Werte für ein besseres Überleben von Martha C. Nussbaum

PA4-12-11risikenIV4.2werte-nussbaum

 PA4-12-11risikenIV4.2: Werte für ein besseres Überleben von Martha C. Nussbaum

http://archiv.kultur-punkt.ch/buchtipps/suhrkamp5-99.htm

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Zum Thema Überlebensregeln W+B Agentur-Presseaussendung vom 10. Mai 1999 <<Martha C. Nussbaums Liste für ein besseres Überleben>>.Martha C. Nussbaum: Gerechtigkeit oder Das gute Leben Philosophische Abhandlung, herausgege-ben von Helinde Pauer-Studer; aus dem Amerikanischen von Ilse Utz. edition suhrkamp sv, Frankfurt am Main, 1999; 316 S., 24,80 DM. www.suhrkamp.de

Martha C. Nussbaums Liste umfasst ein stark vages Konzept, wie sie selbst fest-stellt, das sich in Kontext und Motivation auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Menschen von heute konzentriert und auf der antiken Philosophie, insbesondere von Aristoteles basiert. Ihr Essay setzt sich dabei sowohl mit der Gerechtigkeit zwischen Frau und Mann als auch mit der verteilenden Aufgabe des Staates auseinander. Der Charakter ihrer starken Konzeption betont den nicht-metaphysi-schen Charakter als auch die ethisch-politischen Merkmale für einen gerechten ja sozialen und demokratischen Staat. M.C. Nussbaum lehrt derzeit Philosophie an der Law School der Uni in Chicago. Den Anstoss zu diesem Buch hat die WIDER-Konferenz gegeben. Im World Institute for Development Economics Research der UN-Uni hat sie sich einge-hend mit der Entwicklungspolitik befasst. Dabei hat sie sich vom derzeit in Mode befindlichen Relativismus sowie der kantischen Sichtweise abgewandt. Warum, fragt sich der unvoreingenom- mene Leser, wird da ein antiker Philo-soph zu Rate gezogen? Antwort: Wir sind gerade heute, in einer Informations-Gesellschaft virtuell zu einer Verwirrung verurteilt, dass wir die vor 2500 Jahren in grosser Gelassenheit und Ruhe ent-wickelten Denkweisen als überschaubare Muster klarer und übersichtlicher erken-nen können, die uns zu einem besseren Leben und dabei insbesondere zum Guten anleiten. Gleichermassen bezieht Nussbaum Stel-lung zum Universalismus, Partikularis-mus, Postmoderne und Feminismus. Mit Aristoteles eint sie die Reflexion über die Natur des Menschen, insbesondere dessen unzulänglich ausgestattete Grund-natur, die Verletzlichkeit und Begrenzheit seines Lebens. Hinzu tritt die Denknähe zu Hilary Put-nam, dessen interner, pragmatischer Re-alismus sie anzieht, der bbesagt, dass nur aus gemeinsamen Parametern mit anderen Subjekten Erkentnisse stimmig gewonnen werden können. Hinzu kommt ihr stoischer Denkansatz, der Gefühl und Verstand als identisch sieht, somit von einem vom Mitgefühl be-gleiteten Denken ausgeht. Überragend ist jedoch ihr Universalismus-Diskurs: Der Mensch ist Teil der Aus-stattung im Universum, den sie vehement gegen Derrida und Rorty debattiert. Schliesslich kommt sie zu einem Umriss des gesuchten Guten wobei sie die ethischen Merkmale: die personale Identi-tät, die Zugehörigkeit zum Anderen mit den verteilen Aufgaben des Staates ver-gleichend auflistet. Nussbaums stark vage Konzeption geht, zusammengefasst gesagt, von einem in-ternen aber zugleich globalen Realismus aus, der durch die von ihr angefachte Langzeitdenkweise besonders anregend für eine vertiefende Weiterführung der Debatte und der Umsetzung im Einzelnen wie in einem auf uns zu kommenden Gedanken an einen Weltstaat eintritt. Ein überaus anregendes Buch, das zusam-men mit Ken Wilbers: Kurze Geschichte des Kosmos, den Universalismus-Diskurs weiterführt.

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Malewitsch und sein Suprematismus : Überleben im Rückzug I

http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/ereignisse/malewitsch03.htm < Denbildezrugang

 
  • Malewitsch und sein Suprematismus - Überleben im Rückzug I
    In den Korridoren zur Vollkommenheit
    Buch- und Ereignisbesprechung
    Einführung: Dr. Tessen von Heyderbreck, Thomas Krens, James T. Demtrion
    Autoren: Matthew Drutt, Jean Claude Marcade, Lina Gurianowa, Wassili Rakitin, Tatjana Michijenko
    272 S.; mit 170 Abbildungen, davon 120 farbig; Leinen mit Schutzumschlag; EUR 58,50
    Hatje Cantz Verlag
    , München, 2003 / www.hatjecantz.de


    Bild - Schwarzes Quadrat, 1915, Öl auf Leinwand

  • Bild - Malerischer Realismus einer Bäuerin in zwei Dimensionen, 1915, Öl auf Leinwand

    "...warum kommt es so, dass wir einander nicht schreiben, vielleicht deshalb, weil wir immer an Vollkommenheit in uns arbeiten, oder richtiger, sie in der Feuchtigkeit unserer Hirne suchen, es gibt da viele Korridore und Lagerstätten, wo Universen und ihre Vollkommenheiten beheimatet sind, man muss sie nur suchen...",schreibt Malewitsch in seinen Brief an den Zeitgefährten Matjuschin 1920 aus Witebsk.
    Schwarzes Quadrat, 1915, Öl auf Leinwand, 79,5 x 79,5 cm, heute im Besitz der Tretjakow-Galerie, Moskau, ist das Schlüsselbild Malewitsch’s auf seinem Weg zur anvisierten Vollkommentheit mithilfe des Suprematismus. Wir sehen da ein schwarzes Quadrat in weisser Umgebung, ein Fünftel-Rand. Der Zahn der Zeit hat im Schwarz gewütet. Es zeigen vernetzte Risse, gleich aufgerissenem Erdboden, bedingt durch lange Trockenheit. Die Natur schlägt der Kunst ein Schnippchen. Die dabei entstehende Chaosfiguration stellt einen sitzenden Kobold dar (a la Wotruba),der nach rechts blickt und so der Utopie die lange Nase zeigt: eine Art von Zwerg Nase.
    Dieses paradigmatische Werk hat Malewitsch genial, wegbereitend für das 20. Jahrhundert selbst mit der puren suprematischen und damit elementaren und einfachsten Empfindung definiert: Farbe/Nichtfarbe 5:1, wobei die Zahl 5 auf den Menschen weist und seiner physischen Ausdehnung entspricht, vom Ich und der Welt optimal abstrahiert, kündend.
    Mit dem Begriff Vollkommenheit gepaart mit Suche nach ihr, weist er zugleich auf die situativ bedingte Unvollkommenheit hin. Darüber hinaus verwendet Malewitsch neben dem Ich - Begriff den des Wir. Das weist in zwei Richtungen: auf das Diesseitige des Weges sowie das Jenseitige seiner Suche. Masse als Sichtbares (Schwarz, Rot...) Gesellschaft und Zeitgeschehen: Politik und das Unsichtbare (Weiss oder Zwischenraum zur jeweiligen geometrischen Formation): Geistige Manifestation, Philosophie, Religion als Ikon.
    Klar ist damit, dass er nach der Oktoberrevolution und der Stalinisierung der Künste, hier als ein Quertreiber der parteiischen und rein diesseits gerichteten Utopie gesehen und (v)erkannt wurde. Majakowski und Jessenin haben das, sehr früh begriffen und den Suizid vorgezogen. Nicht so Malewitsch, Schostakowitsch ähnelnd, hat er sich auf den Wegrand der Zeit begeben, dort hat er sich immerhin überlebend noch 1934, als Stalin mit Gorki, diesen unheilvollen, erweiterten Angriff auf die Vollkommenheits - These von Malewitsch, den Soz-Realismus definiert und dies auch noch in den sowjetischen Satellitenstaaten bis in die 80-iger Jahre umgesetzt haben, konnte dieser in der Ausstellung: 15 Jahre Künstler... neben figurativen Bildern wie Mädchen mit roter Stange, Arbeiterin, einem Frauenporträt noch sein Schwarzes Quadrat zeigen, klarerweise ausser Katalog.
    Auch seine hintergründige Parodie wird im Bild "Malerischer Realismus einer Bäuerin in zwei Dimensionen" deutlich: Es zeigt ein rotes Quadrat, nur 3 Grad nach rechts geneigt (Anspielung auf die politische Geradheit der Bäurin) in einem gelblichen, hoch-rechteckigem Weiss (Weizenfeld assoziierend) Das ehrt Malewitsch als einer dem Schreckensdiktat Entkommenen im ganz besonderen Masse als pragmatischen und überlebensstarken Menschen, neben seiner genialen Leistung seines Dynamischen Suprematismus.

 

Kasimir Malewitsch (1879–1935) "Von der Fläche zum Raum - Überleben im Rückzug II

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Staatliche Kunsthalle Baden-Baden 08-11: Malewitsch - Von der Fläche zum Raum

Überleben im Rückzug II


Online-Publikation: November 2008 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Kasimir Malewitsch (1879–1935) "Von der Fläche zum Raum" oder "Von Ikonen zu Architektonen" - Malewitsch und die frühe Moderne : Große Landesausstellung zum 100-jährigen Jubiläum der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, 25.10.2008 – 25.01.2009 >>
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8A, 76530 Baden-Baden
Telefon +49-(0)7221-30076-401, Fax +49-(0)7221-30076-500
www.kunsthalle-baden-baden.deinfo@kunsthalle-baden-baden.de  
Ausstellungs-Veranstalter: Karola Kraus, Leiterin der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden und Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Postfach 103453, 70029 Stuttgart
Katalog: Malewitsch und die Frühe Moderne, 28 €; Anfrage per e-Mail: walther@kunsthalle-baden-baden.de

Fazit, vorangestellt
Malewitsch's aktuell nutzer- und fachweltbekanntes Schwarzes Quadrat - ab 1915 erstmals auf Papier und 1929 in Öl auf Leinwand entstanden, zu sehen in der Staatlichen Tretjakow Galerie in Moskau - hat dort ein halbes Jahrtausend junge Geistesverwandte beheimatet - die russischen Ikonen*). Die ästhetisch-historische Ader lässt sich bis zur griechischen Geometrie zurückverfolgen - zeigt sich hintergründig und kompositorisch in der Ikonenmalerei verbirgt sich in der neuzeitlichen Figurativen Kunst und bricht revoltierend an der Wende des 19.-20.Jahrhunderts hervor ( Hölzel, Mondrian, Bauhaus und hier bei Malewitsch mit der einfachsten Empfindung, dem Suprematismus.

"Schwarzes Quadrat" 1915-1930, Öl auf Leinwand, 79,5 x 79,5 cm, heute im Besitz der Tretjakow-Galerie, Moskau, ist das Schlüsselbild Malewitsch’s auf seinem Weg zur anvisierten Vollkommentheit mithilfe des Suprematismus. Wir sehen da ein schwarzes Quadrat in weisser Umgebung, ein Fünftel-Rand. Der Zahn der Zeit hat im Schwarz gewütet. Es zeigen vernetzte Risse, gleich aufgerissenem Erdboden, bedingt durch lange Trockenheit. Die Natur schlägt der Kunst ein Schnippchen.

Dieses paradigmatische Werk hat Malewitsch genial, wegbereitend für das 20. Jahrhundert selbst mit der puren suprematischen und damit elementaren und einfachsten Empfindung definiert: Farbe/Nichtfarbe 5:1, wobei die Zahl 5 auf den Menschen weist und seiner physischen Ausdehnung entspricht, vom Ich und der Welt optimal abstrahiert, kündend.
Mit dem Begriff Vollkommenheit gepaart mit Suche nach ihr, weist er zugleich auf die situativ bedingte Unvollkommenheit hin. Darüber hinaus verwendet Malewitsch neben dem Ich - Begriff den des Wir. Das weist in zwei Richtungen: auf das Diesseitige des Weges sowie das Jenseitige seiner Suche. Masse als Sichtbares (Schwarz, Rot...) Gesellschaft und Zeitgeschehen: Politik und das Unsichtbare (Weiss oder Zwischenraum zur jeweiligen geometrischen Formation): Geistige Manifestation, Philosophie, Religion als Ikon bis zu Richters's Domfenster in Köln...
Klar ist damit, dass er nach der Oktoberrevolution und der Stalinisierung der Künste, hier als ein Quertreiber der parteiischen und rein diesseits gerichteten Utopie gesehen und (v)erkannt wurde. Majakowski und Jessenin haben das, sehr früh begriffen und den Suizid vorgezogen. Nicht so Malewitsch, Schostakowitsch ähnelnd, hat er sich auf den Wegrand der Zeit begeben, dort hat er sich immerhin überlebend noch 1934, als Stalin mit Gorki, diesen unheilvollen, erweiterten Angriff auf die Vollkommenheits - These von Malewitsch, den Soz-Realismus definiert und dies auch noch in den sowjetischen Satellitenstaaten bis in die 80-iger Jahre umgesetzt haben, konnte dieser in der Ausstellung: 15 Jahre Künstler... neben figurativen Bildern wie Mädchen mit roter Stange, Arbeiterin, einem Frauenporträt noch sein Schwarzes Quadrat zeigen, klarerweise ausser Katalog.
Auch seine hintergründige Parodie wird im Bild "Malerischer Realismus einer Bäuerin in zwei Dimensionen" deutlich: Es zeigt ein rotes Quadrat, nur 3 Grad nach rechts geneigt (Anspielung auf die politische Geradheit der Bäurin) in einem gelblichen, hoch-rechteckigem Weiss (Weizenfeld assoziierend) Das ehrt Malewitsch als einer dem Schreckensdiktat Entkommenen im ganz besonderen Masse als pragmatischen und überlebensstarken Menschen, neben seiner genialen Leistung seines Dynamischen Suprematismus.

Lassen Sie uns zu den bestehenden ästhetischen Blickweisen, Filter, Ver-, Zerstörungen - die zwischen Architektur und Kunst aufgetreten sind - ausführen:
Die Filter-Schichten der Macht-Vertreter der letzten 100 Jahre und ihre Eigentümlichkeiten sind
- historisierend-nationalistisch (eklektizistisch, Stil-Mix von Antike-Gründerzeit...) VERKLEIDUNG
- national-sozialistisch ( prekär historisierend figurativ > Brecker, Speer...) VERHEIMLICHUNG
- sozial-demokratisch ( figurativ > Wiener Werkstätte: Hoffmann, Härdtl... Alvar Aalto. abstrakt Lhose....
   konzeptiv-animistisch:  Beuys ) BEKLEIDUNG
- sozial-realistisch / kommunistisch ( diktiert figurativ-rembrandtesk < Guttuso .....) UTOPISIERUNG und am Beispiel des
   Glasfensters im Kölner Dom hervorstechend:
> östlich theokratisch  (russisch-, griechisch-orthodox, chassidisch: Malewitsch (Schwarzes Quadrat auf weissem Umfeld)*,
   Chagall ; MYSTIFIKATION, VERINNERLICHUNG
> westlich (römisch-katholisch: Rouault, Dali, Rainer/Stephansgalerie Wien, Nitsch, Schellander...)
    OPFERBEREIT-BILDHAFT- SZENARISCH-
-  liberal-demokratisch (evangelisch-protestantisch, puritan..: abstrakt, konstruktistisch, konkret > Bauhaus -
   
PC-Design- Pixelauflösung > Kandinsky, Gropius...Albers, Bill, Lhose...Richter
    ENTPERSÖNLICHTE TRANSZENDENZ

Schlussfolgerungen - Erlebbare Erkenntnis
Das in der Architektur inhärente Ornament wurde in den vergangenen hundert Jahren ausgegrenzt , für tot erklärt (Loos...), das Bauhaus erweiterte die Entfremdung: es enthauste das Ornament..
Die Architektur erscheint in ihrer puritanen Nacktheit, tritt nun selbst als Unbehausende in und vor die Gesellschaft hier und jetzt.
Das Ornament, auch Design genannt, wohnt nun in der PC-Pixel-Flut und scheint uns als puritanes spektralfarbenes Quadrat* virtuell-leuchtend am Bildschirm entgegen...
Richter ist es gelungen dieses Quadrat* an einer dem Süden zugewandter Position der Mittagssonne vis a vis zu setzen und so leuchten diese Glasquadrate körperhaft durchscheinend (farbdurchtönend = per sonare) gleichnishaft zeitgleich (real time) allem Persönlichen
entkleidet uns entgegen, machen uns - so wir die richtigen Filter wählen - auf unsere Fremde und zugleich aufmerksam und geben uns auf unserem (Augen)Weg in das Licht zugleich die Möglichkeit zur Erhellung, Erleuchtung in der Frage zum Unsichtbaren, Unbegreiflichen, Unaussprechlichen...schlicht nach Zukunft.

Weitere vertiefende Hinweise:
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/ereignisse/malewitsch02.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/titelbilder/titel-07-9richter-meisner.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/ereignisse/inhaerenz98.htm  
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/architektur/ornament3-00.htm 
http://archiv.kultur-punkt.ch/buchtipps-allgemein/triton-insel4-01.htm  
http://de.wikipedia.org/wiki/Ikone
*) Die Ikone (von ikóna, „Bild“, „Abbild“; im Gegensatz zu ídolo, „Trugbild“, „Traumbild“ , ídos, „Urbild“, „Gestalt“, „Art“) ist das Kultbild der Ostkirchen, besonders der orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus. Ikonen sind kirchlich geweihte Bilder und haben für die Theologie und Spiritualität der Ostkirchen eine sehr große Bedeutung.
Der Zweck der Ikonen ist, Ehrfurcht zu erwecken und eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten zu sein, indirekt auch zwischen dem Betrachter und Gott. Ikonen werden in der Orthodoxen Kirche weder als Kunstgegenstände noch als Dekoration angesehen....aber umsomehr in der anwendungsorientierten und freien künstlerischen Gestaltung. w.p. 08-11

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Zur Ausstellung:
Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens beleuchtet die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden das Werk Kasimir Malewitschs im Kontext seiner Zeit. Malewitsch zählt als Wegbereiter der abstrakten Kunst und Begründer des „Suprematismus“ (der Kunst der rein geometrischen Form) zu den Schlüsselfiguren der Kunst des 20. Jahrhunderts. Werke wie das Schwarze Quadrat auf weißem Grund (1915) waren wegweisend für die künstlerischen wie auch intellektuellen Kreise seiner Zeit. Durch sein Werk und seine Lehrtätigkeit beeinflusste er in Russland wie auch in Europa die Maler ebenso wie Vertreter der angewandten Kunst, Bildhauer und Architekten.
Die ungegenständlichen Farbflächen in Malewitschs Bildern schweben vor dem weißen Bildgrund wie vor einem leeren Raum. Der Faszinationskraft dieser Werke konnte sich kaum einer seiner Zeitgenossen entziehen – eingeschlossen seine künstlerischen Widersacher wie Vladimir Tatlin und Alexander Rodtschenko. Dessen Beschäftigung mit Architektur und Möbelbau mündete 1925 in die Gestaltung eines Arbeiterclubs, der modellhaft die Ideologie der Russischen Revolution verkörpert.
Für die von Malewitsch anvisierte Umgestaltung der Welt sollte das räumliche Potenzial des Suprematismus weiterentwickelt und eine Architekturkonzeption der Zukunft formuliert werden. Malewitsch beauftragte damit El Lissitzky, der von 1919 an in der Werkgruppe der Prounen (Projekte zur Verfechtung des Neuen) dem Chaos und der Leere des Raumes eine strukturierte Ordnung entgegensetzte. Kurt Schwitters knüpfte mit seiner Arbeit hier an und schuf mit seinem MERZbau (1920–1936) als begehbare Raumskulptur ein zentrales Werk der Moderne.
Die Ausstellung widmet sich dem grundlegenden bildnerischen Denken des Suprematismus in Fläche und Raum. Gezeigt werden neben zentralen Arbeiten von Malewitsch Werke u. a. von Wassily Kandinsky, Gustav Kluzis, El Lissitzky, László Moholy-Nagy, Ljubow Popowa, Olga Rosanova, Alexander Rodtschenko, Kurt Schwitters, Nikolai Suetin und Vladimir Tatlin sowie eine Auswahl russischer Keramik der Zeit. Anhand von drei aufwändigen Raumrekonstruktionen wird ein zentrales Thema der Avantgarde, die Überführung flächiger Konstruktionen in den Raum, erfahrbar gemacht.

Einladende Worte von der Leiterin Karola Kraus zum hundertjährigen Jubiläum:
"Liebe Freunde und Interessenten der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden,
die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden feiert in diesem Jahr ihr hundertjähriges Jubiläum. 1908 wurde der viel gerühmte Bau von Herrmann Billing vollendet und im Frühjahr 1909 mit der ersten Ausstellung in Anwesenheit des Großherzogs von Baden eröffnet. Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden ist seither ein Forum der Auseinandersetzung mit der Bildenden Kunst von der Avantgarde bis zur Gegenwart und hat sich als ein Haus mit einer großen Ausstellungstradition etabliert.
Unsere Große Landesausstellung „Von der Fläche zum Raum. Malewitsch und die frühe Moderne“, die mit profunder Unterstützung des Ministeriums für Forschung, Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg realisiert werden konnte, Ieitet mit exquisiten Leihgaben aus Russland und Europa, großen Raumrekonstruktionen von El Lissitzky, Alexander Rodtschenko und Kurt Schwitters, sowie mit Revolutionsporzellan aus Landesbesitz das Jubiläumsjahr ein.
Die im Frühjahr 2009 folgende Jubiläumsausstellung „7 x 14“ knüpft an die legendäre Ausstellungsreihe „14 x 14“ unter der Leitung von Klaus Gallwitz aus den 1960er Jahren an. Hier wird der aktuellen deutschen Kunstszene mit einer raschen Folge von Ausstellungen im 14-tägigen Wechsel ein lebendiges Forum geboten. Im Sommer des Jubiläumsjahrs 2009 wird die Aktualität von Design im Dialog mit der Bildenden Kunst untersucht werden. Im Anschluss daran organisieren wir in Kooperation mit dem Museum Frieder Burda eine große Werkschau von Georg Baselitz, wobei der Fokus in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden auf das zeichnerische und im Museum Frieder Burda auf das malerische und skulpturale Werk des Künstlers gelegt wird.
Zu jeder Ausstellung veranstalten wir ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Führungen, Vorträgen, Lesungen und unseren abwechslungsreichen Filmreihen, die von kulinarischen Besonderheiten im Café Kunsthalle begleitet werden.
Wir freuen uns auf Ihr zahlreiches Erscheinen!
Karola Kraus und das Team der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, Oktober 2008".

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Ungeheuer produzieren Ungeheures und ÜBERLEBEN : Albert Speer

35 zu Architektur + Politik
<<Ungeheuer produzieren Ungeheures>>
W+B Agentur-Presseaussendung vom Dezember 1999 - Januar 2000
<< Joachim Fest: Speer>>
Eine Biografie; S. Fischer Verlag; Frankfurt, 539 S.; 1999; DEM 58.- / ATS 423.-
www.s-fischer.de
Albert Speer ist kein "Rätsel", kein "Liebhaber Hitlers", auch keine "wider willen in die Politik geratene Künstlerexistenz", wie es nach all dem Grauen, im Nürnberger Prozess der gleichsfalls begabte Anwalt Speers, Dr. Flächner, formulierte. Denn Speers Fähig-keiten sind anschaulich und beachtlich: einerseits zart, labil, emotional gehemmt, ein "Vaterbewunderer". Dieser sein Vater ist bereits erfolgreicher Architekt, pathetisch, stolz, liberal, mit sicherem Bürgerinstinkt. Das hat Albert im genetischen Gepäck. Blitzartig zeigt das die vortrefflich charakterisierende Szene, und nicht nur diese, von J. Fest, wie der leibliche Vater bei einer Theaterpremiere 1935 dem "Übervater Hitler" gegenüber bleich wird und zu zittern beginnt. Die im gleichen Jahr erlassenen Judengesetze und folgende Entrechtung, Verfolgung und Massenvernichtung (Captain B. Klein, 1945 zu Speer) sieht Sohn Albert als "Schrulle" Hitlers. Erst im Nürnberger Prozessverlauf kommt es in Speer zu einem nachgeholtem Erschrecken und zum Erkennen über den Irrsinn des Systems, das zu einer Weltkatastrophe führt, in der Speer eine antreibende Kraft ersten Ranges ist.
Zugleich wird dabei sein taktisches Genie seiner eigenen Vertei - digungs - Intuitionskraft, nicht nur Hitler gegenüber, sondern nun im Prozess sichtbar. In diesem sprengt er sich von der Phalanx um Göring förmlich und überraschend ab, insbesondere durch die Art des Hinweises auf seinen Attentatsplan an Hitler, Februar 1945 und dass er über die Greueltaten ausserhalb und innhalb der Vernichtungslager weder informiert noch involviert gewesen ist. Der Widerspruch ist eklatant, wenn er wiederum lebensrettend im selben Monat zu Hitler sagt: "Mein Führer ich stehe bedingungslos hinter Ihnen". Das ist doch kein Rätsel, sondern ein Bekenntnis zum eigenen Über-Leben, inmitten einer Katastrophe, in der bereits 17 Mio Deutsche obdachlos auf den Strassen herumirren.
Speer ist ein verführender und zugleich verführter Verführer, gleich Hitler, Goebels und seinen Kohorten. Und wie der Papa so sein Sohn, ist er einer, der seine nationalkonservativ - präfaschistische, grossbürgerliche Herkunft und monomane Architekturbildung - als arrogante Attrappe zu seinem geschichtsträchtigen Erfolg zu nutzen versteht.
Was Speer und Hitler von dern übrigen Unterführern absetzt - und das bis zum vorletzten Augenblick des Schreckens mit langem Ende, ist die gefühlsgleiche Komplizenschaft in ihrer Hingabefähigkeit zu gestaltenden Ideen wie Architektur, Naturbewunderung und Organisationskraft.
Eine Glanzkarriere der ersten Jahrhunderthälfte wird sichtbar: als Tessenowschüler (Werkbund!), mit 23 Assistent, mit 30 Architekt der "Welthauptstadt Germania - Berlin". Mit 40 erfolgreicher Rüstungsminister, denn es gelingt ihm nach der "Hinrichtung" Todts die Produktion, trotz sich mehrender Verluste, bis zuletzt zu erhöhen.
Wie erreicht ein so befähigter Karrierist dies alles: Allem voraus durch bedingungslose, auch scheinbare Loyalität, Gewissenhaftigkeit, taktisch-ästhetische Vorstellungskraft, Durchsetzungsvermögen, schliess-lich Charme und Verstellung, abseits stehen können.
Es kümmert beide nicht, Hitler sowieso, noch ihn, eine Achse mitten durch Berlin zu legen, 10'000 Wohnungen, meist jüdische Besitzer zu deportieren, um die Prachtbauten zu planen.
Das zeigt sich musterhaft in der von Speer, nach Hitlers vorskizzierten, neoklassizistischen Pathetik. Beide haben klassisches Talent, Hitler kann diese markant skizzieren, Speer kann diese Vorentwürfe gekonnt und gesteigert umsetzen.
Das geschieht, abseits des zeitgleichen stilbildenden Deutschen Werkbundes und durch Alvar Aalto im Norden, von denen Speer ausschert, sowie weit ab von Bauhausideen, deren linker Salonkommunismus insbesondere durch Corbusier, der noch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, mit seinem Massenwohnungs-Mäander quer durch Paris, vergleichbar mit Speer-Hitler's Germania-Entwurf, gleichermassen verunstalten wollte.
Als später der Architekt und Ingenieur Luigi Nervi, der wie Roland Rainer, durch seine funktional-ästhetischen und pathosfreie Gestaltung bekannt wurde, ein Treppenhaus-Modellfoto von Speer für Görings jährlichen Auftritt gezeigt wird, stellt er kurz fest: "die müssen verrückt geworden sein".
Nun wissen wir, am Ende dieses Jahrhunderts, keine, auch die plural-demokratische Gesellschaftsform, ist jemals gegen solche, insbesondere gestalterische Wahnpersönlichkeiten, gefeit, siehe auch Paris-Westtangente.
Facit: Ungeheuer produzieren Ungeheuerliches. Dies vorliegende Biografie ist somit ein vorzügliches Lehrbuch für alle, die es noch werden wollen, inmitten unserer Globalisierung, deren Dschungel-Kapitalisten, wie deren Wahngestalter, aber auch für alle jene, um es zu meiden.

Karl Dedecius: Mein Russland in Gedichten

W+B Agentur-Presseaussendung Januar 2004 << Leiden bis zur Un-Vorhandenheit oder Erfüllung im Über-Dinglichen: Ajgi>> Buchbesprechung <<Karl Dedecius: Mein Russland in Gedichten>> 272 S.; kartoniert; Verlag dtv, München; 2003; EUR 10,-; - www.dtv.de
Karl Dedecius, 83, Pole in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, danach Theaterwissenschaftler, Redakteur und Versicherungsagent. Parallel dazu übersetzte und entdeckte er polnische und russische Dichter in seinem initiierten Deutschen Polen-Institut in Darmstadt. 1990 erhält er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Sechzig Jahre lang sammelte Dedecius Gedichte, bereits zwischen 1943 und 1950 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft  Autoren wie Lermontow und übersetzte diese und andere Autoren. Da persönlichen Aufzeichnungen im Lager konfisziert wurden schuf er in seiner geistig-körperliche Überlebensstrategie ein Tagebuch mit fremd gedruckten Gedichten. Diese berichten von Sehnsucht, Revolte, Umsturz und Neuerung, Stimmen voller Hoffnung, klarerweise von Wut, Ekel und Desillusionierung.

Kenntnisreiche Nachbemerkungen  berichten von den ungewöhnlichen Lebensläufen dieser Dichter im Anhang. Ergänzt werden sie durch Anmerkungen zu den Gedichten, Auf Werkausgaben und Quellen wird hingewiesen. Ein Beispiel-Ausschnitt nur und doch Jessenin nah, wenn es da am Schluss bei Ajgi heisst: Das Leiden -…freund – in dieser farblosigkeit getroffen – wenn: dann bis zur un-hörbarkeit!... un-sichtbarkeit…und un-vorhandenheit.

Über-Leben im Sein: "Fremd bis zur Wildheit und bis zum Glück"

W+B Agentur-Presseaussendung vom November 2001
171<<Über-Leben im Sein: "Fremd bis zur Wildheit und bis zum Glück">>
Buchbesprechung
<<Anna Seghers: Die Überfahrt>>
Faber & Faber Verlag,
Leipzig, 2001, 180 S., Hansagewebe gebunden mit Lesefaden; DEM 33,-.
www.faberundfaber.de

Anna Seghers' Erzählung erscheint als 21. Band der Verlagsreihe DDR-Bibliothek. Gestaltung (U.Verwold, F.Eilenberger) und Reihenentwurf für das Äussere ( J. Seuss) sind für die hohe Schule und lange Tradition der bibliofilen Leipziger Buchgestaltung kennzeichnend. Dabei sind auch alle anderen Materialien (Werkdruck-papier 115g) und kunstvolle Buchbindearbeiten aus Leipzig, hervorragend ausgeführt. In jeder Vorzugs-ausgabe dieser Reihe von 300 Exemplaren im Schuber ist je eine Originallithografie aus dem Künstlerkreis Leipzig beigefügt.
Im Nachwort erfahren wir von Friedrich Albrecht, dass die Erzählung, nach 8-jähriger Schaffensfrist, bereits 1971 im Berliner Aufbau-Verlag mit ausserordentlichen Erfolg erschienen ist. Sie selbst war damals bereits über 70. Weiters erfahren wir eine der Letzten (neben Brecht, Becher, Weinert, Kisch...) die bereits vor und im Exil bis in die DDR die Tradition der deutschen sozialistischen Literatur neu begründet hat (Der Aufstand der Fischer von St.Barbara,1928, Kleist-Preis).
Ihr Schweigen von 1965 zum intellektuellen Kahlschlag des Plenums der SED hat sie geschwiegen. Müdigkeit im Lebenskampf stellt sich aus unserer Sicht ein (Ausgenommen das später auftauchende Manuskript vom Gerechten Richter).
"Fremd bis zur Wildheit und bis zum Glück" schreibt sie ihrem brasilianischen Exil-Gastgeber und Romancier J. Amado und findet den Titel "Die Überfahrt" im letzten Wort seines Romans Grande Sertao.
Zum Inhalt der Erzählung kommend, gibt es da die zentrale Gestalt der Maria Luisa. Sie vereint christlich Deutsches mit dem exotisch-rauschhaften Kolorit Latein-amerikas.
Eine Lichtgestalt also, die aber in ihrer Ehe scheitert, sich das Leben nimmt, aus Verzweiflung (Gryphius bis Novalis) oder aus der Besessenheit an einem verlorenen Spiel (Lateinamerikanischer Animismus).
Der aufmerksame Leser ist aufgefordert alle diese Fragen von Heuchelei, Täuschung und Verrat zu durchforsten und für sich zu entscheiden. Hier erleben wir die konsequente marxistisch-dialektische Methode par exellence der intellektuellen Poetin Segher. Denn trotz der Tragik kommt die Heiterkeit und Leichtigkeit des Seins durchaus zu Wort, wenn sie vom "sternenfunkelnden Meer" durch die Figur des Ingenieurs Hammer erzählt von ihm sagen lässt:"alles war rein, auf Freude gefasst".
Die Überfahrt erzählt die Suche nach einer inneren Heimat, die im Gegensatz zur Aussenwelt kosmische Klarheit (Sternenhimmel am Äquator) bringen kann, wenn wir - beim Lesen dieser Erzählung - Anna gut zuhören.

Werner Lutz : Schattenhangschreiten . Gedichte

Online-Publikation: Januar 2011 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Werner Lutz : Schattenhangschreiten . Gedichte >>
Pappband geb. 92 Seiten; ISBN-10 3-7294-0329-X; ISBN 978-3-7294-0329-1; CHF 32.00; EUR 21.00
Waldgut Verlag & Atelier Bodoni, CH-8500 Frauenfeld; www.waldgut.chwww.swips.ch


Inhalt
«Vom Gehen sprechen das erste und das letzte Gedicht des Bandes ‹Schattenhangschreiten›, vom Gehen, sei es zielgerichtet oder absichtslos, doch existenziell, vom Gehen, das für den Dichter ein Fließen ist. Die Texte zeugen von philosophischer Abgeklärtheit und Gelassenheit, und plötzlich von aufblühender Daseinsfreude, vom stillen Rückzug oder von trotziger Selbstbehauptung angesichts eigener Unzulänglichkeit oder bitteren Verrats.» Der Landbote
«Auch hier also erscheint Dichtung als eine Sache der Hände: Formend, gestaltend, lesend, dechiffrierend erstellt der Dichter einen Umriss der Welt. Ziel dieser Gedichte ist es, die ‹kleinen Dinge› und kurz aufblitzende Wahrnehmungsmomente in eine schwebende Balance zu bringen.» Michael Braun, Basler Zeitung

Werner Lutz
Erwin Messmer schrieb über ihn: «Werner Lutz ist so etwas wie die Inkarnation des Stellenwertes, den die Lyrik als Gattung im heutigen Literaturbetrieb einnimmt: ein grosser Schweizer Dichter, der weder in der Schweiz noch im Ausland öffentlich wahrgenommen wird. ‹Berühmt, aber nicht bekannt›, um ein Wort des deutschen Poeten Hans-Jürgen Heise auf ihn anzuwenden.»

Im Waldgut Verlag erschienen:
Kussnester
Gedichte (Waldgut Verlag, Frauenfeld 2009, 2010)
Acht Gedichte (BPB)
Bleistiftgespinste (Frauenfeld 2006) Farbengetuschel
Frühe Gedichte (Frauenfeld 2004 (Reihe lektur), 2006)
Gras (BB)
Hügelzeiten (Frauenfeld 2002, 2006)
Nelkenduftferkel (Frauenfeld 1999)
Schritt um Schritt (BK)
4 Gedichte (BPB)

Zum Autor
SWR2 Literatur mit Gerwig Epkes:
Werner Lutz, 1930 in Wolfhalden im Kanton Appenzell Außerrhoden geboren, lebt als Schriftsteller und Maler in Basel. Er gehört zu den Stillen in der Reihe der Lyriker. Siegfried Unseld verlegte Lutz' Gedichte als Erster: "Ich brauche dieses Leben", 1979. Davor erschienen seine Gedichte in der Zeitschrift "Akzente" und früh schon wurden sie aufgenommen in die Anthologie "Junge Lyrik 1956". Aber Lutz stieg der Anfangserfolg nicht zu Kopf. Er schrieb weiter, ohne sich einem Publikationszwang zu unterwerfen. Und erst 1992 erschien dann sein zweiter Lyrikband. Dann allerdings folgten bis heute in rascherer Reihenfolge sechs weitere Gedichtbände. Werner Lutz' Lyrik hat eine ganz außergewöhnliche Lyriksprache. Immer sind es sehr kurze Gedichte, häufig nur Einzeilen- oder Zweizeilen-Gedichte: Die Steine öffnen / nachsehen. Ein ganzes Universum vermag er uns Lesern mit solch wenigen Worten zu öffnen. Seine Sprache der poetischen Einfachheit erzeugt einen Sog und eine ungeheure Lust am Wort.
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/literatur/werner-lutz/-/id=659892/nid=659892/did=7118518/g3cpx6/index.html
Erwin Messmer schrieb über ihn:
«Werner Lutz ist so etwas wie die Inkarnation des Stellenwertes, den die Lyrik als Gattung im heutigen Literaturbetrieb einnimmt: ein grosser Schweizer Dichter, der weder in der Schweiz noch im Ausland öffentlich wahrgenommen wird. ‹Berühmt, aber nicht bekannt›, um ein Wort des deutschen Poeten Hans-Jürgen Heise auf ihn anzuwenden.»

Fazit
Bereits der Name Waldgut kündet vom Gehen, Stehenbleiben und Wandern in einem Ungewissen wie es Werner Lutz im folgendem Gedicht zur Sprache bringt:" ... der nie gewagte Sprung (nehmen wir diese letzte Zeile als Titel) / herrlich die Steilwand / das Lotrechte der weit ge / öffnete Abgrund / " da ist ohne Absicht ein Haiku entstanden mit 5-7-5 Silben. Diese Shan Shui (Fels Wasser) diese West-Ost-Weltsicht der Landschaft ist so malerisch wie die Worte von Werner Lutz im "Schattenhangschreiten" . Seine Poesie spricht von Schatten, Wasser, Regen, Farben und Flächen, stets mit Gehen und Schreiten verknüpft. Hat durchaus Umbrien, Assisi und diese ihre malerische Genialität von Fra Angelico studiert, Schwefelgelächter inklusive. Seine Himmelsbeobachtungen bewegen sich zwischen Maulpertsch (A) und Nolde (D) laden zum Langzeitwandern ein. Eine ÜBERLEBENSpoesie in der Trakl und Verlain sich spiegelt ohne Trauer und Melancholie und Synästhesie. m+w.p11-2

Wolfgang Kersting: Klugheit / als Überlebenskiunst

W+B Agentur-Presseaussendung Januar 2008
Buchbesprechung
<< Wolfgang Kersting: Klugheit / als Überlebenskiunst >>
358 Seiten, broschiert, EUR (D) 32,- / sFr 54.-; ISBN 3-934730-89-2, ISBN 978-3-934730-89-2
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich, 2005; www.velbrueck-wissenschaft.de
Weitere Diskurshinweise zum Thema:
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/architektur/wbg-darmstadt10-99.htm >Kersting > PA4
http://archiv.kultur-punkt.ch/buchtipps-allgemein/beck2-7-02.htm >Höffe > PA4
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/gerechtigkeit2-t.htm >Höffe > PA4
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/tüchtigkeit-t.htm >Arete > PA4
http://archiv.kultur-punkt.ch/buchtipps-allgemein/schoeningh4-01.htm >Sturma > PA4

Inhalt
Rehabilitierung der Klugheit – das ist das Interesse dieses Bandes – mit dem Ziel, die im Normativen wie im Deskriptiven zuhauf anzutreffenden epistemologischen Mängel moderner praktischer Philosophie zu beseitigen, um ein umfassenderes Verständnis von praktischer Vernünftigkeit zu gewinnen und ein angemesseneres Praxiskonzept zu entwickeln. Damit könnte die von moderner Interessenethik und Gesetzesmoral in die weltfremden Randbezirke des Naturalen und Supranaturalen geschickte Vernunft in die Lebensmitte alltäglichen Handelns zurückkehren.

Einleitung und Übersicht
Rehabilitierung der Klugheit
»In einem wesentlichen Sinn kann man nicht gut sein ohne die Klugheit, noch klug ohne die ethische Tugend«, heißt es bei Aristoteles. Die Klugheit versieht die Sittlichkeit mit einem situationsaufmerksamen Realitätssinn; sie befindet über ihre Erfolgsaussichten, wählt die geeigneten Mittel und Wege und verschafft ihr Wirklichkeit. Der Kluge sorgt sich nicht um äußere Werke, der Kluge sorgt sich um sich selbst. Die Erfahrung ist seine Verbündete. Mit ihrer Hilfe will die Klugheit in der veränderlichen Handlungswelt zielsicher agieren und dauerhaft erfolgreich sein. Und umgekehrt prägt die Sittlichkeit das praktische Weltverhältnis der Klugheit. Ohne diese sittliche Imprägnierung wäre Klugheit nur Geschicklichkeit und Verschlagenheit. Und beide, Klugheit und Sittlichkeit, wachsen aneinander, bestärken und vertiefen sich wechselseitig und lassen das Leben des Handelnden gelingen, bescheren ihm Glück.
Die Philosophie des Mittelalters hat Aristoteles Lehre von der sittlichen Klugheit aufgenommen und in einen christlichen Rahmen gestellt. Thomas von Aquin erblickt in der Klugheit eine »genitrix virtutum« und in den Tugenden die normative Ausrichtung der prudentia.
Doch mit Beginn der Neuzeit enden die »Epochen der alten Klugheit«. Die Klugheit wird aus der lebensethischen Mitte gerückt. Sie verliert die ethische Imprägnierung. Sie besitzt nicht mehr den Charakter der Lebensführungskompetenz. Das Leben verwandelt sich in eine Abfolge von Handlungen, die in einer Welt der Kontingenz mit dem Mißerfolgsschicksal bedroht sind. Klugheit nimmt vor diesem Hintergrund die Gestalt einer providentiellen, interessendienlichen Kontingenzbewältigungstechnik an. Zum ersten Mal taucht diese ethisch neutrale, nicht mehr selbstbezüglich die Qualität des eigenen Lebens beaufsichtigende, sondern auf die Lösung von Handlungsproblemen spezialisierte Klugheit in den Schriften Machiavellis auf.
Menschliches Handeln ist immer situativ eingebettet, findet in einem Spielraum statt, der seine Möglichkeiten definiert. Diesen Randbedingungen muß es sich anpassen. Dabei ist zu bedenken, daß diese Voraussetzungen nicht nur durch die gesellschaftlich-politische Makrostruktur und die vorgefundene Handlungssituation gebildet werden, sondern auch durch Natur und Charakter des Handelnden selbst, durch die Beschaffenheit seines Handlungsvermögens und seines Handlungswissens. Das kluge Hinnehmen des Vorgegebenen, das aufmerksame Beobachten der Umstände und ihrer Veränderungen, die sorgfältige Analyse der in der Situation schlummernden Erfolgsmöglichkeiten und Risiken – das alles sind Ingredientien rationaler Handlungsvorbereitung und gute Waffen für den Kampf mit der launischen Fortuna, der Göttin der Kontingenz.
In seinem Gedicht über das Glück (Capitolo della Fortuna) hat Machiavelli diesen Zusammenhang zwischen Erfolg und zeitgemäßem, situationsgerechten Handeln mit Hilfe einer interessanten Variation des traditionellen Fortuna-Symbols zum Ausdruck gebracht. Die Schicksalsgöttin wirbelt in dem Gedicht nicht mehr mit dem einen Rad, sondern, unvorstellbar für das mittelalterliche Denken, mit vielen Rädern. Das endlichkeitsschwere Lebensrad weicht den vielen Handlungsrädern, und derjenige kann sich dauerhaften Handlungserfolg verschaffen, der sich akrobatisch von Rad zu Rad zu schwingen vermag und nie abstürzt.
»Das beste Los erhält von allen…, wer sich ein Rad nimmt nach Fortunas Willen. Denn stimmt die Leidenschaft, die dich zum Handeln treibt, mit ihrem Willen überein, so bist du glücklich, wo nicht, so ist dein Unglück dir gewiß. Doch auch selbst dann kannst du nicht auf sie bauen…Denn während du gestiegen zu des Rades Rücken, das gerade glücklich war und gut, verändert sie mitten im Lauf die Richtung. Doch du kannst nimmer ändern die Natur und die Neigungen…Wenn man dies begriffe und bemerkte, so wäre der stets glücklich, der von Rad zu Rade überspringen könnte«.
Klugheit gebiert hier keine Tugendhaftigkeit mehr; Klugheit zeigt sich in einem sorgfältigen Beobachten der Handlungsumstände und in der Sorge um ein möglichst großes Handlungsrepertoire, um Handlungsmächtigkeit. Der aristotelische Unterschied zwischen phronesis und deinotes ist eingeebnet. Klugheit ist nichts anders als Geschicklichkeit, als Mittelkompetenz.
Der vollendete Kluge ist bei Machiavelli ein charakterloser und vorurteilsfreier Reflexions- und Distanzierungsvirtuose, der zu allen Handlungsoptionen in Äquidistanz steht und bei der Suche nach der nutzenmaximalen Alternative durch keine tugendethischen Festlegungen gehindert wird. Literarische Gestalt gewinnt er im Principe. Der Fürst, so schreibt Machiavelli zum hellen Entsetzen der ganzen tugendethischen Zunft, müsse die »Fähigkeit erlernen, nicht gut zu sein, und diese anwenden oder nicht anwenden, je nach dem Gebot der Notwendigkeit«; er müsse »eine Gesinnung haben, aufgrund derer er bereit ist, sich nach dem Wind des Glücks und dem Wechsel der Umstände zu drehen und...vom Guten so lange nicht abzulassen, wie es möglich ist, aber sich zum Bösen zu wenden, sobald es nötig ist«. Wenn das Neue noch keinen Namen hat, kann es sich nur am Alten zeigen, als Spannung, Widerspruch, Paradoxie: Was Machiavelli hier als Gesinnung der Gesinnungslosigkeit, als Charakter der Charakterlosigkeit beschreibt, bezeichnen wir als optimale Rationalität. Für den Machiavellischen Politiker ist Tugendhaftigkeit schädlich, da sie seine Beweglichkeit einschnürt, sein Handlungsrepertoire verkleinert und damit seine Handlungsmächtigkeit mindert. Tugenden sind Voreingenommenheiten, praktische Vorurteile. Dem Tugendhaften stehen Handlungsweisen nicht mehr zur Verfügung, die seinen Charakter- und Handlungsgewohnheiten widerstreiten; sie sind seiner Disposition entglitten. Es ist eine begriffsgeschichtliche Ironie, daß ausgerechnet Machiavellis Klugheitsversion den folgenden Jahrhunderten als Inbegriff politischer Kunst gilt. Denn die machiavellistische Klugheit ist eine dezidiert entzivilisierte und entpolitisierte phronesis. Sie ist aus der Mitte des allgemeinen gesellschaftlichen Lebens an den naturalen Rand gerückt. Ihre Wirksamkeit ist durch die Dramatik der Grenzsituation geprägt; ihre interne Logik steht im Bann der Selbsterhaltung.
In der politischen Philosophie Hobbes’ wird diese machiavellische Klugheit dann anthropologisches Allgemeingut. Die im Leviathan entwickelten Konzepte, Argumente und Lehrstücke stehen allesamt unter der kategorialer Dominanz dieser nüchternen, neutralen, nutzenmaximierenden Rationalität. Als rational begründet gilt etwas, wenn es dem individuellen Interesse dient. Und die in Begründungskontexten erforderliche Allgemeingültigkeit verschafft dieser Rationalitätstyp den Grundregeln dadurch, daß ihre allgemeine Vorteilhaftigkeit, ihre Vorteilhaftigkeit für jedermann nachgewiesen wird. Das Allgemeinwohl kann nur über den Konvergenzbereich privater Nützlichkeiten identifiziert werden, dessen Zentrum das geteilte Überlebensinteresse bildet.
In der Konzeption des rationalen Selbstinteresses wird der traditionelle phronesis-Begriff bis zur Unkenntlichkeit verändert. Aber auch die moderne Moralphilosophie spielt der alten Klugheit übel mit. In der konsequentialistischen Epistemologie des Ulitarismus ist ohnehin der gleiche Rationalitätstyp am Werk wie in der individualistischen Nützlichkeitsethik und im Kontraktualismus. Und auch unter der Ägide der Kantischen gesetzgebenden reinen praktischen Vernunft bestehen für die phronesis nicht die geringsten Aussichten auf Rehabilitierung. Die autonomiestolze Vernunft des Moralgesetzes inferiorisiert die Klugheit, erblickt in ihr nur die verächtliche Interessenverwalterin eines heteronomen Lebens.
Eine Rehabilitierung der phronesis ist aber nötig. Damit plädiere ich nicht für eine Renaissance der aristotelischen Tugendethik oder gar für eine Wiederbelebung des Neothomismus. Die Gegenwartsphilosophie kann an der Klugheit nur ein praxeologisches Interesse nehmen. Das Praxis- und Vernünftigkeitsverständnis der vorherrschenden Vernunftkonzepte der Moderne, der universalistischen Rationalität und der individualistischen Rationalität, steht unter dem Einfluß theoretizistischer Modelle, auf deren verzerrende, schematisierende Auswirkungen wir auch stoßen, wenn wir den Bereich des Normativen verlassen und zu den vornehmlich im analytischen Milieu erschaffenen handlungsphilosophischen Konstruktionen übergehen. An eine Rehabilitierung der Klugheit mag sich die vernünftige Hoffnung knüpfen, die im Normativen wie im Deskriptiven zuhauf anzutreffenden epistemologischen Mängel moderner praktischer Philosophie zu beseitigen, ein umfassenderes Verständnis von praktischer Vernünftigkeit zu gewinnen und ein angemesseneres Praxiskonzept zu entwickeln. Mit ihr kann die von moderner Interessenethik und Gesetzesmoral in die weltfremden Randbezirke des Naturalen und Supranaturalen geschickte Vernunft in die Lebensmitte alltäglichen Handelns zurückkehren.
Menschen hasten nicht von Handlung zu Handlung, von Situation zu Situation. Sie sind nicht an den »Pflock des Augenblicks« (Nietzsche) gefesselt und kein Spielball fremder Kräfte. Sie haben Selbstbewußtsein und häufig freie Wahl; sie haben eine Vorstellung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und verfügen über eine providentielle, in die Zukunft hineinlangende Vernunft. Sie entscheiden und planen, entwickeln langfristige Strategien, Ideale und Wertperspektiven. In unseren Vorstellungen von einem guten und richtigen Leben beziehen wir uns auf unsere Interessen, Wünsche und Ansichten, bilden wir Formen, Muster, Ordnungen für Interessen, Wünsche und Ansichten aus und entwickeln qualitative Wertperspektiven, um zu vergleichen und zu gewichten. Diese Wertperspektiven gehen weit über eine präferenzlogische Hierarchisierung hinaus; sie begnügen sich nicht mit einer lexikographischen Ordnung. Sie dekontingentisieren in einem starken Sinn, denn sie stiften Sinn und Bedeutung. Sie konstituieren unsere, obzwar kulturell vermittelte, persönliche Grammatik der Wichtigkeit, Vorzugswürdigkeit und Wünschbarkeit. In ihrem Licht beurteilen wir unsere Präferenzen und Vorhaben. Sie definieren die Standards, denen wir uns verpflichtet wissen. Sie enthalten die Kriterien unserer Selbstbewertung und entscheiden über Selbstachtung und Selbstrespekt. Sie konstituieren die praktische Ontologie unserer Selbstsorge. Als evaluatives Gravitationsfeld personaler Identität begründen sie gleichzeitig gelingende Lebensführung und Selbstwert.
Dieses sich zwischen universalistischer Moralität und rationaler Interessenverfolgung aufspannende ethische Zwischenreich wird durch die Vernunftkonzepte der Moralphilosophie und der rational-choice-Theorie nicht erfaßt. Hier waltet eine praktische Vernünftigkeit, die in der modernen praktischen Philosophie sprachlos bleibt. Der ganze Bereich der ethischen Alltäglichkeit, wo das Leben hauptsächlich stattfindet, das wir führen, ist für die modernen Vernunft- und Handlungsbegriffe weitgehend eine terra incognita. Für seine rationalitätstheoretische Vermessung muß daher auf andere Begriffe zurückgegriffen werden, auf weltfähige Begriffe, die von der neuzeittypischen szientistischen Zuspitzung, von der Dramatik der Dekontextualisierung nicht gezeichnet sind.

Fazit
Lassen wir den Herausgeber Wolfgang Kersting von " Klugheit" selbst danach sprechen, da er das Autorenteam dazu hervorragend thematisch umfassend auswählte:
I. geschichtsphilosophisch - Wolfgang Kersting (bei Platon, Aristoteles: Staatsmann und Bürger), Christoph Horn(bei Thomas von Aquin), Christine Chwaszcza (bei Smith: selbsterhaltend, gefühlsmoralisch). Reinhard Brandt (bei Kant), Nocholas White (praktisch-erkennend bei Platon, Aristoteles, Wittgenstein);
II. gegenwartsbezogen - Rainer Marten (zum Guten gerichtet), Dieter Sturma (person-bezogen), Rüdiger Bubner (argumentierend), Karl Mertens (zeitstrukturell-handelnd), Andreas Luckner (moralisch-technisch), Peter Koller (menschlich- handelnd), Ottfried Höffe (projekt-politisch), Sven Schmuhl (bibliographisch: phronedis/prudentia/prudence).

"Der vorliegende Band ist diesem Unternehmen verpflichtet. Er ist an der konzeptuellen Leistungsfähigkeit des Klugheitsbegriffs interessiert, will wissen, ob er für eine genauere Erfassung unseres praktischen Selbstverständnisses hilfreich ist, und erprobt den phronetischen Zugang zu dieser von der universalistischen und der individualistischen Rationalität gleichermaßen ausgesparten Welt der Praxis, zu dieser – in einem völlig unemphatischen Sinne: ethischen – Lebensmitte.
Seine Beiträge gliedern sich in zwei Gruppen. Die erste – mehr historische – Gruppe berichtet von den wichtigsten Stationen in der Geschichte des Klugheitsbegriffs von Platon bis zu Wittgenstein. Die zweite – mehr systematische – Gruppe untersucht die Bedeutung des Klugheitskonzepts in der praktischen Philosophie der Gegenwart, in der Handlungs- und Argumentationstheorie, in der Philosophie der Person, der Moralphilosophie und der politischen Philosophie