Bertolt Brecht, Hans Eissler, Ernst Ottwalt und Slatan Dudow : "Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?"

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Online-Publikation: Januar 2009 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
 Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung

 << Ein Film mit Regie und Essays von Bertolt Brecht, Hans Eissler, Ernst Ottwalt und Slatan Dudow : "Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?" >>
 DVD, s/w, 80 Min. + Extras, ISBN: 978-3-89848-876-1; Best. Nr.: 876; € 19,90
 filmedition suhrkamp - fes 2:, Frankfurt am Main 2008; www.suhrkamp.de;  www.suhrkamp.de/autoren/autor.cfm?id=267 

 Inhalt
 Bertolt Brecht interessierte sich früh für das neue Medium Film und machte sich 1931 gemeinsam mit dem Regisseur Slatan Dudow und dem Komponisten Hanns Eisler an ein eigenes Filmprojekt: KUHLE WAMPE ODER WEM GEHÖRT DIE WELT? Der Film erzählt die Geschichte der Arbeiterfamilie Bönicke, die während der Weltwirtschaftskrise aus ihrer Wohnung vertrieben wird und in die Gartenkolonie »Kuhle Wampe« im Osten Berlins zieht. Formal setzen Brecht und Dudow dabei auf die Montagetechnik, die in den zwanziger Jahren von Sergej Eisenstein entwickelt worden dar. Unmittelbar nach der Fertigstellung verhinderte die Zensur im März 1932 zunächst die Uraufführung mit der Begründung, die politische Tendenz sei »längst nicht so grob und stark aufgetragen« wie üblich, und genau das mache den Film gefährlich; 1933 verboten die Nationalsozialisten KUHLE WAMPE endgültig. Heute gilt KUHLE WAMPE als Meilenstein des politischen Kinos.

 Fazit
»Und wer wird die Welt ändern?« »Na die, denen sie nicht gefällt!« stellt Bert Brecht nüchtern klar. Das versucht auch Brechts Film mit Essay , Hans Eissler, Ernst Ottwalt und dem Regisseur Slatan Dudow in: "Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?". Dieser Film mit einem dokumentarisch wertvollen Kommentar und Materialien im Beiheft, zusammengestellt von Heinrich Geistelberger, die in der neuartig und hervorragend präsentierten filmedition von suhrkamp erschienen sind, zeigt die brisante Lage der Arbeitnehmer um 1930, die zwischen den beiden politischen Lagern rechts wie links zerissen werden und letzten endes doch in den rechten Abgrund mitgerissen werden. "Kuhle Wampe" ist ein hervorragendes gestaltetes eisensteinsches Folge-Werk mit dem gleichen holzschnittartigen schwarz-weiss Gestus, sprachbildgeformt von Brecht, getönt von Hans Eissler und zugleich ein Vorläufer der "Fahrraddiebe" von Vittorio de Sica (neo verismo) und danach Jean-Luc Godard (nouvelle vague). w.p. 09-1