100 Jahre Bildende Kunst
Ritter , Tod und Teufel, H. Bruppacher.
Kunstmuseum Winterthur
http://www.kmw.ch/
Museumstrasse 52
CH-8400 Winterthur
mailto:info@kmw.ch
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Sammlung& 100 Jahre Schweizer Kunst
Online-Publikation: November 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< I - Neue Sammlungspräsentation 15.7.–31.12.2016 . II - 100 Jahre Dezember-Ausstellung 5.11.2016–2.1.2017 mit Fazit >>
Kunstmuseum Winterthur; http://www.kmw.ch/
Inhaltsfolge & Fazit
I - Neue Sammlungspräsentation
II - 100 Jahre Schweizer Kunst 5.11.2016–2.1.2017 mit Fazit
I
Neue Sammlungspräsentation im Erweiterungsbau
15.7.–31.12.2016
Nach dem Ende der Ausstellung von Richard Tuttle, aus der das umfangreiche Werk Formal Alphabet 1-20 erworben wurde, präsentieren drei Räume im Erweiterungsbau Werkgruppen aus der Sammlung, darunter markante Neuerwerbungen.
Der erste Saal ist der neueren deutschen Kunst um Gerhard Richter gewidmet. Von Richter sind neben dem, nach einer Engadiner Landschaft gemalten, Wasserfall von 1996, ein abstraktes Bild sowie eines der neuen Strip-Bilder ausgestellt. Über die Jahre hat das Kunstmusem Winterthur Isa Genzken, Thomas Schütte und Helmut Dorner, die in den 1970er Jahren in der Richter Klasse an der Kunstakademie Düsseldorf studierten, in Einzelausstellungen gezeigt und von ihnen Werke erworben.
Die Werkauswahl im zweiten Saal geht aus von drei Skulpturen von Carl Andre, von denen kürzlich zwei erworben wurden. Carl Andre gehört neben John Chamberlain, Donald Judd und Sol LeWitt zu den grossen Neuerern der amerikanischen Skultpur in den 1960er Jahren. Für seine Arbeit sind die drei Variablen „Skulptur als Form, Skulptur als Struktur, Skulptur als Ort“ zentral. Andres Skulpturen sind Bodenarbeiten, so verzichtet er auf den Sockel und begriff den Boden als eigentlichen Sockel der Skulptur. Das Thema der Bodenskulptur setzt sich in den Werken von John Chamberlain, Roni Horn, David Rabinowitch und Fred Sandback fort. Einige wenige Werke auf der Wand – eine Hommage to the Square von Josef Albers, ein früheres Bild von Lawrence Weiner und ein Relief von Rita McBride.
Im dritten Saal sind zwei englische Künstler ausgestellt, der Bildhauer Richard Long (*1945) und der Maler Alan Charlton (*1948). Seit 1969 folgt Charlton dem lapidaren Satz: “I am an artist who makes a grey painting.” Indem er darauf verzichtet, die Bildfläche für Darstellungen irgendwelcher Art zu verwenden, sie ausschliesslich monochrom bemalt und die Bildfläche in reale Elemente aufteilt, erhalten seine Bilder eine starke plastische Präsenz im Raum. Longs Arbeit geht von den Wanderungen aus, die er an verschiedensten Orten auf der Welt unternimmt. Sich von einem Ort an einen anderen zu bewegen und dabei eine, wenn auch nur minime Spur zu hinterlassen, ist eine der wesentlichen menschlichen Erfahrungen. Ein geschlossener Kreis aus Steinbrocken ist das Gegenstück zur unzählbaren Menge von Steinen in der Natur, und mit dieser stummen Ordnung markiert der Wanderer einen Ort – sei es draussen, sei es drinnen im Museumsraum.
II
100 Jahre Dezember-Ausstellung 5.11.2016–2.1.2017
Nicht nur das Museumsgebäude, auch die Dezember-Ausstellung feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. 1916 wurde die Künstlergruppe Winterthur gegründet, die mit dem neuen Kunstmuseum eine jährliche Schau über das Schaffen ihrer Mitglieder vereinbarte. Zum Jubiläum wird eine besondere Ausstellung erarbeitet, die anhand von Werken aus den vergangenen 100 Jahren Rückschau auf die Geschichte hält.
Mit den Zeitläufen wuchs die Ausstellung, und über die Jahre veränderte sich ihr Gesicht: War sie zu Beginn ausschliesslich für die Mitglieder der Künstlergruppe reserviert, wurde sie in den vergangenen Jahrzehnten für die Künstler und Künstlerinnen der Region geöffnet. Die in Eigenregie der Künstlergruppe veranstalteten Ausstellungen gingen in eine neue Ära über, in der nun eine Jury oder ein Kurator dafür verantwortlich zeichnet. Durch den Einbezug einer weiter gefassten Künstlerschaft erhielt die Ausstellung neue Impulse, die sie in die Zukunft getragen haben.
In den vergangenen Jahren zeigte das Kunstmuseum Winterthur zum einen die kuratierte Focus-Ausstellung, bei der eine Auswahl an Werken aus dem regionalen Kunstschaffen präsentiert wird und zum andern Überblicksausstellungen, dies in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Winterthur. Die diesjährige Ausstellung zeigt Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier aus den Dezember-Ausstellungen von 1916 bis heute. Darunter sind Werke von Bruno Bischofberger, Heidi Bucher, Alfred Kolb, Werner Meyer, Henri Schmid, Manfred Schoch, Rosa Studer-Koch, Rudolf Zehnder. Leihgaben ergänzen die Werke aus der eigenen Sammlung.
Die Vernissage findet am Freitag, 4. November 2016, 19 Uhr statt. Es sprechen zur Ausstellung: Dr. Dieter Schwarz, Direktor des Kunstmuseums Winterthur,
Dr. Dieter Schwarz Direktor, Simona Ciuccio Kuratorin, Chantal Wartenweiler Presse & Kommunikation
II Fazit
100 Jahre Schweizer Bildende Kunst
Auch die Künstler dieses regionalen Zeit-Raumes sind Seismographen & Auguren (1).
Sie er/blicken im Spiegel (ihrer Zeit) - voran mit dem linken Auge? Einen Anti-Blocher ? Sicher auch - notwendigerweise.
Sie sind aber keineswegs auf dem Rechten blind. Sie sehen sowohl das Elend im Innern des Menschen, als auch seine Schönheit in Farbe, Form, Struktur, figurativ bis nonfigurativ. Gemeinsam ist ihnen ihr Impetus (2).
Die flanieren, treffen auf Landschaft, zerrsiedelten & post-urbanen Raum, teils fischäugig bis expressiv, surreal und träumerisch. Sie besuchen Über-/ZeitgefährtInnen in ihren Ateliers, wobei Frauenkünstlerinnen minder-zählig sind.
Sind es die a-sozialen Bedingungen, die dies bewirkten? (erst ab 1971 Frauenwahlrecht ?!(3) inmitten Europas, trotz eines paradigmatisch-demokratischen Gebildes? Ein Ja, liegt nah.
Da lugt In einem paradigmatischen Bild (5) zwischen Ritter (Anwalt des Demolratischen) und der Fratze des Teufels (Vertreter der Neokapitalisten) der Tod. Und wer blickt von ganz oben schräg-überraum-zeitlich (ein Augur (1), in der Bildecke -aus dem Strafwinkel (4) in den Topos der Gesellschaft? Unser/e Seismograph- und AugurIn.gegenwärtig, zugleich zukunfts-zugewandt ahnend.
Diese Art KünstlerInnen sind verschrien, abgetan bis verfolgt - von den Ungeheuern des Neokapitalismus & - kolonialismus, den Reichen, die stets den Krieg gegen die Armen glpbal wie regional entfachen, anstatt das blutig erarbeitete soziale, konsens-demokratische Modell mitzubestimmen. Dagegen steht das ausser-mächtige Modell der vorausahnenden Synästhesie (1a) der KünstlerInnen - wie das der 100 Jahre Schweizer Bildenden Kunst. m+w.p16-11
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Augur
Noch heute wird im allgemeinen Sprachgebrauch im Zusammenhang mit Aussagen über mögliche zukünftige Entwicklungen von Auguren gesprochen. Und hier:
Ein künstlerisch- synästhetischer* Ausdruck (Augurenlächeln) bezeichnet im übertragenen Sinne das wissend-ahnenden Lächeln eines Eingeweihten, der um die Zukunft weiß.
(1a) Synästhesie (von altgriech. συναισϑάνομαι synaisthanomai „mitempfinden“ oder „zugleich wahrnehmen“) bezeichnet hauptsächlich die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Bereiche der Wahrnehmung. Darunter fallen Farbe und Temperatur (beispielsweise die Verbindung „warmes Grün“), Ton, Musik und Räumlichkeit, im engeren Sinne die Wahrnehmung von Sinnesreizen durch Miterregung der Verarbeitungszentren im Gehirn eines Sinnesorgans, wenn ein anderes gereizt wird. Menschen, die Wahrnehmungen derart verknüpft erfahren, werden als Synästheten bezeichnet
*)https://de.wikipedia.org/wiki/Syn%C3%A4sthesie
(2) innerer Antrieb oder Schwung, Motivation
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenstimmrecht_in_der_Schweiz
(4) Fred Fischer, Der Wohnraum, Artemis. 1965
Wohnraum meint hier: Bildraum, rechts oben: Frontwand rechts oben. Fluchtwinkelfeld: Strafwinkel
(5) Ritter , Tod und Teufel, H. Bruppacher. Kunstmuseum Winterthur