Joseph Petzval: Die Schärfung des Blicks - Das Licht, die Stadt und die Fotografie
W+B Agentur-Presseaussendung Januar 2004 <<Ein Lichtfänger geht um – bereits vor 150 Jahren!>> Buchbesprechung <<>>
Ausstellung: bis 22.2.04 Technisches Museum Wien; www.tmw.atLeitung der Ausstellung und Vorwort zum Katalog: Gabriele Zuna-Kratky; MitautorInnen: A. Holzer, E. Limbeck-Lilienau, A. Mertin, M.Fellner, C. Camilleri.165 S.; sw-Schrift mit bromtonigem Bilder-Druck; kartoniert; 2003/2004;
Die Einführung dieses Ereignisses beginnt mit dem Umfeld von Joseph Petzold, 1807-1891, der Fotografie und Gesellschaft. Im weiteren werden Porträts und fotografische Ateliers gezeigt, danach die Welt des Joseph Petzold. Im Anhang werden Materialien erklärt und biografische wie Literatur - Hinweise gegeben. Im Gegensatz zum Spitzelstaat von Metternich und inmitten dieser allseits hemmenden Beobachtungsstruktur gibt es trotzdem europaweit und auch hier in Wien ein breites wissenschaftliches Forschungs- und Entwicklungspotential, insbesondere in der Optik: voran J. J. Prechtl 1778-1854, unter seiner Direktion des Polytechnischen Institutes. Chemiker, Physiker und Optiker experimentieren, liefern Innovationen zum F+E Bereich der Fotografie und der Metaphorik des Lichts. So gelang es dem Mathematik-Professor Andreas von Ettinghausen eben diesen Staatskanzler Fürst Clemens Metternich von der Fotografie zu überzeugen, indem er Daguerreotypien vom Schloss, der Umgebung und der so genannten Fürstenhofrunde anfertigen liess, wobei sicher auch Prechtl eine gewichtige Rolle spielte.
Im erweiterten Sinn lässt sich ja die Fotografie auch für geheimdienstliche und kriminalistische Zwecke – äusserst effizient einspannen. Was sicher im Hintergrund und –kopf der Beteiligten zu einer einleuchtenden Befürwortung dieser Innovation, so ganz nebenbei, beitrug. Dazu gibt uns Nestroy, 1839, der dieses Staatssystem stets hintergründig und grandios parodierte, einen glänzenden Hinweis: Der Fortschritt ist gross / Die Technik famos / Jetzt habens’s sogar die Sonnenstrahl’n / ab’gricht zum Mal’n. Josef Maximilian Petzval war zwei Jahre nach dieser Parodie Professor für höhere Mathematik an der Uni-Wien geworden. Im gleichen Jahr dann beschäftigte er sich mit der Berechnung eines besonders lichtstarken Objektivs für die Fotografie. Dieses war insbesondere für die Portrait-Erstellung von Wichtigkeit, er schreibt: „es war eben in diesem Jahr 1839, als die wundervolle Daguerre’sche Erfindung bekannt gemacht wurde, und die allgemeine Theilnahme in so hohem Grade erregte…“. So streng er seinen Forschungsnachlass zusammenhielt und im Nachlass anderen vorenthielt, so locker war er im persönlichen Umgang: er hackte gerne Holz, focht und ritt meisterhaft, war humorvoll, schalkhaft und von seinen Schülern hoch verehrt; was sie so auch über ihn überlieferten. Insgesamt ist dieses gekonnt gestaltete Ereignis zur Fotografie in Österreich vor rund 150 Jahren von bleibender Eindrücklichkeit