Hommage à Jean Genet

W+B Agentur-Presseaussendung: A, D, CH, Juli 2001
<<Poesie - mit krimineller Fantasie>>
Buch- und Ereignisbesprechung

<<Hommage à Jean Genet>>
DEM 24,80 / EUR 12,70; 60 S.; Paperback; mit beigelegter CD zur:
Lange Jean-Genet-Nacht in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 16.12.00
anlässlich seines 90. Geburtstag
<<Jean Genet WERKAUSGABE>>

Bd.I NOTRE-DAME-DES-FLEURS; II WUNDER DER ROSE, 536 S.,DEM 48.;; III DAS TOTENFEST; IV QUERELLE DE BREST; V TAGEBUCH DES DIEBES; VI CAPTIF AMOUREUX, VII-XI Dramen, Gedichte, Essays, Interviews, Nachlass; gebunden mit Schutzumschlag.
Merlin Verlag, D-21397 Vastorf/Lüneburg, Gifken-dorf 38; 1998-2002 ff.  
www.merlin-verlag.de

"Es mag widersinnig erscheinen, aber die besondere Intensität des Schreckens, des Entsetzens und des Exzesses geben dem vorliegendem Werk einen kaum übertreffbaren Grad künstlerischer Grösse und Reife", sagte der Generalstaatsanwalt Ernst Buchholz zur Begründung seines Freispruchs, in der Sache: Verbreitung unsittlicher Schriften, nach zwei Jahren Prozess gegen den Verlag. Was für ein Staatsanwalt!
Bereits in den 50er Jahren hat der Merlin Verlag die Theaterrechte Jean Genets erworben. Dieser selbst bot Mitte 1960 dem Verlag zusätzlich die Veröffent-lichung seiner Prosawerke an.
Kontinuierlich hat und wird vom Verlag die gesamte Werkausgabe vorgelegt. Dabei werden erstmals in Deutschland die integralen Textfassungen veröffent-licht.
Hommage à Jean Genet
Diese umfasst den Kern der Persönlichkeit Genets und enthält eingehende Auszüge aus Prosa, Drama, Essay und Lyrik diesen aussergewöhnlichen Poeten und Dramatikers. Die CD enthält drei Chansons, die in den 70er Jahren zu den Gedichten Un Chant d'amour (Ein Liebelied), Le Condamné à mort ( Zum Tode verurteilt) und Marche funèbre (Trauermarsch) aufgeführt und mit einem Auszug aus dem Journal du Voleur (Tagebuch eines Diebes) endet und der Originalstimme von Jean Genet vier Minuten lang zu hören ist.
Miracle-de-la Rose / Wunder der Rose
Der Übersetzer Manfred Unruh hat mit grosser sprachlicher Innigkeit und Könnerschaft die Urfas-sung, samt einst gestrichener Passagen, erarbeitet.
In diesem zweiten Roman beschreibt Jean Genet seine Kindheit und Jugendzeit. Er greift setzt dabei die Filosofie eines anderen ihm sicher unvertraut gewesenen Romanciers ein - Arthur Koestler - im Erzählen um: Genet wechselt absatzlos von der vie triviale zur vie tragique et poétique.
Ein Beispiel: ..sein Einsteigen in die enge Zelle...so liess die Schönheit von Harcamones (ein zum Tode verurteilter Kindesmörder) ...mich aufleuchten...; denn die Schönheit kann nur in einem sehr kurzen Augenblick erfasst werden."
Seine Reisegefährten sind stets Schränker, Zuhälter, Gauner und Diebe. Und am Ende frägt er sich: "Wer waren Bulkaen, Harcamone, Divers.. so wird man fragen. Und ihre Namen werden die Menschheit verwirren, wie uns das Licht von jenen Sternen verwirrt.. Man muss schweigen (weil unaussprechlich), ich schweige und gehe, die Füsse nackt (1943)". Einer, der im Westen, in einem anderen Dreck stecken blieb, neben den Hundert-tausenden auf allen Seiten, die zu gleicher Zeit in und vor Stalingrad im gleichen Dreck Leben und Tod neben und in sich erfuhren.
Genets Schock-Poesie hat ihm geistige Freund-schaften eröffnet und seinen Mythos geschaffen: voran Cocteau, Sartre bis Fassbinder sowie Zadek, Schwarze Panter, Yasser Arafat. Er ging auch da seinen spezifischen poetisch-kriminellen Gang, wie in seinem Vorwort zu Schriften der RAF. 1986 stirbt er an Kehlkopfkrebs.
Nicht nur dieses Buch allein, die gesamte Werkausgabe vermittelt einen genialen Diskurs zwischen Hölle und Himmel in uns und um uns herum. Allein der Poet knüpft durch seine Missio die unsichtbaren Fäden zwischen dem Schönen und dem Abgründigen im Menschen.