Navid Kermani: Ausnahmezustand . Reisen in eine beunruhigte Welt
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Welt - Ausnahmezustand (N. Kermani)
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Online-Publikation: Februar 2018 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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301 Seiten mit 11 Karten. Broschiert; ISBN: 978-3-406-68292-6; 16,95 €
Verlag C. H. Beck; 80703 München ; http://www.chbeck.de
Inhalt
Man könnte ihn die Welt hinter Lampedusa nennen: den Krisengürtel, der sich von Kaschmir über Pakistan, Afghanistan und Iran bis in die Arabische Welt und bis an die Grenzen und Küsten Europas erstreckt. Von dieser Region berichtet Navid Kermani, von unserer unmittelbaren Nachbarschaft, so fern sie unserem medialen Bewusstsein auch erscheint. Wie von Zauberhand gelingt es ihm dabei, einzelne Schicksale und Situationen so lebendig werden zu lassen, dass schlagartig weltpolitische, ja existentielle Problemlagen deutlich werden, die uns unmittelbar berühren. Nicht erst hinter Lampedusa beginnt unsere Welt.
Navid Kermani hat die Orte besucht, an denen keine Übertragungswagen von CNN stehen und dennoch hoch gefährliche Schwelbrände den Weltfrieden bedrohen. In seiner oft gerühmten, wundersam beweglichen und behutsamen Prosa berichtet er von den Kriegen der NATO und den Schattenseiten der Globalisierung in Indien, vom Aufstand in Syrien und der prekären Lage in Palästina. Er war als einziger westlicher Reporter bei der Niederschlagung der Massenproteste in Teheran dabei und hat die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer beobachtet. Seine mitreißenden Reportagen lassen uns eine Welt im Aufruhr verstehen, lassen uns mitfiebern, mitleiden, aber auch den Alltag und das scheinbar Nebensächliche sehen.
Leseprobe
http://www.beck-shop.de/fachbuch/zusatzinfos/Leseprobe_Ausnahmezustand.pdf
Autor
Navid Kermani lebt als freier Schriftsteller in Köln. Für seine Romane, Essays und Reportagen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Kleist-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis sowie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. https://de.wikipedia.org/wiki/Navid_Kermani
Eigene Stimme
Stellungnahme zur Offensive des „Islamischen Staates“ im Nahen Osten:
In der Berliner Zeitung rief Kermani im August 2014 dazu auf, den „Islamischen Staat“ (IS) im Irak auch mit militärischen Mitteln zu stoppen. Er verglich den Konflikt von seiner Bedeutung her mit dem Ersten Weltkrieg und warnte vor einem Genozid an Christen, Jesiden und anderen religiösen Minderheiten. Er wies in seiner Stellungnahme auf die Bedeutung von humanitären Korridoren für Flüchtlinge hin und warnte vor einer „Pol-Pot-Version des Islam“ von „den Grenzen Irans bis an die Küste des Mittelmeers“.[61] In seiner Friedenspreis-Rede rief Kermani im Oktober 2015 dazu auf, sich „womöglich militärisch, ja, aber vor allem sehr viel entschlossener als bisher diplomatisch und ebenso zivilgesellschaftlich“ gegen den Islamischen Staat zu wenden. Er rufe nicht zum Krieg auf, weise aber darauf hin, dass der Krieg „nicht mehr allein in Syrien und im Irak beendet werden“ könne. Er könne „nur von den Mächten beendet werden, die hinter den befeindeten Armeen und Milizen stehen, Iran, die Türkei, die Golfstaaten, Russland und auch der Westen.“
Weitere Stimmen
> "Man legt das Buch nach der Lektüre beglückt aus der Hand, weil man sowohl berührt als auch belehrt worden ist."
Neue Zürcher Zeitung am Sonntag
> "Intensiv, farbig, gefühlsbetont, subjektiv."
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
> "Wer den Alltag der Menschen in den Krisenregionen des Nahen und Mittleren Ostens sehen will, das Leben hinter den Nachrichten, der sollte Navid Kermanis einfühlsame Reportagen lesen. Reportagen, die einen so schnell nicht mehr loslassen."
Deutschlandradio Kultur
Fazit
Navid Kermani's Reisen in eine beunruhigte Welt titelt er sein Diskursbuch mit "Ausnahmezustand",
Seine forschenden Begegnungen beginnt er auf Hausbooten in Kashmir (Er nennt es Paradies in der Zyklonmitte?). Es folgen: Agra und Delhi (trifft auf Lumpenproletariat, Vertreibung, Himmel ohne Boden), Gujarat (Betende auf dem Labor der Müllkippe), Pakistan (Sufis im Krieg mit sich selbst zwischen friedliche Armut und kosmischer Ordnung?), Afghanistan (trostlos und verrückt - mit 'friedhöflicher‘ Berichterstattung'),
Teheran (Zufallsgemeinschaft und begrenzter Aufstand), Irak (30-jähriger Krieg, Schwarze Fahnen winken mit allgegenwärtiger Tod...), offene Hölleneingänge: Syrien (das Outsourcen des Terors..), Palästina (Auf der Suche nach sich selbst, eigene Kapitulation, die Mauer vor dem Mitgefühl..); schliesslich Lampedusa (Leben, als was es ist. Kermani trifft auf Sonntagsausflügler, Geister, Bürgermeister, Flüchtlinge) und hat die Chance einen Kapitän zu fragen, trotz einem todbringenden Seesturm es zu wagen? Der Kapitän:' Wenn ich ein Holzboot mit 65 Menschen auf dem offenen Meer sehe, dann ist mir FRONTEX scheissegal... dann rette ich sie, verdammt noch mal...'.
Ausnahmezustand ist ein Handbuch für die Zukunft aller der Menschen, wie es Kerman und der befragte europäische Kapitiän gesagt haben. Wir leben neben, zwischen dem und im Paradies und in der Hölle.
m+w.p18-2
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