Soziale Wirklichkeit und Geschichte des Wohnwagenstandplatzes Bonameser Straße in Frankfurt am Main

Die sechs Markierungen (8-Ecke) für einzelne Gruppen bezeichnen:
Teilmilieus in den sich die Gruppen des Wohnwagenstandplatzes wiederfinden

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Wohnwagenwelt - Habitusbildung (S. Keil)
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Online-Publikation: Oktober 2018 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Soziale Wirklichkeit und Geschichte des Wohnwagenstandplatzes Bonameser Straße in Frankfurt am Main  >>
284 S., 15,5 x 23,5 cm, Paperback Großoktav mit Abbildungen: ISBN 9783955582401; 29,90 €
Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt a.M.; http://www.brandes-apsel-verlag.de

Charakteristika
> Prozesse unkonventioneller Habitusbildung* in einer besonderen Lebenswelt
*) Bewegung – Erziehung - Habitusbildung
Wert der Bewegung für die Persönlichkeitsentwicklung & die Ausbildung sozialer Fähigkeiten sowie für die körperliche Fertigkeiten (Fitness)
https://www2.hu-berlin.de/sportphilosophie/SP/wp-content/uploads/2014/09/Bewegung-Erziehung-
Habitusbildung_Homepage-Sportphil_Bockrath.pdf
Habitus (lateinisch „Gehaben“, von habere „haben“) bezeichnet seit Aristoteles das Auftreten oder die Umgangsformen einer Person, die Gesamtheit ihrer Vorlieben und Gewohnheiten oder die Art ihres Sozialverhaltens. Durch Norbert Elias und Pierre Bourdieu wurde „Habitus“ auf der Basis ihres philosophischen Wissens zum soziologischen Fachbegriff weiterentwickelt. Seitdem verbreitet sich der Begriff auch in anderen Wissenschaftsdisziplinen. https://de.wikipedia.org/wiki/Habitus_(Soziologie)

Sonja Keil
Soziale Wirklichkeit und Geschichte des Wohnwagenstandplatzes Bonameser Straße in Frankfurt am Main
Prozesse unkonventioneller Habitusbildung in einer besonderen Lebenswelt
 Wert der Bewegung für die Persönlichkeitsentwicklung & die Ausbildung sozialer Fähigkeiten sowie für die körperliche Fertigkeiten (Fitness)
 
Inhalt
Sonja Keil gibt erkenntnisreich und voller Empathie Einblicke in eine alternative Lebensform: den Wohnwagenstandplatz Bonameser Straße in Frankfurt am Main, heute Wohngemeinschaft Bonameser Straße. Sie porträtiert die Bewohnerinnen und Bewohner, zeigt die historischen Hintergründe sowie den kommunalpolitischen Kontext auf. Dadurch leistet sie über diese Personengruppe und ihre sozialen Felder einen wichtigen Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Milieuforschung.
Keil nimmt mit ihrer Sozialstrukturanalyse eine spezielle Personengruppe in den Blick: Man würde sie heute am ehesten als »ambulante Gewerbetreibende« bezeichnen. Hierzu zählen Schausteller, Zirkusangehörige und deren Familien oder im Altstoffhandel Tätige. Deren besondere Lebenssituation wird historisch und empirisch von außen betrachtet und im zweiten Schritt mit der Sicht von innen ergänzt. Der Blick dieser besonderen Gruppe auf sich selbst verdeutlicht deren Selbstverständnis und Lebensweise, über die bislang so gut wie keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen.
 2017 erschien bereits die Projektdokumentation …von Gauklern, Händlern und Artisten – Die Wohngemeinschaft Bonameser Straße.

Fazit
Die Sozialforscherin Sonja Keil hat mit grosser Empathie und Gründlichkeit in ihrem Blick auf den Topos Ausgrenzung und Diskriminierung eine Studie zur "Sozialen Wirklichkeit und Geschichte eines Wohnwagenstandplatzes" am Beispiel der 'Bonameser Straße in Frankfurt am Main'  erstellt.
Darin bindet sie die Reflexion ihrer eigenen Rolle zusammen mit ihrer Zielgruppe ein - in die gesellschaftshistorische Lebenswelt ihrer stetig diskriminierten Untersuchungsgruppe im Verlauf des 20. Jahrhunderts bis heute. Diese umfasst Zirkusangehörige, Schausteller, Altstoffsammler und -verwerter, Jenische, Sinti und Roma.
Die Verfasserin konzentriert sich - mit Beginn der Weimarer Republik und ihren in Bayern erlassenen Gesetz 'zur Bekämpfung von Zigeuner und -mischlingen, Landfahrern und Arbeitsscheuen' bis in die 60er Jahre des 20. Jhdts. , auch was das Vorgehen gegen die Wohnwagen-Bewohner - bis in die Gegenwart - betrifft.
Die Studie entbirgt zugleich, dass trotz dieses andauernden extrem Ausgrenzungsdruck wichtige Elemente eigenständiger Kultur und Persönlichkeitsenfaltungen bewahrt werden konnten. 'Freilich um den nicht unerheblichen Preis der sozialen Besonderheit und eigenen Abgrenzung', so der Vorwortgeber Rudi Schmiede.
Quintessenz: Die erarbeiteten Wertvorstellungen der Bewohner der Wohnwagen weisen eine ausserordentliche Ausprägung familiärer Strukturen, sowie Freiheitsdrang, Solidarität in einem harten Leben auf. Männer haben nur aussen die Hosen an - die Haltung heisst bis zuletzt: 'Ich sterbe zuhause' (im Wohnwagen).
So ist eine eindringliche und zugleich unentbehrliche Studie zu den 'Fahrenden' Wohn- und Lebens-wagen/den entstanden, dank Sonja Keil. m+w.p18-10