Schwarzer, Alice: Simone de Beauvoir - Ein Lesebuch mit Bildern

W+B Agentur-Presseaussendung Januar 2008
Buchbesprechung
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Zum hundertsten Geburtstag von Simone de Beauvoir: ein ganz persönliches Porträt ihrer deutschen Mitstreiterin Alice Schwarzer
336 S., Mit 17 s/w Fotos, HC, ISBN 978-3-498-06400-6; € 19,90 / sFr 34,90
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2008 http://www.rowohlt.de  

Ein Kurzportrait
Simone de Beauvoir
Geboren am 9. 1.1908 in Paris. Ihre ursprünglich wohlhabenden Eltern lebten nach dem 1. Weltkrieg aufgrund von Fehlspekulationen unter wenig üppigen Verhältnissen in der Rue de Rennes. Mit fünfeinhalb Jahren kam Simone an das katholische Mädcheninstitut, den Cours Désir, Rue Jacob; als Musterschülerin legte sie dort den Baccalauréat, das französische Abitur, ab. 1925/26 studierte sie französische Philologie am Institut Sainte-Marie in Neuilly und Mathematik am Institut Catholique, bevor sie 1926/27 die Sorbonne bezog, um Philosophie zu studieren.

Inhalt
Am 9. Januar 2008 wird der hundertste Geburtstag von Simone de Beauvoir gefeiert. Für Generationen von Frauen war die französische Autorin Vorbild und Wegbereiterin: als eine Frau, die Emanzipation praktisch lebte und zugleich mit ihren Büchern die theoretischen Grundlagen dafür lieferte. Und heute? Was ist geblieben von den Einsichten und Forderungen einer Frauenbewegung, die viele positive Veränderungen erreicht hat in unserer Gesellschaft? Welche Texte der Autorin Beauvoir haben Bestand? Alice Schwarzer, die mit Simone de Beauvoir gut befreundet war, zieht Bilanz und liefert ein ganz persönliches Porträt der französischen Kollegin: mit einer Auswahl ihrer wichtigsten Texte, einem eindrucksvollen Fototeil und einem ausführlichen Essay über die Frage, welche aktuelle Bedeutung Simone de Beauvoir heute und in Zukunft hat.

Fazit
an Hand der vom Verlag angebotenen und hier in Auszügen vorliegenden Leseprobe von Alice Schwarzer >S: "
P:" (W. Prankl, Rezensent)

P:" Simone de Beauvoir - Die Essayistin und Romanciére"

S:" Beim Lesen des Gesamtwerkes fällt auf, dass nach den frühen
philosophischen Essays und den im und nach dem Krieg
veröffentlichten «Ideenromanen» eine Wende stattfindet in
Beauvoirs Werk. In den frühen Romanen sind die ProtagonistInnen
und Handlungen noch Träger moralischer Fragen
und existentialistischer Überzeugungen. Doch ab Mitte der
50er Jahre konstruiert sie die Personen nicht mehr von der
Idee her, sondern schlüpft in die Haut ihrer ProtagonistInnen
und überlässt ihre Entwicklung dem ganz und gar nicht
immer politisch korrekten, widersprüchlichen Leben."

P:" Simone de Beauvoir - Die selbst-bewusste "weibliche" Bisexuelle"

S:" Aber wer ist sie? Sie ist eine Frau, die sich, geprägt vom
19. Jahrhundert, im 20. in das 21. Jahrhundert hinein schrieb;
eine Frau, die zu einer Zeit für uneingeschränkte Gleichberechtigung
plädierte, als das noch unerhört war – und die
gleichzeitig um ihre «weibliche» Prägung nur allzu gut wusste.
Sie ist eine Frau, die nie ein Mann sein wollte: «Die Frau
kann nur dann ein vollständiges Individuum sein, wenn sie
auch ein geschlechtlicher Mensch ist», schreibt Beauvoir im
«Anderen Geschlecht». Denn «auf ihre Weiblichkeit verzichten
hieße, auf einen Teil ihrer Menschlichkeit verzichten»."

P:" Simone de Beauvoir - Die "ver-Führende" Intellektuelle und Frau"

S:" «Sie wollte sowohl als Intellektuelle als auch als
Frau verführen», schreibt Toril Moi in ihrer «Psychographie
einer Intellektuellen».
Die Erfahrungen dieser Generation, in der einzelne Pionierinnen
glaubten, es bereits geschafft zu haben, ist darum
lehrreich für die Enkelinnen, die heute alle einen uneingeschränkten
Zugang zu Bildung und Beruf haben. Zumindest
in den Demokratien. Und zumindest auf dem Papier. Denn
die Enkelinnen der Emanzipation stehen heute vor derselben
Aufgabe wie einst Simone de Beauvoir: Theorie und Handeln,
Verstand und Gefühl auf einen Nenner zu bringen. Simone
de Beauvoir hat es ihnen in einsamer Größe vorgelebt.
Sie ist manchmal gescheitert, aber sie hat auch viele Siege
davongetragen. Sie hat ganz einfach ihr Leben in die Hand
genommen – entschlossen, glücklich zu sein.
Alice Schwarzer, Köln, Oktober 2007 - imprimatur 06.11.2007 "

Das "Lesebuch mit Bildern zu Simone de Beauvoir" von Alice Schwarzer ist über Zeitenwenden hinaus ein Vermächtnis für das duldende und grosszügige Zusammenleben verschiedenster Charakteren