Vince Ebert : Unberechenbar . Warum das Leben zu komplex ist, um es perfekt zu planen

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Online-Publikation: Februar 2017 im Internet-Journal <<kultur-punkt>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Vince Ebert : Unberechenbar . Warum das Leben zu komplex ist, um es perfekt zu planen  >>
rowohlt-polaris: 309 Seiten, Klappenbroschur; ◦ISBN:  978-3-499-63112-2;  16,99 €
Rowohlt Verlag, D-10178 Berlin; http://www.rowohlt.de; http://www.rororo.de

Charakteristika
> Ein humorvolles, ideenreiches Plädoyer für den Zufall.
> Themen:  
Erwachsenenbildung, lebenslanges Lernen; Management: Führung und Motivation; Management: Entscheidungstheorie; Populärwissenschaftliche Werke; Evolution; Ratgeber: Karriere und Erfolg; Ratgeber, Sachbuch: Psychologie; Humor

Inhalt
Wie haben Sie Ihren Partner kennengelernt? Wie Ihren Job gefunden?
Ist das alles das Ergebnis genauer Überlegungen, harter Arbeit und strategischer Herangehensweise? Lässt sich Erfolg also planen und berechnen? Oder spielt der Zufall doch eine viel größere Rolle, als wir zugeben wollen?
In Zeiten von Big Data entsteht der Eindruck, wir wären nur noch einen winzigen Schritt von der kompletten Berechenbarkeit unseres Lebens entfernt.
Ständig werden wir angehalten, unsere Zukunft zu planen, die Work-Life-Balance zu optimieren und an unserem Erfolg zu arbeiten.
Vince Ebert hält unserer planungsfixierten Gesellschaft den Spiegel vor, appelliert an Kreativität und Flexibilität und hinterfragt die typisch deutsche Überregulierung. Intelligent, spannend und lustig!

Autor, Physiker,  & Kabarettist
Vince Ebert, Jahrgang 1968, studierte Physik in Würzburg. Nach dem Studium arbeitete er in einer Unternehmensberatung und in der Marktforschung, bevor er 1998 seine Karriere als Kabarettist begann. Er ist bekannt aus TV-Sendungen wie Mitternachtsspitzen, Ottis Schlachthof, dem Quatsch Comedy Club und TV Total. Sein Anliegen: die Vermittlung wissenschaftlicher Zusammenhänge mit den Gesetzen des Humors.
Mit seinem Programm "Physik ist sexy" (2004) machte er sich einen Namen als Wissenschaftskabarettist, der mit Wortwitz und Komik sowohl Laien als auch naturwissenschaftliches Fachpublikum unterhält. Mehr über den Autor und alle Tourtermine erfahren Sie via: 
http://www.vince-ebert.de.

Fazit, vorangestellt
Gleichsam piktogrammatisch * führt alle Interessierten auf eine Zeitreise zuerst zurück zum berechenbaren Urknall (vor 3,8 Mrd. Jahren) und schluss/endlich bis 2016, was ihm (ganz natürlich) 'unberechenbar erscheint'.
Diese Zeitreise gliedert Ebert  in vier Lebensbereiche:  1 Privatleben. 2 Arbeitswelt, 3 Wissenschaft und 4 Zukunft, wobei sein Fazit am Ende (die Zukunft) zu seiner Rückschau besagt: 'Dieser Weg wird kein leichter sein...'.
Dazu können auch wir Vince Ebert, humorbereit - wie er durchgängig erscheint - durchaus zustimmen.
Geradezu genial ist seine satirisch kolorierte Sprachgestik wie er Begriffsfelder erschliesst - mit gläsernen Durchblick in den einzelnen vier Feldern mit folgenden Kernaussagen. 1 Partnersuche bis Selbstoptimierung 2 Job bis Perfektionierung 3 Serendipity** bis Zufall 4 Big Data bis Science Fiktion als Zukunft... na dann - guten Schlaf wünschen wir uns dennoch und Vince Ebert im Besonderen - für seine 'findige Visio zur real existierenden Utopie. m+w.p17-2

*) Piktogramm
ist ein einzelnes Symbol bzw. Icon, das eine Information durch vereinfachte grafische Darstellung vermittelt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Piktogramm

**Serendipität / Findigkeit
(englisch serendipity), gelegentlich auch Serendipity-Prinzip oder Serendipitätsprinzip, bezeichnet eine zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist. Verwandt, aber nicht identisch ist die weiter gefasste Redewendung vom glücklichen Zufall. Serendipität betont eine darüber hinausgehende Untersuchungstätigkeit, eine intelligente Schlussfolgerung oder Findigkeit
https://de.wikipedia.org/wiki/Serendipit%C3%A4t
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INHALTSFOLGE
Vince Eberts humorvolles Plädoyer für den Zufall'
Einige Statements / Weisheiten auf dem Weg zum Unberechenbaren :
'Alles eine Sache der Planung? Von wegen! :
«In einer Welt, die nicht planbar ist, ist die einzige Erfolgsstrategie: ausprobieren!»
Vince Eberts humorvolles Plädoyer für den Zufall'

Mit Wortwitz und Komik
begeistert der Wissenschaftskabarettist sein Publikum. Seine Bücher «Denken Sie selbst! Sonst tun es andere für Sie», «Machen Sie sich frei! Sonst tut es keiner für Sie» und «Bleiben Sie neugierig!» waren allesamt Bestseller. In «Unberechenbar» räumt Ebert mit einem modernen Mythos auf, dank dessen sich nicht wenige Ratgeber-Gurus goldene Nasen verdient haben: mit dem Unfug nämlich, alles sei plan- und berechenbar und jeder seines eigenen Glückes Schmied. Wer dieses scharfsinnige, charmante und lustige Buch gelesen hat, weiß, wie viel in unserem Leben dem Zufall geschuldet ist, egal was die «Tschakka-du-schaffst-das-Typen» uns weismachen wollen.

Privatleben, Arbeitswelt, Wissenschaft, Zukunft
In vier großen Kapiteln wird anhand einer Fülle von Beispielen das Wechselspiel von Planung und Zufall durchgespielt. Ob es um Partnerschaft geht («Liebe ist wie die Zahl Pi»), um Karriere («Guru ist kein Ausbildungsberuf») oder um Kreativität («If nothing goes right, go left») – überall hält Vince Ebert unserer planungsfixierten Gesellschaft den Spiegel vor und macht sich einen Spaß mit dem deutschen Hang zur Überregulierung.

Wirkliche Erfolgsformeln gibt es nicht,
auch nicht im Fußball (obwohl Trainerkoryphäen wie Thomas Tuchel und Pep Guardia genau daran zu arbeiten scheinen). Dennoch spendiert Vince Ebert uns am Ende seines wunderbar unterhaltsamen neuen Buches ein paar Hinweise auf jene Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit  für Glück, Zufriedenheit und Erfolg in unserem Leben deutlich erhöhen. Hier sind sie, die acht Zutaten …

Mut, Timing, Leidenschaft
MUT. Den hat mir vor allem mein ehemaliger Mitbewohner Frank ‹Porsche› Pahl vermittelt. Zunächst waren seine Bremsscheiben- und Kaviar-Geschäfte nichts weiter als fixe Ideen für mich. Im Laufe der Zeit erkannte ich jedoch, dass es enorme Courage erfordert, sich auf unbekanntes, unsicheres Terrain zu wagen. Anfangs habe ich ihn belächelt. Aber nur, weil ich damals selbst nie den Mut aufgebracht hätte, etwas Ähnliches zu probieren. (…) Wir haben alle haben Angst vor neuen Situationen und einen starken Drang zum Festhalten am Gewohnten. Das ist per se nichts Schlimmes … Dabei ist Mut zu haben relativ leicht. Jeder von uns hat Momente, in denen er Dinge tut, die andere niemals wagen würden – und umgekehrt. Es gibt Menschen, die im Februar in einen See springen, um eine Katze vor dem Ertrinken zu retten, sich aber nicht trauen, ihrer Frau zu sagen, dass sie sie lieben. Mein Opa hat selbst in der Nazizeit nie Angst gehabt, seine Meinung zu sagen, brachte aber nicht die Courage auf, Autofahren zu lernen.»

TIMING. «Carpe diem: Für viele ist dieser Spruch lediglich eine Aufforderung, Gott einen guten Mann sein zu lassen und sich stattdessen schon morgens um 11 das dritte Pikkolöchen hinter die Binde zu kippen. ‹Et kütt, wie et kütt›, sagt die Kölner Frohnatur und zelebriert dabei eine abstruse Mischung aus Party und rheinischem Buddhismus. In seiner Urform bedeutet der Spruch allerdings das genaue Gegenteil. Horaz appellierte, den Tag bewusst zu nutzen, Gelegenheiten nicht verstreichen zu lassen, sondern beim Schopf zu packen. (…) Das Leben ist zu kostbar, um es mit unwichtigen Details zu verschwenden.»

LEIDENSCHAFT. «Selbst ein kreativer Beruf ist keine Garantie für Spaß und gute Laune. Durch Valerie habe ich Schauspieler kennengelernt, die ihre Rollen wie einen Job im Einwohnermeldeamt wahrgenommen haben, und Regisseure, die bei jeder Produktion mit immer denselben abgedroschenen Tricks arbeiteten. Gleichzeitig sehe ich Menschen wie meinen Controller-Freund Jürgen, die beim Erstellen ihrer Umsatzsteuer-Voranmeldung vor Glück fast durchdrehen. Wenn nach 432 aufgeführten Posten der Gesamtbetrag bis auf den Cent genau stimmt, ist Jürgen selig. (…) Egal, was man tut, man sollte es mit Leidenschaft tun!»

Ausdauer, Bescheidenheit, Widerstandsfähigkeit
AUSDAUER. «Das vielleicht wichtigste Kriterium auf dem Weg zum Glückspilz ist Ausdauer. Geduld und Durchhaltevermögen sind entscheidend für fast jede Form von Erfolg und Zufriedenheit. Selbst Jogis Jungs haben acht lange Jahre gebraucht, um ihr großes Ziel zu erreichen. (…) Natürlich sind manche Ziele auch mit größtmöglicher Ausdauer nicht zu erreichen. Ab und an können äußere, unberechenbare Umstände selbst dem Fleißigsten einen Strich durch die Rechnung machen.  ‹Was kann man gegen Ameisen in der Küche tun?›, fragte ich neulich einen Kammerjäger. Seine Antwort: ‹Ausziehen.›»

BESCHEIDENHEIT. «Es ist nicht lange her, da war es unter Investmentbankern Usus, dem Taxifahrer, der nach dem Fahrziel fragte, zu antworten: ‹Ist egal. Ich werde überall gebraucht.› Kurz danach fiel Lehman Brothers. (…) Eine schlichte Lebensweise erzeugt Vorteile. Um die Welt zu verändern, benötigt man ohnehin keine oberflächlichen Protzereien. Jesus brauchte bei seinen Auftritten keine Vorgruppe und auch keine Pyrotechnik. Mutter Teresa besaß keine Rolex, Gandhi fuhr nicht Porsche, sondern höchstens Rikscha.»

WIDERSTANDSFÄHIGKEIT. «Die Zukunft ist unberechenbar. (…) Mein Freund Jürgen hatte sein ganzes Leben geplant und durchgerechnet. Er wusste genau, an welchem Tag im Jahr 2051 sein Reihenhaus in Hanau-Bruchköbel abbezahlt sein wird und mit wie viel Euro er wann in Rente gehen kann. Er rechnete mit dem jährlichen Bonus, den üblichen Gehaltserhöhungen und der stufenweisen Teilzeitwiedereingliederung seiner Frau. Nur mit dem attraktiven Marketingleiter aus ihrer Abteilung rechnete er nicht. (…) Der Drang nach immer effizienterer Lebensoptimierung ist absurd. Wir rasen mit über 100.000 Kilometern um einen riesigen Feuerball durch das Universum und glauben wirklich, wir hätten den laden im Griff. Das ist lächerlich.»

Ehrlichkeit, Dankbarkeit
EHRLICHKEIT. «Die Wahrheit ist: Wir sind nicht immer unseres Glückes Schmied. Man kann alles richtig machen und trotzdem auf die Nase fallen. (…) Diese Unberechenbarkeiten auszuhalten ist nicht leicht. Aber es wird umso schwerer, je mehr man sie ignoriert und glaubt, durch das sture Befolgen dubioser Erfolgstipps tatsächlich Erfolg zu haben. Deswegen plädiere ich statt für die etwas naive Think-positive-Strategie lieber für die Pizza-Margherita-Taktik: Erwarte nichts, dann wirst du im Zweifel positiv überrascht.»

DANKBARKEIT. «Zugegebenermaßen hat das Abwälzen von Verantwortung und die Suche nach einem Prügelknaben eine lange Historie. ‹Die Ernte ist schlecht, das Wetter ist hundsmiserabel – die Götter hassen uns! Irgendeiner muss schuld daran sein. Hey, da kommt Karlheinz. Lasst uns ihn umbringen.› Wir leben in einem der freiesten Länder dieser Erde und haben eine Armutsquote, um die uns die gesamte Welt beneidet. Trotzdem sind viele der Ansicht, das Leben schuldete ihnen etwas. (…) Ganz ehrlich, es hätte schlimmer kommen können. Deswegen finde ich, ein einfaches ‹Danke schön, Schicksal!› wäre an dieser Stelle angemessen.»

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