Wir würdigen W. Yeats zum 150.* & zeichnen aus : SWR2 & Antonie von Schönfeld - für die exzellent-mediale Präsentation
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Wir würdigen W. Yeats zum 150.* & zeichnen aus : SWR2 & Antonie von Schönfeld - für die exzellent-mediale Präsentation
Auszeichnung : SWR2 & A. v. Schönfeld
SWR2 Musikstunde
William Yeats : Zum 150. Geburtstag des irischen Dichters mit Antonie von Schönfeld
ÜBERBLICK
Symbolismus und die irische Kultur, Revolution und Esoterik, Lyrik und das Theater: Zwischen diesen Antipoden bewegte sich das Leben von William Butler Yeats. Als erster Ire erhielt er im Jahr 1923 den Literaturnobelpreis. Sein Werk wird der "Irischen Renaissance" zugerechnet, sein Verdienst ist es, nach Jahrhunderten der britischen Unterdrückung die keltisch-gälische Kultur wiederbelebt und salonfähig gemacht zu haben. Zu Yeats Freunden zählte Oscar Wilde, Ezra Pound war sein Sekretär, seine Lyrik wurde vertont von Komponisten wie Frank Bridge und Benjamin Britten bis zu Donovan, Joni Mitchell und Angelo Branduardi.
SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Musikstunde
"I, the poet William Yeats“
William Butler Yeats zum 150. Geburtstag … (1)
Poesie goes Nobelpreis - ein irischer Barde
Von Antonie von Schönfeld
Sendung: Montag 29. Juni 2015 9.05 – 10.00 Uhr
Redaktion: Ulla Zierau
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
INHALT
Musikstunde mit Antonie v. Schönfeld
SWR2
Montag, 29. Juni 2015, 9.05-10.00
"I, the poet William Yeats“
- William Butler Yeats zum 150. Geburtstag (1-5)
I. Poesie goes Nobelpreis - ein irischer Barde
Signet
...in dieser Woche auf den Spuren des irischen Dichters William Butler Yeats, den wir hierzulande noch viel zu wenig kennen. Das wird diese Woche anders: Gedichte, Lieder, irische Mythologie, Musik, die von Yeats inspiriert ist, aber auch Politik und Revolution und eine frische Brise vom Meer -
zu all dem begrüßt Sie
mit einem herzlichen „Welcome“ - AvS
Titelmusik
Wenn wir heute an Irland denken, dann fallen uns Bilder ein von grünen Wiesen, grasenden Schafen und der ein oder anderen Möwe am blauen Himmel - der sich auch ganz schnell wieder beziehen kann für einen kräftigen Schauer, im Ohr haben wir
einen Folksong und auf den Lippen den Geschmack eines kräftigen Tees oder - später am Tag - eines dunklen Guinness.
Das Schicksal der grünen Insel ganz im Westen von Europa allerdings war lange Zeit ein sehr dunkles: Unterdrückung, Armut, Hungersnot, ja, sogar der Verlust der eigenen Kultur, das Verbot, die eigene Sprache zu sprechen - verordnet von der großen Schwesterninsel im Westen, von England - all das hat die Geschichte Irlands für lange Jahrhunderte bestimmt.
Ende des 19. Jahrhunderts aber sollte sich das ändern:
Das alte Selbstbewusstsein Irlands begann sich zu regen, die Menschen fingen wieder an sich ihrer keltischen Kultur und ihrer Traditionen zu erinnern - und das nicht im Verborgenen - da war dieser Schatz nie ganz ausgestorben - sondern öffentlich, lauter, mutiger.
Daran hatte ein Schriftsteller großen Anteil, ein Lyriker und später Theatermann und Politiker:
William Butler Yeats, dessen 150. Geburtstag am 13. Juni in Irland groß gefeiert worden ist, in Dublin, Sligo und Galway - überall da, wo er länger war. Wir in der SWR2-Musikstunde machen mit - mit fünf Morgenstunden rund um William Butler Yeats:
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Musik 1 Turlough O´Carolan ca. 0´20 <14>
Tá mé `mo chodladh (1´34)
The Harp Consort
SWR 33-68940 003
ACHTUNG AUSSCHNITT: von 1´12 - Ende
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Ein grüner Zweig, mit Glocken dicht behängt,
War, als sich’s selbst regiert’, das arme Eire,
Und aus des Grüns raunender Feenmär
Sich Druidenmilde auf die Hörer senkt.
So beginnt ein Gedicht von William Butler Yeats - aus der frühen Sammlung „Die Rose“ von 1893 - mit dem Titel:
„Widmung für ein Buch mit Geschichten irischer Erzähler“
und der Begriff „Eire“ ist das alte Wort für Irland.
Da wird davon erzählt, dass ‚Druidenmilde’ aus ‚des Grüns raunender Feenmär’ allen gut tut, dass die alten Geschichten alle „gut macht für kurze Frist“, den Bauern, den Kaufmann, den Krieger und sogar den Auswanderern die Sorgen ihrer Väter nimmt.
Es wird erzählt, wie das alte Irland an Kraft verloren habe,
wie „seine Sommerkraft versiegt war fast“ und die Rede ist „von Eires abgestorbnem Ast“, von Zerstörung und ‚malträtiert werden’, die ganze Ambivalenz des irischen Schicksals klingt hier an.
Doch neben der Trauer ist in diesem Gedicht auch Hoffnung zu spüren, eine Hoffnung, die aus Landschaft und Himmel und der Rückbesinnung auf alte Zeiten herrührt:
...frohe Glocken klingen
Wie Lachen, dass die Spinnweben zerspringen,
(...)
Ob trister Schlag, ob fröhliches Gebimmel,
Der Klang erstehen lässt die alte Zeit,
Und keine Spur von unsrer Bitterkeit
Trägt Munsters Gras, trägt Connemaras Himmel.
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Musik 2 John Playford 2´15 <20>
Parsons Farewell
Lautten Compagney
Ltg. Wolfgang Katschner
001764BC, LC 6203
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Im Dezember 1923 hat William Butler Yeats als erster Ire den Nobelpreis für Literatur erhalten. In der Verleihungsrede ist (ein bisschen gestelzt) die Rede davon, dass ‚die innere Stimme des Dichters seine Beziehungen zur äußeren Welt von klein auf bestimmt’ habe.
Für Yeats, so der Laudator, wäre „die Seele kein leeres Ding“ gewesen, seine Phantasie sei vielmehr erfüllt gewesen vom „keltischen Pantheismus“, davon, dass in der Natur „lebendige und personifizierte Kräfte“ neben uns Menschen existieren würden, Wesen wie Feen und Elfen, wie sie in den Geschichten des irischen Volks immer lebendig geblieben wären.
Der Dichter Yeats habe zwar den Großteil seiner Schulzeit in London verbracht, sei jedoch geprägt worden von Irland, von seiner Kindheit in dieser „ursprünglichen Landschaft zwischen Bergen und Ozean“.
- Mit dieser ‚ursprünglichen Landschaft’ ist Sligo gemeint, die Gegend am Fuße des sagenumwobenen Berges ‚Ben Bulben’ im Westen von Irland, da, wo man auf den offenen Atlantik hinausblicken kann.
Hier ist Yeats als Kind durch die Gegend gestreift und hat seine geliebten Naturstudien betrieben, abends den Flug der Nachtfalter beobachtet und ganz früh morgens den Vogelstimmen gelauscht.
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Musik 3 John Playford 4´20 <1+2+3>
Chirping of the Nightingale (2´11)
The Nightingale (1´28)
Wellfare the Nightingale (0´33)
Lautten Compagney
Ltg. Wolfgang Katschner
001764BC, LC 6203
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In der Rede zur Verleihung des Literaturnobelpreises an William Butler Yeats 1923 werden eigentlich schon alle Themen angesprochen, denen man begegnet, wenn man diesem Dichter begegnet:
- Da ist zum einen Yeats Bezug zur Natur, seine Nähe zur Welt der Feen und Faune und zu den alten irischen Sagen und Mythen: Feenwesen waren für ihn von frühester Kindheit an durchaus real, - für uns werden sie es in seinen Geschichten und Gedichten: Ein „phantasievoller Mystizismus“ - wie es in der Verleihungsrede heißt - sei „der charakteristischste Zug seines Temperamentes“.
Musik kommt in Irland übrigens immer gratis dazu:
Gerade hat die Lautten Compagney in drei Stücken aus der Sammlung
Mr. Playford´s Dancing Master Nachtigallen und andere Vögel imitiert.
Ein weiteres großes Yeats-Thema wird im Zusammenhang mit seiner Neigung zum Mystizismus genannt: diese Neigung nämlich sei die Basis für Yeats „vertieftes religiöses Streben“ gewesen, ein Sehnen nach Religion, das den Dichter ein Leben lang begleitet hat (‚Religion’ hier allerdings nicht im Sinne eines konkreten christlichen Religion):
William Butler Yeats gehörte zwar der protestantischen Oberschicht an im vorwiegend katholischen Irland, doch er hat sich weniger dem Protestantismus als solchem zugehörig gefühlt als vielmehr der geistigen Elite, die die Protestanten in Irland repräsentierten.
Von christlicher Religion als Bekenntnis einer absoluten Wahrheit hat sich der Dichter schon in seiner Jugend entfernt, ihn zog die Welt der Esoterik an, die Welt des Spirituellen, Mystik, er war eigentlich sein Leben lang auf der Suche nach einer transzendenten Wirklichkeit in Leben und Werk.
Und wenn ich diese beiden Begriffe hier in einem Atemzug nenne: bei William Butler Yeats gehören sie wirklich zusammen: Er hat immer über das geschrieben - Lyrik, Prosa oder Dramen - womit er sich auch im wirklichen Leben gerade befasste, was sein Leben bestimmte.
Zentrale Themen dabei sind die Liebe, aber auch die Politik, die Frauen, das Älterwerden, die alten irischen Sagengestalten (häufig verwendet im Kampf um die Unabhängigkeit von England) und - für ihn, der zwischen Irland und England wechselte - immer wieder die Sehnsucht nach ‚Eire’, nach dieser Insel mit ihren vielen Geschichten und Liedern:
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Musik 4 Trad. arr. Phyllis Tate 2´04 <6>
The lark in the clear air
Ann Murray, Mezzosopran
Graham Johnson, Klavier
CDA66627, LC 7533
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The lark in the clear air - Die Lerche hoch im klaren Himmel -
Anne Murray sang dieses irische Lied, begleitet von Graham Johnson.
William Butler Yeats war eine widersprüchliche Figur: Einerseits Traditionalist - er selbst hat sich halb ironisch als ‚letzten Romantiker’ bezeichnet - andererseits ein Moderner, ein - rückblickend betrachtet - Klassiker der Moderne. Es ist schwierig, sein vielseitiges Werk literaturhistorisch klar einzuordnen: Kritiker haben Yeats beschrieben als „Zeitgenossen mehrerer Schriftstellergenerationen“.
Dieser wandelfähige und vielseitige Literat hatte etwas von einem elitären Exzentriker und war gleichzeitig geradezu irisch bodenständig, er hat sich für die Wiederbelebung der keltischen
Mythen eingesetzt und war maßgeblich beteiligt an der sogenannten „Irischen Renaissance“ - und doch sprach er nicht einmal gälisch, die alte Sprache der Iren, und er hat sie auch sein Leben lang nicht gelernt.
Yeats war Mitglied in zahlreichen literarischen Vereinen und okkulten Gesellschaften, - gleichzeitig war er ein begabter Politiker und Mitbegründer des Irischen Nationaltheaters.
- Obwohl ein Visionär war er kein Mann des Elfenbeinturms.
Die Musikstunden dieser Woche wollen den verschiedenen Facetten dieses Dichters folgen, seiner Lebens- und Schaffensgeschichte in einer bewegten politischen Zeit, sie wollen mal genauer hinschauen, mal ein Thema nur streifen:
Morgen geht es dabei um - salopp formuliert - Yeats ‚irische Prägung’, um seine Herkunft, seine Familie und die häufigen Wechsel zwischen dem wilden Westen der irischen Insel (mit ihren Elfen und Feen) und der Metropole London, - Orte, die weiter voneinander entfernt liegen, als die reine Kilometerzahl es vermuten lässt;
- am Mittwoch wird die Beziehung zu Yeats großer Liebe Maud Gonne im Vordergrund stehen, die zu seiner Muse und politischen Weggefährtin wurde;
- am Donnerstag geht es um den Theatermann Yeats, um die Gründung des Irischen Nationaltheaters in Dublin und die Zusammenarbeit mit der Mäzenin Lady Gregory
und am Freitag schließlich um die späte Gründung der eigenen Familie und seine visionäre Schriften, es wird der weniger milde als
zornige Alte zu Wort kommen, inzwischen weltberühmter Dichter und Nobelpreisträger.
In den dreißiger Jahren hat William Butler Yeats manche seiner eindringlichsten Gedichte geschrieben mit starken Bildern, beispielsweise:
Long-Legged Fly - Wasserläufer, das jetzt Burghard Klaußner liest:
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Musik 5 William Butler Yeats 1´24 CD2 <28>
Wasserläufer
gelesen von Burghart Klaußner
der Hörverlag 978-3-8445-1823-8, LC
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Wasserläufer - gelesen von Burghard Klaußner.
William Butler Yeats wurde vor 150 Jahren geboren, am 13. Juni 1865.
- In Irland ist das in diesem Sommer Anlass zu einer ganzen Reihe der unterschiedlichsten Geburtstagsfeiern:
In Dublin hochoffizielle Lesungen, Theateraufführungen und an jedem ersten Donnerstag im Monat eine ‚Public Tour’ in der National Library of Ireland mit Einführung in Leben und Werk des Dichters.
Soweit - so konventionell,
aber die Iren und auch die Engländer haben sich weit mehr einfallen lassen:
Am 11. Juni gab es für die Freunde des Dichters ein „Nobel-Dinner Yeats“, -vielleicht mit den Lieblingsspeisen des Literaten -?
Die Website „Yeats 2015“ ruft auf:
„Lasst uns die sozialen Netzwerke mit Yeats-Poesie überfluten!“ Facebook, Twitter, Instagram sind dabei.
Und in London heißt es „Yeats goes Underground“:
Wer mit der „tube“ fährt kann in diesem Sommer statt aus dem Fenster ins Dunkle zu schauen auf kleinen Tafeln Lyrik lesen.
In Connemara war am 13. Juni der Turm für Besucher geöffnet, den Yeats in den 1920er Jahren zum Wohnhaus für sich und seine Familie umgebaut hatte.
Nicht weit davon entfernt, in der hübschen Hafenstadt Galway, werden in einer Galerie Seidenschals gezeigt, die bemalt sind mit durch Yeats Lyrik inspirierten Bildern.
Man kann auch in einen Pub stolpern, wo in diesem Jahr gerne zum Pint of Beer Yeats Gedichte gelesen werden und wo am Abend Irish Folk live sowieso dazugehört:
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Musik 6 Turlough O´Carolan 3´41 <3>
Jigg zu Mr. James Betagh
The Harp Consort
SWR 33-68940 003
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Eine Jigg von Turlough O´Carolan, einem der berühmtesten Harfenisten und Barden der grünen Insel mit Andrew Lawrence-King und dem Harp Consort.
In Sachen Yeats laden übrigens zahlreiche Workshops und Mitmach-Aktionen dazu ein, selber aktiv zu werden:
Die Website „Yeats 2015“ beispielsweise schlägt vor, selbst ein Gedicht aufzunehmen, - unter der Rubrik „Your Yeats“ kann man schon eine bunte Mischung hören, auch in arabisch und chinesisch.
Und wer sich nach der Aufnahme besonders mutig fühle, - der solle doch nach Sligo kommen und es dort vortragen:
Hargadons Bros, ein Pub in Sligo, hätte dafür extra einen „poetry-slot“ eingerichtet, jeden Mittag zur Lunchtime werden Gedichte gelesen.
Ich würde eines der bekanntesten Gedichte von William Butler Yeats wählen, das für mich für meine erste bewusste Begegnung mit dem Dichter und seiner bilderreichen Sprache steht: Vor über dreißig Jahren am Ende einer sechswöchigen Radtour stand in Dublin als letzter Besichtigungswunsch vor der Rückreise das Trinity College auf dem Programm und hier gab es auch hübsche Drucke mit Gedichten und Zitaten von Oscar Wilde, James Joyce und von William Butler Yeats. -Vielleicht waren wir ein bisschen sentimental am Ende der langen Reise, doch dieses Gedicht Had I the Cloths of Heaven - mir damals unbekannt - hat meiner Freundin und mir so gefallen, dass wir jede einen Druck davon gekauft und irgendwie auf den Rädern nach Hause geschafft haben, -und wir haben es beide noch, es ist einfach zeitlos schön:
Had I the Cloths of Heaven
Had I the heavens' embroidered cloths, Enwrought with golden and silver light, The blue and the dim and the dark cloths Of night and light and the half-light,
I would spread the cloths under your feet: But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet; Tread softly because you tread on my dreams.
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Musik 7 Thomas Dunhill 2´22 <4>
The Cloths of Heaven (W.B. Yeats)
Ian Bostridge, Tenor
Julius Drake, Klavier
EMI 5568302, LC 7533
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Kleider des Himmels
Hätt‘ ich des Himmels bestickte Kleider, Durchwirkt mit goldnem und silbernem Licht, Die blauen, matten und dunklen Kleider, Der Nacht, des Tags und des halben Lichts,
Ich legte sie zu deinen Füßen aus: Doch ich bin arm, hab nur meine Träume,
Die legte ich zu deinen Füßen aus, Tritt sanft, du trittst auf meine Träume.
The Cloths of Heaven - Ian Bostridge und Julius Drake mit einer Yeats-Vertonung von Thomas Dunhill.
Zum Teil fallen die Feiern und Aktionen zum 150. Geburtstag von William Butler Yeats auch größer aus und sind nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen bestimmt:
In Sligo an der irischen Westküste ist ein Architektur-Wettbewerb durchgeführt worden: Der Gewinner darf für ein paar Wochen eine Concept-Art Skulptur auf der Lake Isle of Innisfree aufstellen.
Die kleine Insel liegt im Lough Gill und ist berühmt geworden durch Yeats Gedicht Lake Isle of Innisfree. Die Insel ist zwar nicht zugänglich, aber vom Seeufer aus soll man das „Shine-Design“ gut sehen können.
- Wer aus der Ferne näher kommen möchte, der kann auf you tube über den See fahren und wird über die Insel spazieren getragen, - der Wind rauscht dann bis auf den heimischen Schreibtisch.
Sligo - das ist Yeats-Land und vielleicht sollte er jetzt selbst zu Wort kommen mit diesem Gedicht The Lake Isle of Innisfree:
William Butler Yeats liest es - in einer Aufnahme von 1931 - in der ihm eigenen Art der Rezitation, die er Jahre zuvor zusammen mit der Schauspielerin Florence Farr entwickelt hatte: Es ist ein rhapsodisches Sprechen, eine Art Sing-Sang, über den Yeats
einmal gesagt hat, so habe er sich Homer beim Vortragen seiner Gedichte vorgestellt. -
Dem eigentlichen Gedicht schickt er voran, dass er es mit ‚großer Akzentuierung des Rhythmus’ lesen werde; demjenigen, der damit nicht vertraut sei, könne das vielleicht etwas merkwürdig erscheinen...
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Musik 8 William Butler Yeats ca. 1´30 CD1 <1>
The Lake Isle of Innisfree
gelesen von W.B. Yeats
der Hörverlag 978-3-8445-1823-8, LC
ACHTUNG AUSSCHNITTE: 0´15-0´24 + 2´15-3´38
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William Butler Yeats - The Lake Isle of Innisfree in einer Aufnahme von 1931 gelesen vom Dichter.
Und jetzt die deutsche Fassung von Christa Schuenke,
gelesen von Burghart Klaußner,
gefolgt von einer Vertonung der englischen Komponistin Muriel Clarke:
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Musik 9a William Butler Yeats ca. 1´15 CD2 <1>
The Lake Isle of Innisfree
gelesen von Burghart Klaußner
der Hörverlag 978-3-8445-1823-8, LC
ACHTUNG: ab 0´21
Musik 9b Muriel Herbert 2´20 <30>
The Lake Isle of Innisfree
James Gilchrist, Tenor
David Owen, Klavier
LINN CKD 335, LC 11615
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The Lake Isle of Innisfree in einer Vertonung von Muriel Herbert,
James Gilchrist wurde am Klavier begleitet von David Owen.
Gedichte um konkrete Orte in Irland finden sich viele in Yeats Werk, manche - wie Down by the Sally Gardens - haben geradezu Volkslied-Charakter, was kein Zufall ist:
Das Bewahren von altem irischen Kulturgut war im ausgehenden 19. und auch beginnenden 20. Jahrhundert geradezu eine Leidenschaft, die Literaten dieser Zeit mit Komponisten und Musikern: Alte keltisch-irische Lieder, Sagen und Geschichten wurden gesammelt und häufig in neuem Kontext wieder erzählt, häufig in aktuellem politischen Kontext: Heldenepen beispielsweise sollten das irische Selbstbewusstsein gegenüber den Engländern stärken. Und in der Musik wurden überlieferte Melodien und Lieder notiert, viele Komponisten nutzten das thematische Material für eigene Instrumentalwerke und Tondichtungen, und fast noch beliebter war es, die alten Lieder neu zu bearbeiten.
Down by the Sally Gardens gehört hier zu den schönsten: Yeats hat die Strophen im Stil eines Volkslieds geschrieben und Benjamin Britten hat die alte Melodie behutsam in ein neues harmonisches Gewand gekleidet, und spielt in typischer Britten-Manier auch mit dem Rhythmus: So verschiebt er in den Klavier-Überleitungen zwischen den Strophen leicht die Oberstimme, er lässt sie ‚gefühlt’ einen Schlag zu früh einsetzen,
- was dem melancholischen kleinen Lied einen ganz eigenen Drive gibt:
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Musik 10 Irish Tune. arr. Britten 2´28 <18>
Down by the Sally Gardens (W.B.Yeats)
Ian Bostridge, Tenor
Julius Drake, Klavier
EMI 5568302, LC 7533
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Yeats Gedichte tragen Musik eigentlich schon in sich: Inhalt und vor allem auch der ganz eigene Sprachrhythmus des Dichters haben viele Komponisten und Liedsänger zu Vertonungen angeregt:
Gerade sang Ian Bostridge Down by the Sally Gardens.
Benjamin Britten hat hier Yeats Worte - auf der Basis eines irischen Folktunes - kongenial in Musik gesetzt.
Neben Liedern aber haben seine Dichtungen auch andere Musikformen evoziert, Tondichtungen etwa von irischen Komponisten wie Hamilton Harty oder Charles Villiers Stanford, oder auch von dem Engländer und Wahl-Iren Arnold Bax, und Edward Elgar hat zu Yeats Dramen Bühnenmusik geschrieben.
Das Lied aber, das musikalische Interpretation einer Dichtung ist wohl der zentrale Zugang eines Musikers zu einem Dichter.
Yeats Gedichte sind häufig vertont worden, von seiner eigenen Generation bis in unsere Zeit, von Benjamin Britten über seinen Lehrer Frank Bridge, die unbekannte Rebecca Clarke bis zu Charles Villiers Stanford, Thomas Dunhill, Peter Warlock und auch Ivor Gurney, der viele besondere Lieder auf Yeats-Dichtungen geschrieben hat. - Die ersten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts
waren Lieder-Jahre auf den (immer vokal starken!) Britischen Inseln.
Die Texte des irischen Dichters sind prominent geblieben bis heute, auch die Jüngeren entdecken ihn wieder, beispielsweise die schottisch-irische Folk-Rock-Band The Waterboys oder - schon ein paar Jahre her - Barden wie Donovan oder Angelo Branduardi.
Auch Branduardi hat The Lake Isle of Innisfree musikalisch interpretiert, bei ihm wird es jetzt ‚soft’ italienisch - Innisfree, l´isola sul lago:
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Musik 11 Angelo Branduardi 4´25 <10>
The Lake Isle of Innisfree
Angelo Branduardi und Ensemble
0196554TRM, LC
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„Branduardi canta Yeats“,
so heißt die CD, von der diese Vertonung von Yeats Gedicht
The Lake Isle of Innisfree stammt.
Der Dichter selbst stand übrigens Vertonungen seiner Lyrik eher kritisch gegenüber, Yeats fand, komponierte Musik würde dem natürlichen Rhythmus seiner Sprache häufig zuwider laufen, sie würde die Melodie einer Dichtung stören, wenn nicht zer-stören. - Die Komponisten und Lied-Sänger allerdings haben sich davon nicht abschrecken lassen - es gibt unzählige Vertonungen seiner Gedichte und bis heute kommen neue dazu.
Als Yeats 1923 den Nobelpreis für Literatur erhielt, da hatte die literarische Welt durchaus mit einer Vergabe des Preises nach England gerechnet - zu dem Irland damals noch wie selbstverständlich dazu gezählt wurde. Im Verhältnis zu anderen Ländern schien Großbritannien unterrepräsentiert zu sein, bis dato war Rudyart Kipling der einzige englische Preisträger.
Allerdings erwartete man eher, dass der Romancier Thomas Hardy ausgezeichnet würde, kaum einer dachte an den Iren Yeats.
Vorgeschlagen worden war der mit dem Hinweis, er sei zwar
„jung und mystisch, aber auch außergewöhnlich begabt“.
‚Jung’ ist relativ, ‚jung’ vielleicht für einen Literatur-Nobelpreisträger:
1923 war William Butler Yeats immerhin 48 Jahre alt, er war allerdings noch wenig bekannt, und das wird in der Einführung in seine Werke (in der Buchreihe „Nobelpreis für Literatur“) geradezu hymnisch beschrieben. Da heißt es - fast im Stil des Dichters:
„Er war ein Sternbild, dessen Glanz für das bloße Auge
in diesem nördlichen Himmelsstrich noch nicht sichtbar war.“
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Musik 12 Bill Whelan 6´46 <2>
The Currach (2008)
Michael McHale, Klavier
RTE lyric fm CD139, LC
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ABSAGE
Die erste SWR2-Musikstunde zum 150. Geburtstag des irischen Dichters William Butler Yeats ging zuende mit dem Stück The Currach des irischen Komponisten Bill Whelan aus dem Jahr 2008, gespielt hat Michael McHale.
- Morgen geht es in der SWR2-Musikstunde um die Herkunft dieses Dichters, um seine Kindheit in Irland, das Land, das ihn geprägt hat.
Ihnen wünscht noch einen schönen Sommertag AvS
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