Kosmopolitanismus . Zur Geschichte und Zukunft eines umstrittenen Ideals . Herausgegeben von Matthias Lutz-Bachmann, Andreas Niederberger, Philipp Schink

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Kosmopolitanismus
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Online-Publikation: August 2017 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Kosmopolitanismus . Zur Geschichte und Zukunft eines umstrittenen Ideals . Herausgegeben von Matthias Lutz-Bachmann, Andreas Niederberger, Philipp Schink. >>
 368 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag;  ISBN 978-3-938808-97-9 ; 38,00 EUR
Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich: http://www.humanities-online.de
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich; http://www.velbrueck-wissenschaft.de

Charakteristika
> Topoi: Ideengeschichte, Weltbürgerrecht, Transnationale Demokratie

Kann es einen »gereinigten Patriotismus« geben? Ein Plädoyer für globale Gerechtigkeit,
trotz der Zweiköpfigkeit des Patriotismus (Opferbringung Des Einzelnen zum gemeinssamen Gut und der Unterscheidung zwischen sich und den Aussenstehenden / Eindringlingen .. aus national-patriotischer Sicht ...bis zur Ausgrenzung und Agression )...

Inhalt
 Durch die Globalisierung haben sich die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in dramatischer Weise gewandelt. Angesichts dieser Veränderungen schwinden die Orientierungskraft bisheriger normativer Überzeugungen und das Regulationspotential der tradierten politisch-rechtlichen Institutionen rapide. Vor diesem Hintergrund gewinnt das philosophische Ideal des Kosmopolitanismus derzeit an neuer Relevanz.
 Obwohl sich mittlerweile eine kosmopolitische Perspektive innerhalb zeitgenössischer Debatten etabliert hat, bleibt jedoch weitgehend unklar, worin genau ihre normativen Orientierungspotentiale bestehen.
Hier setzt der vorliegende Band an. Er unternimmt eine kritische Überprüfung von Argumentation und Verfassung kosmopolitaner politischer Philosophie. Ein erster Schwerpunkt des Bandes liegt auf der Aufarbeitung und Würdigung der Idee einer kosmopolitanen Ordnung in der philosophischen Tradition von der Antike bis zur Gegenwart. Die These, dass der Kosmopolitanismus nicht nur in einer moralischen Idee, sondern auch als Grundlage einer die Welt umspannenden politischen Ordnung verstanden worden ist, steht dabei im Mittelpunkt der einzelnen Beiträge.
Der zweite Schwerpunkt liegt in der Diskussion der Relevanz eben dieses Stranges kosmopolitaner Philosophie für drängende zeitgenössische Probleme, aber auch für die systematischen philosophischen Fragestellungen hinsichtlich Legitimität und interner Verfassung politischer Ordnung, der Begründung von Menschenrechten sowie der Frage von Krieg und Frieden überhaupt.

HERAUSGEBER
Matthias Lutz-Bachmann,
geb. 1952, ist Professor für Philosophie unter besonderer Berücksichtigung der Philosophie des Mittelalters, der praktischen Philosophie und der Religionsphilosophie am Institut für Philosophie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie Adjunct Professor of Philosophy am Department of Philosophy der Saint Louis University in St. Louis (Graduate Faculty). 
http://www.uni-frankfurt.de/44527251/Lutz-Bachmann_Matthias

Andreas Niederberger,
geb. 1972, hat in Frankfurt, Paris (I) und Saint Louis (USA) Philosophie, Soziologie und Romanistik studiert. Er ist Außerplanmäßiger Professor am Institut für Philosophie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
https://www.uni-due.de/philosophie/andreas_niederberger.php
Philipp Schink
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Goethe Universität Frankfurt am Main. http://www.uni-frankfurt.de/44525091/Schink_Philipp

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Fazit, vorangestellt
In drei Topoi werden im Diskursbuch  "Kosmopolitanismus" des Herausgeberteams von Matthias Lutz-Bachmann, Andreas Niederberger und  Philipp Schink mit ihren Autoren
stichhaltige Argumente zu einer realisierfähigen, gerechten, globalen Ordnung und Weltverfasstheit angeführt. Das wird besonders in der Kernbotschaft in dieser grossartigen Untersuchung entborgen, besonders dank Martha C. Nussbaum in ihrer Analyse zu einem 'gereinigten bis geläuterten Patriotismus' wie es vorbildlich die 'Weltdemokraten' Lincoln, King, Gandhi, Nehru .. bereits auf dem Weg zu einer transnationalen Demokratie gebracht haben. Auf der Basis der Stoa (1), wie auf Kant und der Aufklärung basierend. m+w.p17-8

1) Stoa:
Als Stoa (Στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet. Der Name (griechisch στοὰ ποικίλη – „bemalte Vorhalle“) geht auf eine Säulenhalle auf der Agora, dem Marktplatz von Athen, zurück, in der Zenon von Kition um 300 v. Chr. seine Lehrtätigkeit aufnahm.
Ein besonderes Merkmal der stoischen Philosophie ist die kosmologische, auf Ganzheitlichkeit der Welterfassung gerichtete Betrachtungsweise, aus der sich ein in allen Naturerscheinungen und natürlichen Zusammenhängen waltendes universelles Prinzip ergibt. Für den Stoiker als Individuum gilt es, seinen Platz in dieser Ordnung zu erkennen und auszufüllen, indem er durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernt und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe nach Weisheit strebt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stoa

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Schluss der Einleitung (Auszug)
Dieser Beitrag hatte seinen Ausgang darin, den Vorbehalt gegenüber republikanischen
Ansätzen zu diskutieren, dass deren grundbegriffliches Instrumentarium
zeithistorisch kontaminiert sei oder auf bestimmten Voraussetzungen aufruhen
würde. Insofern könne dieses Instrumentarium unter den heutigen weltweiten
Verhältnissen ganz grundlegend nicht mehr herangezogen werden, um bestehende
normative Probleme adäquat adressieren zu können oder auch nur, um
dazu beitragen zu können, in heuristischer Perspektive Unterdrückungsverhältnisse
und Ungerechtigkeiten zu identifizieren. Um diese Annahme als unbegründet
zurückweisen zu können, habe ich mich auf den zentralen normativen Begriff
innerhalb des republikanischen politischen Diskurses konzentriert, denjenigen
der Freiheit. Dabei wurde Freiheit ausgehend von der Zentralität der Figur des
Sklaven diskutiert, wobei die Unfreiheit des Sklaven anhand des Modells von Eigentum
exemplifiziert wurde. Dies machte es möglich, in einem nächsten Schritt
zu zeigen, wie sich insbesondere im anglo-amerikanischen politischen Diskurs
des 17. Jahrhunderts verschiedene Freiheitsbegriffe anhand der Reflexion, was es
bedeuten würde, kein Sklave zu sein, herausgebildet haben. Dabei können diese
bis heute Relevanz in der politisch-philosophischen Debatte reklamieren. Als
Antipoden ausgemacht wurden einerseits die auf John Locke zurückgehende
These der Identifizierung von Freiheit mit Eigentum, deren Kernelement die Idee
der Selbsteigentümerschaft ist, und andererseits der republikanische Freiheitsbegriff,
der Freiheit als die Abwesenheit der Möglichkeit, von anderen relativ umfassend
kontrolliert werden zu können, bestimmt. Obwohl die Idee von Freiheit,
verstanden als Kontrolle über den eigenen Körper, und die Idee, nicht beherrscht
zu werden, nicht weit auseinanderliegen, wurde gezeigt, dass die entlang des
Modells des Rechtes auf Eigentum vorgenommene Bestimmung der Selbsteigentümerschaft
zu einer Rechte-basierten Freiheitskonzeption führt. Als große
Schwäche dieser Herangehensweise wurde dabei herausgestellt, dass in ihr impliziert
ist, dass nur noch direkte und tatsächlich erfolgende Eingriffe in die Eigentumsrechte
einer Person als Freiheitseinschränkungen verstanden werden könnten.
In Verbindung mit der Erklärung, wie es ausgehend von einer ursprünglichen
Welteigentümerschaft zum Erwerb von Eigentumsrechten an externen Gütern
kommen kann, wurde anschließend aufgewiesen, dass dieser Ansatz es nicht
mehr erlaubt, das Verfügen über Eigentum selbst als mögliche Quelle von Kontrollmöglichkeiten
über andere Personen, d. h. Unfreiheit, zu rekonstruieren.
Demgegenüber wurde gezeigt, dass sich, ausgehend vom republikanischen Begriff
von Freiheit, auch das Verfügen über externe Objekte und Ressourcen als
Quelle von Unfreiheit verstehen lässt. Dies insbesondere auch deswegen, da dem
Verständnis von Freiheit als Nicht-Beherrschung zufolge weder nur ein Eingriff in
die Eigentumsrechte einer Person als Form der Unfreiheit, noch nur ein direkter,
sich tatsächlich vollziehender Eingriff als Freiheitseinschränkung verstanden
werden kann. Damit greift das republikanische Freiheitsverständnis ein zentrales
Element der Bestimmung des Sklaven auf. Nämlich, dass dessen Unfreiheit weniger
in den direkten Eingriffen des Sklavenbesitzers begründet ist, als vielmehr
darin, dass der Sklave zu jeder Zeit einer vollständigen Kontrolle unterliegt, d. h.,
dass zu jeder Zeit die Möglichkeit besteht, dass der Sklavenbesitzer über ihn verfügt;
zunächst ungeachtet der Tatsache, ob dieser von den Möglichkeiten Gebrauch
macht oder nicht.
Aufgrund seiner Fokussierung auf faktisch bestehende Kontrollmöglichkeiten
erlaubt der republikanische Freiheitsbegriff, Verhältnisse zwischen Personen
oder zwischen Personen und Institutionen oder Gruppen in einer deutlich anderen
Weise zu problematisieren, als dies im Rückgang auf Motive von Verteilungsgerechtigkeit
oder Selbsteigentümerschaft denkbar wäre. Interessant ist zudem,
dass er einen Zugriff auf die Frage nach dem Stellenwert von Eigentum innerhalb
einer normativen politischen Philosophie ermöglicht, der das Verfügen über externe
Güter wesentlich aus der Perspektive von Beherrschung, oder ihrer Bekämpfung,
in den Blick nimmt.
Nicht nur lassen sich also weltweit bestehende Eigentumsverhältnisse durch einen
republikanischen Freiheitsbegriff hinsichtlich ihres Beherrschungspotentials
kritisch in den Blick nehmen – für eine kosmopolitan orientierte politische Philosophie
ist er auch deswegen attraktiv, weil er nicht schon auf der grundbegrifflichen
Ebene die Form präjudiziert, in der allein eine legitime politische Ordnung
gestaltet werden kann. Genau dies unternimmt aber eine auf Eigentumsrechten
basierende Freiheitsdefinition. Diese setzt einer Verfassung politischer Ordnungen
und einer Ausgestaltung weltweiter Verhältnisse enge Grenzen, was weitreichende
Implikationen für die Konzeption ihrer praktischen Geltungsbedingungen
hat.
*
Inhaltsverzeichnist
Vorwort
I.
Eric Brown
Die Erfindung kosmopolitaner Politik durch die Stoiker
Alexander Fidora
Internationale Schiedsgerichtsbarkeit und der Völkerbund
in den Schriften von Ramon Llull und Pierre Dubois
Norbert Brieskorn
Erde ohne Grenzen – Ordnung ohne Hierarchie.
Vitorias und Suárez’ Vorstellungen von Internationalem Recht
Martine van Ittersum
Kein Weiser ist ein Privatmann.
Die Römische Stoa in Hugo Grotius’ De Jure Praedae (1604-1608)
Andreas Niederberger
Die Grenzen und Möglichkeiten kosmopolitanen Rechts in den Schriften
von Hugo Grotius, Samuel von Pufendorf und Émer de Vattel
II.
Francis Cheneval
Die kosmopolitische Dimension des »Consensus Praesumtus«.
Von Christian Wolff zu John Rawls und darüber hinaus
Matthias Lutz-Bachmann
Kosmopolitische Dynamik im Völkerrecht?
Ein Beitrag zur Entwicklung des Völkerrechts und der Stellung der
Rechtslehre von Francisco Suárez
Georg Cavallar
Kosmopolitismus in der Philosophie der britischen Aufklärung
Philipp Schink
Freedom for All?
Freiheit zwischen Selbsteigentümerschaft und Nicht-Beherrschung
Pauline Kleingeld
Weltbürger im eigenen Land. Über Patriotismus und Kosmopolitismus
III.
Martha C. Nussbaum
Kann es einen »gereinigten Patriotismus« geben?
Ein Plädoyer für globale Gerechtigkeit
Peter Koller
Internationale Ordnung und globale Gerechtigkeit
James Bohman
Die Republik der Menschheit.
Nicht-Beherrschung und transnationale Demokratie
Georg Kohler
Welt(un)ordnung und Weltverfassung.
Über Kosmopolitanismus und kantischen Realismus
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