Eva Bertram : Ein Kind / One Child

Online-Publikation: Februar 2010 im Internet-Journal <<kultur-punkt>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< . Gestaltung von Eva Bertram, Hans Schumacher, Text von Ulrich Pohlmann, Andreas Steffens >>
Ausstellungen:
Münchner Stadtmuseum – Sammlung Fotografie 6.11.2009–10.1.2010 http://www.stadtmuseum-online.de/aktuell/bertram.html
Galerie im Schloss Borbeck, Essen 23.1.–14.3.2010
http://www.schloss-borbeck.essen.de/galerie.htm  
Galerie Nei Liicht, Dudelange 5.3.–3.4.2010 www.centredart-dudelange.lu/
http://www.centredartdudelange.lu/index3.php?galerie=nl&page=programme&dom=1
Galerie Zone B, Berlin 7.5.–11.7.2010 http://www.zoneb.info/ausstellungen/jahresprogramm/2010/
Buch:
160 Seiten, 76 farbige Abb., 21,50 x 25,00 cm, gebunden,
ISBN 978-3-7757-2621-4; € 29,80 | CHF 49,00
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern; www.hatjecantz.dem.gatermann@hatjecantz.de;

Inhalt
Eva Bertram fotografierte ihre Tochter zwischen Spiel, Identitätsfindung und Erwachsenwerden
Kindheit als Prozess des Eigensinns ist das zentrale Thema der Arbeit 2 Ein Kind der Berliner Fotografin Eva Bertram. Über einen Zeitraum von elf Jahren fotografierte sie ihre Tochter Herveva. Die Aufnahmen zeigen nicht nur erstaunliche theatralische Wandlungen des Mädchens, sondern sie reflektieren auch das besondere Verhältnis von Fotografin und Modell sowie die zunehmende Selbstständigkeit und Selbsterkenntnis der Tochter als Mensch.
Eine Auswahl von etwa 70 Bildern zeigt das Mädchen, häufig in selbst geschaffenen Installationen und Spielfeldern. Der spielerische Charakter ihrer Posen und die Arrangements sind zugleich Teil eines ernsthaften Rollenspiels. Die Fotografin versteht sich in dieser Situation als Beobachterin kindlicher Abläufe, in deren Verlauf sich durch die Kamera eine Eigendynamik entwickelt, die das performative Spiel zunehmend zu einer Aufführung und Darbietung werden lässt.

Fazit
Das "Heranwachsen als Prozess im Kontext zwischen Mutter und Tochter" von Eva Bertram im Fotoband" 2 Ein Kind"  ist unter dem aktuellen globalen und virtuellen Voyeurismus bereits eine vertraute Sehwelt geworden, die das private ästhetische Spiel öffentlich reflektiert und dort die "Entperson (das Subjekt)" entbirgt als Objekt und hervorragender Produktfoto im Objektiv der Kamera. In 70 Bildern zeigt sich eine kern-europäische Metamorphose der Maskerade vom Kindsein bis zur Jugendlichkeit, die sowohl Freiheit als Verinnerlichung und Rückzug, Freizügigkeit bis zur grell-pastellen Schau-Erotik, akualisierte Dada-Parodien mit Gesichtsschleier (gesamtes Gesicht, untere Gesichtshälfte oder Gesichtsmaske), Kopfschleier (Kopftuch) oder mit Supermarkt-Tüten-Tracht vor Küchenwelt...Dieses Entfaltungs- und Animations-Panorama eines Mädchens - dank talentierter Mama - im Print- wie im Ausstellungsbereich zeigt sich in der Erfolgsreihe der Schauserien von München, Essen, Dudelange/L und Berlin. Insgesamt ein hochrangig gelungenes Buch-Projekt von Hatje Cantz, das geschönte Oberfläche vorspiegelt - auch als Frage. Gut so. w.p 10-2 a) Nachbemerkung:
Eine transdisziplinäre Erweiterung und zugleich Vertiefung ergibt der  "josefinische" Roman von Alissa Walser, wobei das "Wächserne" der beiden Protagonistinnen an die medizinische Wachsfiguration im Wiener Josefinum sowohl im Roman wie im Fotoband von Eva Bertram in Erscheinung tritt: http://archiv.kultur-punkt.ch/belletristik/piper10-2walser-mesmer.htm