Ulrich Drüner : Richard Wagner . Die Inszenierung eines Lebens

Wir würdigen
U. Drüner: Richard Wagner
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Online-Publikation: Mai 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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832 Seiten; Gebundenes Buch mit Schutzumschlag; ISBN: 978-3-89667-563-7;  € 34,99 [D] € 36,00 [A] |   CHF 45,50 / eBook (epub) €
Randomhouse Blessing Verlag, D-81673 München;
http://www.randomhouse.de/blessing;
http://www.randomhouse.de

Genres
Sachbuch, Biographien & Autobiographien, Musiker, Sänger
Schlagworte
Epochen, 19. Jahrhundert, Bekannte Persönlichkeiten, Komponisten

Inhalt
Ein epochales Werk, das unseren Blick auf Richard Wagner verändern wird.

Nach heutigen Maßstäben hätte Wagner spätestens 1855 mit den Erfolgen von Rienzi und Lohengrin finanziell ausgesorgt haben müssen. Statt dessen musste er Bettelbriefe schreiben und Mäzene suchen, wegen seiner Sucht nach Luxus, aber auch, weil das frühe 19. Jahrhundert ernsthafte Komponisten schlechter entlohnte als spektakuläre Virtuosen. Wagner gelang es, um sich und sein Schaffen einen Mythos zu kreieren, der ihm neue finanzielle – und künstlerische – Möglichkeiten eröffnete.

Zu diesem Mythos gehörte, dass Richard Wagner als deutscher Künstler von der jüdischen Presse ungerecht behandelt, von dem jüdischen Komponisten Meyerbeer getäuscht und von dem jüdischen Musikverleger Schlesinger ausgebeutet wurde – faustdicke Lügen, wie Drüner aus den Quellen zeigt. So wie Luxus, Seide und Parfüms, weibliche Zuneigung, tiefe Freundschaften (Nietzsche, Liszt) brauchte Wagner zum Komponieren sehr lange diesen antisemitischen Impuls. Zu seiner Selbstinszenierung gehörte auch das Rezitieren und Deklamieren seiner Dichtung im engsten Kreise, woraus er die Sprachmelodie und die Inspiration gewann. Diese Biografie zeigt, wie Wagner nicht nur als Komponist, Regisseur und Dirigent wegweisend wirkte, sondern auch das Berufsbild des sich immer wieder neu erfindenden Intellektuellen in Deutschland maßgebend prägte.

Protagonist
Wilhelm Richard Wagner (* 22. Mai 1813 in Leipzig; † 13. Februar 1883 in Venedig) war ein deutscher Komponist, Dramatiker, Dichter, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent. Mit seinen Musikdramen gilt er als einer der bedeutendsten Erneuerer der europäischen Musik im 19. Jahrhundert. Er veränderte die Ausdrucksfähigkeit romantischer Musik und die theoretischen und praktischen Grundlagen der Oper, indem er dramatische Handlungen als Gesamtkunstwerk gestaltete und dazu die Libretti, Musik und Regieanweisungen schrieb. Er gründete die ausschließlich der Aufführung eigener Werke gewidmeten Festspiele in dem von ihm geplanten Bayreuther Festspielhaus. Seine Neuerungen in der Harmonik beeinflussten die Entwicklung der Musik bis in die Moderne. Kritiker sehen Wagner unter Verweis auf seine Schrift Das Judenthum in der Musik als einen Verfechter des Antisemitismus.
Engste Kollegen: Franz Liszt, Schwiegervater, Friedrich Nietzsche, Hans von Bülow ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Wagner

https://www.dhm.de/lemo/biografie/richard-wagner

http://gutenberg.spiegel.de/autor/richard-wagner-617

http://www.richard-wagner-web.de/ http://www.richard-wagner-werkstatt.com/

Autor
Ulrich Drüner, 1943 in Frankreich geboren, hat 1963 bis 1969 Musik und Musikwissenschaft studiert und 1987 über Richard Wagner promoviert. Er war Bratschist im Stuttgarter Kammerorchester und im Orchester der Staatsoper Stuttgart, wo er bei zahlreichen hochrangigen Wagner-Aufführungen mitwirkte. 1983 hat er ein Musikantiquariat gegründet. Ulrich Drüner hat mehrfach an Rundfunk- und Fernsehproduktionen über Wagner mitgewirkt und eine Reihe von Büchern verfasst. Zuletzt erschienen Mozarts Große Reise 1777-1779 (2006) und Musik und Drittes Reich (2012).

Fazit
Ulrich Drüner definiert seine überragende und tiefgründige Richard Wagner - Sichtweise "Die Inszenierung eines Lebens" als dreifachen Mythos, der gleich in der Kindheit Gestalt annimmt, als Jugendlicher und revolutionärer Student sich fortsetzt und die ersten Schritte als Künstler aufzeigt. Als steckbrieflich Gesuchter und Flüchtling - zwischen Weimar-Zürich, Paris - Minna - pendelt er geistig, im Kern jedoch genial fragend, zwischen Anti-Judentum im Dunstkreis Musik und von der Romantik zu einem 'transzendentalen Realismus'. Ein Stück Wahn erscheint in seinem Motto 'Die Welt ist mir schuldig, was ich brauche'.
Und doch trotz allem, es gelingt ihm schliesslich seine 'Vollendung des eigen gestalteten Mythos', wie es Drüner treffend tituliert. Ist er nun ein begeisterter bis vergeistigter Parzival ? Ja, einer der Musik vor- wie nach-prachlich in einmaliger Weise dramaturgisch synergetisch vertont hat. Dies geradezu liebevoll narrativ dargeboten und umfangsreich zugleich - dank  auch dem Leseband mit Muse zu geniessen - ist das besondere Verdienst des Biographen. m+w.p16-5