Geflüchtetenbefragung zeigt: Geflüchtete Menschen haben eine hohe Bildungsorientierung


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Geflüchtete - Bildungsorientierung.
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Charakteristika
- Die häufigsten Fluchtursachen sind Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg
- Viele gemeinsame Wertvorstellungen bei Geflüchteten und Deutschen

Geflüchtetenbefragung: Geflüchtete Menschen haben eine hohe Bildungsorientierung

Inhalt
Die seit 2013 eingereisten Geflüchteten zeigen eine hohe Bildungsorientierung. Es gibt viele gemeinsame Wertvorstellungen bei Geflüchteten und Deutschen. Die häufigsten Fluchtursachen sind Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg. Das sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von mehr als 2300 geflüchteten Menschen über 18 Jahren, die gemeinsam vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) durchgeführt wurde.
58 Prozent der erwachsenen Geflüchteten haben in ihren Herkunftsländern zehn Jahre und mehr in Schule, Ausbildung und Studium verbracht, im Vergleich zu 88 Prozent bei der deutschen Wohnbevölkerung. 37 Prozent der Geflüchteten besuchten eine weiterführende Schule, 31 Prozent eine Mittelschule, zehn Prozent nur eine Grundschule und neun Prozent gar keine Schule. 31 Prozent waren auf Hochschulen oder beruflichen Bildungseinrichtungen, 19 Prozent erreichten einen Abschluss. Zudem konnten viele Geflüchtete berufliche Fähigkeiten durch Berufserfahrung erwerben: 73 Prozent der Geflüchteten waren vor dem Zuzug nach Deutschland erwerbstätig, im Durchschnitt 6,4 Jahre.

Vernetzung der Fluchtforschung in Deutschland 
 Die Website des Projektes „Flucht: Forschung und Transfer“ des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück und des Bonner Friedens- und Konfliktforschungszentrums BICC zeigt nun erstmals in einer interaktiven Landkarte die Vielfalt der Forschungslandschaft zum Thema Flucht in Deutschland auf https://flucht-forschung-transfer.de
Angesichts der rasch gestiegenen Zahl an Menschen, die weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen sind, werden in den letzten Jahren immer mehr Forschungsprojekte zu diesen Themen durchgeführt. Auf Grund der stark gewachsenen Nachfrage nach ihrer Expertise treten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch intensiv in den Dialog mit Entscheidungsträgern aus Politik und Praxis. Dr. Olaf Kleist, IMIS, weist auf die Ziele des neuen Forschungsprojekts „Flucht: Forschung und Transfer“ hin und erläutert: „Auch wenn die Zahl der Projekte zur Flüchtlingsforschung in Deutschland zuletzt gewachsen ist, fehlte es bisher an einer Vernetzung: Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten neben-, aber nicht miteinander. Außerdem müssen die Ergebnisse und Erkenntnisse dringend für Flüchtlingspolitik und -praxis aufbereitet und verfügbar gemacht werden.“
Das Forschungsprojekt „Flucht: Forschung und Transfer“ hat sowohl die Vernetzung als auch den Wissenstransfer zum Ziel. Schon 380 Projekte sind in der ständig weiterwachsenden Datenbank seiner Website eingetragen. Mit Hilfe von Schlagwörtern kann gezielt nach Projekten aus unterschiedlichen Disziplinen und mit spezifischen regionalen Schwerpunkten gesucht werden. Durch Navigation in der interaktiven Landkarte können auch einzelne Forschungsstandorte direkt angesteuert werden. „Mit der Datenbank steht endlich ein Instrument zur Verfügung, das Wissenschaftlern und Akteuren aus Praxis und Politik schnell und einfach ermöglicht, sich einen Überblick über die aktuelle Forschung zu Flucht und Flüchtlingen zu verschaffen, aber auch um Lücken der wissenschaftlichen Arbeit zu erkennen“, betont Dr. Benjamin Etzold, BICC.
 Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über zwei Jahre geförderte Projekt bewegt sich an der Schnittstelle von Forschung und Vermittlung. Dabei bildet die Forschungslandkarte nur ein erstes Ergebnis. In den Themenfeldern Gewaltmigration, Flüchtlingspolitik sowie Aufnahme, Integration und Rückkehr werden insgesamt zehn umfangreiche Berichte über den aktuellen Stand wissenschaftlicher Debatten, wichtige Ergebnisse und Lücken der Forschung veröffentlicht, die Politik und Verwaltungen sowie Zivilgesellschaft, Medien und Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.
https://flucht-forschung-transfer.de
 46 Prozent der erwachsenen Geflüchteten streben noch einen allgemeinbildenden Schulabschluss in Deutschland an, 66 Prozent einen beruflichen Abschluss. „Allerdings wäre es voreilig, aus den Bildungsvorhaben Schlussfolgerungen darüber zu ziehen, in welchem Umfang die Geflüchteten tatsächlich Bildungseinrichtungen in Deutschland besuchen und Abschlüsse erwerben werden“, heißt es in der am Dienstag erschienenen Studie. Viele Geflüchtete wollen zunächst arbeiten und erst später in Bildung und Ausbildung investieren.

 Viele gemeinsame Wertvorstellungen bei Geflüchteten und Deutschen
 In ihren Wertvorstellungen weisen die Geflüchteten viele Gemeinsamkeiten mit der deutschen Bevölkerung auf. So unterstützen 96 Prozent der befragten Geflüchteten die Aussage, dass „man ein demokratisches System haben sollte“. 92 Prozent sagen, dass „gleiche Rechte von Männern und Frauen“ ein Bestandteil von Demokratien sind. Bei der Aussage „wenn eine Frau mehr Geld verdient als ihr Partner, führt dies zwangsläufig zu Problemen“ zeigen sich jedoch Unterschiede: Während 29 Prozent der Geflüchteten zustimmen, sind es bei der deutschen Vergleichsgruppe 18 Prozent.

 Häufigste Fluchtursachen: Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg
 Als Fluchtursachen nennen die Befragten mit großem Abstand am häufigsten die Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg (70 Prozent). Andere wichtige politische Motive sind Verfolgung (44 Prozent), Diskriminierung (38 Prozent) und Zwangsrekrutierung (36 Prozent). Ebenfalls häufig werden schlechte persönliche Lebensbedingungen (39 Prozent) und die wirtschaftliche Situation im Herkunftsland (32 Prozent) angegeben. Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Iran nennen besonders häufig Krieg und Verfolgung als Fluchtursachen, Geflüchtete aus Eritrea Zwangsrekrutierung. Demgegenüber berichten Geflüchtete aus den Westbalkan-Staaten vielfach von prekären persönlichen Lebensbedingungen, der schlechten wirtschaftlichen Situation in den Herkunftsländern und Diskriminierung.

 Die Studie beruht auf einer im Zeitraum von Juni bis Oktober 2016 durchgeführten repräsentativen Befragung von 2349 Geflüchteten über 18 Jahren, die vom 1.1.2013 bis zum 31.1.2016 nach Deutschland eingereist sind.

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