Fritz Edlinger (Hg.): Mit Sprydose und Pinsel gegen die Besatzung . Mit Beiträgen von Sliman Mansour und Samiha Abdeldjebar

Diskurs Aktuell
Graffiti in Palästina
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Online-Publikation: Februar 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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 224 Seiten, farbig bebildert,  ISBN 978-3-85371-395-2,  24,00 Euro
Promedia Verlag, Wien; http://www.verlag-promedia.de ; http://www.mediashop.at/typolight/index.php/home.html

Charakteristika
- Graffiti in Palästina =
--Elemente der Politisierung und Mobilisierung
--zugleich der ästhetischen Agit-Prop-Art

Inhalt
Nirgendwo sonst haben Wandmalerei und Graffiti in den vergangenen Jahrzehnten so eindeutig politischen Charakter angenommen wie in Palästina. Pinsel und Spraydose sind seit der ersten Intifada 1987 zu wichtigen Waffen des Protestes geworden. Auch der berühmte Graffiti-Künstler Banksy stattete vor Kurzem den besetzten Gebieten einen Besuch ab und bereicherte die Wände Palästinas um politische Motive. Graffiti aus Gaza und der Westbank gelten weithin als wichtige Elemente der Politisierung und Mobilisierung. Mit ihrer Kunst als Widerstandsform gegen die israelische Besatzungspolitik haben palästinensische Maler und Sprayer weltweit ein Publikum erreicht. Eine Reihe von Bildern wie der Steine werfende Junge oder die Bäuerin, die in ihrem Tragetuch die ganze Last eines geschundenen Volkes schleppt, hat sich in das kollektive Gedächtnis künstlerisch interessierter und politisch engagierter Menschen eingegraben.

Im vorliegenden Buch wird ein buntes, lebendiges, widerständiges Palästina gezeigt, ein Palästina, das seinen Besatzern trotzt und seine Kraft farbenfroh zum Ausdruck bringt. Themen wie die zionistische Landnahme, die Vertreibungen nach 1948 und 1967, die Zerstörung der palästinensischen Landwirtschaft, die demütigenden Personenkontrollen, der Mauerbau und das Leben im größten Gefängnis der Welt, dem Gaza-Streifen, stehen dabei genauso im Mittelpunkt wie künstlerisch ausgedrückte Hoffnungen auf ein Leben ohne Unterdrückung: der Olivenbaum als Lebensspender, der in die Mauer gemalte Durchgang und die junge Frau, die sich von Luftballons in die Freiheit tragen lässt. Auch die Ironie kommt in den Malereien nicht zu kurz, wenn beispielsweise ein junges, sommerlich luftig gekleidetes Mädchen einen uniformierten und bis an die Zähne bewaffneten israelischen Soldaten durchsucht und zur Ausweisleistung auffordert. Dieses von Banksy entworfene und seither oftmals kopierte Motiv findet sich auch am Cover dieses Buches.

Der Herausgeber
Fritz Edlinger, geboren 1948 in Wien, ist Generalsekretär der „Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen“. Im Promedia Verlag sind unter seiner Herausgeberschaft zuletzt Bände zu Libyen und Syrien erschienen.

Fazit
Graffiti "Mit Sprydose und Pinsel gegen die Besatzung" bilden einen ungeliebten bis un/ästhetischen Agit-Prop-Art*Wechselbalg' in jedem sub/urbanen öffentlichen Raum.  Wie hier die Graffiti in Palästina. Kommt hinzu, wenn ihre Inhalte Elemente (geistige Waffen) zur Politisierung und Mobilisierung beitragen. Besonders im subkulturellen Klima der ‚totalen Einkesselung’ durch unEINsichtige BeSATZer. In dieser Gettoisierung entstehen dann Wirkkräfte, die gleich Cassandra, das Unheil vor-/mit- und posthum künden. Wie hier an den Kessel-Innen-Wänden von Palästina, die Not und Tod verkünden, als Wundmale traumatisierter Urheber erschütternd zu erleben. m+w.p16-3

*) https://de.wikipedia.org/wiki/Agitprop