Ex-IS-Sklavin wird UN-Botschafterin - Nadia Murad

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Ex-IS-Sklavin wird UN-Botschafterin - Nadia Murad
26.08.2016 - 08:00, Julia Giertz,dpa/uri
Bilder: AP/uri  & Getty Images
Weiterer Hinweis:
Nadia Murad, eine 23-jährige Jesidin aus dem Irak, ist zur UN-Botschafterin für die Würde der Opfer von Menschenhandel ernannt worden
http://www.ad-hoc-news.de/nadia-murad-eine-23-jaehrige-jesidin-aus-dem-irak-ist-zur--/de/News/51163500

Vom IS verschleppt: Das Leid jesidischer Frauen
Seit sie ihren Peinigern vom IS entkommen konnte, kämpft die 22-jährige Nadia Murad für die rund 3000 jesidischen Frauen, die sich noch in der Gewalt der Terror-Miliz befinden. Sie wurde bereits von der irakischen Regierung für den Friedensnobelpreis 2016 vorgeschlagen, das Time-Magazin nahm sie in die Liste der 100 wichtigsten Personen der Welt auf. Nun wird sie Sonderbotschafterin der UN, wie die jesidische Hilfsorganisation Yazda berichtete.

Die Jesidin Nadia Murad erlebte die Gräueltaten des IS am eigenen Leib: Rund drei Monate lang befand sich die junge Frau in Gefangenschaft der Terror-Miliz, wurde sexuell versklavt und gefoltert. Nun soll Murad Sonderbotschafterin der UN werden. Eine Annäherung an eine ungewöhnliche Frau.
Sie lebt von Stunde zu Stunde - in Tagen oder gar Jahren denkt sie nicht. Sie ist keine alte Frau, hat das Leben noch vor sich. Doch Nadia Murad kann es nicht planen wie andere 22-Jährige. Was die junge Irakerin erlebt hat, lässt sie nicht los. Sie konnte sich aus IS-Gefangenschaft befreien. Sie und ihre ältere Schwester gehören zu den 1100 traumatisierten Frauen und Kindern, die das Land Baden-Württemberg in Sicherheit gebracht hat.

Vergewaltigt und auf dem Sklavenmarkt verkauft
Anstatt sich um die eigene Zukunft zu kümmern, hat Nadia Murad den Kampf gegen den IS-Terror aufgenommen. «Ich will Zeugnis darüber ablegen, was tatsächlich im Irak passiert und welche Verbrechen der IS begeht.» Die junge Frau bittet als Menschenrechtsaktivistin um Hilfe für ihre immer noch mehr als 3000 verschleppten Leidensgenossinnen; im Dezember 2015 sprach sie sogar vor dem UN-Sicherheitsrat. Für ihre Engagement wurde sie von der irakischen Regierung für den Friedensnobelpreis 2016 nominiert, das Time-Magazin nahm sie in die Liste der 100 wichtigsten Personen der Welt auf und laut der jesidischen Hilfsorganisation Yazda wird sie demnächst Sonderbotschafterin der UN. 
Kalifat der Furcht: Leben im «Islamischen Staat»

Islamischer Staat: Kalifat der Furcht
Ihr Schicksal teilt Nadia Murad mit insgesamt 7000 anderen Frauen und Mädchen, die im Nordirak verschleppt wurden. Ihre Leidensgeschichte mit zahlreichen Vergewaltigungen begann auf einem Sklavenmarkt in der Millionenstadt Mossul. «Dort wurde ich verkauft. Blonde, blauäugige und hellhäutige Mädchen waren besonders gefragt», erzählt sie mit monotoner Stimme und ohne äusserliche Gefühlsregung. Doch der medizinisch-therapeutische Leiter des Hilfsprogramms in Baden-Württemberg, Jan Ilhan Kizilhan, weiss, wie es hinter der Fassade aussieht: «Sie weint viel.» 
Die junge Jesidin geriet an einen Mann, der sie später weiterverkaufte. Diesem entfloh sie beim Kauf einer Burka. «Ich bin herumgeirrt und einer muslimischen Familie begegnet, vor der ich zunächst grosse Angst hatte.» Doch die Familie habe sie überzeugt, dass sie die Islamisten genauso hasst wie sie selbst. Sie erhielt falsche Papiere und kam ausgerechnet unter einer Burka unbehelligt ins kurdische Grenzgebiet, wo sie nach ihrer dreimonatigen Versklavung in einem Lager nahe Dohuk Unterschlupf fand.
«Der Tod ist harmlos» im Vergleich zu unserer Hölle
Dort hörte sie im März 2015 von dem baden-württembergischen Programm und meldete sich und ihre Schwester an. «Wir hatten ja nichts und niemanden mehr.» Ihre Mutter und sechs Brüder waren bei einem IS-Überfall auf ihr Dorf im Sindschar-Gebiet im August 2014 umgebracht worden.
Wie kann eine junge Frau wie Nadia Murad so furchtlos in der Öffentlichkeit auftreten und damit riskieren, erneut ein Opfer des IS zu werden? «Die Angst ist bei jedem da», sagt sie und fügt hinzu: «Aber sie hilft nicht weiter.» Der Tod habe seinen Schrecken verloren. «Der Tod ist harmlos im Vergleich zu der Hölle, durch die wir alle gehen mussten.»
Dschihadisten und Bürgerkrieg bedrohen das Weltkulturerbe

In Deutschland können die von Alpträumen, Schlafstörungen und wiederkehrenden schlimmen Erinnerungen geplagten Flüchtlinge Kunst-, Tanz- und Gestalttherapie erhalten und Deutschkurse belegen. «In der ersten Phase geht es darum, dass die Frauen sich stabilisieren, Sicherheit erhalten und spüren», erklärt Kizilhan. Erst wenn dies gelungen sei, könne damit begonnen werden, die Erlebnisse anzusprechen und aufzuarbeiten.
«Kann ich über das Erlebte sprechen?»
Deutschland, namentlich Baden-Württemberg, ist das einzige Land, das einer bedeutenden Zahl von weiblichen Opfern der IS-Herrschaft in Syrien und im Nordirak geholfen hat. Befragt nach der Hoffnung, die sie mit dem Aufenthalt hier verbindet, hat Nadia Murad eher das Kollektiv als sich selbst im Blick: «Ich habe die Hoffnung, dass die Frauen und Kinder ein normales Leben, ein Leben mit Respekt führen können.»
Zwei Drittel der aufgenommenen Frauen erklärten noch im Irak, sie dächten an eine Heimkehr, wenn es ihnen besser ginge. «Inzwischen aber haben sich die meisten - und vor allem die mit Kindern - zum Bleiben entschlossen», erzählt der für das Sonderkontingent zuständige Mitarbeiter des Staatsministeriums, Michael Blume. «Zuletzt fragten die Frauen schon, wenn sie das Flugzeug verliessen, wo die Kitaplätze sind.» Die erste Frage Nadia Murads nach der Ankunft in Stuttgart war hingegen: «Kann ich über das Erlebte sprechen?».
Sie gehört zu den Frauen, die eine Rückkehr in den Irak zumindest nicht ausschliessen. Aber dafür müssten sich die Umstände dort ändern. «Der Nordirak muss vollständig vom IS befreit sein, die Täter müssen vor Gericht gestellt werden und ihre gerechte Strafe erhalten und die Jesiden in Freiheit dort leben können - alles andere wäre ein Selbstmordkommando.»
https://www.bluewin.ch/de/news/ausland/2016/8/25/ehemalige-is-sklavin-wird-un-botschafterin-.html

II
IS-Opfer zur Sonderbotschafterin ernannt
Nadia Murad (Mitte) fordert die Freilassung von rund 3200 Frauen und Mädchen, die als Sexsklavinnen von IS-Kämpfern gehalten werden.

Eine 23-jährige Jesidin aus dem Irak, die vom IS als Sexsklavin missbraucht wurde, ist zur UNO-Sonderbotschafterin für die Würde der Opfer von Menschenhandel ernannt worden. Nadia Murad Basee Taha wurde am Freitag in New York offiziell in das Amt eingeführ

"Ich hatte Glück, denn ich konnte entkommen, was tausenden anderen nicht gelang", sagte Murad bei der Zeremonie am UNO-Sitz. Murad war im August 2014 aus ihrem Heimatdorf Kocho nahe der nordirakischen Stadt Sindschar in die Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach Mossul verschleppt worden.
Dort wurde sie Opfer von Gruppenvergewaltigungen, mehrmals wurde sie weiterverkauft. "Ich wurde auf die Art und Weise benutzt, wie sie es wollten", sagte die 23-Jährige. "Ich war nicht allein."
Murad forderte die Freilassung von schätzungsweise 3200 jesidischen Frauen und Mädchen, die weiter als Sexsklavinnen vom IS festgehalten werden, und verlangte, die Täter vor Gericht zu stellen. Ihre grosse Angst sei es, dass die IS-Kämpfer, wenn die Miliz einmal besiegt sei, "einfach ihre Bärte abrasieren und durch die Strassen der Städte gehen, als sei nichts gewesen", sagte Murad. "Wir dürfen das nicht geschehen lassen."
"Zu Tränen gerührt"
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, er sei "zu Tränen gerührt" vom Schicksal der jungen Frau, aber auch von "ihrer Kraft, ihrem Mut und ihrer Würde".
Als Sonderbotschafterin der UNO wird Murad auf das Leid der Opfer von Menschenhandel aufmerksam machen, vor allem auf das Schicksal von Flüchtlingen, Frauen und Mädchen. Unterstützt wird sie dabei von der Anwältin Amal Clooney. Diese bezeichnete das Vorgehen des IS gegen die Jesiden als "Völkermord". "Und wir wissen, dass er andauert", fügte sie hinzu. "Ich schäme mich als Mensch, dass wir ihre Hilferufe ignorieren", sagte Clooney mit Blick auf die Opfer.
Anlässlich der kommende Woche beginnenden Generaldebatte der UNO-Vollversammlung in New York, zu der Staats- und Regierungschefs aus aller Welt anreisen, wollen der Irak und Grossbritannien am Montag eine Kampagne für die Bestrafung von Verbrechen des IS starten. An der Veranstaltung sollen neben dem britischen Aussenminister Boris Johnson auch Murad und Clooney teilnehmen.
https://www.bluewin.ch/de/news/ausland/2016/9/17/fruehere-sexsklavin-aus-dem-irak-wird-uno-sonderbot.html

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