Dieter Hassenpflug : Der urbane Code Chinas
Lebensraum
Urbaner Code Chinas
degruyter-birkhauser13-4Hassenpflug-codechinas
http://www.kultur-punkt.ch/lebenswelt/degruyter-birkhauser13-4hassenpflug-codechinas.htm
Online-Publikation: April 2013 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Dieter Hassenpflug : Der urbane Code Chinas . Grundlegender Beitrag zum Verständnis der chinesischen Stadt >>
Broschur: 200 S., Broschur ISBN: 978-3-0346-0902-9; Euro [D] 34,95; Unverb. Ladenpreis für USA, Kanada, Mexiko US$ 49,00
eBook: Euro [D] 34,95 ; USA $49.00*
Print/eBook: Euro [D] 59,95; Unverb. Ladenpreis für USA, Kanada, Mexiko US $ 84,00
Birkhäuser Verlag AG, Basel; http://www.degruyter.com; http://www.birkhauser-architecture.com;
Inhalt
Die Gestalt der chinesischen Stadt entschlüsseln
In neuer Ausstattung bietet die zweite Auflage des Buches die verbesserte und aktualisierte Version des erfolgreichen, inzwischen in mehrere Sprachen übersetzten urbanistischen Fachbuches über den urbanen Code der chinesischen Stadt. Es geht hier nicht primär um bekannte Städte wie Peking, Shanghai oder Shenzhen, sondern um jene Formen, Strukturen, Zeichen und Botschaften, die das Chinesische der chinesischen Stadt ausmachen. Erst die Dekodierung der Sinität der chinesischen Stadt eröffnet die Möglichkeit, die Vielfalt der empirischen Eindrücke richtig zu gewichten und sinnvoll einzuordnen. So liefert dieses Buch auch einen Schlüssel zum Verständnis der aktuellen Hyperurbanisierung und der Vielzahl westlicher Städtebauprojekte in China.
Charakteristika
- Grundlegender Beitrag zum Verständnis der chinesischen Stadt
- Einführung in den „binären Code“ von offenem und geschlossenem Stadtraum
- Analysiert auch Städtebauprojekte westlicher Architekten
Autor
Prof. Dr. phil. habil. Dieter Hassenpflug ist Professor für Soziologie und Sozialgeschichte der Stadt an der Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Architektur. Seine Lehre und Forschung bezieht sich auf die Gebiete der Stadtsoziologie und der Urbanistik mit besonderen Schwerpunkten in der der europäischen Stadtgeschichte, der räumlichen Semiologie, der thematischen Raumproduktion (Erlebniswelten, Themenparks, Stadtfiktionen) und des chinesischen Urbanismus. Seine letzte Publikation: Der Urbane Code Chinas, Monographie, Basel 2008 (Birkhäuser). Weitere Informationen über seinen Wirkungsbereich.http://www.espacestemps.net/auteurs/dieter-hassenpflug/
http://www.uni-weimar.de/architektur/soz/soz.hassenpflug.html#Biografie
Fazit nach Inhaltsfolge
Frage nach Lesbarkeit von Urbanität:
Aufgrund der Öffnung Chinas gibt es eine Flut von Einflüssen durch: Internetportale, Waren und Dienstleistungen, mischen sich ausländische Ideen, Zeichen, Bilder, Stile, Konzepte, Techniken und ethnisch verschiedenste Verhaltensweisen mit der tradierten chinesischen Kultur. Es entstehen Schock und Brüche beim Aufeinanderprall des Innovativen auf das Tradierte.
So entstehen Transformationen des urban-leeren Raumes:
Die Bürgersteige werden zwischen den Arkadenpfeilern mit Wäscheleinen ausgestattet (Shanghai..), Suppenküchen bieten an oder Spiele, Nickerchen oder lautes Räuspern und Spucken sind alltäglich geduldet, werden als Wohn-, Küchen-Terrassen genutzt...
Schwingende Zeilen (Bautenwand-Ensembles zu Strasse oder Platz ) und tanzende Punkte (Wandöffnungen: Fenster, Tore ... Nischen in den Hochhausbauten).
Dabei ist die Nord-Süd-Orientierung mit seinem Abstandsgrün/-grau (mit Nahraumgestaltung: Bäume, Sträucher, Sitze, Brunnen, Kinderspielplätze ..) charakteristisch (durch den 35.Breitegrad begünstigt), ganz im Sinne des tradierten Rundumbebauungs-Modell mit geschlossenem / nach Süden offenem Innenplatz und Erschliessungstrassen (Siheyuan, 1980 ) charakterisiert sich im rigiden Bauplanen "verriegelte, mauer-/rollgitter-bewehrte Nachbarschaften" mit Prunkportalen beim Zutritt (Kafka Parabel vor den Wächtern!) mit introvertiert-versiven Nachbarschaftshöfen...
Der abgeschlossener Stadtraum:
charakterisiert sich im rigiden Bauplanen "verriegelte, mauer-/rollgitter-bewehrte Nachbarschaften" mit Prunkportalen beim Zutritt (Kafka Parabel vor den Wächtern!) mit introvertiert-versiven Nachbarschaftshöfen...
Der aufgeschlossener Stadtraum:
zeigt lineare Zentralität mit magischen Impetus.Die vier Himmelsrichtungen erweitern sich: im Norden durch Sport/Kultur, im Süden Handel/Kultur bilden zusammen den "chinesisch tradierten Golden/Mythischen Korridor". Zum Westen dehnt sich die multifunktionale Dienstleistung gleichachsig nach Osten aus mit historischem Zentrum und Geschäftszentrierung.... mit offenen Nachbarschaften und ihrer typisch "inversive" integrativ wirkende Fussgängerstrasse ***!
China hat mit seiner Idee von Entlastungsstädten ""Neun-Dörfer-Plan
Stadtfiktionen von euro-amerikanischen Vorbildern geschaffen, die mehr schlecht als recht funktionieren, Disneyland in chinesischem Blickwinkel...
Kompakte / vertikal verdichtete Urbanität
Die chinesische Stadt ist als System von Bedeutungen bildet grosse breite Strassen mit vertikalen Blocks und "tanzenden Punkten" (hinter jeden Punkt Menschen), in denen Massen-Menschen-Haltungen realisiert werden, der Käfighaltung von tierischen Lebenswesen ähnelnd (besonders im Shanghai-Syndrom). Aber urbane Migranten/Wanderarbeiter-Dörfer/Villages (in Shenzhen) sorgen zwar auch für verdichtete, aber geschlossene und introversive Strukturen /soziale Kerne (ca. 2 anstelle von rund 40 Geschosshöhen), die die Lebensform der einstigen Bauern und Fischer reflektieren (ab der 90er Jahre realisierend), mit integrativ wirkenden abgeschirmten Fussgängerstrassen.
Die chinesische Industrialisierung samt Hyperwachstum, stellt die Studie fest, zeigt taxonomisch zehn Modell-Phasen (Produktion, Staat, Gesellschaft, Stadt, Füllstruktur, Zentralität, urbanes Leitbild, Stadt-Land, Wachstumstyp) und dreigliedrige Industrialisierungsstufen (extensive, intensive, flexible) . Dennoch durchschreitet China heute noch das 19. Jahrhundert Europas mit seiner sozial polarisierenden Wucht (Beispiel: Die Fundierung eines Hochhauses geschieht aktuell in Changha in Handbarbeit auf Familienbasis, unter Regen/Sonnenschirmen...).
Quintessen
Es geht Dieter Hassenpflug im Diskursbuch "Der urbane Code Chinas", mit seinem hervorragend geführtem Forschungsprojekt-Team, um die gelungene Strukturklärung/ Entcodierung der global aufstrebende Urbanität in China mit seiner neoliberal/wirtschafts- und a/sozialpolitischen Ver-/Entwicklung. Dieses Team unternimmt die Stadt mithilfe der urbanen Semiose / die urbane Struktur der Beziehung von Zeichensystemen zu decodieren.
Das klingt sehr nach Elfenbeinernen Turm. Doch nach und nach zeigt sich bei der Recherche der Detailfakten ein umsichtig-transdisziplinäres Bild von der chinesischen Urbanität und ihre mythologisch geformte IDENTiTÄT *(Shan Shui, Feng Shui und ein bedeutungs-perspektivisches Verschwinden* als Zielfeld / Ich-Ferne), die sie kooperierend in die Jetztheit katapultiert. Das ist die gute Botschaft, auch für jene sogar, die ein Wechselbad der Empfindungen und Existenzangst durchleben zwischen den vertikalen Nord-Süd-Massenaufenthalten und den Villages mit ihren Nachbarschaft-Fussgängerstrassen***. m+w.p13-4
Vertiefende und erweiternde Hinweise:
*) Bedeutungsperspektive:
Eine von der zentralperspektivischen mit Fluchtpunkt, abweichende Sichtweise, die sich auf die Gewichtung der Bedeutung von Objekten/Ensemble/Urbanität/Landschaft/Windrose/Welt/Kosmos rektangulär/isometrisch bezieht, die im ich-fernen Blickfeld (Dao), der planenden Beobachtung entsteht...
**) Urbanität-Listung: global wie regionale und visionär-utopische Beispiele
http://www.kultur-punkt.ch/lebenswelt/urbaner-raum12-13listung.htm
***) http://www.kultur-punkt.ch/lebenswelt/stadtleitbild-dieviertehaut.htm