Dynamik ist ein wesentliches Charakteristikum von Kulturlandschaften

Lebenswelt
C. Lettner:  Kulturlandschaft - NÖ
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Christian Lettner: Untersuchungen zur Kulturlandschaftsentwicklung und landschaftsökologischen Situation am Alpennordrand des südwestlichen Niederösterreich   
Diplomarbeit, Universität Wien.  Fakultät für Lebenswissenschaften 
Betreuer: Wrbka, Thomas

Kontakt: mailto:barbara-amina.gereben@univie.ac.at    


Inhalt
Dynamik ist ein wesentliches Charakteristikum von Landschaften und besonders im Falle von Kulturlandschaften – als Folge eines komplexen Wechselspiels zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und anthropogenen Eingriffen oder schlicht als Ergebnis der Beziehungen zwischen Natur und Gesellschaft – evident. Die europäischen Kulturlandschaften wurden über Jahrhunderte hinweg langsam und durch traditionelle, an die lokalen oder regionalen Bedingungen angepasste Nutzungspraktiken modifiziert, wobei allerdings im 19. und besonders im 20. Jahrhundert in vielen Teilen Europas eine rasche Umwandlung von traditionellen Kulturlandschaften in neuartige Landschaften stattgefunden hat.
In der vorliegenden Diplomarbeit wurde mittels randomisierter Auswahl von 20 Untersuchungsflächen (à 25 ha) mit jeweils weniger als 50 Prozent Waldbedeckung ein neuartiger Ansatz gewählt, um die Kulturlandschaftsentwicklung und Landschaftsgeschichte eines rund 80 Quadratkilometer großen Untersuchungsgebiets in der Region Mostviertel-Eisenwurzen (Niederösterreich) repräsentativ zu untersuchen. Auf Basis des Franziszeischen Katasters von 1822 sowie einer ausführlichen Felderhebung wurden die langfristigen Entwicklungen flächenbezogen analysiert und die landschaftliche Situation in vorindustrieller Zeit mit der rezenten Situation verglichen. Die räumlich-zeitlichen Vergleiche offenbaren in erster Linie eine Reorganisation der Landnutzung weg von einer durch Subsistenzwirtschaft geprägten, hin zu einer spezialisierten, grünlanddominierten Landwirtschaft. Neben der beinahe vollständigen Aufgabe der ackerbaulichen Nutzung lassen sich in den knapp 200 Jahren auch Änderungsprozesse feststellen, die als „Nutzungspolarisierung“ zusammengefasst werden können. Hier zeigt sich eine deutlichen Zunahme an bewaldeten Flächen und somit ein Verlust an landwirtschaftlich genutzter Fläche und damit einhergehend eine Zunahme bebauter Flächen sowie eine Intensivierung der verbliebenen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die langfristigen Veränderungen werden ausführlich diskutiert und unterschiedliche landschaftsökologische und naturschutzfachliche Aspekte der historischen und rezenten Situation, sowie regionale Besonderheiten beleuchtet.
In der offenen Kulturlandschaft des Untersuchungsgebiets sind Hecken und heckenartige Landschaftselemente als landschaftsprägende Strukturen von besonderer Bedeutung und charakteristisch, weshalb in der vorliegenden Arbeit ein zusätzlicher Fokus auf die Untersuchung der Flora und Vegetation der ruralen Hecken gelegt wurde. Obwohl es sich um funktionell mit der Landnutzung verknüpfte Vegetationsstrukturen – und somit um anthropogene Pflanzengesellschaften – handelt, stellen rurale Hecken vielfach persistente Landschaftselemente und/oder traditionelle Nutzungstypen dar und sind als naturnahe Restelemente in Kulturlandschaften von großer Bedeutung. Hecken wurden und werden seit jeher auf unterschiedlichste Art und Weise genutzt und übernehmen eine Vielzahl an sowohl ökologisch als auch ökonomisch und soziokulturell relevanten Funktionen und Rollen.
Als Grundlage für die floristische und pflanzensoziologische Analyse wurden pro Untersuchungsfläche zwei Hecken zufällig ausgewählt und so insgesamt 40 Vegetationsaufnahmen nach dem „Braun-Blanquet-Ansatz“ durchgeführt. Die erhobenen Daten wurden mittels JUICE 7.0 analysiert und werden im Kontext der aktuellen Synopsis der Gebüsch- und Waldgesellschaften Österreichs syntaxonomisch interpretiert und diskutiert. Insgesamt wurden 270 Gefäßpflanzentaxa (davon 55 Phanerophyten) erfasst, wobei die Gesamtartenzahl je Vegetationsaufnahme zwischen 35 und 82 (die der Phanerophyten zwischen 11 und 26) variiert. Die untersuchten ruralen Hecken und heckenartigen Landschaftselemente lassen sich provisorisch als submontane bis montane Hasel-Eschen-Hecken des östlichen Alpennordrands charakterisieren. Die Vegetationsaufnahmen zeigen eine deutliche Affinität zum Verband Populo tremulae-Corylion (Klasse Rhamno-Prunetea) und wurden als drei unscharfe Gesellschaften ohne Assoziationsrang ausgewiesen.
Die unterschiedlich starke Affinität zu den beiden Assoziationen Populo tremulae-Coryletum und Senecioni ovati-Coryletum bzw. eine intermediäre Stellung wird ausführlich diskutiert und diverse ökologische und naturschutzfachliche Aspekte beleuchtet. Als regionale Besonderheit werden die geflochtenen Staudenhage näher behandelt. http://aleph.univie.ac.at/F?func=find-c&ccl_term=AC11180742

Schlagwort - Hinweise
Landschaftsgeschichte / Landschaftswandel / Landnutzung / Mostviertel / Eisenwurzen / Franziszeischer Kataster / Vegetationsökologie / Rhamno-Prunetea / Naturschutz