Peter Abraham: Als ich das Spielen verlernte . Ein autobiografischer Roman
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P. Abraham: Als ich das Spielen verlernte
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Online-Publikation: Februar 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
323 Seiten, bibliophile Broschur; 978-3-940274-59-5; 16,90 €
Kulturmaschinen Verlag D-97199 Ochsenfurt; http://www.kulturmaschinen.com
Inhalt
Ein Junge wird ins Nazideutschland hineingeboren als Sohn eines Widerständlers in Berlin. Er ist schwach und ungeschickt, weshalb sein Vater ihn missachtet. Kein Held wie jener, erlebt er eine Kindheit aus Verstellung, Schweigen, Flucht, Scham und Einsamkeit. „Viele Jahre habe ich mich deshalb geschämt und habe kaum etwas über meine Erlebnisse erzählt.“
Bruchstücke dieser Kindheit ohne Kindsein finden sich als Motive in den Kinder- und Erwachsenenbüchern von Peter Abraham. In diesem bislang biografischsten Buch legt er heute endlich quasi in Reinform seine damaligen Erlebnisse offen.
Dieses Buch sollte jeder lesen, der die Nazizeit und die direkten Nachfolgen begreifen möchte, gerade weil man hier eine Perspektive miterlebt aus dem Mittendrin eines Menschen, der viel sieht aber wenig begreift. Geeignet, ja geradezu notwendig als Schullektüre.
Peter Abraham gehört zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren der DDR. Sein "Schulgespenst" wurde hunderttausendfach in viele Sprache übersetzt, viele seine Bücher wurden verfilmt. Über Jahre arbeitete er auch als Dramaturg.
Der Protagonist
Peter Abraham ist tot.
Der Jugend- und Kinderbuchautor, der seine großen, millionenfach gedruckten Erfolge in der DDR feierte, starb am 6. Februar im Alter von 79 Jahren in Potsdam.
Die Jugendbücher „Das Schulgespenst“, der Roman „Die Schüsse auf der Arche Noah“ und „Rotfuchs und andere Leute“ wurden in viele Sprachen übersetzt und erreichen Auflagezahlen von mehreren Millionen Exemplaren.
Nach der Wende veröffentlichte Abraham im Kulturmaschinen-Verlag das Buch „Kuckucksbrut“, einen Roman mit autobiographischen Zügen. Das Buch war zur Wende bereits gedruckt, wurde dann jedoch zusammen mit mehreren Tausend anderen Titeln der DDR-Literatur auf eine Müllhalde geworfen. Drei Jahre vor seinem Tod erschien die Autobiographie der frühen Jahre „Als ich das Spielen verlernte“.
Peter Abrahams Vater,
ein Passfälscher, der mit seiner Kunst falsche Papiere herzustellen während des Naziregimes Juden zur Flucht verhalf, war ein kalter Mann. Peter Abraham wuchs in Kinderheimen der DDR auf. Kurz vor Kriegsende hatte man ihn nach Ostpreußen verschickt, wo er hinter die Front geriet, von einer russischen Brigade gerettet und in ein katholisches polnisches Kinderheim gebracht wurde. Von dort aus marschierte der neunjährige Peter allein zurück nach Berlin.
Mehr als 30 Bücher hat er geschrieben, sieben Filme sind nach seinen Vorlagen gedreht worden.
Es wird das Bestreben der Familie, der Freunde und Fans und natürlich des Verlages sein, dass der Name dieses großen Autors nicht verloren geht.
Autor
Peter Abraham (verstorben 6. Februar 2015) wurde 1936 in Berlin geboren. Sein Vater, der sich auf das Herstellen fast echter Dokumente verstand, lebte während der Endphase des Hitler-Faschismus in der Illegalität und stattete u.a. Juden mit notwendigen falschen Papieren aus.
Abraham selbst lebte unter falschem Namen bei Pflegereltern. Nach einer Odyssee in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges (Abraham war u.a. das kindliche Maskottchen einer russischen Kompanie und zeitweise in einem polnischen Waisenhaus) gelang es Peter Abraham mit Hilfe der FDJ und der Volkspolizei in den Ostteil der Stadt zu wechseln und dort in einem Waisenhaus unterzukommen. Er entging damit einer Unterbringung in Westberlin, die ihm als schlechter erschien.
Abraham lernte Verlagsbuchhändler und arbeitete auch in diesem Beruf. Ab Mitte der fünfziger Jahre folgte eine Studium an der Filmhochschule Babelsberg. Aber 1960 war er als Dramaturg beim Fernsehen der DDR beschäftigt. Seit Mitte der siebziger Jahre schrieb er auch Theaterkritiken.
Seit kurz nach der Wende lebt er als freier Schriftsteller in Berlin.
Abrahams Werk besteht überwiegend aus Jugend- und Kinderbüchern, aber auch aus Romanen. Er zählt zu den bekanntesten Kinderbuchautoren der DDR. Vor und nach der sogenannten Wende schrieb Abraham aber auch Drehbücher für Filme und Fernsehserien. Auch zahlreiche seiner Bücher wurden verfilmt.
Fazit
Ein Vorspann
'Eine charakteristische Leseprobe vorangestellt: Meine Großmutter hatte erläutert, der Schatten sei ein Spion! Wenn man ihn erwischte, werde er aufhängt oder erschossen. „Batsch, balla, bum“, hatte sie noch hinzugefügt. Vielleicht würde man nun auch mich aufhängen oder „Batsch, balla,
bum“ machen. „Ich kein Spion!“, stammelte ich hastig...'
Das ''bumm' hat der Verlag in einer Edition von 4 Wortkunstkarten untergebracht, damit eine spielerische Sequenz zur Lebenswelt erzielt:
< Fliege: brumm brumm - Buch: bum bum . Tisch wackelt ? Buch hilft . Du: Wo ist Märchenprinz ? Buch: Hier . Draussen Wanne-Eickel ! Im Buch Paris . > Eine köstliche Animation für die Zielgruppe in der Bücherwelt.
Von der Verlagsausbildung bis
zur Buchhandelstätigkeit und zum Buchschreiben erzählt in entspannter und zugleich entwaffnender Weise Peter Abraham seine bizarre Lebensgeschichte in der DDR mit einer glasklaren Sprache, die zu einem verschmitzten Lächeln verführen kann. Das beflügelte ihn sicherlich als freier Kinderbuchautor auch Dramaturg zu werden.
So hat er es zugleich in diesem Milieu geschafft, nicht nur 'beinahe Agent zwischen zwei Welten' zu werden, sondern zwischen trivialer und versteckt-transzendentaler Welt zu kreiiren. Schade, dass wir nicht noch mehr von ihm erfahren, als unsere würdigenden Nachgedanken. m+w.p15-2