Gerechtigkeit I-II I (Bolz), II (Dux, Honneth)

Online-Publikation: Mai 2009 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Norbert Bolz: Diskurs über die Ungleichheit . Ein Anti-Rousseau >>
207 Seiten, kart., ISBN 978-3-7705-4797-5; € 16,90/sFr 31,-

Inhalt
Die Linke hat wieder Konjunktur. Sie spricht nicht mehr von Klassengesellschaft,
sondern von der Neuen Ungleichheit und verweist auf die Pornographie des
exzessiven Reichtums zwischen Beverly Hills und Moskau einerseits, die stillen Leiden
der Kinderarbeit und der Hartz IV-Existenz andererseits. Mehr Gleichheit durch
Umverteilung scheint deshalb die selbstverständlichste politische Forderung zu sein.
Und in der Tat hat sich die moderne Gesellschaft durch die Mächte der guten
Gleichheit entfaltet: Wissenschaft und Technik, gleiches Recht und Bildung für alle,
städtisches Leben und staatliche Organisation.
Nüchtern betrachtet, kann Gleichheit unter modernen Lebensbedingungen aber nur
heißen: Inklusion, die Möglichkeit der Teilnahme an den sozialen Systemen. Und wer
alle integrieren will, muss auf die Gleichheit aller verzichten. Egalitarismus ist eine
Anleitung zum Unglücklichsein. Wir können das gute Leben, das uns die moderne
Gesellschaft ermöglicht, nicht leben, solange wir noch an Rousseau glauben. Die
größte Gefahr für die moderne Welt geht nicht von denen aus, die asozial sind,
sondern von denen, die zu sozial sind. Es gibt keine gerechte Gesellschaft.

Fazit
Der Thesenansatz von Norbert Bolz " Diskurs über die Ungleichheit" birgt nicht nur einen Anti-Rousseau-Blick in seinem Buch sonder entbirgt zugleich seine Liebe zum "liberalen Erfolgsgeheimnis des Kapitalismus" . Bolz geht dabei der Frage nach dem Glück nach, beantwortet dies mit Steigerung der Produktivität (Steigerung der Produktion?) und Kreativität als Resultat des Wettbewerbs und sei nicht mit Umverteilung erreichbar.
Durch unterschiedliches, herausragendes Talent, undLebensenergie Einzelner in einer freien Marktwirtschaft entstehen so in der Folge Ungleichheiten. Darwin 1 lässt grüssen. Darwin 2 fehlt: Kooperation ist gleichermassen entscheiden für 1., oder Laotse: Wasser besiegt den Stein. Bolz räumt ein: "spezifisch liberal ist dabei der Trick, durch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit von der Frage nach Gerechtigkeit abzulenken." Nach einer grossartigen Analyse kommt er über die Verteilung von Geldern und Gütern zum dem Schluss:" Prozedurale Güter sind Würde-Güter"..und .."Denen, die an dem Spiel um mehr Geld nicht teilnehmen können, bietet man (oben Staat bis Tafeln unten) mehr Gleichheit.
Dieses Diskursbuch bietet den Nachdenklichen eine grauenerzeugend-tragischen Blickrichtung in Richtung Weltgemeinschaft lokal wie erdweit
Erwiternde Diskurshinweise dazu:
http://archiv.kultur-punkt.ch/ereignisse/haiku09-1evolution.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/kooperation-swr2/swr2-bolz-arbeit5-4.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/buchtipps/suhrkamp-i08-8darwin-meinleben.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/dtv09-1kutschera-evolution.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/fackeltraeger08-12fischer-evolution.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/machtmissbrauch-wissendesahnen19-9-04.htm...

Professor Günter Dux - Der soziale Kitt der Gesellschaft . Was ist Gerechtigkeit? II Prof. Axel Honneth - Über eine der zentralen Fragen der Philosophie seit der Antike

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SWR2 Themenvormittag 1. 5. 2010 <<Gerechtigkeit I - II: I Professor Günter Dux - Der soziale Kitt der Gesellschaft . Was ist Gerechtigkeit? II Prof. Axel Honneth - Über eine der zentralen Fragen der Philosophie seit der Antike >>

FAZIT vorangestellt
I -II Zu einem Standard im Leben gehört ein Sinhaftigkeit sowie kulturelle, mediale wie gesllige Entfaltung... dem gegüber entstand seit 300 Jahren eine mehr und mehr sich bildende Markt-Gesellschaft, die Kranke, Alte und Kinder als Ballast sieht behandelt... diese Operativität des Kapitals tappt in seine eigene Organisationsfalle... diesem puritan ökonomischen System fehlt ein korrektives System (Dux)..
Umdenken ist angesagt statt Abhängen von Ballast...was geschehen kann ist 1 Grundsicherung (dzt. 850 Euro vom Staat) plus 2 die Wahlfreiheit zusätzlicher Teilzeit, mittlerer Niedriglohn von 1300 Euro dzt.) ..
das ist als Imperativ zu sehen und finanzierbar, wenn wir den Besteuerungs-Entzug der Privateigentümer und der über 3400 Euro Verdiener nutzen..
Das faule Argument " einen schönen Tag machen" geht an der mehrheitlich aktiven Wirkkraft der Unterbezahlten und - bezieher vorbei, da es einen anthropologisch nachweislichen Sinn - siehe schon allein die Vertragstheorien - gibt, nämlich den der lebensbejahenden Teilhabe an der Gemeinschaft...
w.p.10-5

Tondokument I
http://www.swr.de/swr2/programm/-/id=661104/did=6316330/pv=mplayer/vv=popup/nid=661104/3l4w6s/index.html
SWR2 Themenvormittag 1. 5. 2010 <<Gerechtigkeit: Der soziale Kitt der Gesellschaft . Was ist Gerechtigkeit?

Inhalt I
I
Freiburger Professor Günter Dux für Soziologie, plädiert für ein einheitliches Grundeinkommen
"Der Begriff der Gerechtigkeit bezeichnet einen idealen Zustand des sozialen Miteinanders, in dem es eine angemessene, unparteiliche und einforderbare Verteilung von Gütern und Chancen zwischen den beteiligten Personen und Gruppen gibt. Soweit die Theorie, nachzulesen in philosophischen Wörterbüchern, aber auch im Online-Lexikon Wikipedia. Wie weit entfernt von dem idealen Zustand befindet sich denn unsere gesellschaftliche Praxis?

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Tondokument II
http://www.swr.de/swr2/programm/-/id=661104/did=6316134/pv=mplayer/vv=popup/nid=661104/eja5de/index.html
SWR2 Themenvormittag SWR2 Themenvormittag 1. 5. 2010 <<Gerechtigkeit. Was eigentlich ist Gerechtigkeit? Über eine der zentralen Fragen der Philosophie seit der Antike >>
Interview mit Prof. Axel Honneth, Professor für Sozialphilosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt
Axel Honneth ist Professor für Sozialphilosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und er ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main.

Inhalt II
Was ist überhaupt Gerechtigkeit? Wer legt fest, was gerecht und was ungerecht ist? Wie müssen Staaten organisiert sein, damit es zwischen den Menschen tatsächlich gerecht zugeht? Diese Fragen haben die Philosophen seit der Antike beschäftigt.
Zu den unterschiedlichsten Zeiten gab es unterschiedliche Antworten: Bei Platon war Gerechtigkeit eine unveränderliche, ewige, überweltliche Idee, an dem die Seele Anteil hat. Aristoteles analysierte die unterschiedlichsten Formen der Gerechtigkeit und grundsätzlich die Sphäre der legalen und allgemeinen Gerechtigkeit von der besonderen Gerechtigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Im Mittelalter wurde gerechtes Verhalten vor allem in Bezug auf eine göttliche Instanz definiert. In der Aufklärung, bei Rousseau zum Beispiel, wird Gerechtigkeit zum Schlüssel für einen contrat social, den Gesellschaftsvertrag, der die Menschen aus dem wilden Naturzustand herausführen, ihnen aber individuelle Freiheiten belassen will.
1971 erschien das Werk "Eine Theorie der Gerechtigkeit" des amerikanischen Philosophen John Rawls, das an die großen Vertragstheorien von Locke, Rousseau und Kant anschließt. Und das bis heute immer wieder diskutiert wird, wenn es um das Thema Gerechtigkeit geht.