Michael Hagner : Buchkritik als Kulturkritik
Diskurs Aktuell
Buchkritik als Kulturkritik
-c-schwabe14-10Buchkritik als Kulturkritik
Online-Publikation: Oktober 2014 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< JB-Gespräche 28 - Michael Hagner : Buchkritik als Kulturkritik >>
56 Seiten. Broschiert. ISBN 978-3-7965-3315-0 . sFr. 14.- / € (D) 12.- / € (A) 12.50
Jacob Burckhardt - Gespräche auf Castelen (JB-Gespräche)
Schwabe Verlag, Basel; http://www.schwabe.ch
Inhalt
Plädoyer für das gedruckte Buch
In diesem Essay wird die These vertreten, dass die in den letzten Jahren deutlich vernehmbare Kritik am gedruckten Buch Beispiel für eine Form von Kulturkritik ist, die ihr Unbehagen an der Gegenwart nicht durch Sehnsucht nach der «guten alten Zeit» artikuliert, sondern durch eine Heilserwartung, die sich ganz den technischen Möglichkeiten des Digitalen anheimgibt. Das Buch steht stellvertretend für eine ganze Palette von wissenschaftlichen und kulturellen Verhaltensweisen, die als Hemmschuh bei der Durchsetzung der digitalen Wissenskultur angesehen werden. Anstatt die unterschiedlichen Stärken von Papier und Digitalis hervorzuheben und zu fragen, wo mögliche Synergien liegen könnten, wird ein rivalisierender Gegensatz zwischen beiden postuliert, der eine Entscheidung verlangt. Hagner bettet diese Buchkritik als Kulturkritik in eine längere Tradition der Kritik am Buch ein, in der ähnliche Verhaltens- und Argumentationsmuster immer wiederkehren. Der Essay endet mit einem kurzen, leidenschaftlichen Plädoyer für das gedruckte Buch.
Autor
Michael Hagner,
geb. 1960, ist Professor für Wissenschaftsforschung an der ETH Zürich. In seiner Forschung befasst er sich mit der Geschichte der Hirnforschung und ihrer Bedeutung innerhalb der Wissenschaften vom Menschen, mit der Rolle der Bilder in den Wissenschaften und neuerdings mit der Geschichte des wissenschaftlichen Buches. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (2008). Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören Homo cerebralis. Der Wandel vom Seelenorgan zum Gehirn (1997), Der Geist bei der Arbeit. Historische Untersuchungen zur Hirnforschung (2006) und Der Hauslehrer. Die Geschichte eines Kriminalfalls. Erziehung, Sexualität und Medien um 1900 (2010).
Fazit
Das 'Plädoyer für das gedruckte Buch' erfährt durch Michael Hagner mit seiner "Buchkritik als Kulturkritik" eine ganz eigene Charakterisierung. Er beschreibt den Untergang des Buches nach dem ersten Weltkrieg' (Oswald Spengler als Protagonist) oder Lessing prognostiziert es lange vorher mit 'redenden und tönenden Büchern'. Und der Autor spricht es bündig aus: 'Technologie hat noch nie ein ideologiefreies Eigenleben geführt'. In seiner 'Kulturkritik und Heilserwartung am Ende der Gutenberg-Galaxie zitiert er Lessings Bibliophobie und die Heilserwartung Marshall McLuhan von TV, lange vor den E-Books. Im weiteren werden 'Kulturkritik und Intellektuelle' und die Kontroversen von Buch, Autorschaft, geistiges Eigentum und Verlag zu Raubkopierern hart diskutiert. Auch die Bibliophobie in den Geisteswissenschaften kommt zur Sprache mit ihrer verhaltenen Auffassung zum Internet und den 'aSozialen Medien'. Hagner und auch wir mit ihm kommen zum Schluss dass es in 'Zeiten einer selbstgewählten Mediendominanz' noch immer Möglichkeiten für das gedruckte Buch gibt Gutes zu schreiben. m+w.p14-10