Jacques Rancière : Aisthesis . Vierzehn Szenen

Diskurs Aktuell
Jacques Rancière : Aisthesis
passagen13-12ranciere-aisthesis
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/passagen13-12ranciere-aisthesis.htm
Online-Publikation: Dezember 2013 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Jacques Rancière : Aisthesis . Vierzehn Szenen . Herausgegeben von Peter Engelmann . Übersetzt von Richard Steurer-Boulard . Reihe Passagen forum >>
352 Seiten; Broschur; 235 x 140 mm; ISBN 9783709200964; 39,90 EUR
Passagen Verlag = 25 Jahre*, Wien; http://www.passagen.at;

Inhalt
In seinem Opus magnum zur Ästhetik untersucht Jacques Rancière berühmte wie auch vergessene Ereignisse aus den Jahren 1764 bis 1941. Anhand dieser Szenen zeigt Rancière, wie sich das ästhetische Wahrnehmungs- und Interpretationsregime der Kunst herausbildet und verändert, indem es die besonderen Eigenschaften der jeweiligen Kunstformen und auch die Grenzen zwischen Kunst und Alltagserfahrung einebnet.
In vierzehn Szenen geht Rancière der Entstehung und Entwicklung des ästhetischen Regimes der Kunst nach. Er betrachtet mit Winckelmann den Torso im Belvedere, begleitet Hegel ins Museum und Mallarmé ins Varieteetheater Folies-Bergère, hört in Boston einen Vortrag Emersons, besucht Ausstellungen in Paris und New York, eine Fabrik in Berlin, Filmsets in Moskau und Hollywood und die Pächterhütten von Alabama. Rancière untersucht, wie eine beschädigte Statue ein perfektes Kunstwerk werden kann, ein Bild von verlausten Kindern die Darstellung des Ideals, ein Clowns-Purzelbaum ein Aufschwingen in den poetischen Himmel, ein Möbelstück ein Tempel, ein geflickter Overall ein Prinzengewand, das Flattern eines Schleiers eine Kosmogonie oder eine beschleunigte Montage von Gesten die sinnliche Wirklichkeit des Kommunismus. Aisthesis lässt eine Geschichte der künstlerischen Moderne vor unseren Augen entstehen, die weit vom modernistischen Dogma entfernt ist.

Autor
Jacques Rancière, geboren 1940, ist emeritierter Professor für Philosophie und Kunsttheoretiker in Paris.http://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_Ranci%C3%A8re

Herausgeber
Peter Engelmann (* 30. April 1947 in Berlin) ist Philosoph, Herausgeber und Verleger. Engelmann gründete 1985 die Wiener Edition Passagen und 1987 den Wiener Passagen Verlag.
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Engelmann_(Verleger)

http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/passagen13-5engelmann-dekonstruktion.htm

http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/passagen13-8badiou-kommunismus-engelmann.htm

Schlagwortbereich
Ästhetik | Kommunismus | Kunsterfahrung

Fazit
Der Philosoph Vittorio Hösle  berührt mit seiner diskursiven Schrift " Zur Geschichte der Ästhetik und Poetik" nicht nur das Desiderat der Selbsteinholung in der Ästhetik, wie selbst sagt. Was Hösle phylogenetisch und hermeneutisch unter Ästhetik hervorragend zusammenfasst, gelingt Jacques Rancière bravourös ontologisch-politisch mit vierzehn Szenen in " Aisthesis". Bei ihm handelt sich dabei 'nicht um die 'Rezeption' von Kunstwerken. Es handelt sich um das Gewebe sinnlicher Erfahrung, innerhalb dessen sie hergestellt wird'. Dieses Gewebe untersucht in der Gespaltenheit der Schönheit, bei den Strassengötter und dem Plebejerhimmel. Rancière widmet sich neben der 'freien' im besonderen der angewandten Kunst (aktuell: marketingtriefendes Design / Styling , w.p). Dabei bemerkt er sehr wohl es um die 'Meisterschaft der Oberflächen' geht, um die Übertölpelung der anvisierten Zielgruppen in den Megalopoli (Metropolis 1927, Lang und Chaplin Modern times, 'durchaus berechtigt links', w.p.). Stets schimmert dieser Anmutungsaspekt (Erlebens-Sehn-Sucht) bei seiner scharfsinnigen Beobachtung, so bei seinen Zwischentitel wie 'Treppe zum Tempel, Erhabenheit', dazu gehören auch Fabrik mit ihren Maschinen-Schatten (Frau ohne Schatten 1919, Strauss-Hoffmannsthal: 'hellsichtig' w,p. ) . Rancière Quintessenz ist 'die Dinge durch die Dinge hindurch zu sehen' und das 'grausame Strahlen dessen, was ist' unsere globale und von ihm und Whitman anvisierte urbanisierende 'Kulturelle Demokratie' in ihrem aktuellen Beschleunigungsrhythmus, zugleich den 'gewöhnlichen (fraktalen, fragmentierten *) Minuten des Alltagslebens Nachhall zu verleihen. Dieser durchschauenden Erkenntnis ist voll zuzustimmen.
 m+w.p13-12
Vertiefende Hinweise:
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/schwabe13-10hoesle-aesthetik-poetik.htm
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/pa4-13-11gutleben-wirkfelderA4.htm
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/

*) -FRAKTAL 
Betrachten wir das ganzheitlich unerklärbare Universum mit seinem beiden grossen Wirkkräften : Symmetrie /Schönheit und Chaos/Rauheit  - Mandelbrot nennt es das FRAKTAL. "Fast alle normalen Muster der Natur sind rau. Sie besitzen äußerst irreguläre und fragmentierte Merkmale.." so Mandelbrot
Dabei wird der langzeitliche Gleichklang von 2500 Jahren bei der Betrachtung des Lebens-/Erdenweges sichtbar, wenn sowohl Platon als auch Mandelbrot zum gleichen Schluss kommen, es kann neben dem glatten ein rauher Aufenthalt auf dem Lebensweg und darüber hinaus / schicksals-/zufallsbedingt geben. w.p
Platon, Staat 620d-e
Die Mehrzahl von Seelen, die aus der Erde hervorkommen,wählen nicht im Sturmschritt, weil sie die Leiden an sich erfahren, und an anderen gesehen haben.
dies und auch der Zufall des Loses (1) tragen Schuld an dem Wechsel zwischen Glück und Unglück im Leben der meisten .
Denn, wenn ein Mensch, sooft er in diesem Leben eintritt, vernünftig dem Erkenntnisdrang lebt (2), und wenn ihm nicht unter den letzen das Los der Wahl (1) zufällt,
dann lebt er - nach Berichten aus jener Welt - nicht nur hier glücklich, sondern er geht auch auf seinen Wanderungen von hier 'hinüber und  wieder zurück (3)  ' nicht einen rauhen Erdenweg (4), sondern eine glatte Himmelsstrasse (...wie Orpheus ... und andere musische Tiere ) ...
(1) tragischer Konflikt zwischen Sokrates und oligarchischer Staatsmacht (Anm. 59)
(2) lebensbegleitendes Lernen, wie es Walter zu leben täglich versucht ...Irrtum nicht ausgeschlossen...
(3) siehe Modellskulptur : Lebens-Spirale : Emotions-/Frage-Bild: PA4-13-11lebensspirale
(4) 'Rauher' Erdenweg, auch chaotisch gemeint, besser  fraktal :
Fraktal
ist ein vom Mathematiker Benoît Mandelbrot geprägter Begriff (lateinisch fractus ‚gebrochen‘, von lateinisch frangere‚ '(in Stücke zer-)brechen‘), der bestimmte natürliche oder künstliche Gebilde oder geometrische Muster bezeichnet. Diese Gebilde oder Muster besitzen im Allgemeinen keine ganzzahlige Hausdorff-Dimension (ein mathematischer Begriff, der in vielen üblichen geometrischen Fällen bekannte ganzzahlige Werte liefert), sondern eine gebrochene – daher der Name – und zudem einen hohen Grad von Skaleninvarianz bzw. Selbstähnlichkeit aufweisen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein Objekt aus mehreren verkleinerten Kopien seiner selbst besteht. Geometrische Objekte dieser Art unterscheiden sich in wesentlichen Aspekten von gewöhnlichen glatten Figuren
Online-Publikation: Mai 2013 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>

*)- FRAGMENTIERUNG
http://www.kultur-punkt.ch/galerie/fragmentierung-masken13-1.htm
http://www.kultur-punkt.ch/galerie/fragmentierung-torsi13-1.htm
http://www.kultur-punkt.ch/galerie/fragmentierung-faber13-1.htm