Gian Domenico Borasio: Selbst bestimmt sterben . Was es bedeutet. Was uns daran hindert. Wie wir es erreichen können

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Selbst bestimmt sterben (G.D.Borasio)
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Online-Publikation: November 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<<  Gian Domenico Borasio: Selbst bestimmt sterben . Was es bedeutet. Was uns daran hindert. Wie wir es erreichen können >>
dtv 34893:  223 Seiten; 978-3-423-34893-5; 9,90 € [D]
Deutscher Taschenbuch Verlag, München; http://www.dtv.de

Charakteristika
- Menschenwürde – bis zuletzt

Inhalt
Wie kann man sich auf die letzte Lebensphase so vorbereiten, dass sie den eigenen Wünschen entspricht? Nach seinem Bestseller ›Über das Sterben‹ erörtert Gian Domenico Borasio hier, worauf es auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Lebensende wirklich ankommt, und plädiert für eine »hörende Medizin«, die sich nach den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen statt nach ökonomischen Gesichtspunkten richtet.
Mit einem aktuellen Kommentar zur im Dezember 2015 verabschiedeten Gesetzgebung zum Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe.

Autor
Gian Domenico Borasio, geb. 1962, ist Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin an der Universität Lausanne (Schweiz) und Lehrbeauftragter für Palliativmedizin an der Technischen Universität München. Er gilt als einer der führenden Palliativmediziner Europas. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass sich heute jeder Medizinstudent in Deutschland in seiner Ausbildung mit der Begleitung Sterbender und ihrer Familien auseinandersetzen muss. Von 2006 bis 2011 hat er als Lehrstuhlinhaber für Palliativmedizin an der Universität München ein bisher einzigartiges Netzwerk an Professuren geschaffen, das alle Bereiche der physischen, psychosozialen und spirituellen Sterbebegleitung in die Lehre und Forschung integriert. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Borasio durch sein engagiertes Eintreten für ein Gesetz über Patientenverfügungen.

Fazit
Diesmal konzentriert sich Gian Domenico Borasio in seinem Diskursbuch "Selbst bestimmt sterben" auf das 'Was es bedeutet, was uns daran hindert, und wie wir es erreichen können.  Eigenbestimmt können wir erreichen, 'wenn wir es wollen, so Borasio, und wir fügen hinzu auch selbst können!
In zwölf Stufen widmet er sich eingangs der medizinischen Indikation und palliativen Sedierung.
Zum aktiven und assistierten Suizid, der durch freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit, und dem ärztlich assistierten Suizid fordert er eine 'Nationale Strategie Palliative Care (wie in der Schweiz)' und nicht wie in Niederlande (ausufernd) oder Österreich und Italien (strikt verbietend).
Seine Kernerkenntnis: Jeder Mensch stirbt anders, und keiner stirbt für sich allein - wenn er Vorsorge - auch jenseits der Patientenverfügung (Advamce Care Planning*), wobei diese unentbehrlich ist
* Professionelle Begleitung aller selbstbestimmten Beteiligten in der unumkehrbaren Lebensphase auf der Basis jeweils 5-jährigen Erneuerung  der Patientenverfügung,, sowie deren selbstverständliche Anerkennung, was Stress, Angst und Depression vermeidet oder minimiert. Die demographische Entwicklung macht das notwendig, so Borasio und er zitiert zuwendend und abschliessend Rilke:
'O Herr, gib jeden einen eignen Tod / Das Sterben, das aus jenem Leben geht / Darin er Liebe hatte, Sinn und Not.‘
Dem stimmen wir zu. m+w.p16-11


Stimmen
SWR2 Zeitgenossen-Palliativmedizin-Borasio
ARD-Themenwoche: Leben mit dem Tod
Sendung am Samstag, 24.11. | 17.05 Uhr | SWR2
Gian Domenico Borasio, Palliativmediziner,
im Gespräch mit Doris Maull:
Er wolle die weitverbreitete Angst vor dem Lebensende ein paar Millimeter herunterbringen. Deshalb schrieb der Palliativmediziner Prof. Gian Domenico Borasio ein Sachbuch mit dem Titel "Über das Sterben". Er will die Angst vor Schmerzen und die Angst, an Apparate ausgeliefert zu sein, mindern. Für ihn haben Geburt und Tod viel gemeinsam. Sie sind Ereignisse, die nach Programmen ablaufen, die die Natur vorgibt. Aber: "Liebevolles Unterlassen fällt Ärzten schwer!" – so beschreibt er die Sterbebegleitung vieler seiner Kolleginnen und Kollegen. Doch statt alles zu tun, was technisch möglich ist, sollten die Ärzte ein friedliches Sterben ermöglichen. Man hat Borasio attestiert, dass er in seinem Buch große Fachkenntnis mit einem mitfühlenden Ton verbindet.

Fazit zu Gian Domenico Borasio : Der Tod gehört zum Leben
In der überzeugenden, klar und schlackenfrei formulierten Monographie von Gian Domenico Borasio " Über das Sterben" stellt er in Untertiteln die Thesen voran : Was wir wissen. Was wir tun können. Wie wir uns darauf einstellen. Er erkundet darin Zell-, Organ-, Hirn- und Nahtod sowie den Gesamttod. Betrachtet die Strukturen der Sterbegleitung : ärztlich, palliativ, ambulant und stationär im Hospiz; sowie therapeutisch psychosozial, spirituell und mediativ. Wann man verhungern und verdursten soll als Dementer oder im Wachkoma bis hin zur selbstbestimmten Sterbehilfe. Auch die Fehler bei der psychosozialen Verständigung oder Therapie kommen zur Sprache. Klar, dass Borasio sich mit der Vorsorge gründlich auseinandersetzt mit de Vollmacht und der Patientenverfügung. Er kommt zum aktuellen Schluss: Die Anerkennung der Palliativmedizin ist noch nicht erreicht aber sie ist " angesicht des Todes DAS Geschenk." Ein tiefbewegendes, jedoch umfassend klärendes Buch zum Abschied vom Leben. m+w.p12-12/13-10
Weitere vertiefende Hinweise:

http://www.kultur-punkt.ch/lebenswelt/sterben-einueben11-6.htm

http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/kooperation-swr2/swr2-ridder-sterbekultur10-10.htm

http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/kooperation-swr2/swr2-eckart-palliativmedizin05-9.htm

http://www.kultur-punkt.ch/naturmedizin/haupt04-11-4.htm

http://www.kultur-punkt.ch/lebenswelt/droemer-knaur-pattloch13-10schuele-sterbenlernen.htm