Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern . Über Anthropotechnik

Online-Publikation: April 2009 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
 
723 Seiten. Gebunden. ISBN 978-3-518-41995-3 . Euro 24,80 [D] / Euro 25,50 [A] / sFr 42.50
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009; www.suhrkamp.de;  

Inhalt
In seinem neuen großen Essay über die Natur des Menschen betreibt Peter Sloterdijk Märchen-Kritik: Als Kritik des Märchens von der Rückkehr der Religion könnte man seine Thesen verstehen. Doch nicht die Religion kehrt zurück. Es verschafft sich vielmehr etwas ganz Fundamentales in der Gegenwart Raum: Der Mensch als Übender, als sich durch Übungen selbst erzeugendes Wesen. Rainer Maria Rilke hat den Antrieb zu solchen Exerzitien zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Form gefaßt: »Du mußt dein Leben ändern.«
In seinem Plädoyer für die Ausweitung der Übungszone des einzelnen wie der Gesellschaft entwirft Peter Sloterdijk eine grundlegende und grundlegend neue Anthropologie. Den Kern seiner Wissenschaft vom Menschen bildet die Einsicht von der Selbstbildung alles Humanen. Seine Aktivitäten wirken unablässig auf ihn zurück: die Arbeit auf den Arbeiter, die Kommunikation auf den Kommunizierenden, die Gefühle auf den Fühlenden ... Es sind die ausdrücklich übenden Menschen, die diese Existenzweise am deutlichsten verkörpern: Bauern, Arbeiter, Krieger, Schreiber, Yogi, Rhetoren, Instrumentalvirtuosen oder Models. Ihre Trainingspläne und Höchstleistungen versammelt dieses Buch zu einer vergnüglich-instruktiven Lektüre von den Übungen, die erforderlich sind, ein Mensch zu sein.

Autor
Peter Sloterdijk: www.suhrkamp.de/autoren/autor.cfm?id=4620

Fazit
Peter Sloterdijk hat mit seiner philosophischen Schrift "Du mußt dein Leben ändern . Über Anthropotechnik " eine wie immer sprachgewandte und -geschliffene Zeitreise unternommen um unsere mühsame daherwankende Welt-Kultur hier und jetzt unter die Lupe zu nehmen - insbesondere die religiösen und romantischen Sichtweisen und deren Hinfälligkeit und ungeheuerlichen Auswirkungen auf unser Auf-der-Stelle-treten "in Habitus, Trägheit" und auf allen diesen "Krüppel" - Pfaden.
Schliesslich geht es Sloterdijk aktuell um "des zu klein verstandenen Eigenen und des zu schlecht behandelten Fremden" die Ablösung davon hin zu einer "Makro-Struktur globaler Immunisierungen: Ko-Immunismus ... Diese Zivilisation hat Ordnungsregeln, die Anthropotechniken codieren...in täglichen Übungen die guten Gewohnheiten gemeisamen Überlebens anzunehmen" . Diesem visionären Utopie-Vorschlag ist mehrheitlich beizupflichten. w.p.09-4