen die Denkfelder offensichtlicher und vielgestaltig zu 'bewirtschaften':
> Es werden der Kulturpluralismus im Widerspruch zur Transkulturalität der Menschenrechte analysiert. Diese werden in Umfang und im Relativen konzeptiv wie liberal-normativ-rechtlich geprüft, und die Besonderheiten kulturell herausgearbeitet;
> die Identitätsdiskurse werden kritisch geführt, wie sie in der Philosophie, Literatur, Kunst und innerhalb von Menschenrechtsdebatten von Aktualität sind, was besonders im 'Denken der Differenz' am Beispiel des Theatralischen von Ueckmann und in der Erwiderung
von Hachana zum Ausdruck kommen;
> deliberative (1), demokratische Prozesse in den Gebieten Recht, Norm und Politik werden in praxi erörtert. Lachhabe widmet sich der Auffassung von Habermas dazu und Katzer erwidert ihm auf aktuell heraus ragender Weise.
> ideengeschichtliche, zugleich problemgehäufte Annäherungen aus politischen und menschenrechtlichen Debatten werden behutsam versucht. Wobei besonders Kneers Grundbegriffe in der mediterranen Anthropologie zur 'Person und shaks (2) und die Erwiderung von Dhoubib hervorstechen.
Zur Quintessenz dieser Diskurse besticht im Kern der Beitrag (Habermas ><Lachhab) zur deliberalen Demokratie und den Menschenrechten. Ihre Schlussfolgerung lautet: 'Die Menschrechte sind unteilbar, und der Welt-Bürger muss in den Genuss aller dieser Rechte kommen, der politischen, sozialen und kulturellen, und dies unabhängig von seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft.
Indem der deliberative Ansatz die Einbeziehung des WeltBürgers in den öffentlichen Raum berücksichtigt, ermöglicht sie es den an Aushandlungen Beteiligten, sich nicht in sich selbst zurückzuziehen, sondern dazu zu kommen, die von der rationalen Deliberation - in der niemand vorgeben kann, die alleinige WAHRHEIT zu haben - gestellte Probleme zu lösen (global - mehr durch NGOs als durch oder in Staaten)' . m+w.p17-8
(1) Deliberation
Deliberation ist ein aus dem Lateinischen entlehntes Fremdwort mit der Bedeutung „Beratschlagung“, oder „Überlegung“, das zugehörige Verb lautet deliberieren, das Adjektiv deliberativ...
Deliberation entsteht bei der Entscheidungsfindung öffentlicher Gremien
https://de.wikipedia.org/wiki/Deliberation. Gegensatz: Dezisivstimme.[
(2) shakhs sheikh or sheik (shāk, shēk)
Shakh (Sanskrit शाख् śākh, Verbalwurzel (Dhatu)) durchdringen. Shakh ist ein Sanskrit Verb und bedeutet durchdringen...
a. Islam : A man respected for his piety or religious learning.
b. A male leader of an Arab family or village.
c. A man in an Arab society who is important or wealthy.
http://www.thefreedictionary.com/Shaykhs
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Vorwort (Auszüge)
Ein erster Teil widmet sich der Frage, inwiefern kulturelle Identitäten bzw. Kultur-pluralismus im Widerspruch zur Transkulturalität der Menschenrechte stehen. An die-ser Stelle werden verschiedene moralische, juridische und politische Legitimationen der Menschenrechte kritisch reflektiert und mit dem kulturellen Pluralismus auf nati-onaler sowie internationaler Ebene in Zusammenhang gebracht. Es gibt verschiedenen Rechtfertigungsstrategien, die den Begriff und den Umfang der Menschenrechte unter-schiedlich interpretieren...
Im Zentrum der Debatte stehen die Bedingungen der Möglichkeit einer transkultu-rellen Perspektive der Menschenrechte, die versucht, den verschiedenen Kulturen und Interessen der Individuen gerecht zu werden...
Im Anschluss daran werden in einem zweiten Teil einige Identitätsdiskurse analy-siert, wie sie in der Philosophie, Literatur, Kunst und innerhalb der Menschenrechts-debatte geführt werden....
Der Beitrag von M. A. Halouani bietet eine Analyse über die rätselhafte Macht der Dichtung im Kontext des revolutionären Prozesses in Tunesien und Ägypten. Am Bei-spiel der berühmten Strophe aus Chebbis Gedicht Der Lebenswille, in der das ›Volk‹ zum Leben gerufen wird, zeigt Halouani, wie die Dichtung Begriffe wie ›Volkssouverä-nität‹ und ›Freiheit‹ von den theologischen und metaphysischen Bedeutungen befreien und einen sozialen und politischen Prozess der Subjektivierung und der Identitätskon-struktion in Gang setzten kann....
Im dritten Teil werden die Funktion von Normen und Rechten und die damit ver-bundenen Schwierigkeiten in verschiedenen Demokratisierungsprozessen beleuchtet. ›Politischer Verrat‹ an der philosophischen Idee der Menschenrechte, humanitäre In-terventionen in einem postkolonialen Kontext, die Frage nach der Verrechtlichung der Normen und deren Grenzen sowie nach den Rechten von Migranten müssen dabei als eine besondere Herausforderung für eine Reflexion über Demokratisierungsprozesse angesehen werden.
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Kultur, Identität und Menschenrechte
Transkulturelle Perspektiven
Herausgegeben von Sarhan Dhouib
© Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2012
Inhalt
Sarhan Dhouib
Vorwort
TEIL I
PLURALISMUS DER KULTUREN UND
TRANSKULTURALITÄT DER MENSCHENRECHTE
Walter Pfannkuche
Der Begriff und der Umfang der Menschenrechte
Azelarabe Lahkim Benanni
Erwiderung auf Walter Pfannkuche
Hans Jörg Sandkühler
Menschenrechte in pluralistischen Gesellschaften. Gegen Kulturrelativismus und Rechtsrelativismus
Fathi Triki
Erwiderung auf Hans Jörg Sandkühler
Henning Hahn
Die politische Konzeption der Menschenrechte. Eine transkulturelle Perspektive
Karam Abbas
Erwiderung auf Henning Hahn
Mathias Katzer
Liberale Normen und die Achtung kultureller Besonderheiten
Mongi Serbagi
Erwiderung auf Mathias Katzer
Mongi Serbagi
Die kulturellen Rechte in den islamisch-arabischen Menschenrechtserklärungen
Esther Mikuszies
Erwiderung auf Mongi Serbagi
TEIL II
IDENTITÄTSDISKURSE UND IHRE KRITIK
Fethi Meskini
Der letzte Kommunitarier oder: Nach der Identität
Georg Mohr
Erwiderung auf Fethi Meskini
Natascha Ueckmann
Khatibi im Theather: Das Denken der Differenz bei Bernard-Marie Koltès
Mounira Ben Mustapha Hachana
Erwiderung auf Natascha Ueckmann
Mohamed Ali Halouani
Lebenswille: Die Geburt eines Volkes. Zur Dichtung von A. K. Chebbi
Sarah Schmidt
Erwiderung auf Mohamed Ali Halouani
Mahmoud Bassiouni
Menschenrechte als Identitätsfrage
Dirk Stederoth
Erwiderung auf Mahmoud Bassiouni
TEIL III
DEMOKRATISIERUNGSPROZESSE:
RECHT, NORM UND POLITIK
Georg Mohr
Menschenrechte, Autonomie der Kulturen und demokratischer Prozess. Über den politischen Verrat an einer philosophischen Idee
Mohamed Turki
Erwiderung auf Georg Mohr
Azelarabe Lahkim Benanni
Humanitäre Interventionen und die geopolitische Instrumentalisierung der Menschenrechte
Mechtild Gilzmer
Erwiderung auf Azelarabe Lahkim Benanni
Mohamed Lachhab
Deliberative Demokratie und Menschenrechte bei Habermas
Mathias Katzer
Erwiderung auf Mohamed Lachhab
Esther Mikuszies
Die Rechte von Migranten. Überlegungen zu aktuellen Paradoxen der Bürgerschaftspraxis
Chada Maghraoui Hassani
Erwiderung auf Esther Mikuszies
TEIL IV:
POLITISCHE UND MENSCHENRECHTSDEBATTEN:
EINE IDEENGESCHICHTLICHE ANNÄHERUNG
Salem Ayadi
Der ›Freiheitsstaat‹ bei al-Farabi. Eine problemorientierte Annäherung
Markus Kneer
Erwiderung auf Salam Ayadi
Markus Kneer
Person und shakhs – Grundbegriffe einer mediterranen Anthropologie
Sarhan Dhouib
Erwiderung auf Markus Kneer
Tony Nasralla
Charles Malik und die Universalität der Menschenrechte
Henning Hahn
Erwiderung auf Tony Nasrallah
Mohamed Osman Elkhosht
Weltbürgerschaft und Kosmopolitismus im Jahrhundert der Aufklärung
Hermann Hader
Erwiderung auf Mohamed Osman Elkhosht
Die Autorinnen und Autoren
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Stimmen
»Das trefflich organisierte Diskursbuch zu aktuell fragmentierten Menschenrechtsfragen ist ein ausgezeichneter Baustein zur Vertiefung einer transdisziplinären Fortsetzung der Debatte für eine zu Recht anvisierte Weltbürgerschaft.«
kultur-punkt.ch, 22.11.2012
»Interessant ist im übrigen, dass Begründungs- und Rechtfertigungsstrategien in diesem Band einzig von deutschen Wissenschaftlern geführt werden, während arabische Wissenschaftler vorrangig mit Identitätsdiskursen, sowie der politischen und ideengeschichtlichen Dimension der Menschenrechtsproblematik beschäftigt sind. (...) Das Verhältnis von kultureller Identität, Demokratisierungsprozess und Universalität der Menschenrechte ist ein großes und unabgeschlossenes Thema. Der Diskurs zwischen deutschen und arabischen Wissenschaftlern/innen kann hier nur einen kleinen Teil des Problemspektrums abdecken. Diesen Diskurs in einem breiteren Rahmen fortzuführen wäre das Projekt der Zukunft.«
polylog (Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren), Heft 30 (2013), Anke Graness
»Das vorliegende Buch hat ein großes Potenzial des interkulturellen Dialoges un der Überwindung der Totalitäten, der Schaffung kultureller "Ökologien" (Boaventura de Sousa Santos) und der Übersetzungstätigkeit zwischen den sozialen Welten. Dieser Dialogprozess ist innerhalb des Buches und erst recht in der Praxis noch lange nicht nicht ausgeschöpft; daher ist das Buch, nach Michail Bachtin ein "Chronotopos", ein unvollendbarer Prozess, voller innerer Dialoge, die zu äußeren Dialogen mit der Wirklichkeit führen.«
Soziologische Revue, Jg. 37, 1/2014, Daniel Stosiek
»Dem Sammelband kommt das Verdienst zu, Schneisen in das Dickicht aus universalistischer Doppelmoral und instrumentalisiertem Relativismus zu schlagen, und leistet so einen Beitrag dazu, die universelle Gültigkeit der Menschenrechte für all jene freizulegen, die sich in ihrem Kampf um persönliche Freiheit auf sie berufen wollen.«
zeitschrift für menschenrechte, heft 2/2013, Mario Clemens
»Eine Bereicherung liegt dabei vor allem in der Vorstellung von Literaten und Theoretikern arabischer Provenienz, deren Ansätze ansonsten kaum Eingang in den westlichen Diskurs finden. Die Stärke liegt hier [...] in der Einbeziehung von originalsprachigem Material etwa aus der Feder Abu El-Kacim Chebbis, al-Farabis oder Charles Maliks. Die Lektüre regt dazu an, Konzepte wie beispielsweise das des ›Freiheitsstaates‹ von al-Farabi in die einschlägigen Syllabi der Lehre zur Ideengeschichte aufzunehmen.«
Neue Politische Literatur, Jg. 59 (2014), Claudia Derichs
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