Carmen Sánchez : Kunst und Erotik in der Antike

Diskurs Aktuell
 Kunst & Erotik
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Online-Publikation: März 2013  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<<  Carmen Sánchez : Kunst und Erotik in der Antike . Aus dem Spanischen von Anja Lutter und Katharina Uhlig  >>
SALTO. 2013 : 168 Seiten. Leinen. Rotes Leinen. Fadengeheftet; ISBN 978-3-8031-1291-0; 16,90 €
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin; http://www.wagenbach.de

Inhalt
»Dieses kurze, aber dichte Buch handelt nicht von den sexuellen Praktiken
der Griechen und Römer, sondern untersucht ihre Ästhetik der Sexualität, die für sie so natürlich war wie das Leben selbst.«
Wieso werden die Helden der griechischen Mythologie stets mit auffällig kleinen Geschlechtsteilen abgebildet? Und warum hingen in den römischen Wohnzimmern, vor aller (Kinder) Augen, sogenannte tintinnabula, Mobiles in Phallusform?
Die Griechen und Römer haben mit ihren erotischen Darstellungen den Grundstein zu einer ikonographischen Tradition gelegt, die bis in unsere Gegenwart reicht. Nie zuvor in der Geschichte des Okzidents war die Nacktheit des menschlichen Körpers in all seinen Facetten ein solch zentrales Motiv künstlerischen Schaffens – und dennoch blenden wir in unserer idealisierten Vorstellung von der Antike deren sexualisierte Bilderwelten geflissentlich aus.
Doch wie kam es zu dieser Entwicklung? Welche Formen von Nacktheit und Erotik in der griechischen – und danach auch in der römischen – bildenden Kunst gibt es? Was hat es mit den Bildern fremd- und gleichgeschlechtlicher Liebe auf sich? Und welche Funktion kam diesen erotischen Bilderwelten im Alltag der Griechen und Römer zu?
Carmen Sánchez spürt mit leichter Hand, aber stets wissenschaftlich fundiert diesen und anderen delikaten Fragen nach – und zeigt, wie fremd und gleichzeitig nah uns die Antike ist.

Autorin
Carmen Sánchez, geboren 1958, ist Professorin für Antike Kunst an der Universidad Autónoma ihrer Geburtsstadt Madrid. Sie ist Spezialistin für attische Keramiken und altgriechische Ikonographie.

Fazit
Carmen Sánchez  umkreist mit erhellenden Fragen und Sprachvermögen in ihrem Essay-Band  die "Kunst und Erotik in der Antike" .
Dieses haptisch-griffige, bibliophil mit rotem Leinen ausgestattete, taschengerechte Buch zeigt, schon am Umschlag aussen, das Sensitive der Erotikvorstufe  bei Berühren eine differenzierte Haptik von vertieftem Prägedruck, Hochglanzbild und der sinnlichen Rauheit des roten Leinens, die ins Innere des hervorragend aufbereitenden Inhalts führt. In drei Themenbereichen, beginnend mit der "Konstruktion der Nacktheit", ihrer "übernatürlichen und magischen Erotik " bis zur "ars erotica" werden Begehrlichkeit, Masslosigkeit (der Satyrn), Mässigkeit (des Dionysos), die Liebe unter Frauen und unter Männern in Text und sw-Bild anschaulich wie auch satirisch - humorvoll entborgen. Aus all diesem schlussfolgert Carmen Sánchez das "die Griechen und Römer ihrer ars erotica meist ein Lachen hinzufügten" und bedauert mit Recht, dass die aktuelle erotisch-pornografische Bildproduktion vorwiegend humorfern verharrt. Ein animierendes wie bereicherndes Essay zur menschlichen Erotik. Und was für ein animistisch-klassischer Genuss von Haptik vis-a-vis von einem Berührungs-Krüppel wie dem E-book. m+w.p13-3