Würdigung: Patrick Modiano : Die Kunst der Erinnerung . Stockholmer Rede . Übersetzt von Elisabeth Edl

 


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Online-Publikation: März 2015  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung

Hanser Box - ePUB-Format: 19 Seiten; ISBN 978-3-446-24962-2; 0,99 €
Hanser Verlag, Edition Lyrik, München; http://www.hanser-literaturverlage.de;
http://www.hanser.de; http://www.lyrik-kabinett.de; http://www.hanserbox.de;

Inhalt
Die Nobelpreisrede über ein Schreiben gegen das Vergessen und den persönlichen Ursprung seines Werks.
Auf einmalige Weise spricht Patrick Modiano über das Verhältnis zwischen seinen Büchern und seiner Kindheit. Im Rückblick erschien ihm vieles darin rätselhaft und er begann zu schreiben, "als könnten das Schreiben und die Phantasie mir helfen, dieses Rätsel und diese Geheimnisse endlich zu lösen". Aber er geht in seiner Rede nicht nur persönlichen Motiven nach, sondern auch anderen Beispielen literarischer Erinnerung, die im Angesicht einer beschleunigten Welt das Zeitlose vergessener Schicksale und dunkler Jahre zum Leuchten bringt.

Autor
Patrick Modiano, 1945 in Boulogne-Billancourt bei Paris geboren, ist einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller der Gegenwart. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den großen Romanpreis der Académie française, den Prix Goncourt, den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur und 2014 den Nobelpreis für Literatur. Bei Hanser erschienen zuletzt die Romane  Place de l'Étoile (2010),  Im Café der verlorenen Jugend (2012), Der Horizont (2013) und Gräser der Nacht (2014). 

Zur Hanser Box
Die Hanser Verlage öffnen ein neues Kästchen:.
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Fazit Box:
Wer die Box öffnet findet die Details (bibliografischen Daten) zum Buch, nur auf Umwegen - nicht wie im bisherigen Printbereich auf einen Blick auf einer Seite, sondern verstreut, wirkt ineffizient. Das verbraucht Zeit und erzeugt Mühe, behindert die Motivation für die inhaltlich notwendige Zuwendung... m+w.p.

Fazit
Patrick Modiano umarmt und berührt mit seiner Rede "Die Kunst der Erinnerung" nicht nur Nachkriegskinder - wie ihn selbst, sondern auch die Kriegskinder zuvor - umso tiefer. Seine Erinnerungsräume erzeugen einen melancholischen, zugleich verwirrenden Schwindel,
mit seinem einfachen und zugleich diskursiven Sprachduktus.
Modiano's Blick richtet sich auf  Alltagskonzentrate (Stimmungsfindlinge im urbanen Lebensraum). Seine Figuren sind abwesend wie anwesend zugleich, wirken mythisch wie mystisch. Er ist ein narrativ-urbaner Flaneur mit einer hochkarätigen, belletristischen  Wirkkraft..
m+w.p15-3

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Stimmen
"Ein Schriftsteller, dessen Bücher man lieben kann: Patrick Modiano. Seine Prosa benennt nicht nur einen Schmerz und eine Traurigkeit. Sie ist zugleich der Trost, die Linderung für die Dauer der Lektüre." Claudius Seidl, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 12.10.14

"Die Bücher des Literaturnobelpreisträgers Patrick Modiano sind Lichtzeichen längst erloschener Sterne. Geliebt wird Modiano von seinen Lesern auch deswegen, weil er die Geschichte von der großen Verlassenheit der Nachkriegskinder (er ist Jahrgang 1945) inzwischen so oft und jedes Mal noch schöner, noch poetischer und noch trauriger erzählt hat, dass sie inzwischen beinahe so tröstlich geworden ist wie ein Herbstfeuer auf einer abgemähten Nebelweide." Iris Radisch, Die Zeit, 16.10.14

 "Dieser Mann schreibt seine Leser schwindelig. Und das mit voller Absicht. Seine Bücher sind Verwirrspiele im Nebel." Wolfgang Höbel, Der Spiegel, 14.10.14

 "Modiano liest die Spuren menschlicher Existenz aus den unscheinbaren Objekten einer Straßenkreuzung, einer Hinterhoftreppe oder eines Bartresens. Seine Helden sind Abwesende, selbt wenn sie im Roman gerade noch da sind: Abwesende, die in ihren Spuren und flüchtigen Gesten präsenter sind, als in ihrem unmittelbarem Erscheinen." Joseph Hanimann, Süddeutsche Zeitung, 10.10.14

 "Modiano bestrickt durch seine Sprache, je länger man ihn kennt, umso mehr: diese Mischung aus einfacher, gesprochener, tastend erzählender Sprache und einem Rhythmus, einer Satzmelodie, die einen in diese Bücher hineinzieht." Elisabeth Edl, Süddeutsche Zeitung, 10.10.14

 "Patrick Modiano schreibt große Literatur auf kleinem Raum jenseits der Mode des Spektakulären." Hans-Jost Weyandt, die tageszeitung, 10.10.14

 "Modiano ist ein Meister der Erinnerungsliteratur, ein Erinnerungsfetischist. … Die Trauer um die verlorene Zeit, um die Vergangenheit, die nie wieder zurückkehrt, um die Menschen, die man verloren hat, die tot sind - all das macht sein inzwischen rund 30 Titel umfassendes Werk aus. Gleichzeitig versucht jeder von Modianos Romanen aufs Neue, diese Vergangenheit festzuhalten, den Zauber des Verlorenen zu bannen." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 10.10.14

 "Romane zum Süchtigwerden: Die Bücher des Nobelpreisträgers Patrick Modiano entwickeln einen eigenen Sog." Jörg Aufenanger, Frankfurter Rundschau, 10.10.14

 "Patrick Modiano ist der Dichter der verdrängten französischen Vergangenheit. … Er ist der Schutzpatron aller komischen Patrone, der Flaneure, Tagträumer und Alltagsethnographen, die sich aus der Literatur, aber auch aus Film und Fotografie einen Ariadnefaden spinnen, um sich in den Städten unserer Zeit irgendwie zurechtzufinden." Nils Minkmar, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.14

 "Etwas Unfassbares lässt uns süchtig jedes weitere Buch dieses Sonderlings erwarten. Ist es die Leichtigkeit, die Stille, das Fließen, das Loslassen- und Einfachseinkönnen seines sanften neoklassischen Stils? Jeder Autor hat eine unverwechselbare Stimme, die am Ende sein Geheimnis bleibt. Und Patrick Modiano ist ein ganz großer Autor." Iris Radisch, Die Zeit, 16.10.14

 "Das Werk des französischen Erzählers ist dringlich, poetisch dicht und zugleich von schwebender Leichtigkeit. … Modianos Bücher erzählen hinreissende Geschichten - und vor allem Liebesgeschichten. Denn ganz tief in diesem Chronisten, Archivar und Melancholiker verbirgt sich ein Romantiker, ein Dichter der zarten Begegnung. ... Geheimnisvoll und anmutig sind Modianos junge Frauen. Geheimnisvoll und anmutig ist auch seine ewig junge Sprache. Sie ist vollkommen unangestrengt … Nah am mündlichen und gleichwohl poetisch. Klar und tief zugleich. Deshalb verfallen wir diesem Klang, noch ehe etwas passiert ist." Manfred Papst, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 12.10.14

 "Der Erinnerungskünstler par excellence unter den französischen Dichtern der Gegenwart und mit großem Recht nun, in seinem 70. Jahr, zu Nobelpreisehren gelangt." Tilman Krause, Die Welt, 08.11.14