Hans-Joachim Maaz: Die narzisstische Gesellschaft . Ein Psychogramm

Lebenswelt
H-J. Maaz: Narzisstische Gesellschaft
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Online-Publikation: August 2012 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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236 Seiten; Klappenbroschur; ISBN 978-3-406-64041-4 ; € 17,95[D] / sFr 25,90 (UVP) / € 18,50[A]
Verlag C. H. Beck München, http://www.beck.de;

Inhalt
Unsere Gesellschaft ist in die Narzissmus-Falle geraten. Solange wir keine Mittel und Wege finden, den Narzissmus und die ihm zugrunde liegende Bedürftigkeit zu zähmen, so lange gleichen alle unsere Versuche, die Krise zu überwinden und die gesellschaftlichen Verhältnis-se doch noch zum Besseren zu verändern, einem Stühlerücken auf der Titanic. Gier – den Hals nicht voll kriegen zu können –, so lautet die mit Abstand häufigste Antwort auf die Frage nach der tieferen Ursache der Krise unseres Finanz- und Gesellschaftssystems. Der Psycho-analytiker Hans-Joachim Maaz gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Gier, sei es nach Geld oder anderen Lebensvorteilen, so kann er zeigen, ist Ausdruck einer narzisstischen Stö-rung. Der narzisstische Mensch ist im Kern ein um Anerkennung ringender, stark verunsicher-ter Mensch. So tut er alles, um die Bestätigung, die er zum Leben braucht, zu erhalten. Diese narzisstische Kompensation bedarf ständig erweiterter Ablenkung durch Konsum, Besitz, A-nimation und Aktion. Gier ist keine spezifische Charaktereigenschaft etwa von Bankern oder lediglich Folge falscher Anreize: Für Maaz ist sie ein zentrales Symptom der narzisstischen Bedürftigkeit der meisten Bürger der westlichen Konsumgesellschaften. Besonders ausgeprägt ist sie allerdings bei den Trägern gesellschaftlicher Macht anzutreffen: bei Politikern, Mana-gern und Stars. Ein schonungsloses, klarsichtiges Psychogramm unserer orientierungslosen Gier- und Konsumgesellschaft.

Autor
Hans-Joachim Maaz, seit 40 Jahren praktizierender Psychiater und Psychoanalytiker, war lange Zeit Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Diakoniekranken-hauses Halle. Im Verlag C.H.Beck erschienen von ihm zuletzt Die Liebesfalle. Spielregeln für eine neue Beziehungskultur (42009) und Die neue Lustschule. Sexualität und Beziehungskultur (2009) sowie Der Gefühlsstau. Psychogramm einer Gesellschaft (2010).

Fazit
In 26 bekömmliche Teile gliedert Hans-Joachim Maaz sein Diskursbuch " Die narzisstische Gesellschaft" Er bezeichnet es als ein Psychogramm. Dabei sieht er den Begriff narzisstisch, gesund bis pathologisch mythisch. Es werden die Symptome von Störungen des "Grössen-Selbst und des Grössen-Klein" als Basis der narzisstischen Gesellschaft betrachtet und deren Folgen beleuchtet: Ihre individuelle Not führt zu unvermeidbaren Konflikten und zu gesellschaftlichen Verwerfungen:
Da ist die Angst vor Nähe, ja Liebe, das Gute wird unerträglich, führt zum "Ersatzleid" als Sucht, Kompensation und Ablenkung wird geschlechtsspezifisch wie Vater-/ Mutter- bedingt gesucht, Erkrankungen zeigen sich, von der Pubertät bis zur Eltern-, Partnerschaft bis zum Altern, sowie im Sex., in der Liebe bis zur Politik und führen schliesslich zum Bankrott des narzisstischen Gesellschafts-Leben wie auf der "Titanic" . Dagegen hält Maaz seine Vision zu einer demokratischen Revolte hoch. Sein Schlüssel führt uns zur Entstehung des Narzissmus in der frühen Kindheit, der zur gesellschaftlichen Fehlentwicklung beiträgt: "Eine kindorientierte Beziehungsgesellschaft ist anvisiert", sein Kredo, dem ist zuzustimmen. m+w.p12-8