Tim Engartner : Die Privatisierung der Deutschen Bahn . Über die Implementierung marktorientierter Verkehrspolitik
Online-Publikation:August 2008 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
342 S. Mit 8 Abb. Br. ; ISBN: 978-3-531-15796-2; EUR: 24,90
VS Verlag, Wiesbaden 2008; www.gwv-fachverlage.de
Inhalt
Die Hintergründe zur Bahnprivatisierung
Nachdem der Begriff „Verkehrsplanung“ lange Zeit als unverbrüchliches Leitprinzip verkehrspolitischer Handlungsalternativen gegolten hatte, verfing die (neo)liberale Staatskritik auch dort. Seit Anfang der 90er-Jahre bestand im parlamentarischen Raum weitgehend Einigkeit, dass der ehemals größte Arbeitgeber der Bundesrepublik von „den Fesseln des öffentlichen Dienst- und Haushaltsrechts“ befreit und dorthin geführt werden müsse, wo die Marktmechanismen am wirkungs- und oftmals verhängnisvollsten greifen: auf das Börsenparkett. Stichhaltige Argumente gegen die Weichenstellungen in Richtung Kapitalmarkt fanden kaum Gehör.
Der Rückzug aus der Fläche, die Ausdünnung der Fahrtakte, die Abschaffung des InterRegio, die undurchsichtige Tarifstruktur und der breit angelegte Verkauf von Bahnhöfen – all dies sind Negativaspekte der seit eineinhalb Jahrzehnten währenden Bahnreform, die zahlreiche Ähnlichkeiten mit der Privatisierung von British Rail aufweist. Deren Scheitern bildet in der vorliegenden Arbeit den Kristallisationspunkt, um wesentliche Risiken aufzuzeigen, die mit der Implementierung von Wettbewerb auf der Grundlage privatrechtlicher Eigentumsverhältnisse im Bahnwesen einhergehen.
Inhaltsgliederung
Das neoliberale Paradigma als legitimatorischer Wegbereiter der Bahnreform - Privatisierung und Liberalisierung – Strategien zur Selbstentmachtung des öffentlichen Sektors - Stationen einer (kapital)marktorientierten Neuvermessung der Bahnpolitik - Privatisierung und Fragmentierung des britischen Bahnwesens.
Zielgruppen
- SoziologInnen
- PolitikwissenschaftlerInnen
- PolitikerInnen
- an Politik und Gesellschaft Interssierte
Autor
Dr. des. Tim Engartner arbeitet als Lehrbeauftragter an der Universität zu Köln.
Fazit
Tim Engartner hat mit seiner grossangelegten Studie zur " Die Privatisierung der Deutschen Bahn" eine herausragende Promotionsarbeit geleistet und "Über die Implementierung marktorientierter Verkehrspolitik" in klarer und verständlicher - an wissenschaftlich-feminine wie angloamerikanischen Sprachdeutlichkeit anknüpfend. Christoph Butterwegge lobt mit Recht in seinem Vorwort die vierjährige Forschung, die mit einem Studium von über 800 Quellen ein unverzichtbares Werk- und Studienbuch geworden ist. Es werden präzise die Ent- und Verwicklungen der deutschen neoliberalen Verkehrspolitik und Bahnstrategien, vergleichend zu den bereits verkommenen Entwicklungen in England und den demokratisch- kundenorientierten Verkehrsstrategien und "Bürgerbahn" der Schweiz aufgezeigt. Die wissenschaftliche Zukunft ist mit dieser Studio von Engartner jedenfalls gesichert. w.p.