Erich Fromm : Liebe zum Leben - 1900-1980 . Eine Bild-Biographie

Online-Publikation: Juni 2011 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
 Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
 << Erich Fromm : Liebe zum Leben - 1900-1980 . Eine Bild-Biographie von Rainer Funk >>
 176 Seiten, ISBN 978-3-423-34669-6; 16,90 [D] 17,40 [A] 25,90 [CH]
 Deutscher Taschenbuch Verlag, München; http://www.dtv.de

 Inhalt
 Das Leben und Denken eines großen Humanisten
 Erich Fromm (1900 - 1980) stammte aus einer sehr religiösen Frankfurter Familie und wollte ursprünglich Rabbi werden. Doch dann wandte er sich der Soziologie zu und schließlich der Psychoanalyse. Nach der Emigration 1933 in die USA lehrte er an verschiedenen Instituten. Von 1950 bis 1974 unterrichtete er an der Universität von Mexiko City. Mit Büchern wie ›Haben oder Sein‹ und ›Die Kunst des Liebens‹ hat er bis heute Millionen von Lesern in aller Welt erreicht.

 Autor
 Rainer Funk , Dr. phil., Jahrgang 1943, ist Psychoanalytiker und lebt in Tübingen. Er studierte Philosophie und Theologie und hat über Erich Fromms Sozialpsychologie und Ethik promoviert. Er war 1974 bis zu seinem Tod 1980 Fromms Assistent und gab die 10-bändige Gesamtausgabe seines Werks heraus. Von Erich Fromm als literarischer Rechte- und Nachlassverwalter eingesetzt, hat er aus dem Nachlass und der Bibliothek Erich Fromms das Erich-Fromm-Archiv aufgebaut und ist im Vorstand der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft. Zahlreiche Veröffentlichungen, unter anderem: ›Erich Fromm heute. Zur Aktualität seines Denkens‹, ›Ich und Wir. Psychoanalyse des modernen Menschen‹, ›Der entgrenzte Mensch. Warum ein Leben ohne Grenzen nicht frei, sondern abhängig macht.

 Inhaltsfolge mit Fazit
 Schon das Porträt von Erich Fromm am Schutzumschlag empfängt uns mit diesen unmittelbaren Blick der Lebenslust. Das Buch ist anlässlich des 100. Geburtstages entstanden, dank seinem lang-jährigen Mitarbeiter Rainer Funk. Die Fotos und Dokumente zeigen den Werdegang:
 Familie und Kindheit
 Schon da spürte er die Ausnahmestellung (Jude und Tradition) nicht unangenehm, aber unbehaust.
 Fragen des Jugendlichen
 an den Galizier O. Sussmann und den Rabbiner Nobel, Martin Buber .. waren lebhaft und wichtig, auf der Suche nach vorgelebter Autonomie und Selbständigkeit.
 Die Lehrjahre der Seele (Talmud, Psychoanalyse)
 Offiziell studierte Fromm in Heidelberg Jura, hörte aber gerne die Filosofiegeschichte bei Driesch und Jaspers, gleichzeitig interessierten ihn das Thema Sozialisierung und die Theorie des Marxismus. Es gab in dieser Zeit Begegnungen mit Sigmund Freud und Tochter Anna sowie Sandor Ferenczi in Berlin und Weimar. Schliesslich kam Fromm an das Institut für Sozialforschung in Frankfurt zu Max Horkheimer, Karl Landauer. Ab 1930 schuf er bereits die Verbindung von Psychoanalyse und Soziologie als ein gesellschaftliches Wesen.
 Das eigenen Denken
 1934 emigrierte Fromm nach New York. Horkheimer kam nach, an die Universität Columbia. Dieser sah in Freuds Triebbegriff die materialistische Begründung psychischer Fänomene, Fromm hingegen sieht, neben der Spannungsreduktion der Triebe vermehrt die Motivation menschlichen Handelns im historisch Gesellschaftlichen bedingt. Auch von Adorno blies ein Gegenwind, obwohl Fromm die Doppelgesichtigkeit der Kultur präzise feststellte. Allein Marcuse hatte eine zwar ambivalente, jedoch dauerhafte Verbindung zu Fromm. So endete die Mitarbeit an der Frankfurter Schule
 Die neue Identität
 führte ihn zu Groddeck und Ferenczi. Sie, wie er favorisierten die menschliche Seite der therapeutischen Haltung. Gleichzeitig distanzierte sich Fromm von der "patrizentrisch-autoritären Vorstellung" Freuds in der Therapie.
 Die Kunst des Liebens und die Realität des Destruktiven
 Zwischen 1950-73 lebte Fromm in Mexiko. Sein Schüler Jorge Silva schrieb über ihn: "..seine wachsende Liebesfähigkeit, seine Lebensfreude, sein schöpferisches Leben führten zu einer sichtbaren Veränderung, so dass er ein freundlicher, liebenswürdiger einfacher Mann wurde..".
 Das Leben aus dem Sein - Die Weisheit des Alters
 Dazu erzählt Fromm selbst eine chassidische Geschichte: "Meister, warum bist Du so traurig.. weil Du nicht zu höchster Erkenntnis gelangt bist.." "Nein, ich bin traurig, weil ich nicht ganz ich selbst geworden bin."
 Die eigenen Begrenztheiten zählen und welche Möglichkeiten es gibt. Das und noch viel Tieferes an Weisheit können wir in dieser fabelhaft ausgeführten Biografie mit auf unseren Weg zu unserem Selbst mitnehmen. m+w.p 01-11