Mona Körte (Hg.), Anne-Kathrin Reulecke (Hg.) : Mythologies – Mythen des Alltags . Roland Barthes’ Klassiker der Kulturwissenschaften

Diskurs Platon Akademie 4
Mythen des Alltags
--dp-kadmos15-2mythen-des-alltags

Online-Publikation: Februar 2015  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Mona Körte (Hg.), Anne-Kathrin Reulecke (Hg.) : Mythologies – Mythen des Alltags . Roland Barthes’ Klassiker der Kulturwissenschaften >>
216 Seiten, 15 x 23 cm, broschiert ; ISBN 978-3-86599-243-7; 22,50 EU
Kulturverlag Kadmos, Berlin; http://www.kv-kadmos.com

Inhalt
Der Band »Mythologies« des Kulturkritikers, Semiologen und Literaturtheoretikers Roland Barthes (1915–1980) ist ein Klassiker der Kulturwissenschaften. Die virtuos geschriebenen Essays der »Mythen des Alltags« widmen sich medial vermittelten Phänomenen der Kultur­industrie, die vielfältiger nicht sein könnten: dem Zauber im »Gesicht der Garbo« und der Ikonographie des Abbé Pierre ebenso wie der »Afrikanischen Grammatik« zur Rechtfertigung des Algerienkriegs. Sie befassen sich mit der Darstellung sogenannter Volkscharaktere in Reiseführern oder gehen der religiösen Aufladung der Nahrungsmittel »Beefsteak und Pom­mes Frites« nach. Sie betrachten das moderne Spektakel des Catchens als Abkömmling des antiken Dramas und erkennen in der »Tour de France« ein Nachleben des homerischen Epos. Sie beleuchten das Verschwinden des Körperlichen beim »Striptease« und die Apotheose des legendären Citroën DS. Sie beschreiben die Inszenierung von Lässigkeit in Gangsterfilmen, aber auch die Erzeugung von Historizität in Hollywoodfilmen über das alte Rom.
Im vorliegenden Band nehmen Kultur-, Medien-, Literatur- und Sprachwissenschaftler/innen die deutschsprachige Neuausgabe der »Mythologies« von 2010 zum Ausgangspunkt für eine erneute Lektüre. Sie diskutieren, inwiefern Roland Barthes’ »Mythen des Alltags« für die gegenwärtige kulturwissenschaftliche Analyse relevant sind bzw. in welcher Weise ihr zeichentheoretisch-ideologiekritisches Gerüst der »Mythologien« noch heute anschlussfähig ist. Gefragt wird dabei, ob Barthes’ Projekt, das den  unsichtbar gemachten  historischen Index seiner Gegenstände so stark macht, selbst als vornehmlich zeitgebunden anzusehen ist; ob also das Werk Barthes’, wie es Joseph Hanimann einmal formuliert hat, »komfortabel gealtert« ist und wir ihn heute vornehmlich als ein ›Dokument‹ der Geschichte der Kulturwissenschaften lesen können; oder aber ob die besondere Verschränkung von Theorie und Gegenstand und die essayistisch-literarische Schreibweise der Mikroanalysen auch einen weiterhin produktiven kulturwissenschaftlichen ›Ansatz‹ darstellen.

Der Protagonist (1)
Roland Barthes (* 12. November 1915 in Cherbourg; † 26. März 1980 in Paris) war ein französischer Philosoph, Schriftsteller und Literaturkritiker des 20. Jahrhunderts.
Er gilt als einer der markantesten Wissenschaftler im Bereich der strukturalistischen Semiotik bzw. Semiologie. Barthes verwendete die Methoden des Strukturalismus und der Dekonstruktion, aber auch der Psychoanalyse, um moderne gesellschaftliche Phänomene wie Texte, Filme, Fotografie, Mode, Werbung oder die Liebe zu untersuchen. Indem er die Methoden des Strukturalismus radikalisierte, wurde er zu einem der Begründer des Poststrukturalismus. Als Kritiker zu aktuellen und im Wesentlichen literarischen Ereignissen (vgl. z. B. Racine) löste er oft scharfe Auseinandersetzungen aus.
Obwohl seine Werke unter anderem stark durch die Lektüre Nietzsches geprägt sind und Barthes sich der abendländischen Philosophie verpflichtet fühlt, zog er sich laut Gabriele Röttger-Denker „in der deutschen Fachphilosophie das – nach Adorno – für einen Philosophen tödliche Urteil eines bemerkenswerten Schriftstellers zu. Da er nicht weiter beachtet wurde, fanden seine Werke nicht einmal in Fachbibliotheken einen Stammplatz
http://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Barthes

Autorinnenteam
PD Dr. Mona Körte
ist Privatdozentin für Neuere Deutsche und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft am Institut für Philosophie, Literatur- und Wissenschaftsgeschichte der TU Berlin und seit Oktober 2013 Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald. Zuvor hat sie am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin zum »Gesicht als Artefakt« geforscht. Ihre wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkte liegen in der Europäisch-jüdischen Literatur- und Kulturgeschichte, Literatur und Anthropologie, Philologie um 1800, literarische Epistemologie der Sammlung und der Dinge.
Prof. Dr. Anne-Kathrin Reulecke
ist Professorin am Institut für Germanistik der Karl-Franzens-Universität Graz. Zuvor hat sie an der TU Berlin gelehrt und am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin zum Thema »Visualität, Sehstörungen und Blindheit in Literatur und Film« geforscht. Ihre wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkte sind Theorien der Autorschaft, der Fälschung und des Plagiats; Medien, Intermedialität und Realismuskonzepte in der Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts; Gegenwartsliteratur und Biowissenschaften.

Fazit
Die überzeugende Studie "Mythologies – Mythen des Alltags" - zu Roland Barthes (1) dem Klassiker der Kulturwissenschaften -  des Herausgeberinnenteams Mona Körte und Anne-Kathrin Reulecke strotz nur so von zum Teil verwirrenden Quellenhinweisen.  Inmtten dieses Fussnoten-Labyrinths  von klitzekleinen Erkenntniskristallen beginnen diese von mal zu mal aufzuleuchten. Zusammen mit dem rund 10.köpfigen AutorInnenteam ist ihnen gelungen das 'tödliche Urteil'  der Fachidioten-Prominenz zu durchforsten und den so Ausgegrenzt-Vergessenen ans Licht des aktuellen philosophischen Diskurses einzubetten. m+w.p15-2