Ernö Szép: Zerbrochene Welt . Drei Wochen 1944

Lebenswelt
Szep : Zerbrochene Welt 1944
-c-dtv14-10Szep : Zerbrochene Welt 1944


Online-Publikation: Oktober 2014 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Ernö Szép: Zerbrochene Welt  . Drei Wochen 1944 . Aus dem Ungarischen von Ernö Zeltner und Anmerkungen sowie einem Nachwort von Ernö Zeltner >>
dtv premium : 240 Seiten; ISBN 978-3-423-26026-8 ; Euro 14,90 [D] 15,40 [A]  sFr 21,90  [CH]
Deutscher Taschenbuch Verlag, München; http://www.dtv.de

Inhalt
Einzigartiges literarisches und zeithistorisches Dokument
Wahrscheinlich ertrage ich all das, was ich täglich sehen, hören und leiden muss, nur deshalb, weil ich gar nicht richtig glauben kann, was hier vor sich geht. Ich glaube es nicht, weil Menschen solche Dinge doch eigentlich nicht fertigbringen.«
Am Morgen des 20. Oktober 1944 muss der sechzigjährige Erno Szép den Marsch in ein Arbeitslager nahe Budapest antreten. Seine Beobachtungen und Erlebnisse in den folgenden 19 Tagen hält er in dem vordergründig leichten, eleganten und damit umso verstörenderen Ton des Feuilletonisten fest. Ungläubigkeit spricht aus seinen Zeilen, mit ironischer Distanz versucht er den alltäglichen Demütigungen zu begegnen, um seine menschliche Würde zu bewahren.
Mit einem Nachwort von Prof. Paul Lendvai und Anmerkungen von Ernö Zeltner

Autor
Ernö Szép wurde 1884 in Huszt geboren, einer kleinen Stadt am Oberlauf der Theiss, an der nordöstlichen Grenze des historischen Österreich-Ungarn (heute zur Ukraine gehörig). Er wuchs als Sohn eines Dorfschullehrers in bescheidenen Verhältnissen auf. Noch als Schüler kam er nach Budapest, wo er sich mit Nachhilfestunden und Gelegenheitsgedichten bei verschiedenen Zeitungen sein Brot verdiente. Sein erstes Gedichtbändchen erschien, als er achtzehn war. Seit ihrer Gründung arbeitete er für die Zeitschrift ›Nyugat‹ (Der Westen), dem wichtigsten Organ der modernen ungarischen Literatur. Mit seinen Gedicht- und Erzählbänden, Beiträgen und Glossen in Zeitungen und Zeitschriften, Theaterstücken, Chansons und Kabaretttexten gehörte er bald zu den Prominenten des literarischen Lebens der Hauptstadt. Nicht zuletzt auf Grund seiner sechs Romane gilt Szép als einer der Mitbegründer der ungarischen Moderne.
Nach dem Sturz der Räterepublik verließ Szép 1919 das Land und verbrachte die Jahre 1920/21 in Wien, wo er auch verschiedene Erzählbände publizierte. 1944 wurde er als Jude zunächst in einem der »geschützten« Budapester Sternhäuser interniert und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Wie viele andere jüdische Prominente erhielt er auf Initiative von Raoul Wallenberg einen sogenannten schwedischen Schutzpass und überlebte so in einem der sogenannten Sternhäuser den Krieg. Nach 1945 konnte er nur noch wenig publizieren, in der »neuen Zeit« fand er sich nicht mehr zurecht. Aufgrund seines bürgerlichen Hintergrunds wurde er 1949 aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Verarmt, krank und nahezu vergessen starb er 1953 in Budapest. Sein Werk erlebt derzeit in Ungarn eine Renaissance

Fazit
Erschütternd und zugleich nüchtern und knapp erzählt Ernö Szép seine "Zerbrochene Welt" , Erniedrigung, Leid und Tod in seinem Umfeld, innert der drei Wochen 1944. Das Nachwort von Prof. Paul Lendvai und die Anmerkungen von Ernö Zeltner sind hilfreich und erhellen die Zeitgeschichte. Nie wieder so was. Leider immer wieder anderswie und -wo findet Ausgrenzung, Leid und Tod statt. m+w.p14.10