Reichweiten Dynamiken und Grenzen kultureller Transferprozesse in Europa, 1400 – 1520 . Berndt Hamm , Nikolaus Henkel , Thomas Noll und Frank Rexroth

Rezeption und Resistenz, Lukas Madersbacher:
Links: Verkündigung des Todes Mariens, Jean Fouquet, Musée Condé 1452/60
Rechts oben: Ankunft Karl IV. in Saint Denis, Jean Fouquet, Grandes Chroniques de France, Paris, 1460
Rechts unten: Construzione legittima, nach Leon Battista Alberti, De Pictura, 1435
Zentralperspektive: (o: Auge > Zentralpunkt / l: Transversalen/ r: Orthogonalen)
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Kultur - Reichweiten - Transferprozesse (1400-1520 / 1918)
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Online-Publikation: Februar 2023 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Reichweiten Dynamiken und Grenzen kultureller Transferprozesse in Europa, 1400 – 1520 . Berndt Hamm , Nikolaus Henkel , Thomas Noll und Frank Rexroth >>
282 Seiten, 643 g, gebunden, ISBN 978-3-11-074037-0, EUR114,95
UK Trade Customers- order print books via Marston Book Services trade.orders@Marston.co.uk
UK Individual Customers samthornton@mare-nostrum.co.uk
Walter de Gruyter, Berlin: http://www.degruyter.com;

Charakteristika
> Band 2 Grenzüberschreitung und Partikularisierung
> Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
Rubriken: Genre: Geisteswissenschaften, Kunst, Musik | Geschichte | Neuzeit bis 1918

AutorInnen-Team:
Hamm, Berndt Hrsg. Rexroth, Frank Hrsg.Wulf, Christine, Hrsg. Berndt Hamm,
Universität Erlangen-Nürnberg; Frank Rexroth,
Universität Göttingen; Christine Wulf, Akad. d. Wissenschaften, Göttingen.

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Fazit
vorangestellt, inhaltlich dem Topos folgend:
Was im Band 1* einleitend festgestellt wird gilt auch für den Band 2:
Es ist die raumbezogene Frage nach Verbreitungs-, Wirkungs- und Rezeptionsbereichen, die von Personen, Gruppen, Institutionen, Ideen, Verhaltensweisen und Techniken abgesteckt werden. So kann man für die Vormoderne beispielsweise nach der Reichweite der Devotio moderna fragen...

Bei der Untersuchung im Band 2 vertieft und erweitert sich der Fragekomplex kultureller Phänomene glrichermassen, und so stellt sich schnell die Frage nach deren
lokaler, regionaler, nationaler, transnationaler oder gar globaler Reichweite. Es ist
die raumbezogene Frage nach Verbreitungs-, Wirkungs- und Rezeptionsbereichen,
die von Personen, Gruppen, Institutionen, Ideen, Verhaltensweisen und Techniken
abgesteckt werden. '13 Studien, die sich aus unterschiedlichsten, disziplinär und thematisch bestimmten Perspektiven dieser Frage annahmen, haben wir vor kurzem in
einem Band der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgestellt', so das Herausgeber-Team.
Die überaus kompetente und umfassende Untersuchung "Reichweiten" Band1 und 2 des HerausgeberInnen-Teams in den Topoi 'Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen' zeigen methodisch beispielhaft die 'Dynamiken und Grenzen' auf wie 'kultureller Transferprozesse in Europa im Zeitraum zwischen 1400 1520' stattfanden
'Der Begriff der kulturellen Reichweite lädt zu einem ganzen Bündel wichtiger Fragestellungen ein:
' 1. Die Frage nach Verdichtungen und Zentren bestimmter Kulturphänomene im Unterschied zu eher peripheren Räumen mit geringerer Dichte, Intensität und Qualität.
2. Die Frage nach grenzüberschreitenden Transgressionen und nicht-überwunde-nen kulturgeographischen, insbesondere sprachlichen, nationalen und sozialen Grenzen.
3. Die Frage nach den raumüberbrückenden Verbreitungsmedien und weiteren Ver-breitungsbedingungen: Wegenetze und Verkehrssysteme, urbane Siedlungsverdichtungen, politische Ordnungsstrukturen, Verfügbarkeit von Ressourcen etc
4.Die Frage nach sozialen Gebilden als Resonanzkörpern für das Verbreitungsphänomen: welche Milieus bzw. sozialen Schichten bzw. soziale Stände befördern die Ausbreitung, welche behindern sie?
5.Die Frage nach dem Zeitfaktor der Reichweite: In welcher Zeitspanne, wie schnell oder wie langsam werden Raumdistanzen überbrückt und Räume kulturell durchdrungen?
6.Die Frage nach der Transformation, die mit der räumlichen Ausbreitung verbunden sein kann:
7.Die Frage nach dem Verhältnis von intendierter und realisierter bzw. nicht realisierter
kultureller Reichweite'.
Diese Fragen sind für alle wissenschaftlichen Disziplinen, die über den Zeitraum von 1400 bis 1520 hinaus - bis heute - arbeiten, methodologisch in gleicher Weise interessant (was sowohl die Grenzüberschreitung als auch die Partikularisierung), da die hier erarbeiteten, wissenschaftlichen Methoden als Teil der Logik und der Philosophie Methodologien den theoretischen Begründungsrahmen für methodische Vorgehensweisen für die Metawissenschaft liefern.
m+w.p23-2 < k. >
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INHALT
Band 2

Berndt Hamm, Frank Rexroth, Christine Wulf
Reichweiten kultureller Transferprozesse (II)
Zur Einführung
Bei der Untersuchung kultureller Phänomene stellt sich schnell die Frage nach deren
lokaler, regionaler, nationaler, transnationaler oder gar globaler Reichweite. Es ist
die raumbezogene Frage nach Verbreitungs-, Wirkungs- und Rezeptionsbereichen,
die von Personen, Gruppen, Institutionen, Ideen, Verhaltensweisen und Techniken
abgesteckt werden. 13 Studien, die sich aus unterschiedlichsten, disziplinär und thematisch bestimmten Perspektiven dieser Frage annahmen, haben wir vor kurzem in
einem Band der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgestellt.
Hier folgen 12 weitere
Arbeiten, die das Problem kultureller „Reichweiten“ im Rahmen des gewählten Forschungsprogramms erweitern und abrunden sollen.
Wie schon im Vorgängerband, so soll auch hier unsere Forschungsperspektive
durch einige wenige exemplarische Überlegungen gesucht werden. So ist in der Vergangenheit beispielsweise nach der Reichweite der Devotio moderna gefragt worden,
nach derjenigen der Reformnetzwerke von Orden wie etwa der observanten Dominikanerinnen, nach der geographischen Reichweite künstlerischer Konzeptionen wie
der geschnitzten Christus-Johannes-Gruppen, nach der Verbreitung des kollektiven
religiösen Stiftungsverhaltens von Adels- oder Patrizierfamilien wie von ländlichen
Kommunen, nach den Entstehungsorten spezifischer Formen der Manuskriptkultur
wie etwa der Tauler-Handschriften im 15. und frühen 16. Jahrhundert, nach der Diffusionsdichte nominalistischer und realistischer Logikhandbücher oder nach der Ausstrahlung von Bauhütten und Werkstätten. Solche raumbezogenen Fragestellungen
bieten sich etwa auch von Seiten der Musik- und Liturgiewissenschaft, der Schul- und
Bildungsgeschichte oder der Inschriftenkunde, aber auch der politischen, der Wirtschafts-, der Rechts- oder der Kirchengeschichte an. Analog könnte man umgekehrt
von einer bestimmten Region (z. B. dem Oberrhein zwischen Basel und Heidelberg)
ausgehen und nach dominierenden kulturell-geistigen Profilen vor und nach 1500
fragen, nach ihren Einzugs- und Ausstrahlungsbereichen: Unter welchen Einflüssen
und mit welchen Wirkungen entstanden hier welche technischen, künstlerischen
oder literarischen Innovationen (etwa die Kupferstichtechnik)?
In der Forschung stößt man einerseits auf eine Fülle von lokal eingegrenzten
Detailstudien ohne den Vergleiche ermöglichenden, relativierenden Bezugsrahmen
weiterer Raumkoordinaten. Andererseits herrscht nach wie vor eine starke Tendenz
1 Reichweiten. Dynamiken und Grenzen kultureller Transferprozesse in Europa, 1400–1520. Bd. 1: Internationale Stile – Voraussetzungen, soziale Verankerungen, Fallstudien. Hg. von Nikolaus Henkel,
Thomas Noll und Frank Rexroth (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen,
Neue Folge Bd. 49/1). Berlin/Boston 2020.
https://doi.org/10.1515/9783110740509-201
VI  Berndt Hamm, Frank Rexroth, Christine Wulf
zu universalisierenden Aussagen über Kulturphänomene (wie etwa „Augustinismus“,
„Via antiqua/Via moderna“, „Beginentum“) ohne Raumkoeffizienten. Der Göttinger
Tagungszyklus soll dazu beitragen, diese Diastase zu überwinden und Erkenntnisse
über das Verhältnis zwischen ortsspezifischen, translokalen bzw. weiträumigen Verfahrensweisen, Mentalitäten, Ideen und Materialisierungen zu gewinnen.
Der Begriff der kulturellen Reichweite lädt zu einem ganzen Bündel wichtiger
Fragestellungen ein, die bei den einzelnen Vortragsthemen der Tagungen jeweils
akzentuiert werden. Einige seien besonders hervorgehoben:
1. Die Frage nach Verdichtungen und Zentren bestimmter Kulturphänomene im
Unterschied zu eher peripheren Räumen mit geringerer Dichte, Intensität und
Qualität.
2. Die Frage nach grenzüberschreitenden Transgressionen und nicht-überwundenen kulturgeographischen, insbesondere sprachlichen, nationalen und sozialen
Grenzen.
3. Die Frage nach den raumüberbrückenden Verbreitungsmedien und weiteren Verbreitungsbedingungen: Wegenetze und Verkehrssysteme, urbane Siedlungsverdichtungen, politische Ordnungsstrukturen, Verfügbarkeit von Ressourcen etc.
4. Die Frage nach sozialen Gebilden als Resonanzkörpern für das Verbreitungsphänomen: Welche Milieus bzw. sozialen Schichten bzw. sozialen Stände befördern
die Ausbreitung, welche behindern sie?
5. Die Frage nach dem Zeitfaktor der Reichweite: In welcher Zeitspanne, wie schnell
oder wie langsam werden Raumdistanzen überbrückt und Räume kulturell
durchdrungen?
6. Die Frage nach der Transformation, die mit der räumlichen Ausbreitung verbunden sein kann: Welche Quantitäten, Qualitäten und Intensitäten verändern sich,
wenn z. B. dasselbe Buch in einem anderen räumlichen Kulturkontext verbreitet
und gelesen wird? Welche Art von kultureller Umgestaltung verbindet sich mit
welcher Art von kultureller Distribution und Diffusion? Wie verändern sich durch
Raumöffnungen die Horizonte und Perspektiven der Weltwahrnehmung?
7. Die Frage nach dem Verhältnis von intendierter und realisierter bzw. nicht realisierter Reichweite: Wie weit reichte der intendierte Raumhorizont, wie viel Universalität konnte lokal oder regional präsent sein?
Diese Fragen sind für alle wissenschaftlichen Disziplinen, die über den Zeitraum
1400 bis 1520 arbeiten, in gleicher Weise interessant. Sie laden zu einem raumbezogenen interdisziplinären Austausch ein. Jedes Fach kann Orte, Regionen, Personen, Ideen, Techniken, Praktiken etc. vorschlagen, nach deren kultureller Reichweite
gefragt wird: Wie weit reichen Vorstellungen und Einflüsse, welche Grenzen können
sie überwinden und wie verändern sich dabei die kulturellen Phänomene? Um die
inhaltliche Kohärenz der geplanten Symposien und Tagungsbände zu gewährleisten
und einem Auseinanderdriften in weit auseinanderliegende Zeiträume entgegenzuwirken, werden sich alle Vorträge an den pragmatischen zeitlichen Rahmen 1400 bis
Reichweiten kultureller Transferprozesse (II)  VII
1520 halten – was selbstverständlich flexible Überschreitungen an den Rändern, die
ein starres Epochendenken überwinden, nicht ausschließt.
In vier Tagungen, die von 2015 bis 2018 in den Räumen der Göttinger Akademie
stattfanden, behandelten wir diese Fragen mit jeweils unterschiedlichem Zugriff. Die
Beiträge zu den ersten beiden (2015/16), die „Grundlegenden und exemplarischen
Studien“ und den sogenannten „Internationalen Stilen“ gewidmet waren, sind in
einem Anfang 2020 erschienenen Band vereint. Der vorliegende Band enthält die
Referate der dritten und vierten Tagung (2017/18). Auf diesen ging es zunächst um die
„Transgression von Grenzen“, dann um Phänomene der „Partikularisierung“.
Die Herausgeber danken jenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sie bei der
Erstellung des druckfertigen Textes engagiert unterstützt haben. Bei der Geschäftsstelle der Akademie stand uns Frau Gabriele Röder zur Seite. Unser Dank gilt weiterhin dem Verlag Walter de Gruyter, insbesondere Herrn Andreas Brandmair, für die
gute Zusammenarbeit und die sorgfältige Drucklegung.
Erlangen/Ulm und Göttingen, im April 2021

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Band1
Berndt Hamm, Nikolaus Henkel, Thomas Noll und Frank Rexroth
Reichweiten kultureller Transferprozesse
Zur Einführung
Bei der Untersuchung kultureller Phänomene stellt sich schnell die Frage nach deren lokaler, regionaler, nationaler, transnationaler oder gar globaler Reichweite.

1 Es ist die raumbezogene Frage nach Verbreitungs-, Wirkungs- und Rezeptionsbereichen, die von Personen, Gruppen, Institutionen, Ideen, Verhaltensweisen und Techniken abgesteckt werden. So kann man für die Vormoderne beispielsweise nach der Reichweite der Devotio moderna fragen, nach derjenigen der Reformnetzwerke von Orden wie etwa der observanten Dominikanerinnen, nach der geographischen Reichweite künstlerischer Konzeptionen wie der geschnitzten Christus-Johannes-Gruppen, nach der Verbrei-tung des kollektiven religiösen Stiftungsverhaltens von Adels- oder Patrizierfamilien wie von ländlichen Kommunen, nach den Entstehungsorten spezifischer Formen der Manuskriptkultur wie etwa der Tauler-Handschriften im 15. und frühen 16. Jahrhun-dert, nach der Diffusionsdichte nominalistischer und realistischer Logikhandbücher oder nach der Ausstrahlung von Bauhütten und Werkstätten. Solche raumbezoge-nen Fragestellungen bieten sich etwa auch von Seiten der Musik- und Liturgiewis-senschaft, der Schul- und Bildungsgeschichte oder der Inschriftenkunde, aber auch der politischen, der Wirtschafts-, der Rechts- oder der Kirchengeschichte an. Analog könnte man umgekehrt von einer bestimmten Region (z. B. dem Oberrhein zwischen Basel und Heidelberg) ausgehen und nach dominierenden kulturell-geistigen Pro-filen vor und nach 1500 fragen, nach ihren Einzugs- und Ausstrahlungsbereichen: Unter welchen Einflüssen und mit welchen Wirkungen entstanden hier welche tech-nischen, künstlerischen oder literarischen Innovationen (etwa die Kupferstichtech-nik)? In der Forschung stößt man einerseits auf eine Fülle von lokal eingegrenzten Detailstudien ohne den Vergleiche ermöglichenden, relativierenden Bezugsrahmen weiterer Raumkoordinaten. Andererseits herrscht nach wie vor eine starke Tendenz zu universalisierenden Aussagen über Kulturphänomene (wie etwa „Augustinismus“, „Via antiqua/Via moderna“, „Beginentum“) ohne Raumkoeffizienten. Der Göttinger Tagungszyklus soll dazu beitragen, diese Diastase zu überwinden und Erkenntnisse 1 Die folgenden Überlegungen wollen zum Generalthema des Bandes hinleiten. Sie flächig mit Lite-raturverweisen zu versehen, schien uns nicht sinnvoll, da die Beiträge hier erschöpfende Angaben liefern. Im Wesentlichen geht dieser Text auf eine Diskussionsvorlage zurück, die Berndt Hamm nach einem Treffen mit Mitgliedern unserer Kommission verschriftete und die wir den Teilnehmern an un-seren Tagungen zeitig zur Verfügung stellten. https://doi.org/10.1515/9783110670042-201
VI Berndt Hamm, Nikolaus Henkel, Thomas Noll und Frank Rexrothüber das Verhältnis zwischen ortsspezifischen, translokalen bzw. weiträumigen Ver-fahrensweisen, Mentalitäten, Ideen und Materialisierungen zu gewinnen.Der Begriff der kulturellen Reichweite lädt zu einem ganzen Bündel wichtiger Fragestellungen ein, die bei den einzelnen Vortragsthemen der Tagungen jeweils akzentuiert werden. Einige seien besonders hervorgehoben:
1. Die Frage nach Verdichtungen und Zentren bestimmter Kulturphänomene im Unterschied zu eher peripheren Räumen mit geringerer Dichte, Intensität und Qualität.
2. Die Frage nach grenzüberschreitenden Transgressionen und nicht-überwunde-nen kulturgeographischen, insbesondere sprachlichen, nationalen und sozialen Grenzen.
3. Die Frage nach den raumüberbrückenden Verbreitungsmedien und weiteren Ver-breitungsbedingungen: Wegenetze und Verkehrssysteme, urbane Siedlungsver-dichtungen, politische Ordnungsstrukturen, Verfügbarkeit von Ressourcen etc.
4.Die Frage nach sozialen Gebilden als Resonanzkörpern für das Verbreitungsphä-nomen: welche Milieus bzw. sozialen Schichten bzw. soziale Stände befördern die Ausbreitung, welche behindern sie?
5.Die Frage nach dem Zeitfaktor der Reichweite: In welcher Zeitspanne, wie schnell oder wie langsam werden Raumdistanzen überbrückt und Räume kulturell durchdrungen?
6.Die Frage nach der Transformation, die mit der räumlichen Ausbreitung verbun-den sein kann: Welche Quantitäten, Qualitäten und Intensitäten verändern sich, wenn z. B. dasselbe Buch in einem anderen räumlichen Kulturkontext verbreitet und gelesen wird? Welche Art von kultureller Umgestaltung verbindet sich mit welcher Art von kultureller Distribution und Diffusion? Wie verändern sich durch Raumöffnungen die Horizonte und Perspektiven der Weltwahrnehmung?
7.Die Frage nach dem Verhältnis von intendierter und realisierter bzw. nicht realisierter Reichweite: Wie weit reichte der intendierte Raumhorizont, wie viel Uni-versalität konnte lokal oder regional präsent sein?
Diese Fragen sind für alle wissenschaftlichen Disziplinen, die über den Zeitraum 1400 bis 1520 arbeiten, in gleicher Weise interessant. Sie laden zu einem raumbe-zogenen interdisziplinären Austausch ein. Jedes Fach kann Orte, Regionen, Perso-nen, Ideen, Techniken, Praktiken etc. vorschlagen, nach deren kultureller Reichweite gefragt wird: Wie weit reichen Vorstellungen und Einflüsse, welche Grenzen können sie überwinden und wie verändern sich dabei die kulturellen Phänomene? Um die inhaltliche Kohärenz der geplanten Symposien und Tagungsbände zu gewährleisten und einem Auseinanderdriften in weit auseinanderliegende Zeiträume entgegenzu-wirken, werden sich alle Vorträge an den pragmatischen zeitlichen Rahmen 1400 bis 1520 halten – was selbstverständlich flexible Überschreitungen an den Rändern, die ein starres Epochendenken überwinden, nicht ausschließt.
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