Prof. Johannes Fried:„Es war einmal ...“ - Gedächtnis und Geschichtswissenschaft
Eine erweiterte Fassung mit Anmerkungen befindet sich in Vorbereitung und wird an anderer Stelle publiziert.
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SWR2 Aula Redaktion: Ralf Caspary, Susanne Paluch;
 Sendung: Sonntag, 31. Juli 2005, 8.30 Uhr, Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum 
 persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt.Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der 
 ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
Überblick
 Die moderne Hirnforschung hat nachweisen können, dass unser Gedächtnis alles andere als ein zuverlässiger 
 Speicher ist. Vielmehr verformt es immer das Wahrgenommene und Erlebte. Das Gedächtnis erzählt nicht, 
 wie es gewesen ist, sondern es konstruiert eine eigene subjektive Erfahrungswirklichkeit. 
 Dieser Ansatz hat für die Geschichtswissenschaft erhebliche Konsequenzen. Als "Expertin für die 
 Vergangenheit" muss diese Disziplin kritisch die Arbeitsweise des Gedächtnisses reflektieren. Johannes Fried, 
 Professor für Mediävistik an der Universität Frankfurt am Main, zeigt, auf welchen Elementen die neue 
 Erinnerungskritik basiert. 
 Professor Johannes Fried, geb. 1942, studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik in 
 Heidelberg, 1970 Promotion, 1977 Habilitation; seit 1983 ist Fried an der Universität in Frankfurt am Main 
 tätig als Professor für mittelalterliche Geschichte; 1996-2000 Vorsitzender des Verbandes der Historiker und 
 Historikerinnen Deutschlands, Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Literatur. Fried 
 beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Zusammenhang von Gedächtnis und Erinnerung und arbeitet an 
 einer Kritik des historischen Gedächtnisses. 
Ansage:
 Heute mit dem Thema: „Es war einmal - Gedächtnis und Geschichtswissenschaft“.
Eine Welle von Erinnerungskultur schwappt über Deutschland. Kaum ein Abend vergeht, ohne dass im 
 Fernsehen irgendwelche Zeitzeugen zu historischen Problemen befragt werden.
 Diese Welle führt wertvolle Zeugnisse und neue Perspektiven mit sich, keine Frage, aber leider auch viele 
 Irrtümer. Immer wenn es um Erinnerung geht, ist das Gedächtnis die entscheidende Instanz, und genau da 
 liegt das Problem. Denn das menschliche Gedächtnis ist alles andere als ein zuverlässiger Speicher. Es 
 verformt vielmehr das Wahrgenommene und Erlebte, es erzählt eben nicht, wie es gewesen ist, sondern es 
 konstruiert seine eigene Erfahrungswirklichkeit, seine eigene historische Fiktion.
 Diese Funktionsweise hat erhebliche Konsequenzen für die Geschichtswissenschaft. Das sagt Johannes 
 Fried, Professor für mittelalterliche Geschichte an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am 
 Main. Die Geschichtswissenschaft müsse endlich die Erkenntnisse der Neurowissenschaften, speziell der 
 modernen Gedächtnisforschung, berücksichtigen, sie müsse eine neurologisch fundierte Erinnerungskritik 
 ausarbeiten.
 In der SWR2 AULA analysiert Johannes Fried am Beispiel von Hitlers Rüstungsminister und Architekt, Albert 
 Speer, und dessen Erinnerungen die Verformungsstrategien des Gedächtnisses und skizziert Elemente einer 
 zukünftigen Erinnerungskritik:
Johannes Fried:
 Unsere Erinnerungen unterliegen den jeweils wirksamen Umständen unseres Lebens, den aktuellen 
 Situationen ihrer Einspeicherung und ihres Abrufs, sie altern gleichsam mit uns. Dabei bringt sich das 
 gesellschaftliche Umfeld, für das wir uns erinnern, jeweils nachhaltig zur Geltung. Jede Erinnerung schwingt 
 zwischen Individuum und Gesellschaft.
 Erst die Erinnerung macht aus einer amorphen Masse von Einzelheiten ein Ganzes, verleiht erst der 
 strukturlosen Menge strukturierenden Sinn. Dieses Ganze und sein Sinn unterliegen somit fortgesetzter 
 Mutation; sie bleiben sich in der Erinnerung nicht gleich und ruhen nicht in sich selbst. Sie werden zu etwas 
 anderem, als das war, wovon sie ausgegangen sind. Geschichtliche Überlieferung aber verdankt sich solcher 
 Dynamik. Sie entsteht aus dem Zusammenspiel des kollektiven und individuellen Gedächtnisses; sie entgeht 
 damit deren Modulations- und Verformungskräften nicht. Es gilt mithin, das Spiel dieser Kräfte zu 
 durchdringen und in die historische Arbeit einzukalkulieren.
 Entkommen lässt sich den Gedächtnismanipulationen anscheinend nicht. Wir müssen uns deshalb ein wenig 
 genauer mit den Erinnerungsleistungen, der Erinnerungsdynamik und jenem Organ befassen, das sie 
 hervorbringt, dem Hirn. Historiker hören das nicht gerne, obgleich sie sich kontinuierlich mit 
 Gedächtniszeugnissen konfrontiert sehen, denen sie das Wissen über die Vergangenheit entlocken müssen. 
 Sie begnügen sich gleichsam mit Symptomen, ohne Ursachen diagnostizieren zu wollen.
 Das Rückgrat der kollektiven Erinnerung ist das individuelle Gedächtnis. Nur ein Mensch vermag sich zu 
 erinnern; kollektive Erinnerung ist die Erinnerung der vielen, die gleichartigem Formungsdruck, gleichartiger 
 Erziehung und Sozialisation ausgesetzt sind. Bei Individuen hat dem gemäß alle Forschungsarbeit zu 
 beginnen, um zu den Kollektiven vorzudringen. Von den Kollektiven aus werden wiederum die Individuen zu 
 verstehen sein. Ein solches Hin und Her beschreibt keinen Zirkel, vielmehr treten Rückkopplungsphänomene 
 in den Blick, die das Individuum nie vom Kollektiv und das Kollektiv nie von den Individuen isolieren.
 Der Fall von Hitlers letztem Rüstungsminister, Albert Speer, der durch Heinrich Breloers Fernsehfilm „Speer 
 und Er“ noch gut in Erinnerung sein dürfte, sei zur Verdeutlichung herausgegriffen. Dieser „Zeitzeuge“ 
genießt seit langem die Aufmerksamkeit von Forschung und Öffentlichkeit, seine „Erinnerungen“ sind in 
 höchstem Maße aufschlussreich. Speer hatte das Ministeramt im Februar 1942 während der kritischen Phase 
 des Krieges übernommen; durch geschickte Organisation der Rüstungsbetriebe und durch rücksichtslosen 
 Einsatz von Fremdarbeitern vermochte er deren Leistung zu vervielfachen und bewirkte so tatsächlich die 
 katastrophale Verlängerung des Krieges und damit zugleich den Betrieb der Vernichtungslager im Osten. 
 Dieser Speer verstand zu planen. Er rechnete noch während des Krieges mit Anklagen und einem Prozess 
 seitens der Sieger. So begann er noch vor dem Untergang des Regimes seine Verteidigung zu planen. Seine 
 Strategie dafür war so effizient wie sein Rüstungsmanagement.
 Danach bekannte sich Hitlers Minister als einziger von allen Nazi-Größen zur Verantwortung für den 
 verlorenen Krieg, obgleich er sich selbst im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess für „nicht schuldig“ erklärte. 
 Es war ein Bekenntnis, das vom Verbrechen, den Vernichtungslagern und dem Elend der Zwangsarbeiter 
 nichts gewusst haben wollte, das Bekenntnis eines Mannes, der viel Schlimmes verhindert, den Nero-Befehl 
 seines Chefs (die Politik der ‚verbrannten Erde’) sabotiert, der - anders als die Kreaturen seiner Umgebung - 
Hitler die Wahrheit ins Gesicht gesagt, ja, ihn „verraten“ und sogar ein Attentat auf seinen „Führer“ geplant 
 habe. Noch im Mai 1945 begann Speer, sich vor den ersten ihn vernehmenden Amerikanern und Briten, vor 
 dem britischen Geheimdienstmann und späteren Historiker Hugh R. Trevor-Roper und zuletzt vor den 
 Anklägern in Nürnberg, eine Verteidigungsstrategie zurechtzulegen, die er fortgesetzt verfeinerte und 
 konsequent durchhielt. Dieser Kronzeuge aus dem Nazi-Milieu schlüpfte in die Rolle des stillen, unpolitischen, 
 verträumten Künstlers, der sein Wissen bereitwillig zum besten gab.
 Seine ersten ‚Opfer’ waren die ihn verhörenden Briten und Amerikaner, die Speer mit seinen Informationen 
 überraschte. Trevor-Roper hielt den einstigen Minister für „geistig unkorrumpiert“ und erlag bereits 1945/46 
 dessen vorgegebenem Objektivismus, dessen „immer ehrlich“ scheinenden Schlussfolgerungen, wie sein 1947 
 veröffentlichtes Buch „Hitlers letzte Tage“ bezeugt; es folgt in wesentlichen Linien eben jenem Bild, das „der 
 intelligente Speer“, „der unentbehrliche Speer“ entworfen hatte.
 Hat Speer gelogen? Die Antwort lautet weder ‚ja’ noch ‚nein’. Kein „Angeklagter“ muss sich selbst belasten. 
 Doch Speer verlangte, seine Darstellung für die Wahrheit zu nehmen. Die einstigen Minister Hjalmar Schacht 
 und Franz von Papen beispielsweise, die im Kriegsverbrecherprozess freigesprochen wurden, zieh er der 
„Lügen, Verschleierungen und unaufrichtige[n] Antworten“; derartiges hätte „sich also doch ausgezahlt“, 
entrüstete er sich in seinem ersten Eintrag in das Tagebuch, das er im Spandauer Gefängnis führte. Solch 
 ein moralschwerer Wahrheitsgestus fordert strenge Prüfung seiner eigenen „Erinnerungen“. Halten sie ihm 
 stand? Nach allem, was wir mittlerweile wissen, sind Zweifel am Platz.
 Speers operative Erinnerungsarbeit verdeutlicht eine nicht zuletzt durch Breloers Film bekannte Episode. In 
 seinem Amt des „Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt“ und in seinem Ministerium führte sein 
 Freund Wolters die Amtschronik. Mehrere Passagen des Jahres 1941 handelten von Zwangsräumungen von 
„Judenwohnungen“, die alsbald in die ersten Deportationen Berliner Juden mündeten; Speer, die Gestapo, 
 Himmler, Heydrich und Eichmann arbeiteten dabei Hand in Hand. Wolters strich in seiner Überarbeitung der 
„Chronik“ von 1964 die entsprechenden Passagen und schickte Speer nach dessen Haftentlassung nur diese 
 gereinigte Abschrift, die der Empfänger dem Bundesarchiv übergab. Später wurden Widersprüche zwischen 
 dieser Version und einem in London archivierten Fragment der Originalfassung entdeckt. Wolters informierte 
 Speer jetzt erst über seine Redaktionstätigkeit.
 Der ehemalige Minister, der die geringste Beteiligung an den Deportationen bestritt, regte nun an, die von 
 ihm dem Bundesarchiv übergebene Überarbeitung der „Chronik“ durch Kopien des Originals zu ersetzen. 
 Wolters wiegelte ab und wies seinen Briefpartner auf die inkriminierenden und deshalb gestrichenen 
 Passagen über die Entmietungen und Deportationen hin. Speers Antwort irritiert im Blick auf seinen großen 
 Wahrheitsgestus: „Ich schlage vor“, so konnte der Freund nun lesen, „die entsprechenden Seiten existieren 
 nicht mehr ... überhaupt nicht mehr“. Wolters folgte dieser Empfehlung nicht und bewahrte das 
 verräterische Dokument der Gedächtnisreinigung. Wahrhaftig: Erinnerung selektiert - bewusst und 
 unbewusst, planvoll und unreflektiert. Doch „Leichtsinn“ und „Nachgiebigkeit“, gar „Arglosigkeit“, wie der 
 Speer-Biograph Joachim Fest möchte, kann man dem vorliegenden Verfahren nicht attestieren; wer eigene 
 Akten vernichten will, weiß, was er getan hat. Das Planungsgenie Speer wünschte planvolle 
 Aktenvernichtung, um seine persönliche Wahrheit zu retten. Hätten die Richter von Nürnberg 1946 so viel 
 über Speers Aktivitäten gewusst wie wir heute, es hätte den Strang für Hitlers Rüstungsminister bedeutet.
 Anderes - wie etwa Speers zynische Memoration der sogenannten „Reichskristallnacht“ oder sein Wissen um 
„Auschwitz“, das er stets verleugnete - muss hier außer Betracht bleiben. Speer wusste ohne Zweifel von 
 dem Ausmaß des Unrechts durch jenes Mörderregime, an dem er als Minister partizipierte. Er säuberte 
 systematisch seine Vergangenheit von allem Belastenden. Er verklärte sie objektiv, indem er Akten 
 vernichtete, und subjektiv in seinem Gedächtnis. Dort, in seinen Erinnerungen, wuchs er über sich selbst 
 hinaus. Heroisierung des eigenen Selbst ist eine bekannte Attitüde unseres Gedächtnisses. Speer sah sich 
 nun geradezu an der Seite des Grafen Stauffenberg, er, der nicht gewagt hatte, seinem „Führer“ mit der 
 Pistole im Anschlag gegenüberzutreten.
 Speers „Erinnerungen“ und „Spandauer Tagebücher“ sind fiktionsreiche Konstrukte, die den Geist ihrer 
 Entstehungszeit atmen, aber nicht jener Epoche, über die sie berichten. Speer erinnerte sich, woran er 
 glaubte: seiner Schuldlosigkeit am Krieg, an der Judenvernichtung, an den Millionen Toten. Diese Version hat 
 ihm das Leben gerettet; er kanonisierte sie geradezu und erhob sie zu seinem Lebensmythos. Jedes später 
 auftauchende, dem Kanon widersprechende Dokument löste bei ihm panische Ängste aus.
 Diese fiktionalen, von Dritten literarisch überhöhten Memoiren bieten keine Erinnerungen, die Aufschluss über 
 das Berichtete böten, nicht einmal über die ursprünglichen Wahrnehmungen ihres Autors. Ein zu mächtiger 
 Gestaltungswille und Verformungsdruck hat sich ihrer angenommen. Als sie erstmals grundgelegt wurden, in 
 den Monaten gleich nach dem Zusammenbruch, drohten ihrem Schöpfer Strang oder Gefängnis oder winkte 
 ein Freispruch. Angst und Hoffnung, Planung und Taktik, Anbiederung an die Alliierten regierten sein 
 Gedächtnis. Die endlich publizierten „Erinnerungen“ stellen eine aufgrund breiter Quellenkenntnis, unter 
 Benutzung der Fachliteratur und mit fremder Hilfe komponierte, alles verschleiernde Monographie des Autors 
 über sich selbst dar, angesiedelt zwischen Schuldbekenntnis und Unschuldglauben, zwischen zielgerichteter 
 Manipulation und unbewusstem Vergessen, zwischen laut bekundetem Wahrheitsstreben und raffinierter 
 Täuschung.
 Sie wurde von unzähligen Lesern ‚verschlungen’ und trug ihren Urhebern hohe Gewinne ein (von denen, 
 soweit bekannt, nichts in irgendwelche Wiedergutmachungsfonds floss); spiegelt sie doch Erwartungen und 
 Vorurteile jener Gesellschaft, für die sie bestimmt war, einer Gesellschaft, die unfähig war zu trauern. Speers 
„Erinnerungen“ dokumentieren in geradezu archetypischer Weise jene Rückkopplungseffekte zwischen 
 individuellem und kollektivem Gedächtnis und repräsentieren durch die Art ihres Zustandekommens ein 
 Kollektivunternehmen, durch individuelle Verinnerlichung aber das Zeugnis eines persönlichen Gedächtnisses.
 Die Strategie trug Speer das Wohlwollen seiner Feinde, etwa Trevor-Ropers, ein, dem er zwar „manchmal zu 
 sehr in den Bann des Tyrannen, dem er diente, geraten zu sein“ schien, „dessen Urteil“ aber dennoch, so 
 der Brite, „durch den Dienst an diesem entsetzlichen Meister nicht korrumpiert wurde“. Hier wurde der Grund 
 zum ‚Mythos Speer’ gelegt, ‚dem guten Nazi’, der dem Faszinosum Hitler erlegen war, noch vor dem Ende 
„aus seinem Wahn gerissen“ wurde und den „Meuchelmord“ erwog. Es gelang Speer in der Tat, die Richter 
 des Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses von einer minderen Schuld zu überzeugen. Der Strang blieb ihm 
 erspart.
„Gesamtverantwortung“ für die Politik des „Dritten Reichs“ räumte Speer ein, doch keine persönliche Schuld. 
 Kollektivschuld aber entzieht sich der Bestrafung. Kollektivschuld und persönliche Unschuld war denn auch 
 die Zauberformel, die jeden entlastete. Sie befreite von individueller Schuld, die doch immer nur eine ganz 
 persönliche sein konnte. Er traf mit dieser privaten „Verleugnungstaktik unserer nationalsozialistischen 
 Vergangenheit“ (A. und M. Mitscherlich) die Haltung der meisten seiner Landsleute, die sie in analoger Weise 
 zur Kollektivsschuld aller Deutschen ausformten und damit niemanden belasteten. Wenn schon der 
 einflussreiche Minister nichts von den Verbrechen des Regimes wusste, wie dann der einfache Volksgenosse? 
 Speer wurde in mancherlei Hinsicht so etwas wie ein deutsches Identifikationssymbol: eben ‚der Nazi, der 
 eigentlich keiner war’.
Mit diesen letzten Bemerkungen haben wir uns wieder dem kollektiven Gedächtnis zugewandt. Dasselbe ist 
 ein komplexes, wenn auch unbewusst zielgerichtetes Geschehen, an dem im Wechsel die einzelnen Mitglieder 
 sowie das Kollektiv zusammenwirken. Es formt sich durch den Austausch der Angehörigen untereinander und 
 mit ihrem gesellschaftlichen Umfeld.
 Trevor-Ropers Konstrukt von Hitlers letzten Tagen spiegeln in exemplarischer Deutlichkeit diesen Effekt. 
 Dieser einstige Offizier des britischen Geheimdienstes verdeutlicht einen kollektiven Trend, der sich bereits in 
 den ersten Monaten nach dem Zusammenbruch und während der ersten Vernehmungen des späteren 
 Angeklagten von Nürnberg abzeichnete und Speer positiv diskriminierte. „Er ist unseren anderen Häftlingen 
 haushoch überlegen“, schrieb etwa ein britischer Diplomat an seinen Außenminister im Juni 1945, nachdem er 
 mit Speer gesprochen hatte. Denn Speer kooperierte schon vor seiner Festnahme kontinuierlich - anders als 
 alle anderen Angeklagten von Nürnberg - mit den ihn Vernehmenden. Er wurde für die Sieger geradezu ein 
„Leitfaden zu einem besseren Verständnis des Dritten Reiches“, und als 1959 Sir Norman Birkett, in Nürnberg 
 einst stellvertretender Richter für das Vereinigte Königreich, befragt wurde, ob er sich seinerzeit für einen 
 der Angeklagten erwärmt habe, verwies er auf Speer: „Der Typ Mann, für den ich Sympathie empfand, war 
 einer wie Speer, der erst kurz vor dem Ende von Hitler hinzugezogen wurde“. Hier hielt man das frühe, 
 gleichsam objektive Urteil der Sieger in Händen und damit gewissermaßen die Wahrheit von Speer als dem 
 sympathischen Augenzeugen, der eigentlich gar nicht hinzugehörte.
 Indes, warum beginnt der ganze Speer-Komplex erst jetzt, sechzig Jahre nach dem Geschehen, ein 
 Vierteljahrhundert nach Speers Tod (1981), zu gären? Bereits im Jahr 1982 hatte ein junger Doktorand, 
 Matthias Schmidt, eine Dissertation vorgelegt, die den verbreiteten Speer-Mythos durch einschlägiges 
 Aktenmaterial entzauberte. Diese Untersuchung wurde nicht wirklich ernst genommen, eher bereitwillig 
 beiseite geschoben; Speer selbst wollte gegen sie gerichtlich vorgehen, starb aber zuvor. Dem Ansehen 
 seiner „Erinnerungen“ tat sie keinen Abbruch; deren Wert als Quelle für das „Dritte Reich“ bleibe, so hieß es, 
„in den meisten Sachaussagen doch unangefochten“. Joachim Fest, der so viel für diese „Erinnerungen“ 
seines Helden geleistet hat, konnte Schmidts Arbeit noch 1999, als er seine eigene Speer-Biographie 
 vorlegte, als polemisch abqualifizieren, obgleich er ihre Sachaussagen nicht übergehen durfte. Noch der Film 
„Der Untergang“, für den Fest als wissenschaftlicher Berater tätig war, popularisierte im Jahr 2004 den 
 Speer-Mythos, obwohl mittlerweile Saul Friedländer, vor allem aber Susanne Willems ausführlich Speers 
 kriminelle Aktivitäten und damit die Unzuverlässigkeit seiner „Erinnerungen“ nachgewiesen hatten.
 Was ist in der wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Öffentlichkeit geschehen, dass nun endlich 
 längst überfällige sachliche Korrekturen anerkannt und vertieft, dass Konsequenzen gezogen werden, 
 obgleich aufschlussreiche Belege schon vor Jahrzehnten publiziert waren? Warum wurde dem Täter mehr 
 Vertrauen entgegengebracht als dem jungen Forscher? Und warum haben die etablierten Historiker es 
 hingenommen? Wie lange benötigen unliebsame wissenschaftliche Erkenntnisse, um - gegebenenfalls gegen 
 eine Front von Vorurteilen - in das kollektive und kulturelle Gedächtnis vorzudringen? Die Antwort auf 
 derartige Fragen ist gleichfalls hinter den Schleiern kollektiver Erinnerungen zu suchen. Hier muss sich 
 einiges geändert haben, was nicht allein auf eine neue Generation zurückgeführt werden kann.
 Täuschung, Irrtum und sachlich zutreffende Erinnerung lassen sich oftmals nicht unterscheiden. Sie 
 erscheinen im Gewand plausibler Wirklichkeit. Das erschwert jede Aufklärung. Dabei spielen nicht unbedingt 
 bewusste Lüge und absichtsvolle Verdrehungen mit, wohl aber stets das jedem Menschen eigene 
 Gedächtnis, das interzerebrale Kommunikation maßgeblich prägt und zugleich alles Wahrnehmen beherrscht. 
 Es fängt die angenehmen wie die widrigen Erfahrungen ein, die von den ersten eingehenden Impulsen an bis 
 zum letzten Erinnerungsaufruf gemacht wurden, selektiert und rekombiniert sie, ohne dass wir es merken, 
 mit Hilfe verinnerlichter Wünsche und Emotionen, Ängste oder Scham, und es verrechnet das alles zu 
 unserem geistigen und seelischen Habitus und unserem kommunikativen Verhalten. In diesem 
 Faktorengeflecht sind offenbar zwischen 1980 und 2005 maßgebliche Änderungen eingetreten. Andere 
 Prioritäten, eine Neuordnung der Wertehierarchie, der Denk- und Handlungsmuster, der Verhaltensweisen 
 resultieren daraus.
 Ohne Würdigung und Kritik von Gedächtnisleistungen kommen Historiker an keine Erinnerungen heran. Die 
 Psychologie der Zeugenaussage verlangt somit nach Berücksichtigung. Tests zeigen, wie ausgedehnt und 
 umfassend die Fehlerquellen sind, die unsere Erinnerungen an ursprüngliche Wahrnehmungen speisen. Sie 
 lassen pro Abruf eine Fehlerrate bis zu 30 und 40 Prozent erkennen. Niemand und nichts bleibt von dieser 
 Verformung ausgespart. Da wird zugleich voll Absicht und weithin unbewusst ‚vergessen’ und hinzugefügt, 
 mit fremdem Geschehen kontaminiert und zu fremdem transferiert. Die Folge sind instabile Erinnerungen, die 
 in unvorhersehbarem Wechsel bald zutreffende, bald unzutreffende Ergebnisse vorweisen. Was heute 
 unzutreffend erinnert wurde, kann morgen zutreffend memoriert werden, und umgekehrt. Was dauerhaft 
 bewahrt werden soll, muss kanonisiert werden. Speer befolgte dieses Erfordernis.
 Die Ursache dieser sachlichen Unzuverlässigkeit liegt zweifellos in der Organisation und in den 
 Operationsweisen unseres Hirns begründet. Wir speichern keine Wahrnehmung in einem Verhältnis von 1:1. 
 Uns steht nicht für jede sinnliche Information und ihre Verarbeitung jeweils ein Neuron zur Verfügung. Das 
 Hirn muss vielmehr die Wahrnehmungen in einzelne Elemente zerlegen - eine Tasse Kaffee beispielsweise 
 nach Farbe, Duft, Wärme oder Geschmack; es muss die gemachten Wahrnehmungen, so zerlegt, in 
 elektrische Frequenzen und chemische Aktivitäten kodieren und den beteiligten Neuronenclustern 
 engrammieren, muss dann die Ergebnisse als altvertraute oder als brandneue Aktivitätsmuster erkennen, um 
 später bei einem Gedächtnisabruf aus dem Musterschatz die einzelnen Momente zu rekombinieren. Jeder 
 Abruf bewirkt eine Neuproduktion unter Verwendung verfügbarer und multifunktional einsetzbarer neuronaler 
 Schaltmuster - und keine Wiederkehr des Alten. Ihr folgt eine neue Einspeicherung. Jede Erinnerung reiht 
 sich somit bereits auf neuronaler Ebene in eine Sequenz variierender Kodierungen und Engramme.
 Unser Hirn operiert souverän, ohne dass wir auf diesen Prozess, diese Kombination neuronaler 
 Aktivitätsmuster, sonderlich einzuwirken, ihn gar als Ganzen zu kontrollieren vermöchten. Wie er im einzelnen 
 abläuft, bleibt noch zu erforschen. Welche Aktivitätsmuster welchen psychischen Inhalten entsprechen, ist 
 weithin ungeklärt. Doch soviel steht fest: Die jeweils aktivierten Muster verdanken sich nur zu einem Teil der 
 ursprünglichen Wahrnehmung; der ‚Rest’ fließt unsteuerbar aus dem im Leben angelegten Reservoir 
 neuronaler Aktivitätsmuster, denen die unterschiedlichsten Erfahrungen zugrunde liegen. Disparate 
 Erlebnisse und Wahrnehmungen bringen sich da von Mal zu Mal in wechselnden Kombinationen zur Geltung. 
 Wie sich die Modulationsergebnisse tatsächlich ausnehmen werden, das vorauszusagen entzieht sich den 
 Erkenntnismöglichkeiten der Neurobiologie. Allein psychologische Forschung kann die Folgen entsprechender 
 Hirnaktivitäten - unser tatsächliches Erinnern, Wissen, Begehren, Denken oder Verhalten - untersuchen.
 Unter diesen Umständen ist jede Geschehensreproduktion aus dem Gedächtnis ein in doppeltem Sinne heikles 
 Unterfangen: zunächst für jene, die sich an etwas Bestimmtes erinnern wollen (das ja durch die Erinnerung 
 erst zu einem Etwas wird); dann aber auch für jene, die sich auf das Erinnerungszeugnis verlassen möchten, 
 um Vergangenes zu vergegenwärtigen. Psychologische Tests verdeutlichen, dass das komplexe episodische 
 Gedächtnis stärker betroffen ist als das abstrahierende, semantische. Die „Lehren“ aus einer Erfahrung, 
 mithin auch aus der Geschichte haften zuverlässiger und länger im Gedächtnis als die Details der jeweiligen 
 Episoden, denen sie sich verdanken. Kaum jemand erinnert sich noch an die Suppe, an der er sich das erste 
 Mal die Zunge verbrannte. Dass aber eine zu heiße Suppe höllisch brennt, vergisst man ein Leben lang nicht.
 Die Geschichtswissenschaft nun, die ja keineswegs bloß an allgemeinen Lehren Interesse zeigt, sondern 
 gerade auch an deren Zustandekommen, die also über sich hinausweisende Vorkommnisse, größere 
 Zusammenhänge oder kulturelle Lernprozesse untersucht, sie ist vor allem auf das episodische Gedächtnis 
 angewiesen: auf die Erinnerung nämlich ihrer „Zeugen“ an Wahrnehmungen und Geschehnisse und deren 
 zeitliche Ordnung. Dieses Wissen ist in besonderer Weise irrtumsanfällig. Die Neurowissenschaften 
 verschaffen dabei die zunehmende Gewissheit über die Modulationsfreudigkeit des Hirns, dass kontinuierliche 
 Veränderungen in den memorierten Sachaussagen und Fakten zu verzeichnen sind, eben weil jeder 
 Erinnerungsprozess eine Neuproduktion darstellt. Es kommt zu Überlagerungen und Überschreibungen, zur 
 Neuorganisation und Neuinterpretation der Erfahrungen im Hirn. Jedes Erinnerungszeugnis ist somit nur ein 
 Durchgangsstadium eines endlosen neuronalen Verformungsprozesses der ursprünglichen Kodierung.
 Den Modulationskräften des Gedächtnisses ausgeliefert ist schlechthin alles: die beteiligten Personen, die 
 Zeit, der Ort, die Verhältnisse, die Geschehensabläufe (die in keiner Weise wahrgenommen werden können, 
 sondern stets nachträgliche Gedächtniskonstrukte darstellen); betroffen sind die Urteile, die 
 Wissenstradierung, die interzerebrale Kommunikation, die überindividuellen Diskurse, kurzum: alle für die 
 historische Arbeit relevanten Daten. Sie geraten ins Schwimmen. Ohne weitere Kontrollmöglichkeiten sind 
 nicht einmal über das schlichteste Faktengerippe sichere Aussagen möglich.
 Die Konsequenzen für den Historiker, der Gedächtniszeugnisse zu würdigen hat, sind auf den ersten Blick 
 erschreckend, bei einem zweiten Hinsehen aber verheißen sie hohen Gewinn. Zunächst gehen scheinbar 
 zuverlässige Quellenzeugnisse (wie beispielsweise Speers „Erinnerungen“ als zentrale Quelle für das „Dritte 
 Reich“) verloren; doch in eben diesem Maße des Verlusts treten neue (eben Speers „Erinnerungen“ in ihrem 
 Entstehungs- und Rezeptionskontext) hinzu. Vielfach wird man nun das angeblich sichere Geschichtswissen 
 relativieren oder ganz aus den Handbüchern streichen müssen. Manch eine ältere Sachdarstellung muss in 
 der Folge revidiert werden (wie etwa die Rolle Speers als eines Widerständlers gegen Hitler). Doch auch die 
 in ihrer Mutationsdynamik erfassten Erinnerungszeugnisse bieten ein wertvolles Quellenmaterial. Sie 
 gewähren Einsichten in die Dynamik des kulturellen Wandels, wie sie bisher verborgen schienen: Einblicke 
 etwa in die deutsche Nachkriegsgesellschaft und deren Wandel von 1945 zu 1969 und von 1969 bis heute; 
 und damit Einsichten in die Erwartungshaltung eines Publikums und in die Zumutbarkeit von Aussagen über 
 die eigene Verstrickung in eine belastende Vergangenheit (sie spiegeln sich in Speers Fall beispielsweise in 
 der Kooperation von Autor, Verleger und Lektor).
 Der Historiker, der Gedächtniszeugnisse heranzuziehen hat, muss Methoden entwickeln, um 
 Erinnerungszeugnisse in ihrer jeweiligen Verortung im Modulationsprozess analysieren und regressiv zu deren 
 Vorstufen verfolgen zu können. Das Beispiel Speers konnte etwa verdeutlichen, welche persönlichen und 
 gesellschaftlichen Modulationskräfte am Werk sind. Mancherlei Verzerrungsmarker - wie beispielsweise 
 emotionalisierte Reaktionen, Selbstheroisierung, Kanonbildung oder Diskriminierung Dritter - wiesen auf 
 Unstimmigkeiten seiner Erinnerungen. Mitunter sind derartige Marker höchst subtil.
 Da traf zum Beispiel in den „Spandauer Tagebüchern“ von 1975 ein Seitenhieb den „Gefängnispsychologen“ 
Mitscherlich. Doch warum gerade ihn, mit dem Speer in Spandau kein Wort gewechselt, den er im Gefängnis 
 tatsächlich nicht einmal wahrgenommen haben kann? Indes, Mitscherlich hatte schon im Jahr 1967 
 gemeinsam mit seiner Frau eine Analyse kollektiven Verhaltens und Verdrängens nationalsozialistischer 
 Vergangenheit, „Die Unfähigkeit zu trauern“, veröffentlicht. Darin wurde als erste Krankengeschichte die 
 Geschichte eines Wehrmachtsoffiziers vorgestellt, der für seine Unteroffiziere die Wohnung einer jüdischen 
 Familie requirierte und sich um die folgende Deportation dieser Familie nicht weiter gekümmert hatte. Das 
 belastete ihn nun. Diese Geschichte musste Speer unmittelbar treffen, ihn, der nur wenige Jahre zuvor die 
 Spuren seiner mit Heydrich und Eichmann organisierten, tatsächlich in Auschwitz endenden 
 Entmietungsaktionen Berliner Juden vollständig hatte verwischen wollen. Die Gedächtnisspur aber ließ sich 
 nicht tilgen; sie wurde mit einem Namen überschrieben und manifestierte sich in dessen deplazierter 
 Nennung in den „Spandauer Tagebüchern“.
Spuren von Verformungen lassen sich demnach finden. Sie systematisch aufzuspüren und auszuwerten ist 
 Sache einer neurokulturell orientierten Geschichtswissenschaft. Worin besteht deren Gewinn? Gefordert ist 
 eine strengere Unterscheidung zwischen dem, was erinnert wurde (etwa Speers angebliche Unkenntnis von 
 Auschwitz), und dem, wie es erinnert wurde (Speers Verdrängungsleistung und deren öffentliche 
 Akzeptanz). Die Diskrepanz zwischen dem ursprünglichen Geschehen und seiner Memoration stellt einen 
 eigenen, höchst wirksamen historischen Sachverhalt dar, der für das individuelle wie kollektive Gedächtnis 
 von weitreichenden Folgen sein kann und grundsätzlich erforscht werden muss.
 Damit treten psychische Bedingungen geistiger Kultur hervor, die zuvor kaum fassbar schienen. Individuelle, 
 kollektive und kulturelle Lernprozesse werden in ihrem Wechselspiel, den Rückkopplungseffekten, sichtbar. 
 Damit lässt sich die Generationenfrage anders angehen als bisher. Nicht zuletzt tritt das Verhältnis von 
 Individuum und Kollektiv zueinander in helleres Licht; und mit ihm wohl auch das Problem von Freiheit und 
 freiem Willen. Sieht dieser sich doch den Individuen über das implizite Wissen der westlichen Kultur, über 
 Sozialisation und Lebensformen vermittelt, kodiert aber in neuronalen Schaltmustern, verfügbar also durch 
 neurokulturelle Austauschprozesse.
 Des Historikers Leid erweist sich als des Menschen Nutzen. Indem die modulationsreichen Reproduktionen 
 des Gedächtnisses den Bedingungen des Augenblicks unterliegen, erlauben sie die flexible Anpassung aller 
 aktualisierbaren Erfahrung, mithin unseres Wissens, an immer neue Konstellationen. Wir meistern dadurch 
 Unvorhersehbares. Wir kombinieren und konstruieren immer wieder neu. Wir sind kreativ, weil unser 
 Gedächtnis eben gerade nicht starr agiert, vielmehr die angesammelten Erinnerungen umformt, rekombiniert 
 und neu produziert. Es gewährt uns damit jenen Assoziationsspielraum, auf den jedes Schöpfertum 
 angewiesen ist - in der Kunst so gut wie in Wissenschaft und Technik, in Ökonomie, Politik oder Gesellschaft 
 und vor allem im Leben. Das irrende, seine Irrtümer immer wieder sinnvoll auswertende, fortgesetzt 
 modulierende, immer neu reproduzierende, neu abspeichernde, neu konstruierende Gedächtnis ebnet erst 
 menschlicher Kultur und Zivilisation die Wege. In diesen Prozess vermag eine Geschichtswissenschaft 
 hineinzuleuchten, die sich auf die neurokulturellen Konditionen individueller und gesellschaftlicher Entfaltung 
 einlässt.
 * Zum Autor:
 Professor Johannes Fried, geb. 1942, studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik in 
 Heidelberg, 1970 Promotion, 1977 Habilitation; seit 1983 ist Fried an der 
 Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main tätig als Professor für mittelalterliche Geschichte; 
 1996 - 2000 Vorsitzender des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, Ordentliches 
 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Literatur. Fried beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem 
 Zusammenhang von Gedächtnis und Erinnerung und arbeitet an einer Kritik des historischen Gedächtnisses.
 Bücher:
- Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024. Propyläen.
- Die Aktualität des Mittelalters. Thorbecke Jan.
 - Aufstieg aus dem Untergang. Beck.
- Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik. Beck.
 - Die Formierung Europas 840 - 1046. Oldenbourg.
 - Geschichte und Gehirn. Steiner.