Eckhard Fürlus: Anarchie und Mystik . Hugo Balls theologisch-politische Kritik an der bürgerlichen Moderne

Diskurs Platon Akademie 4
E. Fürlus: Anarchie & Mystik
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Online-Publikation: Februar 2015  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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Kaleidogramme Bd. 121: 280 Seiten, 15 x 23 cm, broschiert ; ISBN 978-3-86599-248-2; 29,80 EUR
Kulturverlag Kadmos, Berlin; http://www.kv-kadmos.com;


Inhalt
Hugo Balls theologisch-politische Kritik an der bürgerlichen Moderne
In den Spätschriften Hugo Balls wird deutlich, dass seine Rückwendung zu den frühchristlichen Seelenkennern nicht bloß eine konservative Geste ist. Auch wenn er in seinen Briefen schreibt, dass Deutschland »in seinen höchsten Interessen konvertieren«, ja, dass ganz Deutschland wieder katholisch werden müsse, fordert Hugo Ball nicht einfach einen dogmatischen Katholizismus oder eine Restauration vorreformatorischer Zustände, sondern er verlangt als einer der ersten die Verbindung von Psychoanalyse, Religionspsychologie und der neuen Ethnologie mit der dogmatischen Tradition.
Das wachsende Interesse an seelischen Tiefenschichten des menschlichen Seins zeigt ihm, dass Messen, Wägen und Vergleichen materieller Zusammenhänge nicht mehr genügen, um der Krise der Gegenwart gerecht zu werden. Um die Katastrophe der Gegenwart zu zeichnen, orientiert sich Ball am Künstler, der wie ein feiner Seismograph auf die feinsten Störungen in der Gesellschaft reagiert, obwohl und gerade weil er immer mehr den Zusammenhang mit ihr verliert und sich immer mehr in die Anonymität zurückziehen muss.
»Es gibt eine gnostische Sekte, deren Adepten vom Bilde der Kindheit Jesu derart benommen waren, dass sie sich quäkend in eine Wiege legten und von den Frauen sich säugen und wickeln ließen. Die Dadaisten sind ähnliche Wickelkinder einer neuen Zeit.«

Der Protagonist
Hugo Ball (* 22. Februar 1886 in Pirmasens; † 14. September 1927 in Sant’Abbondio-Gentilino, Schweiz) war ein deutscher Autor und Biograf. Außerdem war er einer der Mitgründer der Dada-Bewegung und ein Pionier des Lautgedichts.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Ball

Autor
Dr. phil. Eckhard Fürlus, geboren in Jever. Studium der Philosophie und der Theologie an der Freien Universität, der Technischen Universität und der Kirchlichen Hochschule in Berlin. Studienabschluss M.A. mit einer religionsgeschichtlichen Arbeit über Sol invictus. Mitarbeiter der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz SMPK, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD, der Akademie der Künste und des Landesmuseums Berlinische Galerie. Von 1993 bis 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Berlinischen Galerie zur systematischen Erschließung des archivalischen Nachlasses der Künstlerin Hannah Höch. Publikationen und Vorträge zur bildenden Kunst, Musik und Literatur. 2006 künstlerischer/wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kunsthochschule für Medien im Bereich Archäologie/Variantologie der Medien; seit 2007 Forschungsangestellter an der Universität der Künste Berlin (UdK), Institut für zeitbasierte Medien. 2011 Promotion zum Dr. phil. an der Freien Universität Berlin

Fazit
Hugo Ball, der Mitgründer der Dada-Bewegung (1) und ein Pionier des Lautgedichtsgeistiger, ein Auf- / Ab- und Umbrecher in den Geistesströmungen des 20.Jahrhunderts wird in fabelhafter Weise von dem Philosophie und Theologen  Eckhard Fürlus in seinem Diskursbuch "Anarchie und Mystik" untersucht und gewürdigt. 
So gelingt es Fürlus dank seiner geistigen Denkfeld-Nähe die Persönlichkeit Hugo Balls mit seiner theologisch-politischen Kritik an der bürgerlichen Moderne, eindringlich wie würdigend darzustellen. Be- und hervorstechend  zugleich ist im Teil 'Rezeption und Wirkung' : Gut und böse; Exorzismus und Psychologie (ein unvollendetes Werk von Barthes) die psychoanalytische Erkenntnis Balls dass der 'Teufel, der Dämon, die Krankheit, nur begriffen werden kann, wo eine Anspannung zum Guten ist. Nur die Aufhebung der Gegensätze, die Vermengung von Gut und Böse, die Indifferenz (2) ist die Gefahr unserer Zeit (aktuell: NSU, P/L/Oediga...ISIS ... charlie...). Das bedeutet, dass diese Studie zu Anarchie und Mystik eine ausgereiftes geistiges 'Fragezeug' zur aktuellen Erkenntnisschärfe darstellt. m+w.p15-2

(1) Dadaismus oder Dada
 war eine künstlerische und literarische Bewegung, die 1916 von Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco und Hans Arp in Zürich gegründet wurde und sich durch Ablehnung „konventioneller“ Kunst bzw. Kunstformen – die oft parodiert wurden – und bürgerlicher Ideale auszeichnete. Vom Dada gingen erhebliche Impulse auf die Kunst der Moderne bis hin zur heutigen Zeitgenössischen Kunst aus.
Im Wesentlichen war es eine Revolte gegen die Kunst von Seiten der Künstler selbst, die die Gesellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystem ablehnten. Traditionelle Kunstformen wurden deshalb satirisch und übertrieben verwendet.http://de.wikipedia.org/wiki/Dadaismus