Jean-François Lyotard : Das postmoderne Wissen
Diskurs PA4
J.-F. Lyotard: Das postmoderne Wissen
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Online-Publikation: Juli 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Ein Bericht >>
Herausgegeben von Peter Engelmann .Übersetzt von Otto Pfersmann, zusammen mit Karin Schreiner und Mathilde Fischer
Passagen Forum: Broschur;
Passagen Verlag > 25 Jahre*, Wien; http://www.passagen.at
Inhalt
Das postmoderne Wissen – erstmals 1982 in einer Zeitschrift erschienen – ist ein Schlüsseltext der Postmoderne. Lyotard hat damit den philosophischen Gehalt dieses Begriffs definiert und grundlegend geprägt. Die deutsche Übersetzung erscheint nun bereits in der 7. Auflage.
Ausgehend von Wittgensteins Theorie der Sprachspiele entwickelt Jean-François Lyotard Ansätze zu einem völlig neuen, philosophischen Begriff der Postmoderne. Mit seiner Verwendung in der Architektur hat Lyotards philosophischer Postmoderne-Begriff nur noch den Namen gemein. Lyotard versucht vielmehr, den zum Ende des 20. Jahrhunderts einsetzenden fundamentalen Umbruch der Gesellschaftstechnologien zu erfassen. Er diagnostiziert das Ende der „großen Erzählungen“ von Freiheit und Aufklärung, erschüttert den eingefahrenen Glauben an Konsens und an Wissenschaft als interessefreien Raum und führt konsequent die Aporien des „Projekts Aufklärung“ vor. Das Werk Jean-François Lyotards bestimmt noch immer eine der wichtigsten philosophischen Diskussionen um Ethik und Handlungsfähigkeit im neuen Jahrtausend.
Jean-François Lyotard (1924-1998) lehrte Philosophie in Paris und den USA.
Weiterführende Topoi
Erzählungen | Pluralismus | Postmoderne | Sprachspiele | Wittgenstein, Ludwig
Autor
Jean-François Lyotard (1924-1998) lehrte Philosophie in Paris und den USA.
Rund 30 weitere Titel sind im Verlag bereits erschienen
Herausgeber
Peter Engelmann ist Philosoph, Herausgeber der französischen Philosophen der Postmoderne und der Dekonstruktion und Leiter des Passagen Verlages.
Fazit
Der französische Philosoph Jean-François Lyotard hat die ersten Ansätze nach Wittgenstein im Diskurs-Bericht "Das postmoderne Wissen" (1) publiziert (ab 1968 des 20.Jhdt). Dank dem Übersetzerteam Otto Pfersmann, zusammen mit Karin Schreiner und Mathilde Fischer des Passagen Verlags ist es ihm gelungen, einerseits die rasante Entwicklung der Informationstechnologie (ab 1979) linguistisch zu begleiten, als auch inhaltlich die Metamorphose der französischen Linken in die Mental-Spur des Neokapitalismus, dank Lyotard, darzustellen, kurz: 'Die herrschende Klasse ist und wird die der Entscheidungen sein (Krieg gegen den Terror 2001, Finanzkrise 2008)'.
Daraus folgt dass 'Lyotards Alternative zwischen Expertenherrschaft und demokratischem Umgang mit den technischen Möglichkeiten der Informationstechnologie heute so aktuell wie vor dreissig Jahren', so Verleger Peter Engelmann. Wir fügen hinzu, sie sind noch brisanter und verheerender in ihrer fragmentisierenden Wirkkraft (2). Lyotard setzt seine Antimethode /Paralogie (3) dagegen. Dazu gehören, sagt er, Sprachspiele, soziale Bänder (erhöhte Bindekraft) mit daraus abgeleiteter Perspektive (1) und praktisch-narratives sowie wissenschaftliches Wissen. Aktuell stelt er fest, dass das Gross-Narrative unglaubwürdig geworden ist, die kommunistische Diskurs-Alternative beseitigt erscheint, und der 'scheinsozialisierte' Kaptialismus unter dem Deckmantel des Keynesianischen stetig vorrückt - bis anhin - fügen wir hinzu.
Denn die humanistische Philosophie hat bereits vor rund 100 Jahren ihre Legitimation aufgekündigt, führt ins Schild, mit der Delegitimierung-Methode (Pessimistische Attitüde) in der Avantgarde-Kultur in Wien mit Musil, Kraus, Hoffmannsthal, Loos, Schönberg, Broch, (Schiele, Gerstl, Kokoschka...). Nur der kultur-sprachlichen und wirkenden Praxis mit ihrer kommunikativen Interaktion gelingt es die 'Verlorene Erzählung' gegen die 'Barbarei' zu setzen - 'rauh und real', so Lyotard sinngemäss. Und seine Quintessenz dazu ist dass 'die Öffentlichkeit freien Zugang zu den Speichern und Datenbanken erhalten soll, so dass die Sprach-/Bild-Spiele vollständig aufscheinen. Die Spieleinsätze werden dann durch Erkenntnisse konstituiert werden, wodurch der Vorrat an möglichen Aussagen unerschöpflich sein wird. Vision und Utopie zugleich, aber wir stimmen dann zu. m+w.p15-7
(1) Postmoderne
[post = lat.: nach] Allg.: Unklare Sammelbezeichnung für eine Geisteshaltung (neuer Zeitgeist) bzw. eine (aus Architektur und Kunst vermittelte Stil- und) Denkrichtung, die sich als Gegen- oder Ablösungsbewegung zur Moderne versteht. Der auf rationale Durchdringung und Ordnung gerichteten Moderne stellt die P. eine prinzipielle Offenheit, Vielfalt und Suche nach Neuem entgegen, die von ihren Gegnern als Beliebigkeit (»anything goes«) kritisiert wird.
Pol.: Sofern die P. auch als politische Haltung bezeichnet werden kann, steht sie den politischen Institutionen und Prozessen eher kritisch, übergreifenden Bekenntnissen und Ideologien eher ablehnend gegenüber. Ablehnung und Gleichgültigkeit (z. B. auch gegenüber Wahlen) werden von Kritikern oft als fehlendes Engagement und Flucht in die Unverbindlichkeit verkannt, dem steht aber ein durchaus ausgeprägtes, eher individualistisches Interesse an politisch-inhaltlichen Fragen (z. B. im Umwelt- und Gesundheitsschutz) gegenüber, d. h. die (politische) P. kann durchaus als Kritik an den (Fortschritts- und Machbarkeits-) Versprechungen der Moderne interpretiert werden.
Siehe auch:
Strukturwandel
Quelle: Schubert, Klaus/Martina Klein: Das Politiklexikon. 5., aktual. Aufl. Bonn: Dietz 2011.
Linkhinweise zu den Topoi / Untersuchungsfeldern:
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/18054/postmoderne
https://de.wikipedia.org/wiki/Postmoderne
https://de.wikipedia.org/wiki/Postmoderne_Architektur
https://de.wikipedia.org/wiki/Postmoderne_Literatur
http://www.hatjecantz.de/postmoderne-5051-0.html > Kunst:
»Ich verfolge keine Absichten, kein System, keine Richtungen; ich habe kein Programm, keinen Stil, kein Anliegen.« (Gerhard Richter,1993)
(2) Fragmentisierende Wirkkraft . h
ttp://www.kultur-punkt.ch/galerie/eigene-arbeiten/prankl-mw-leben-werk/projekt-fragmentierung-einfuehrung.html
(3) Paralogie
Wie funktioniert die Legitimation durch Paralogie in Lyotards
postmodernem Wissen? Frei nach Lyotard:
Die großen Erzählungen haben ausgedient:
Weder die spekulative Begründung in Moral und Metaphysik,
noch der Konsens der Experten,
noch die pragmatische Performanz
können das Wissen, die Wissenschaft hinreichend Legitimieren.
Statt dessen schlägt er vor (Das postmoderne Wissen S. 16):
Das postmoderne Wissen "...findet seinen Grund nicht in der
Übereinstimmung der Experten, sondern in der Paralogie der Erfinder."
Paralogie ist ein Fehlschluß oder eine unklare Bezeichnung - wie kann
die Paralogie der Grund des postmodernen Wissens sein?
http://de.sci.philosophie.narkive.com/QRL6iZBL/lyotard-legitimation-durch-paralogie
https://de.wikipedia.org/wiki/Paralogie
*
Kants Analytik des Erhabenen und ihre Rezeption durch Lyotard - Google Books-Ergebnisseite
https://books.google.de/books?isbn=3832400338
Christoph Welz - Philosophy:
Lyotard nennt dies "Paralogie" (PW 176), die er als "Antimethode" (PW 175)
begreift, und die er von der Legitimation durch Innovation absetzt...
https://books.google.de/books?id=qTXaAQAAQBAJ&pg=PA44&lpg=PA44&dq=paralogie+lyotard&source=bl&ots=Z8S77czqC2&sig=7pHL87V9QP_ueuRC_bAbFAhZ9Y8&hl=de&sa=X&ved=0CEEQ6AEwCWoVChMIiZzq7P79xgIVAjoUCh2FzwJR#v=onepage&q=paralogie%20lyotard&f=false