e-kmw14-8vuillard
Kunstmuseum Winterthur
Museumstrasse 52
CH-8400 Winterthur
Online-Publikation: August 2014 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Kunstmuseum Winterthur: Édouard Vuillard ,1868-1940; Malerei; 24. 8. 2014 bis 23. 11. 2014 >>
http://www.kmw.ch; mailto:info@kmw.ch; mailto:caroline.jaeggli@kmw.ch;
Fazit, vorangestellt:
Es ist ein osmanisch-japanischer Blick, den Edouard Vuillard auf die Frauen wirft, die wiederum mit einem vor-lustvollen Blick ihr Verschwinden, zusammen mit Leiden, gekonnt verinnerlichen: Ihre Figuration verschwindet im Dunkel, erscheint verhärmt, wirkt ent-personalisiert . Die Staffage wirkt pathetisch-dekorativ, tapissenhaft verwoben.
Die Darstellung der Architektur in der Landschaft tritt als pathetischer Rahmen, wirkt teils verstörend im textilhaft wirkenden Landschaftsumfeld. Grossartig wirkt das Ausstellungsdesign mit seinen 'schlamm' - bis sand-graugrün- farbenen Hintergrund, die die Bilder in ihrer Wirkkraft bestärken. Einfach grandios. m+w.p14-8
Inhalt
Nachdem 2010 ein frühes Werk von Edouard Vuillard erworben wurde, verfügt das Kunstmuseum Winterthur mit acht aus den frühen Schaffensjahren
stammenden Gemälden über die umfangreichste Vuillard-Gruppe unter den öffentlichen Schweizer Sammlungen. Dieser erfreuliche Umstand gibt Anlass zu einer Ausstellung des Künstlers, der in der Schweiz lange nicht mehr für sich zu sehen war. Allerdings soll dies keine Retrospektive sein. Vielmehr konzentriert sich die Ausstellung auf die sechs Motivkreise, die in der Sammlung vorhanden sind. Es sind dies zunächst die atmosphärisch dichten Intérieurs mit Mutter und Schwester aus den 1890er Jahren. Als Gegenstück zu diesen dramatisch inszenierten Darstellungen folgen die Familienszenen aus der Jahrhundertwende, in denen Vuillards kleine Nichte Annette im Zentrum steht. Mit dem Akt entdeckte Vuillard nach 1900 ein neues Thema, das auch in den Werken seiner Freunde Pierre Bonnard und Félix Vallotton seinen Niederschlag fand. Im Vergleich der Werke der drei Künstler lassen sich thematische Nähe und unterschiedliche Ausdrucksweisen anschaulich verfolgen. Um diese Zeit malte Vuillard auch seine ersten Landschaften, erst in der Umgebung von Paris, dann bei Vallotton am Genfersee, und die Ausstellung wird deshalb gemalte Ansichten beider Künstler präsentieren. Landschaftliche Motive zeigen auch die während Sommeraufenthalten in der Bretagne gemalten Bilder von 1906 in denen Vuillard eine neue, summarische Malweise auf grösseren Formaten präsentierte. Die Folge der Intérieurs mit der am Tisch sitzenden Mutter, die von 1898 bis 1910 reicht, erlaubt es schliesslich, den Wandel in Vuillards Bildauffassung anhand seines wichtigsten Modells eindrücklich zu erleben.
Die Ausstellung wird unterstützt von Credit Suisse, Partner des Kunstmuseum Winterthur.