DER STAND DER ERDE - Arto Paasilinna

Crac Alsace, F-68130 Altkirch : << „Der nördlichste Felsabhang der Welt war spätabends erreicht“ Ausstellung bis 4.5.08>>
Chargée de la communication et de la pédagogie: k.rapacchietta@cracalsace.comhttp://www.cracalsace.comcrac.alsace@wanadoo.fr;  
Weiterführende Hinweise:
http://archiv.kultur-punkt.ch/buchtipps-allgemein/hatjecantz05-9helsinikischool.htm 
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/ereignisse/hatjecantz7-10thehelsinkischool-ii.htm
http://www.uiah.fi/english.shtml;  akademien http://www.kunstaspekte.de/index.php?action=webkst&kst_id=3572  
TaiK University of Art and Design, Helsinki ; info@uiah.fi;  presse@hatjecantz.de; Hatje Cantz Verlag 2007; http://www.hatjecantz.de 

Die Ausstellung Maan Asema/Der Stand der Erde,
die im Rahmen der Kulturwochen 100 % Finlande stattfindet, zeigt die Werke von 15 Künstlern aus den Bereichen Fotografie, Malerei, Zeichnung, Skulptur, Videokunst und Installation.
Die junge und vor allem im Bereich der Fotografie sehr dynamische finnische Kunstszene ist überaus interessant; in der Ausstellung des CRAC Alsace sind nicht nur bereits international bekannte Künstler zu sehen, sondern auch junge Künstler, die zum ersten Mal in Frankreich ausstellen.
Der Titel der Ausstellung, Maan Asema/Der Stand der Erde, verweist auf die wahlweise humanistische, naturalistische, wissenschaftliche, physische, traumhafte und/oder intimistische Beziehung, die die Künstler, jeder auf seine Weise, mit der Erde, im weiteren Sinn mit der Welt eingehen.
Die Landschaft und die Natur nehmen bei vielen finnischen Künstlern egal welcher Generation eine sehr wichtige Rolle ein, und vor allem davon zeugen die in dieser Ausstellung präsentierten Werke. In diesen Zeiten der allgemeinen Globalisierung lässt sich daraus die Frage nach dem Überdauern der Nationalcharaktere und eines notwendigen Einflusses der unmittelbaren Umgebung ableiten.
Mehr noch als ein Repertoire diverser künstlerischer Ausdrucksformen der Landschaft versucht die Ausstellung zu zeigen, auf welche Weise die Natur eine Beziehung zur Welt herstellt und darstellt, die gleichzeitig bestimmt wird von inneren Fragen, von einer angenehmen natürlichen Umgebung und von beunruhigenden globalen ökologischen Zusammenhängen (woraus folgt, dass der Planet Erde wieder eine zentrale Stellung einnimmt, die er wohl seit den großen wissenschaftlichen Fortschritten vergangener Jahrhunderte nicht mehr eingenommen hatte).
In manchen Exponaten, die sich in eine romantische Tradition einreihen, ist die Natur − mag es sich um eine weite Ebene (Silojärvi) oder einen geheimen Garten (Leppäla) handeln − ein Abbild einer Seelenlandschaft. In anderen Werken setzt sich die menschliche Seele mit Fantasiewelten auseinander (Tuori), die von sonderbaren wilden Tieren bevölkert sind, die direkt aus den dunklen finnischen Wäldern zu stammen scheinen (Simonsson).
In wieder anderen Werken wird das Außergewöhnliche umso stärker von einer katastrophischen oder pessimistischen Wahrnehmung der Natur bestimmt. So ist die Landschaft in den Gemälden von Loumila ursprünglich und die Natur durch ihre Zerstörungskraft ein faszinierendes Objekt. Bei Haiso hingegen ist der Mensch der Totengräber einer Natur, die er andererseits zu erhalten versucht.
In vielen Exponaten ist es der Mensch, der sich mit der Natur auseinandersetzt, sie empfindet und sich an ihr stößt – zuweilen in prometheischen Versuchen: mit bloßen Händen einen Weg durchs Eis graben, eine Insel bauen (Laitinen), Schnee saugen (Abidin); zuweilen in dem Versuch, dem Himmel nahe zu kommen, um letztendlich „die Verbissenheit des Träumers im Kampf gegen die Schwerkraft“3 aufzuzeigen.
Die Verbindung mit der Erde und ihren physikalischen Eigenschaften findet sich auch in Werken wieder, die nicht nur hinterfragen, wie der Mensch die irdischen Phänomene wahrnimmt, sondern auch inwiefern er sich als Teil der Erde begreift, die wiederum Teil des Universums ist und von überwältigenden und phänomenalen Gesetzmäßigkeiten regiert wird (Eskelinen, Grönlund und Nisunen).
In einer humanistischen Art schließlich wird die menschliche Sicht auf die Erde zärtlich und gelegentlich nicht ohne Ironie von Künstlern (Renvall, Lenkkeri) hinterfragt und betrachtet. Hierin ist die Fotografie von Lenkkeri, The world as we know it, die einen Erdball in einem Flur zeigt, geradezu symptomatisch: Sie könnte auch eine neue Darstellung der Erde und ihres Platzes im Universum sein − in einer Fortsetzung der Darstellungen eines Kopernikus oder der Bilder von Hubble; sie erzählt bescheiden und humorvoll gleichzeitig von der Größe und der Nichtigkeit des Menschen.
Endnotes:
1 aus: Paasilinna, Arto: Der wunderbare Massenselbstmord. Bergisch-Gladbach: Lübbe, 2002.
2 In Anlehnung an den Roman von Ranya Paasonen „Der Stand der Sonne“, 2006.
3 Didier Mouchel. In: Lehtinen, Janne: Sacred Bird. Osterfilden: Hatje Cantz Verlag, 2005.
Adel Abidin
Der aus dem Irak stammende Künstler Adel Abidin weist mit Humor und Ironie auf einige der „Kuriositäten“ seiner neuen finnischen und seiner alten irakischen Heimat hin. Das Projekt Vacuum ist von beängstigender Einfachheit: „Irgendjemand muss etwas gegen den Winter in Finnland tun!“ Und so beschließt der Künstler, der genug unter dem unendlichen finnischen Winter gelitten hat, zu handeln. Ausgerüstet mit einem Regenmantel, einem Staubsauger und einer Videokamera begibt er sich aufs Packeis und fängt an zu arbeiten…
Mit ähnlichem Sarkasmus bietet der Künstler in einer anderen neueren Arbeit in seiner Reiseagentur „Abidin Travels“, deren Werbespruch lautet: „Viel mehr als Urlaub!“, Aufenthalte in Bagdad an.
Petri Eskelinen
Wie ein Wissenschaftler entwickelt Petri Eskelinen Apparaturen, um die Natur und ihre Funktionsmechanismen zu analysieren. In On the land and on the sea wirkt sich die Bewegung eines auf den Boden gestellten Bootes auf die einer Miniatur-Insel aus, die in einer Schale auf einem Sockel schwimmt, dessen Ästhetik an die von wissenschaftlichen Objekten aus vergangenen Jahrhunderten erinnert. Dieses Werk zeugt vom poetisch-wissenschaftlichen Interesse des Künstlers sowohl für die Bewegungen der Erde als auch für die der Menschen, die zu ihrer Erforschung aufgebrochen sind.
In einer Serie von Tuschzeichnungen widmet sich der Künstler den Forschern, die die weiten Meere durchsegelten. Seine Transkription ihrer Abenteuer gleicht hier eher einem literarischen und fantastischen Universum als den tatsächlichen Begebenheiten.
Tommi Grönlund und Petteri Nisunen
Die Architekten Tommi Grönlund und Petteri Nisunen entwerfen Installationen, die die Wahrnehmung hinterfragen und physikalische Phänomene sichtbar machen, die normalerweise unsichtbar sind. Orbita besteht aus einer Stahlkugel, die langsam und beständig auf einem Schienenkreis mit 8 Meter Durchmesser rotiert. In der Mitte der Installation wirft eine Glühbirne den Schatten der Kugel auf die Wände. Überdies wird das Geräusch der rollenden Kugel verstärkt und in den Raum zurückgeworfen. Die Schlichtheit dieser Installation, deren Ästhetik einer Art minimalistischer Low-Tech entspringt, verweist durch ihre wissenschaftlichen Referenzen (Perpetuum mobile, chaotisches Planetensystem) auf fundamentale Fragestellungen.
Ilkka Halso
Das zentrale Thema der Arbeiten von Ilkka Halso ist das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. In seiner Serie Museum of Nature entwirft der Künstler in fotografischen Montagen von großer formaler Qualität futuristische Gebäude, die es ermöglichen, die Natur vor Verschmutzung und den Eingriffen des Menschen zu schützen. Die großen unter Schutzbauten gestellten Ökosysteme werden, ähnlich wie die großen antiken Monumente Zeugnisse unserer Zivilisation sind, zu den wertvollsten Relikten unserer Natur … und gleichzeitig hochrangige touristische Attraktionen! Über den Aspekt des „Extraordinären“ dieser Science-fiction-Bilder hinaus hält der Künstler auch auf pessimistische und ironische Weise die wohl katastrophalen Folgen unseres Umwelt- und Konsumverhaltens fest.
Antti Laitinen
Antti Laitinen betreibt Performance-Kunst – ob vor einem Publikum im städtischen Raum (Running Wheel, Snow Man) oder in der freien Natur (Untitled, a seven day digging event). Alle diese Aktionen erfordern vom Künstler den intensiven Einsatz des eigenen Körpers, was Laitinen in den Bereich der Body Art rückt. Die in der Natur realisierten Werke lassen sich allerdings auch einer gewissen Lesart der Land Art zuordnen, bei der der Künstler die Landschaft vorübergehend oder dauerhaft verändert – ein durch den Schnee gegrabener Weg zum Meer (Attempt to split the sea), der Bau einer künstlichen Insel (My Island) – und die Spuren dieser Aktion dokumentiert: Die Bilder sind also dokumentarische Spuren; die Sorgfalt, mit der sie aufgenommen werden, zeugt gleichwohl vom Willen einer Ästhetisierung.
Janne Lehtinen
In seiner Fotoserie Sacred Bird (dt.: heiliger Vogel, komischer Vogel) inszeniert sich Janne Lehtinen inmitten der traumhaften finnischen Landschaft mit Flugversuchen, die alle zum Scheitern verurteilt sind. Der Künstler entwickelt hier in einer Mischung aus Sublimem und Burleskem einen ganz eigenen, poetischen Stil.
Als eine neue Episode einer der größten Mythen der Menschheit, der des Ikarus, reiht sich diese Serie in die lange Geschichte der fliegenden Verrückten ein, die von da Vinci über die Gebrüder Wright bis Panamarenko reichen. Hier handelt es sich aber um eine tolldreiste Folge à la Buster Keaton, bei der der überbordende Einfallsreichtum lächerlicher Flugapparaturen (Ballons, Regenschirme, Engelsflügel, Äste usw.) einfach grandios ist. Die wie eine Erzählung aufgebaute Serie steht aber auch in der Tradition des Selbstportraits und der Autobiografie – Lehtinen ist der Sohn eines berühmten finnischen Segelflugpiloten.
Ville Lenkkeri
In seiner Serie Reality in the Making fotografiert Ville Lenkkeri Bilder der Welt, so wie sie vom modernen Menschen dargestellt und inszeniert wird – ob in historischen Museen oder in Naturkundemuseen, in Wandmalereien mit Landschaftsmotiv oder in jedem anderen Darstellungsversuch unserer Natur von früher und heute. Lenkkeri bietet uns so einen verzerrten Blick – sowohl im Maßstab als auch hinsichtlich der Definition der Fotografie als Zeugnis des Zeitgeschehens – auf die Art, wie die Menschen die Welt als ein Dekor, als Landschaft sehen und indirekt in welchem Verhältnis sie zu ihr stehen.
Anni Leppälä
Die Fotografien von Anni Leppälä, eine junge Absolventin der renommierten Hochschule für Kunst und Design in Helsinki, sind in der Regel recht kleinformatig. Sie sind in Serien zusammengestellt und erzeugen eine mysteriöse und nostalgische Fiktion. In ihrer Serie Seedlings präsentiert uns die Künstlerin mittels Bilder, bei denen sich unterschiedliche Maßstäbe und verschiedene Räume überlagern, die Spuren einer gleichzeitig einzigartigen und universellen Geschichte und Vergangenheit, die allerdings niemals existiert haben. Die Natur ist hier eine intime, gebändigte Natur, ein Garten mit kleinen persönlichen Geschichten.
Liisa Lounila
Liisa Lounila setzt unterschiedliche Medien ein: Text, Malerei, Fotografie, Video, mit denen sie in unterschiedlichen Techniken experimentiert. Für die Gemäldeserie Hurrigane beispielsweise wurde schwarze und weiße Acrylfarbe sowie Flitter auf Holzplatten aufgetragen. Von Weitem betrachtet, könnte man die Bilder für vergrößerte Fotoaufnahmen aus Archivbeständen halten. Die durch das Medium Fotografie erzeugte Konfusion ist beabsichtigt und stellt die Banalisierung des Wertes der Bilder in unserer Gesellschaft heraus, die davon gesättigt ist und in der Bilder vielmehr als Symbole denn als Spuren einer Realität fungieren. Darüber hinaus lässt sich die Kunst von Lounila durch die Wahl des Themas, eine Naturkatastrophe, und die Verwendung von Flitterfarbe geflissentlich einer Glam-Punk-Kultur zuordnen, in der man diesen symbolischen Gebrauch von Bildern wiederfindet. In den Tornado-Gemälden von Liisa Lounila besitzt die Natur eine Urgewalt und ist in der Schönheit ihrer Kraft und ihres Zerstörungspotentials ein faszinierendes Objekt.
Seppo Renvall
Seppo Renvall ist einer der bedeutendsten Videokünstler Finnlands und einer der Pioniere des Experimentalkinos. Seine umfangreiche Produktion umfasst Filme, Videos, Installationen und Happenings. Ein Großteil seines Schaffens besteht aus Schwarz-Weiß-Filmen, in denen sich abstrakte Bilder, Familienfilme und verschiedenartige Dokumentation mischen, die der Künstler aufgestöbert und wiederverwertet hat.
Zusammen ergeben sich daraus Geschichten, die sich von den konventionellen erzählerischen Strukturen entfernen, um einer ganz eigenen Logik zu folgen, aber dennoch auf das Universale abzielen. Dies ist vor allem der Fall bei Planet Earth, einer filmischen Collage von Fotoaufnahmen unserer Erde (Städte, Landschaften usw.), wie man sie in der gleichnamigen Enzyklopädie vom Anfang des 20. Jahrhunderts findet.

Videothek:

Elina Brotherus (geboren 1972, lebt und arbeitet in Helsinki und in Burgund)
Miroir, 2001, 2 min 54; Montagne, 2004, 1 min 19
Das Video Miroir (dt.: Spiegel), in dem das Spiegelbild der Künstlerin in einem von Wasserdampf beschlagenen Spiegel immer deutlicher zu erkennen ist, fragt nach dem Begriff der Identität und nach der Erscheinung des Ich. Es kann aber auch als Allegorie der Fotografie verstanden werden, in deren Anfängen ein Bild bei der Entwicklung nach und nach auf einem Spiegel sichtbar wurde (Daguerreotypie).
Das Video Montagne (dt.: Berg), bei dem die Form eines Berges von einer vorüberziehenden Wolke verdeckt wird, stellt den natürlichen Gegenpart zu Miroir dar. Die beiden Videos lassen die Arbeit von Elina Brotherus in eine romantische Tradition einordnen, bei der die Landschaft der „Spiegel der Seele“ fungiert.
Liisa Lounila
Play, 35-mm-Film, auf Video übertragen, 5 min, Ton
Der in Berlin aufgenommene Film Play ist eine langsame, durch die Montage noch weiter verlangsamte Beobachtung junger Leute, die den Abend in einer Bar verbringen. Die Bilder, die wie angehalten wirken, enthüllen die Fragmente einer Geschichte, die nicht existiert, flirten bewusst mit den Klischees der Jugend als goldenes Alter und als Alter der Ausschweifungen. Die Auswahl der Musik, die den Film beinahe wie ein Video-Clip wirken lässt, verstärkt diesen Effekt zusätzlich.
Aurora Reinhard (geboren 1975, lebt und arbeitet in Helsinki)
Julio und Lupita, 2004, 4 min 35, Ton
In dem Video Julio und Lupita tanzen ein älterer südamerikanischer Mann, Julio, und ein Modell mit langen Haaren und kurzem Rock, Lupita, einen Tango. Ihr Tanz mit bald schmachtenden, bald gewagten Figuren − die durch Julios Eifer und durch das ausdruckslose Gesicht von Lupita, das mit ihren erotischen Körperbewegungen kontrastiert, entstehen − verleiht diesem Video eine Schwermut, die vom langsamen und traurigen Rhythmus der Musik noch verstärkt wird.
Jani Ruscica (geboren 1978, lebt und arbeitet in Helsinki)
Kiwano’s theme, 2005, 8 min, Ton
Dieses Video gehört zu einer Trilogie mit dem Titel Contrapuntal. Juha Kiwano, ein Straßenmusiker, der im Zentrum von Helsinki spielt, ist dabei, auf fast rituelle Art diverse Haushaltsutensilien vorzubereiten, die ihm als Instrumente für eine bevorstehende musikalische Darbietung dienen. Kiwano’s theme ist ein poetisch-burleskes und humanistisches Portrait eines Menschen in einer modernen Großstadt. Die improvisierte Arie des Musikers ist das Leitmotiv aller drei Filme der Serie „Kontrapunkt“.
Santeri Tuori (geboren 1970, lebt und arbeitet in Helsinki)
J-E plays Hurriganes, 2004–2006, 2 min 28
Die Videos von Santeri Tuori hinterfragen die Beziehung zwischen Portrait, Fotografie und Video: Ist ein Portrait das Abbild der Identität oder ein Bild, das eine neue Welt erschafft? In J-E plays Hurriganes wird ein Junge, der einen Orkan nachspielt, durch eine verspiegelte Glasscheibe hindurch gefilmt. Die unschuldige Wildheit in der Darbietung des Kindes ist stark ästhetisiert durch den Einsatz der Zeitlupe und durch die große Farb- und Bildqualität, die eine fast bildhafte Anmutung bewirken.
Carolina Saquel (geboren 1970 in Santiago de Chile)
Carolina Saquel beschäftigt sich mit Videokunst, Fotografie und grafischen Arbeiten, ihr Hauptinteresse gilt jedoch dem bewegten Bild. Die Künstlerin lässt sich hauptsächlich von der Geschichte der Malerei und dem Darstellungsbegriff der verschiedenen Bildgenres inspirieren. Ihre bevorzugten Themen sind die Wahrnehmung der Zeit und die Verdeutlichung der Fremdheit der täglichen Gesten, die häufig unentdeckt bleiben.
Das im CRAC gezeigte Werk, eine neuere Erwerbung des FRAC Alsace, trägt den Titel Pentimenti (dt.: Reue). Der 2004 entstandene 16-mm-Film hat seinen Ausgangspunkt in der Geschichte der Malerei und in der Pose als zentrales Element der Portraitkunst. Die erzwungenen Gesten, die der Mensch von dem von ihm dressierten Tier verlangt, werden in einer ewig neu beginnenden Bewegung erfasst, die durch die Struktur des Films selbst definiert wird.
Heli Silojärvi
Silojärvi ist eine Vertreterin der neuen Generation finnischer Fotografen/innen. Inspiriert durch die Werke finnischer Meister der Landschaftsfotografie (Pentti Sammallathi) und durch die aufstrebende Generation (Elina Brotherus) vereint Heli Silojärvi in ihren Arbeiten Portrait- (gestellt und/oder angeordnet) und Landschaftskunst. Ihre Serie Alusive story of the Daylight, die sich über die Jahreszeiten und verschiedene Orte erstreckt, reiht sich ein in eine romantische Bildtradition der Landschaftsdarstellung, die bis auf Caspar David Friedrich zurückreicht, während sie gleichzeitig eine intimistische Fiktion aufbaut, deren fragile Schönheit ebenso in der kompositorischen Arbeit begründet liegt wie in dem wundersamen Effekt des Zufalls.
Kim Simonsson
Die „Personen“ der Skulpturen von Kim Simonsson entstammen einer jugendlichen Populärkultur, insbesondere aus der Heroic Fantasy und den Mangas (der Künstler spricht übrigens in diesem Zusammenhang von „finnischen Quasi-Mangas“).
Simonsson, der sowohl auf die traditionellen Materialien der Serienskulptur oder für handgefertigte kleinere Objekte (Keramik, Glas, Metall) als auch auf zeitgenössischere Materialien wie Autolack und Polyester zurückgreift, schafft hybride Wesen von großer formaler Perfektion und unglaublicher Plastizität. Der Gebrauch reflektierender Oberflächen erlaubt dem Künstler, mit dem Volumen des Raumes zu spielen, in dem seine Skulpturen stehen, und gleichzeitig die Frage nach unserer eigenen Wahrnehmung zu stellen: Was ist das Sonderbarste, das Wunderbarste an uns selbst oder an dem, was wir betrachten?
Anna Tuori
Die Malerei von Anna Tuori fügt sich in die romantische Tradition ein, in der die Landschaft auch ein Abbild der inneren Welt ist.
Ihre Gemälde bewegen sich zwischen melancholischer Stille und beunruhigender Fremdheit; sie sind der realen Welt entlehnt, zeichnen aber ebenso imaginäre Welten. Die klare Pinselführung und das klar gesetzte Dekor zeigen in erster Linie eine verzauberte Landschaft (Rain in Bella Coola, Elisa True Dream). Jedoch lassen hie und da ein paar Flecken und verlaufende Farben (Space Parking), die Verwendung einer fast schwarzen Farbpalette, die Einfügung einer geisterhaften Figur (Truth Supressed) oder die Uneindeutigkeit der Bildebenen eine düsterere Fiktion, ein verwirrendes Mysterium erahnen.

Die Lage der Erde


Titelbild kultur-punkt 08-3: "Die Lage der Erde" Janne Lehtinen - La jeune scéne finlandaise, Exposition:  Crac Alsace. Altkirch, bis 4.5.08