Prekarität und Freiheit? Feministische Wissenschaft, Kulturkritik und Selbstorganisation

Diskurs Aktuell
Präkarität - Selbstorganisation
wfdampfboot13-5praekaritaet-freiheit
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/wfdampfboot13-5praekaritaet-freiheit.htm
Online-Publikation: Mai  2013 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Fink, Dagmar; Krondorfer, Birge; Prokop, Sabine; Brunner, Claudia (Hrsg.): Prekarität und Freiheit? Feministische Wissenschaft, Kulturkritik und Selbstorganisation >>
281 Seiten; Broschur; ISBN: 978-3-89691-929-8;  € 19,90
Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster; http://www.dampfboot-verlag.de;

Inhalt
Prekarität und Freiheit? als begriffliche Klammer eines ebenso widersprüchlichen wie komplementären Verhältnisses wird in diesem Band von AutorInnen reflektiert, die großteils aus außeruniversitären Forschungs- und Theoriebildungsrändern kommen bzw. sich an Schnittstellen von Institutionen und Selbstorganisierung (flexibel natürlich!) bewegen. Marginalisierte Arbeits-, Wissens- und Organisationsverhältnisse sind somit nicht nur Gegenstand, sondern auch Grund und Motiv der Auseinandersetzungen. Die Texte spiegeln die unterschiedlichen kategorialen Rahmungen aus Philosophie, Soziologie, Geschichte, Kulturtheorie, Kunst, Literatur- und Sprachwissenschaft, aber auch jene aus politischen und kulturellen Praxen. Thematisiert werden prekäre Freiheiten anhand von Kollektivität, Öffentlichkeit, Frauenbewegungsgeschichte, Kultur/Arbeit, Ökonomie, Migration, Wissenschaft, Sexualität, Anerkennungsweisen, Bildung, Alter, Lebensführung.

Herausgeberteam
Dagmar Fink
http://www.uni-marburg.de/fb21/i-on/mitarbeiter-innen/team/fink
Birge Krondorfer
http://birgekrondorfer.net/
Claudia Brunner (Hrsg.)
http://www.uni-klu.ac.at/frieden/inhalt/632.htm
Sabine Prokop
http://www.staatstheater-darmstadt.de/ensemble/tanz/1461-prokop-sabine
Claudia Brunner
http://www.uni-klu.ac.at/frieden/inhalt/632.htm; claudia.brunner@uni-klu.ac.at;

Fazit
Die Wissenschaftler- und Herausgeberinnen-Team Dagmar Fink, Birge Krondorfer, Sabine Prokop und Claudia Brunner haben zur Recht in ihrem überaus überzeugenden Diskursbuch "Prekarität und Freiheit?" nahe dem Freiheitsbegriff ein Fragezeichen gesetzt. Erstens weil es dem offenen sokratischen Diskurs dank Platon dient, und zweitens weil sich rund 25 Autorinnen thematisch geschickt und resolut versammelten, um die weiblich-fragmentierte Existenz** in der aktuelle Lage (früher wie morgen) grundlegend zu untersuchen. Dabei kommt der Armut, ihre Bedingtheit und Entgrenzung, die besonders bei Selbständigkeit und in der Kulturarbeit in Österreich zum Ausdruck kommen. Das gilt desgleichen für die Tätigkeit in den Organisationsverhältnissen im Wissenschaftsbetrieb. Wer es dennoch unternimmt Selbstorganisation zu betreiben landet in einer prekären Kultur mit "widersprüchlichen Freiheiten", wie es auch männlichen, visionär bis utopisch orientierten Einzelgängern in einer neloliberalen oder totalitär geführten Öffentlichkeit singulär wie als Multitude* vermehrt ergeht. Die Frauen-Befreiungsbewegtheit erwartet ein Minenfeld zwischen Schrift- und Bild- Sexismus, weiterhin Prekariat und Patriarchalisch -neoliberale Gehabe. Das Team bekennt sich schliesslich doch zu Praktiken zur - wenn auch von aussen fragmentierter - Selbstorganisation, im Hinterland der Revolte und sinnen nach einem Verband feministischer Wissenschaftlerinnnen. Dennoch ist Kooperation mit den männlichen Singulären und Multituden von Nutzen, wie es der verkannte Darwin als zweitwichtigstes Werkzeug zum Gelingen in der Welt darbot. m+w.p13-5

*) Multitude ist ein Begriff aus der politischen Philosophie. In der aktuellen Diskussion spielt er vor allem im Postoperaismus eine wichtige Rolle. Bekannt wurde der Begriff durch das Buch Empire – die neue Weltordnung von Antonio Negri und Michael Hardt (2000; dt.: 2002). Der Bedeutungsraum von Multitude – in der deutschen Übersetzung von „Empire“ als „Menge“ übersetzt – kann auch „Vielheit“, „Vielfalt“ (von Personen, Subjekten, „Singularitäten“) umfassen. Bei Hardt und Negri geht der Begriff zurück auf die Philosophie Spinozas (Multitudo).
http://de.wikipedia.org/wiki/Multitude
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/pa4-12-11risikeniv4.1weltkrisenspiele-seibert-prankl.htm
**http://www.kultur-punkt.ch/galerie/fragmentierung-torsi13-1.htm
**http://www.kultur-punkt.ch/galerie/fragmentierung-figuration13-1.htm
Weiterer Hinweis:
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/dtv13-5wagenknecht-freiheit.htm