André Glucksmann : Kernthesen: „Ideologien sind das Alibi des Hasses“
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'Ideologien sind
das Alibi des Hasses:
Terror und Böses'
Haiku für Glucksmann
André Glucksmann (* 19. Juni 1937 in Boulogne-Billancourt; † 10. November 2015 in Paris[1]) war ein französischer Philosoph und Essayist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Glucksmann
Zitat aus Die Meisterdenker:
„Das ‚Deutschland‘, Geburtsstätte der faschistischen Bewegungen, ist kein Territorium, keine Bevölkerung, sondern ein Text und ein Verhältnis zu Texten, die lange vor Hitler aufgestellt und weit über die alten Grenzen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verbreitet wurden. Dieses Deutschland ist ganz zeitgemäß, es hat seinen Sitz in den modernen Köpfen des modernen Planeten, im Pentagon zu Washington ebenso wie in dem letzten Loch eines Konzentrationslagers in den Dörfern Kambodschas.“
In seinem im Oktober 2004 erschienenen Buch Le Discours de la haine (Hass) vertritt er, einem Spiegel-Interview zufolge, folgende Kernthesen: „Ideologien sind das Alibi des Hasses.“ „Um seine Zerstörungskraft zu entfalten, muss Hass kollektiv werden.“ „Ideologien können der Kollektivierung des Hasses dienen, sind aber nicht dessen Ursache.“ Das gelte ebenso für Religionen. Wenn die Ideologien widerlegt oder besiegt sind, verschwände also keineswegs der Hass. Erst durch die Beherrschung des Todestriebs, der Mordinstinkte und der Begierden würden Terror und Hass eingedämmt. „Eine Zivilisation gründet sich nicht unbedingt auf das gemeinsam angestrebte Beste, sondern auf die Ausgrenzung, die Tabuisierung des Bösen.“ Als erfolgversprechenden Kampf gegen das Böse sieht er z. B. den Irak-Krieg der USA. Viele Demokratien verhielten sich zu zurückhaltend im Vertrauen darauf, dass sich „das Gute“ mit „dem Fortschritt“ von selbst durchsetze.
Glucksmann wandte sein antitotalitäres Erklärungsmodell auch auf den Terrorismus an. Die Attentate der Tschetschenen bezeichnete er als antitotalitären Widerstand. Später war Glucksmann einer der Herausgeber der Zeitschrift „Le Meilleur des Mondes“, in der die französischen Befürworter des Irak-Krieges zu Wort kamen und deren Schwerpunkt die Kritik des Antiamerikanismus war.