Nadine Gordimer: Erlebte Zeiten

 

Gedenken
Nadine Gordimer
berlin-bloomsbury13-10gordimer-zeitenleben
http://www.kultur-punkt.ch/gedenken/berlin-bloomsbury13-10gordimer-zeitenleben.htm
Online-Publikation: Oktober 2013 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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Erlebte Zeiten | Bewegte Zeiten, gebunden mit Schutzumschlag und Leseband;  ISBN 9783827011626; 22,99 € [D] | 23,70 € [A] 
Bloomsbury-Berlin Verlag; http://www.bloomsbury-verlag.de; http://www.berlinverlag.de;

Inhaltsüberblick
Nadine Gordimer: Erlebte Zeiten
Erzählungen 1952—2007
Aus dem Englischen von Inken Bohn, Wolfgang von Einsiedel, Malte Friedrich, Walter Hartmann, Peter Kleinhempel, Susanne Höbel, Katrine von Hutten, Regine Laudann, Barbara Schaden, Stefanie Schaffer-de Vries, Anne Steeb
Nadine Gordimer: Bewegte Zeiten
Leben und Schreiben 1954—2008
Aus dem Englischen von Susanne Höbel, Manfred Ohl, Hans Sartorius

Inhalt
Zum 90. Geburtstag im November feiern wir die Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer mit zwei Bänden. Ausgewählt von der Autorin selbst, enthalten sie Essays und Erzählungen, die nie zuvor auf Deutsch erschienen sind.
Die Erzählung steht am Beginn ihres Schaffens: Mit vierzehn veröffentlicht Nadine Gordimer ihre erste Kurzgeschichte, die erste Buchpublikation ist ein Erzählungsband. Während die Romane ihren Weltruf begründeten, hält Gordimer die Kurzgeschichte für die literarische Form unserer Zeit, immer wieder kehrt sie zu ihr zurück. Erlebte Zeiten bietet nun erstmals einen Querschnitt dieses großen Werkes, Erzählungen, die einen Bogen über sechs Jahrzehnte spannen. Die Prägnanz ihrer Sprache, ihr Auge fürs Detail, die konzisen Alltagsbeobachtungen zeichnen ihre Erzählungen von jeher aus, ihre Kunst, große Themen in knappen Bildern zu inszenieren, ist unvergleichlich.
Auch das essayistische Werk nimmt eine besondere Stellung in Nadine Gordimers Werk ein. Genuin offenbart sich hier ihre unerschrockene politische Haltung, ihr kompromissloses Streben nach Freiheit und Gerechtigkeit. Ob sie über Apartheid, Zensur, eine Kindheit in Südafrika, über das Sklavenstädtchen Banana, den Kongo oder über Nelson Mandela schreibt, in jeder Zeile schwingen Redlichkeit und große Menschlichkeit mit. Eine Autorin, vor deren klaren Verstand, tiefer Menschenkenntnis und jugendlicher Kühnheit man sich verneigen muss.

Autorin
Nadine Gordimer wurde am 20. Nov. 1923 in Springs/Transvaal bei Johannesburg als Tochter jüdischer Eltern geboren. Die Mutter stammte aus England, der Vater aus Litauen. Schon während der Schulzeit unternahm sie mit Kindergeschichte die ersten schriftstellerischen Versuche. Mit 15 wurde ihre erste Erzählung publiziert. Nach dem Studium der Geisteswissenschaften widmete sie sich ganz dem Schreiben. 1949 erschien ein erster Band mit Kurzgeschichten, 1953 folgte ihr, noch stark autobiographisch geprägter Debütroman The Lying Days (dt. Entzauberung).
Seit ihrer Kindheit mit der Realität der Apartheidspolitik konfroniert, beschreibt sie in ihren Büchern immer wieder schwarze und weiße Opfer des Rassismus. Ihr politisches Engagement für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung machte sie bald zur persona non grata in Südafrika. Dennoch beruht ihre Wirkung nicht auf agitatorischer Polemik, sondern auf einer seismographischen Sensibilität. Sie wird gerühmt als eine Meisterin der leisen Töne und »Schriftstellerin der Nuance« (François Bondy).
Gordimer erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1974 den begehrten englischen Booker Prize für »The Conservationist« (dt. »Der Besitzer«) und 1985 den Nelly-Sachs-Preis der Stadt Darmstadt. 1991 erhielt sie als siebte Frau den Nobelpreis für Literatur.
Obwohl die Frage nach der Zukunft des kolonisierten Afrika und das Engagement gegen den Rassismus, oder die Frage nach dem Platz der »weißen Afrikaner« in Südafrika nach einem Sieg der schwarzen Mehrheit, die Gordimer in Essays und Romanen immer wieder stellt, ihrer Literatur einen unverwechselbaren Stempel aufdrücken, begreift sich die Südafrikanerin nicht in erster Linie als politische Autorin. Als der ANC, dessen Mitglied Gordimer seit 1990 ist, sie als Kandidatin für die ersten freien und demokratischen Wahlen aufstellen wollte, lehnte sie mit der Begründung ab, sie sei Künstlerin nicht Politikerin. Über sich selbst sagt sie, »Ich bin ein unpolitischer Mensch in einer Situation, in der man politisch sein muss, um Wirkung zu haben.« »Ich habe nichts anzubieten als mein schriftstellerisches Talent.« Dieses Talent erlaubt ihr, der Welt verständlich zu machen, »inwieweit die Apartheid das Leben ganz normaler Leute durcheinander gebracht hat«. Auch als »unpolitischer Mensch« nimmt Gordimer in zahllosen Organisationen aktiv an den Veränderung in ihrem Land teil und gestaltet auf ihre Weise, mit einer unbestechlichen Beobachtungsgabe und ihrer Aufmerksamkeit für die Psychologie des Individuums in bestimmten, sozialen und politischen Situationen, das neue Südafrika.

http://www.nobelpreis.org/Literatur/gordimer.htm

http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/1991/

Fazit
Zu Recht weltbekannt und nun zum  90. Geburtstag der Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer erscheint zu ihrer Würdigung ein Doppelband im Schuber mit Erzählungen und Autobiographisches sowie Essays. Der weise Blick einer weissen Poetin an der Südspitze Afrikas, mit durchlebter Apartheid auf der hellfarbigen Seite, gleichfalls zensiert, verboten und geknebelt (1963) wie ihre dunkelfarbigen ZeitfgefährtInnen... es war und ist ein Leben im Interregnum (1983) ...
"Wo die Wörter wohnen" titelt sie 2001, und da wohnt auch Nadine Gordimer , sowohl im Print zwischen zwei " harten oder weichen Deckeln" und neuerdings mit Kindle und Co. im Buch zur Webseite oder zum Film. Ihre Sprache und ihr Duktus ist klar, rein und nahe am Kindesblick das im Gebirgsquell erstmals sich selbst erschauernd schaut.
Ihre Quintessenz (und die zugleich die unsere ist) : "Aber in der Literatur kann die Technologie mit ihren Bildern niemals die ERHELLUNG ersetzen, die von einem geschriebenen Wort ausgeht - in sich abgeschlossen, unter eigenem Antrieb ...!" .m+w.p13-10