Dieter Bürgin : Gilgamesch - eine verlorene Illusion? Psychoanalytische und anthropologische Betrachtungen

Gilgamesch, Inszenierung, H. Heere, 2020
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Illusion ? Gilgamesch . D. Bürgin
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Online-Publikation: November 2019 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Dieter Bürgin : Gilgamesch - eine verlorene Illusion? Psychoanalytische und anthropologische Betrachtungen >>
244 S., 15,5 x 23,5 cm, Pb. Großoktav, ISBN 9783955582616, 29,90 €
Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt a.M.; http://www.brandes-apsel-verlag.de; http://www.kip-zeitschrift.de

Charakteristika
> Gilgamesch wird in der sumerischen Königsliste in späteren Epen und anderen späteren Texten als ein früher König von Uruk genannt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gilgamesch
> Das Gilgamesch-Epos ist der Inhalt einer Gruppe literarischer Werke, die vor allem aus dem babylonischen Raum stammt und eine der ältesten überlieferten, schriftlich fixierten Dichtungen beinhaltet. Das Gilgamesch-Epos in seinen verschiedenen Fassungen ist das bekannteste Werk der akkadischen und der sumerischen Literatur.
Als Gesamtkomposition trägt es den ab der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. belegten Titel „Derjenige, der die Tiefe sah“ (ša naqba īmuru). Eine vermutlich ältere Fassung des Epos war unter dem Titel „Derjenige, der alle anderen Könige übertraf“ (Šūtur eli šarrī) bereits seit altbabylonischer Zeit (1800 bis 1595 v. Chr.) bekannt.
Die umfassendste erhaltene Version, das sogenannte Zwölftafel-Epos des Sîn-leqe-unnīnī, ist auf elf Tontafeln aus der Bibliothek des assyrischen Königs Aššurbanipal erhalten. Eine zwölfte Tafel mit einem Auszug aus dem eigenständigen Gedicht Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt wurde dem Epos angehängt. Von den einst über 3000 Versen des Epos sind nicht ganz zwei Drittel aus verschiedenen Überlieferungssträngen bekannt.
Das Epos schildert die Geschichte Gilgameschs, eines Königs von Uruk, seine Heldentaten und Abenteuer, seine Freundschaft zu Enkidu, dessen Tod und Gilgameschs Suche nach der Unsterblichkeit. Am Ende muss der Held einsehen, dass Unsterblichkeit nur den Göttern gegeben, Leben und Sterben aber Teil der menschlichen Natur ist. Rainer Maria Rilke nannte es das „Epos der Todesfurcht
https://de.wikipedia.org/wiki/Gilgamesch-Epos

Inhalt
Bürgin geht es um die Bedeutung eines der ersten schriftlich überlieferten Narrative der Menschheit: Was sagt uns das Gilgamesch-Epos über das bewusste und unbewusste Erleben, über die soziokulturellen Zusammenhänge und Beziehungsstrukturen jener Menschen im Vergleich zu heute? Dieter Bürgin beantwortet die Frage auf einfühlsam-spannende Weise und lässt uns teilhaben an seiner intensiven Durchdringung eines fast 5.000 Jahre alten Mythos und seiner Bedeutung für das 21. Jahrhundert.

Mythen lassen sich viele Bedeutungen zuordnen. Oft geht es um Kämpfe gegen übermächtige Gegner, die Suche nach Unsterblichkeit oder ewiger Jugend oder auch um Reisen in die Unterwelt. Die entsprechenden Helden sind tapfer. Ihre Geburt ist meist wundersam, häufig stammen sie von einer göttlichen Mutter oder einem göttlichen Vater ab.
 Das Gilgamesch-Epos ist in akkadischer Sprache aus altbabylonischer Zeit in mehreren Fragmenten überliefert. Voraus ging eine Reihe von Gilgamesch-Erzählungen in sumerischer Sprache. Als Hauptinhalt kann die Nutzlosigkeit der Suche nach physischer Unsterblichkeit bzw. das Problem des Lebens angesichts der eigenen Sterblichkeit benannt werden.
 Gilgameschs Geschichte ist die Geschichte einer psychischen Entwicklung. Das Epos hatte einen pädagogischen Wert, da es, erzählt oder vorgelesen, kurzzeitige Identifizierungen der Zuhörenden mit den Personen des Epos ermöglichte. Solche Mythen haben aber auch ein therapeutisches Potenzial, denn sie sind der mächtige, kreative, die Lebensführung erleichternde und Werte vermittelnde Ausdruck menschlicher Erfahrungen und Sehnsüchte.

Autor
Dieter Bürgin, Prof. em. Dr. med., Psychoanalytiker in eigener Praxis (Ausbildungsanalytiker SGPsa/IPA), Facharzt für Kinder- und Jugend-Psychiatrie und -Psychotherapie, 35 Jahre Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Universitätsklinik und -poliklinik Basel; em. Ordinarius der Universität Basel; zahlreiche nationale und internationale Zeitschriften- und Buchveröffentlichungen.

Fazit
Der renommierte Psychoanalytiker Dieter Bürgin mit Schwerpunkt adoleszenter Psychiatrie und -Psychotherapie geht es in seinem Diskursbuch"Gilgamesch eine verlorene Illusion?" um psychoanalytische und anthropologische Betrachtungen zur psychischen Entwicklung und Entfaltung des Protagonisten Gilgamesch.
 Dabei entbirgt sich das bewusste und unbewusste Erleben auf der Suche nach Unsterblichkeit und ewiger Jugend oder auch um Reisen in die Unterwelt. Lesende werden auf sensitive und eindringliche Weise dabei begleitet  und bleiben bei diesen unvergessenen 5.000 Jahre alten Mythos aktualisiert im Heute nachfühlend unerlöst. Laut Bürgin - wird die Nutzlosigkeit auf der Suche nach Unsterblichkeit klar, 'angesichts der eigenen Sterblichkeit'.  So mündet diese ausserordentlich tiefgründige Studie  in Fragen - so der Autor - '..Was ist in welcher Zeit realisierbar? und welches sind potentielle Konsequenzen unseres Handelns und Seins?  Auf diese Weise  ist so ein wertvolles, lebensbegleitendes Fragebuch zu unserer Endlichkeit, dank Bürgin - entstanden.
m+w.p19-12

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