Kerstin Decker : Meine Farm in Afrika . Das Leben der Frieda von Bülow
Lebenswelt
K. Decker: Frieda v. Bülow
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Online-Publikation: Februar 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
480 Seiten . Gebunden mit Schutzumschlag; ISBN: 978-3-8270-1237-1; € 22,99 [D], € 23,70 [A], sFr 32,90 ;
E-Book: ISBN: 978-3-8270-7786-8;€ 16,99 [D], € 16,99 [A], sFr 19,00
Berlin Verlag; http://www.bloomsbury-verlag.de; http://www.berlinverlag.de
Inhalt
Das Leben der deutschen Tania Blixen
Bin ich ein Sekundärtalent, eine zweitrangige Begabung? Die spätere Schöpferin des »deutschen Kolonialromans« Frieda von Bülow neigt dazu, diese Frage zu bejahen. Doch dann tritt ein Mann in ihr Leben, der ihr mit Nietzsche sagt: Werde, der du bist!
»Meine Farm in Afrika« berichtet von einer Frau, die im fremden Land nicht als Eroberin auftritt, sondern gemeinsam mit den Einheimischen ein neues Leben beginnen will. Das Buch taucht tief ein in ein fast vergessenes, äußerst widersprüchliches Kapitel deutscher Geschichte. Es entsteht das Tableau einer Gesellschaft, getragen von Menschen Anfang dreißig, vornehmlich Adligen, die sich gleichsam auf exterritorialem Gebiet neu erfinden wollten: Wir sind zwar Deutsche, aber wir haben es satt, der Poet unter den Völkern zu sein! Aktion statt Traum!
Kerstin Decker erzählt mit viel Gespür für die Charaktere und die skurrilen Züge einer Zeit, in der es möglich war, die höchste Erhebung Afrikas auf den Namen Kaiser-Wilhelm-Spitze zu taufen.
Die Protagonistin
(1) Frieda Sophie Luise Freiin von Bülow (* 12. Oktober 1857 in Berlin; † 12. März 1909 auf Schloss Dornburg/Saale) war eine deutsche Schriftstellerin, Afrikareisende, Anhängerin des Kolonialgedankens und Begründerin des deutschen Kolonialromans.
Sie entstammte dem Adelsgeschlecht Bülow und verlebte die ersten Kindheitsjahre in Smyrna/Türkei. Dort war ihr Vater Hugo von Bülow (* 13. Mai 1821; † 26. Januar 1869) preußischer Konsul. Nach dessen Tod folgten Kindheits- und Jugendjahre mit Mutter Klothilde Luise Henriette von Münchhausen (* 5. Dezember 1832;† 27. März 1891) , Großmutter und vier Geschwistern in Neudietendorf und dem benachbarten Ingersleben (Rittergut der Familie von Münchhausen, aus der die Mutter stammte) in Thüringen. Ein besonders enges Verhältnis hatte Frieda von Bülow zu ihrer jüngeren Schwester Margarethe von Bülow (die ebenfalls Schriftstellerin wurde), bis zu deren tragischem Tod 1884. Dem Schulbesuch in Neudietendorf bei der dortigen Brüdergemeine folgte ein Schuljahr in England. 1881 zog sie nach Berlin und gründete als begeisterte Anhängerin der Kolonialidee den Frauenverein für Krankenpflege in den Kolonien. Um Krankenpflegestationen einzurichten, reiste sie nach Deutsch-Ostafrika, wo sie 1885 bis 1889 lebte. Dort lernte sie Dr. Carl Peters kennen, mit dem sie jahrelang zusammenarbeitete und in den sie sich unglücklich verliebte. Aufgrund einer Malaria nach Deutschland zurückgekehrt, begann die schriftstellerische Tätigkeit von Frieda von Bülow mit zahlreichen Romanen und Novellen. Ihr Versuch, 1893/94 die Plantagen ihres 1892 am Kilimandscharo gefallenen Bruders Albrecht von Bülow in Deutsch-Ostafrika zu verwalten, misslang. Seitdem lebte sie wieder in Deutschland, ihre beiden letzten Lebensjahre verbrachte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Sophie auf Schloss Dornburg in Thüringen. Frieda von Bülow erlag 1909 einem Krebsleiden.http://de.wikipedia.org/wiki/Frieda_von_B%C3%BClow
Autorin
Kerstin Decker, geboren 1962 in Leipzig, promovierte Philosophin, ist Autorin des »Tagesspiegels«. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt erschienen »Lou Andreas-Salomé. Der bittersüße Funke Ich«, »Nietzsche und Wagner. Geschichte einer Hassliebe« und »Richard Wagner. Mit den Augen seiner Hunde betrachtet«. Sie lebt in Berlin.
Fazit
"Das Leben der Frieda von Bülow" und Protagonistin (1), dargestellt von Kerstin Decker zeigt die Lebenswelt des deutschen Kolonialismus (2) und zugleich das von der Schöpferin des 'deutschen Kolonialromans' aus der Sicht der Herrschenden, indem diese zugleich wussten, dass man sie nicht liebt.
Mit unglaublichen Scharfsinn und Detailtreue zum Schau- und Lebensplatz der Protagonistin ergeben sich. Bis zum bitteren Ende, dem Maji-Maji-Aufstand und der Zwangskultivierung und den Weg zur national unabhängigen Republik des heutigen Tansania. Ein Diskursbuch zur Frage des Kolonialismus liegt vor uns, schlagen wir es auf, das Leseband zum Verweil liegt bereit. m+w.p15-3
(2) Deutsch-Ostafrika war die Bezeichnung einer in der Zeit von 1885 bis 1918 bestehenden deutschen Kolonie (auch Schutzgebiet). Das Gebiet umfasste die heutigen Länder Tansania (ohne Sansibar), Burundi und Ruanda sowie einen kleinen Teil Mosambiks mit einer Fläche von 995.000 km² (nahezu die doppelte Fläche des damaligen Deutschen Reiches). Es war mit rund 7,75 Millionen Einwohnern die größte und bevölkerungsreichste Kolonie des Deutschen Reiches.