Triptychon für die Weihnachtszeit . Das Engelkonzert von Matthias Grünewald . Musikstunde

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Weihnachtszeit  mit Gruenewald
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Triptychon für die Weihnachtszeit . Das Engelkonzert von Matthias Grünewald
54:49 min | Heute | 9.05 Uhr | SWR2
Bilder kann man betrachten, Bilder kann man aber auch musikalisch illuminieren. Die SWR2 Musikstunden rund um Weihnachten laden zu einer dreiteiligen Reise in die Welt von Matthias Grünewald, Hans Holbein dem Jüngeren und Adam Elsheimer ein. Den Anfang macht das Engelkonzert, Teil des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald.
Bettina Winkler
Stand: 19.12.2018, 18.11

Musikstunde
Triptychon für die Weihnachtszeit (1)
Linker Flügel: Das Engelkonzert von Matthias Grünewald
Von Bettina Winkler
Sendung: 24. Dezember 2018
Redaktion: Dr. Bettina Winkler
Produktion: 2018
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SWR2 Musikstunde mit Bettina Winkler
24. Dezember 2018
Triptychon für die Weihnachtszeit (1)
Linker Flügel: Das Engelkonzert von Matthias Grünewald
…herzlich Willkommen zum Triptychon für die Weihnachtszeit. Ich bin Bettina Winkler und lade sie an den drei Werktagen dieser Woche zu musikalischen Bildbetrachtungen ein. Heute geht es um das Engelskonzert, eine der Tafeln des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald.
Der Isenheimer Altar, heute steht er im Museum Unter Linden in Colmar, ein wahres Meisterwerk von Matthias Grünewald. Entstanden ist er zwischen 1512 und 1516, voller symbolhafter Bilder, zu denen nicht nur die erschütternde Kreuzigungsszene und die Versuchung des Heiligen Antonius gehören, sondern auch das sogenannte Engelkonzert, das in seiner ganzen Vielfalt die unterschiedlichsten Bedeutungsebenen und Interpretationsmöglichkeiten bietet. Wenn man sich erst einmal mit diesem Bild näher auseinandersetzt, kann man sich ganz schnell in den geheimnisvollen Details verlieren, die mich zugleich musikalisch inspiriert haben. An erster Stelle steht da Paul Hindemiths Engelkonzert, das sowohl die Einleitung zu seiner Oper als auch zu seiner Sinfonie „Mathis der Maler“ bildet. (0’50)
Musik 1:
M0051751 01-006, bis 1’40 Hindemith, Paul 1. Satz: Engelkonzert. Ruhig bewegt - Ziemlich lebhafte Halbe aus: Sinfonie "Mathis der Maler" Radio-Sinfonieorchester Stuttgart; Blomstedt, Herbert
Der Beginn des Engelkonzerts aus Paul Hindemiths Sinfonie „Mathis der Maler“ mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter der Leitung von Herbert Blomstedt.
Der Isenheimer Altar war ein Auftragswerk des Antoniterklosters in Isenheim bei Colmar. Auftraggeber ist Guy Guers, der Präzeptor, also der Abt dieses Klosters, das
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sich vor allem der Krankenpflege widmet. Lange Zeit wütet immer wieder das Antoniusfeuer unter der Bevölkerung, eine Vergiftung durch das Mutterkorn, einen giftigen Getreidepilz, der zu einer Verengung der Blutgefäße führt, Entzündungen und Geschwüre verursacht und Gliedmaßen absterben lässt. Im Mittelalter endet diese Vergiftung fast zwangsläufig mit dem Tod. Gleichsam als geistiges Heilmittel und „Wunderwaffe“ soll Matthias Grünewalds Altar dienen, der vor allem mit der ergreifenden Kreuzigungsszene, die an den Alltagen zu sehen ist, den Kranken ihre eigene Sterblichkeit vor Augen führt und gleichzeitig die Hoffnung auf Rettung durch den Gekreuzigten nähren soll. Dieser Altar würde Stoff für eine ganze Musikstundenwoche bieten, ich will mich heute auf eines jener Bilder konzentrieren, die früher nur an Sonn- und Feiertagen zu sehen war: das sogenannte Engelkonzert.
Drei Gamben spielende Engel musizieren hier zur Ehren der Gottesmutter und ihres Kindes, die auf der rechten Hälfte dieser großen Mitteltafel zu sehen sind. Auf dem linken äußeren Flügel hat Grünewald die Verkündigungsszene mit Maria und dem Erzengel Gabriel gemalt, auf dem rechten äußeren Flügel sieht man die Auferstehung Christi. Aber für welche Maria spielen die Engel hier? Ist das wirklich ein Weihnachtsbild? Je länger man sich mit diesem Engelkonzert befasst, desto mehr Fragen tauchen auf. Lassen wir diese Engel erst einmal zu Wort kommen.
Musik 2
M0448627 01-015 4'21 Mahler, Gustav; Des Knaben Wunderhorn. Volksliedsammlung; ... Es sungen drei Engel. Fassung für Singstimme und Klavier Hampson, Thomas; Parsons, Geoffrey
„Es sungen drei Engel“, Gustav Mahlers Fassung dieses Volksliedes mit Thomas Hampson und Georffrey Parsons.
Zum Engelkonzert des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald habe ich eine schöne Beschreibung bei Joris-Karl Huysmans gefunden, dem französischen Autor, dessen Roman „Gegen den Strich“ von 1884 den symbolistischen Zeitgeist wie kein anderer trifft. Mit seinen beiden Essays über den Maler aus Aschaffenburg hat er entscheidend zur Rezeptionsgeschichte der letzten 120 Jahre beigetragen:
Huysmans schreibt:
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„Man stelle sich eine in wilder Gotik gehaltene Kapelle mit übergoldeten Fialen vor. […] Und in dieser Kapelle Engel, die sich in allen Farben spiegeln; einige haben menschliche Gestalt angenommen, andere wieder bestehen nur aus Köpfen, die in grabkranz- oder kragenförmigen Heiligenscheinen stecken; die Gesichter rosa oder blau, die Flügel einfarbig oder bunt; sie spielen auf Angelikalauten, Liebesviolen und Theorben. Wie jener Engel im Vordergrunde, dessen ungesundes, wie aus Schweinefett herausmodelliertes Gesicht lächelt, sind sie alle der großen Madonna des anderen Flügels, die sie anjubeln, zugewendet. Das Gesamtbild ist merkwürdig, doch da sehen wir noch nahe bei diesen Engeln zwischen zweien der dünnen Pfeiler eine andere kleine Madonna; sie ist mit einem Diadem aus rotglühendem Eisen gekrönt; ihr Gesicht überstrahlt ein goldener Heiligenschein. Knieend betet sie mit gesenkten Augen und gefalteten Händen die andere Jungfrau mit ihrem Kinde an. Was bedeutet dieses seltsame Wesen[…]? Ist sie eine zwerghafte heilige Anna oder eine andere Heilige, diese Gespensterkönigin, die einer Madonna zum Verwechseln ähnelt? Gewiss ist sie eine solche.“
Soweit Joris-Karl Huysmans. Spätere Autoren wie Max Seidel oder Michael Schubert interpretieren diese Figur ebenfalls als Maria, als Himmelskönigin, die eine Flammenkrone trägt und über der zwei Engel mit Krone und Zepter schweben. Seidel sieht die Gestalt als Herrin des Himmels und der Erde mit den vier Elementen, die alle marianischen Attribute in sich vereint, unterstrichen durch das Tabernakel, in dem sie kniet und das als Symbol für den Tempel Salomos verstanden werden kann, den alttestamentlichen Bund Gottes mit den Menschen.
Musik 3
M0487459 01-018 4'53 Caplet, André; Ghéon, Henri (18) Couronnement au ciel aus: Le miroir de Jésus - Mystères du Rosaire. 15 petits poèmes sur saints mystères du Rosaire. Für Alt, Frauenchor, Streichorchester und Harfe Chappuis, Marie-Claude; Bassand, Anne; Bonanomi, Marc-Antoine; Ensemble Vocal Lausanne; Quatuor Sine Nomine; Fasel, Jean-Claude
Marie-Claude Chappuis, das Ensemble Vocal Lausanne und das Quatuor Sine Nomine unter der Leitung von Jean-Claude Fasel mit „Couronnement au ciel“ – Krönung der Maria im Himmel aus André Caplets „Le miroir de Jésus“, den Rosenkranz-Mysterien.
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Maria als Tempeljungfrau, die die im Alten Testament verheißene Menschwerdung Christi wahr werden lässt, aber auch die Maria aeterna, die nach uralter Vorstellung schon vor der Schöpfung als Gedanke Gottes präexistent vorhandene Gottesmutter. Mit diesen Deutungen wäre die Glorien-umstrahlte Gestalt auf Grünewalds Engelkonzert dann gleichzeitig mit ihrem nach rechts gerichteten Blick auf Maria mit dem Kind eine aus Zeit und Raum herausgenommen Gestalt, die ihre eigene Lebensaufgabe betrachtet inklusive der Leidensgeschichte ihres Sohnes, die auf Grünewalds Bild möglicherweise schon durch die zerrissene Windel angedeutet wird, die dem Lendenschurz des toten Christus auf der Predella unter dem Altar gleicht.
Ausgehend von ihrer Bedeutung als Fürbitterin lässt Matthias Grünewald die Maria im Tabernakel des Engelkonzerts im „Feuer ihrer Liebe zu Gott“ aufleuchten im weißglühenden, von loderndem Feuer umgebenen Rund schmelzenden Erzes – so Max Seidel in seinem Buch über den Isenheimer Altar. Vielleicht hat sich Matthias Grünewald bei dieser Darstellung auch vom Kirchenvater Augustinus inspirieren lassen – dieser sagt: „Meine Seele schmilzt im Feuer der Liebe wie Metalle durch die Gewalt der Flammen.“ Und wenn wir hier schon bei den Flammen sind, führt die Assoziationskette ganz schnell zum Antoniusfeuer, jener Infektion durch den Mutterkornpilz, der die Menschen des späten Mittelalters vollkommen hilflos gegenüberstehen.
Noch einmal zur Erinnerung: Matthias Grünewald schuf seinen Altar im Auftrag der Antoniter von Isenheim, die sich vor allem der Pflege von Kranken verschrieben hatten, die von dieser Seuche befallen waren. Ihren Schutzheiligen Antonius, der im dritten Jahrhundert in Ägypten lebte, malt Matthias Grünewald ebenfalls auf diesem Altar – in drastischen Bildern schildert er seine Versuchung durch Teufel und Dämonen – doch der Heilige leistet tapfer Widerstand. In seiner Einsiedelei besuchen ihn immer mehr Menschen und hoffen auf Rat, Kranke erbitten Heilung, Geistliche und Asketen wollen von ihm lernen. Immer mehr Jünger sammeln sich um ihn, es bilden sich kleine Unterkünfte und zahlreiche Einsiedeleien.
So steht Antonius am Anfang des Klosterwesens und wird „Vater des Mönchtums” genannt.
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Musik 4
M0117609 01-002 2'40 Lukaszewski, Pawel; Liturgie Nr. 6: Beatus vir, Sanctus Antonius. aus: Beatus vir. Liturgischer Zyklus von 7 Chören, für gemischten Chor a cappella (1996-2003) The Choir of Trinity College, Cambridge; Layton, Stephen
Der Chor des Trinitiy College, Cambridge mit “Beatus vir, Sanctus Antonius” aus Pawel Lukaszewskis liturgischem Zyklus „Beatus vir“, der verschieden Heilige preist.
Ein kleiner Exkurs zum Hl. Antonius, der uns etwas weggeführt hat von Matthias Grünewalds Engelkonzert, das Teil des Isenheimer Altars ist. Eigentlich waren wir bei der leuchtenden Frauengestalt, die auf der rechten Seite des Tabernakels kniet und die als Personifikation der Maria verstanden werden kann. Als Herrscherin der Gestirnsphären und der Elemente ist sie auch mit für das Wohl der Erdenwelt und der Menschen verantwortlich. Georg Pirckheimer, ein Prior der Kartäuser in Nürnberg, schreibt zu Beginn des 16. Jahrhunderts über Maria als Himmelskönigin:
„Dich beten die Engel an, Dir dienen die Teufel; Du drehst den Erdkreis, erleuchtest die Sonne, regierst die Welt, bändigst die Hölle; Du erscheinst in der Harmonie der Gestirne, der Wiederkehr der Zeiten, im Lachen von Sonne und Mond; Du befiehlst den Elementen. Du winkst, und sie beginnen zu atmen, die Flüsse strömen, der Same wird zum Keim, der Keim zur Frucht. Vor Deiner Majestät beben die Vögel in der Luft, das Getier im Walde, die Schlangen, die im Staube kreuchen, und die Ungeheuer des Meers, o Herrin der Welt.“ (1’20)
Musik 5
M0313293 01-021 1'53 Unbekannt; Philipp, Franz Maria, die Himmelskönigin Rastatter Hofkapelle; Ochs, Jürgen
„Maria, die Himmelskönigin“, ein Lied aus dem neuen Gotteslob, Satz: Franz Philipp. Jürgen Ochs leitete die Rastatter Hofkapelle.
Wenden wir uns wieder den musizierenden Engeln zu, die Matthias Grünewald auf der zweiten Schauseite seines Isenheimer Altars gemalt hat. Alle spielen Streichinstrumente, Gamben verschiedener Ausprägung, die allerdings echten Gamben nicht so ganz entsprechen. Dazu sind die Griffbretter zu flach – wie könnte
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man da, außer auf den äußeren Saiten, einen einzelnen Ton spielen? Auch die Bogenhaltung des Engels, der im Vordergrund mit seiner Gambe kniet, scheint spieltechnisch völlig absurd zu sein. Die Hand ist komplett verdreht. Unkenntnis von Seiten Grünewalds scheint eher ausgeschlossen, denn einer der Engel im Hintergrund spielt mit der richtigen Handhaltung. Könnte es sein, dass diese verdrehte Handhaltung der Tatsache geschuldet ist, dass es für dieses Bild ursprünglich eine andere Vorlage gab, in der dieser Engel im Vordergrund die Schleppe eines sogenannten Mantelträgers hält, dessen Körper sich an der Stelle befand, an der heute die Figur der Maria mit der Flammenkrone zu sehen ist? In Paul Hindemiths „Mathis der Maler“ beschreibt der Protagonist der Oper dieses Engelkonzert. Kommentiert werden seine Betrachtungen von Mathis Pflegetochter Regina. (1’25)
Musik 6
M0020564 01-011 bis 5’55 Hindemith, Paul; Hindemith, Paul Alte Märchen woben uns fromme Bilder - Es sungen drei Engel. Szene Mathis - Regina (6.Bild) aus: Aus: Mathis der Maler. Oper Fischer-Dieskau, Dietrich; Lorengar, Pilar; Radiosinfonieorchester Berlin; Ludwig, Leopold
Ein Ausschnitt aus dem sechsten Bild von Paul Hindemiths Oper „Mathis der Maler“, in dem Mathis über seine Bilder sinniert, zuvorderst über das Engelkonzert des Isenheimer Altars. Es sangen Dietrich Fischer-Dieskau und Pilár Lorengár, Leopold Ludwig leitete das Radiosinfonieorchester Berlin.
Die interessanteste der drei Engelgestalten ist der grünleuchtende Vogelengel mit dem doppelten Flügelpaar auf der linken Seite im Tabernakel. Hals, Schläfen und Stirn sind mit feinen Härchen bewachsen, ein Kamm aus Pfauenfedern schmückt seinen Scheitel. In Indien ist der Pfau ein Symbol für die Sonne, im Mittelalter wird daraus in Europa das Zeichen für Hoffart. Aus seinem Mund scheint ein feuriger Atem zu strömen, der die Federn eines seiner Flügel illuminiert. Sein Blick geht nach oben – weder in Richtung der kleineren Marienfigur im Tabernakel, noch zur Maria mit dem Kinde auf der rechten Altarhälfte. Er scheint direkt in den geöffneten Himmel zu blicken, in dem Gottvater thront. Ist er eine Verkörperung des mythologischen Vogels Charadrius, der mit seinem Blick eine Krankheit von den Menschen nehmen
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kann? Das würde zum Antoniter-Orden passen, der sich der Krankenpflege verschrieben hat. Oder ist er der gefallene Lichtengel Luzifer, der sich von Gott abgewendet hat?
Der Kunsthistoriker und Volkskundler Wilhem Fraenger, der sich nicht nur mit Matthias Grünewald, sondern auch mit Hieronymus Bosch befasst hat, beschreibt die gefiederte Gestalt auf dem Isenheimer Altar folgendermaßen:
"Nur einer, der absonderlichste dieser Engel, wendet sein Antlitz seitwärts nach der Dunkelaura. Sein Angesicht ist groß und schön gezeichnet, jedoch mit einem Pfauenkamm phantastisch aufgeputzt und - wie sein ganzer Körper - in ein erdfarbenes Pfanzengrün getaucht. Gleich einer christlichen Harpye steckt er ganz in Federn, so kurz und struppig, daß sie nicht zum Aufflug taugen. Er ist ein Engel in dem Stande der Erniedrigung, der mit dem abtrünnigen Luzifer in das Elementarische zurückgestoßen wurde. Um diesen luziferischen Charakter zu betonen, stellte der Maler einen zwergenhaften Kobold neben ihn: einen aus schwarzer Finsternis emporfackelnden Kopf, der - als einziger von allen Tempelgästen - nicht nach Osten schaut, sondern mit kläglicher Grimasse sich zum Dämon wendet."
Musik 7
M0273074 01-016 2'36 Hiller, Thobias Luzifer - De profundis Camerata Vocalis der Eberhard Karls Universität Tübingen; Hiller, Tobias
Die Camerata Vocalis der Eberhard Karls Universität Tübingen mit Tobias Hillers Chorwerk „Luzifer – De profundis“.
Nicht nur die musizierenden Engel des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald geben uns Rätsel auf, auch die anderen Figuren des Tabernakels lassen vielerlei Deutungen zu. So gibt es eine dunkelblau schimmernde Aureole, in deren Zentrum sich eine geflügelte Gestalt befindet, aus deren offenen Haaren Funken sprühen. Manche interpretieren sie als Hermes Trismegistos, die synkretistische Verschmelzung des griechischen Gottes Hermes mit dem ägyptischen Gott Thot, Verfasser einer Reihe von philosophischen, astrologischen, magischen und alchemistischen Schriften, Zeugnisse uralten Wissens. Umgeben wäre er dann von
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den Personifikationen der vier Elemente. Andere meinen, es handele sich um Eva, die Mutter der Erbsünde. Dann wäre ihr geflammtes Haar das Gegenstück zu Marias Himmelskrone. Mit der durch den Erzengel Gabriel der Maria verkündeten Geburt wird laut christlichem Glauben Evas Sündenfall, der zur Vertreibung aus dem Paradies geführt hat, wieder ausgeglichen. Die Geburt des Jesusknaben hebt also den Bann auf, mit dem die beiden ersten Menschen, Adam und Eva, aus dem Paradies vertrieben wurden. Ein schönes Bild dafür: Der Name Eva verwandelt sich rückwärts gelesen in den Willkommensgruß „Ave“ und zum „Gegrüßet seist du, Maria“.
Musik 8
M0496424 01-021 4'06 Parsons, Robert Ave Maria. Für Sopran, 2 Countertenöre, Tenor und Bass The Marian Consort
Ave Maria von Robert Parsons, ein englischer Mariengruß aus dem 16. Jahrhundert mit dem Marian Consort.
Weitere Rätsel geben auch die Gestalten auf, die die Säulen des Tabernakels schmücken. Bei der Figur ganz links oben auf der Säule scheint es sich um Moses zu handeln, er trägt die Gesetzestafeln. Bei der bartlosen männlichen Gestalt ganz rechts oben könnte es sich um Sacharja handeln. Er war ein junger Priester, der als Prophet an die Seite des Tempelbaumeisters Haggai berufen wurde, um die Arbeiten voranzutreiben und das Volk zu motivieren, den Bau zu unterstützen. Von ihm stammt eine der präzisesten Christus-Prophezeiungen: „Siehe, dein König kommt zur dir; gerecht und ein Retter ist er, demütig, und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen, dem Jungen der Eselin.“ Genau so schildert der Evangelist Matthäus etwa 500 Jahre später Jesu Ankunft in Jerusalem. (1’00)
Musik 9
M0415674 01-003 2'03 Händel, Georg Friedrich; Crespo, Enrique; ... Tochter Zion bearbeitet für Chor und Bläser aus: Aus: Judas Maccabaeus. Oratorium, HWV 63 Windsbacher Knabenchor; German Brass; Crespo, Enrique
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Prachtvoll-weihnachtliche Klänge mit dem Windsbacher Knabenchor und German Brass: „Tochter Zion“ aus Georg Friedrich Händels Oratorium „Judas Maccabaeus“, bearbeitet von Enrique Crespo, der die beiden Ensembles in dieser Aufnahme auch geleitet hat.
Die weiteren Gestalten am Tabernakel in Matthias Grünewalds Engelkonzert lassen sich nicht so leicht identifizieren, vielleicht handelt es sich bei den beiden scheinbar in eine Diskussion vertieften Männer um Ezechiel und Micha. Der Nischen-Patriarch, der alleine auf der mittleren Säule steht, könnte Joachim, der betagte Vater Marias, sein und die beiden Figuren, die auf dem Tympanon über der knieenden Maria abgebildet sind, könnten den Besuch des Heiligen Antonius bei dem Einsiedler Paulus darstellen – ein ähnliches Relief befand sich über dem Portal der Antoniter-Kirche in Frankfurt-Höchst, die allerdings im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Auch hier kniet Antonius vor dem sitzenden Paulus.
Die Thematik des Gesprächs zwischen Antonius und Paulus hatte für die Antoniter offensichtlich zentrale Bedeutung, denn auch auf dem Isenheimer Altar ist genau diese legendenhafte Gesprächsszene auf der dritten Schauseite abgebildet: als sich Antonius der Einsiedelei nähert, verriegelt Paulus die Tür und öffnet sie erst, als Antonius ihn anfleht. Er wolle eher sterben als wieder von dannen scheiden. (1’25)
Musik 10
M0042651 01-003 5'09 Sansoni, Giovanni Beatus Antonius, con ritornello für 5 Singstimmen, 2 Violinen und Basso continuo Orlando di Lasso Ensemble, Mitglieder; Bratschke, Detlef
Ein Gruß an den Heiligen Antonius: „Beatus Antonius“ von Giovanni Sansoni, Detlef Bratschke leitete das Orlando di Lasso Ensemble.
Am Ende dieser Sendung, in deren Mittelpunkt das Engelkonzert des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald stand, möchte ich mich von Ihnen mit der zweiten Hälfte des Engelkonzerts aus Paul Hindemiths Sinfonie „Mathis der Maler“ verabschieden, Herbert Blomstedt leitet das San Francisco Symphony Orchestra.
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Ich würde mich freuen, wenn sie am kommenden Donnerstag nach den Festtagen wieder bei der SWR2 Musikstunde dabei sind. Dann werfen wir einen Blick auf die sogenannte Darmstädter Madonna von Hans Holbein dem Jüngeren. Frohe Weihnachten – wünscht Bettina Winkler.
Musik 11
M0072504 01-001 1‘05 Hindemith, Paul 1. Satz: Engelkonzert. Ruhig bewegt - Ziemlich lebhafte Halbe aus: Mathis der Maler. Sinfonie San Francisco Symphony Orchestra; Blomstedt, Herbert
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Musiktitel:
Emilia Giuliani:
Capriccio für Gitarre
Siegfried Schwab (Gitarre)
Paul Hindemith:
Sinfonie "Mathis der Maler"
1. Satz: Engelkonzert. Ruhig bewegt -
Ziemlich lebhafte Halbe
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Herbert Blomstedt
Gustav Mahler:
„Es sungen drei Engel“, bearbeitet
für Singstimme und Klavier
aus „Des Knaben Wunderhorn“, 24 Lieder
Thomas Hampson (Bariton)
Geoffrey Parsons (Klavier)
André Caplet:
“Le miroir de Jésus - Mystères du Rosaire”
15 petits poèmes sur saints mystères du Rosaire
für Alt, Frauenchor, Streichorchester und Harfe
Couronnement au ciel
Marie-Claude Chappuis (Mezzosopran)
Anne Bassand (Harfe)
Marc-Antoine Bonanomi (Kontrabass)
Ensemble Vocal Lausanne
Quatuor Sine Nomine
Leitung: Jean-Claude Fasel
Pawel Lukaszewski:
„Beatus vir“, liturgischer Zyklus von 7 Chören,
für gemischten Chor a cappella
Nr. 6: Beatus vir, Sanctus Antonius.
Choir of Trinity College
Leitung: Stephen Layton
Anonymus:
„Maria, die Himmelskönigin“
Freiburger Chorbuch Nr. 116
Rastatter Hofkapelle
Leitung: Jürgen Ochs
Paul Hindemith:
„Mathis der Maler“, Oper
„Alte Märchen woben uns fromme Bilder“
„Es sungen drei Engel“
Szene Mathis - Regina
Dietrich Fischer-Dieskau (Bariton)
Pilar Lorengar (Sopran)
Radiosinfonieorchester Berlin
Leitung: Leopold Ludwig
Thobias Hiller:
„Luzifer - De profundis“
Camerata Vocalis der Eberhard Karls
Universität Tübingen
Leitung: Tobias Hiller
Robert Parsons:
“Ave Maria” für Sopran, 2 Countertenöre,
Tenor und Bass
The Marian Consort
Georg Friedrich Händel:
„Judas Maccabaeus“, Oratorium HWV 63
See the conqu'ring hero comes, Tochter Zion
bearbeitet für Chor und Bläser
Windsbacher Knabenchor
German Brass
Leitung: Enrique Crespo
Giovanni Sansoni:
“Beatus Antonius, con ritornello”
für 5 Singstimmen, 2 Violinen und Basso continuo
Orlando di Lasso Ensemble
Leitung: Detlef Bratschke
Paul Hindemith:
„Mathis der Maler“, Sinfonie
1. Satz: Engelkonzert. Ruhig bewegt -
Ziemlich lebhafte Halbe
San Francisco Symphony Orchestra
Leitung: Herbert Blomstedt
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