Werner Mittenzwei: Die Intellektuellen . Literatur- und Theaterwissen
W+B Agentur-Presseaussendung vom November 2001
170<<Intelligenz – zwischen Fortschritt und Katastrofe>>
Buchbesprechung
<<Werner Mittenzwei: Die Intellektuellen>>
Literatur und Politik in Ostdeutschland von 1945 bis 2000
Faber & Faber Verlag, Leipzig, 2001, 590 S., Hardcover; DEM 58,-.
www.faberundfaber.de
Werner Mittenzwei, 74, Literatur- und Theaterwissen-schaftler, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Künste in der DDR, ist neben seinen vielen Schriften zur Exilforschung und internationalen Dramatik, insbesondere einer der Mitherausgeber der Werke von Brecht.
Mittenzwei stellt uns eingangs den Typus des literarischen Intellektuellen vor, den er als Signalisten der Gefühls- und Gedankenwelt von Menschen, des Mentalitätspotentials einer Nation, Klasse oder sozialen Gruppe bezeichnet.
Danach gliedert er chronologisch vorgehend den Zeitraum von 1945-2000 in sieben Themen (Kapitel):
Katastrophe und Hoffnung –49
Entscheidungszwänge im Zeitalter des Kalten Krieges –61
Haltung der Intelligenz in der geschlossenen Gesellschaft
Intelligenz in der Honegger-Ära –80
Innere Distanz und offene Opposition –90
Demütigung und neue Möglichkeiten –00
Mittenzwei untersucht in ausführlicher Weise die einzelnen Fasen und Zusammenhänge zwischen Politik und Literatur und in welchem Masse Politiker wie Ulbricht, Honecker, Adenauer, Brandt, Gorbatschow und Kohl Einfluss auf intellektuelle Gruppierungen nahmen.
Dabei werden die Unterschiede in der Generations-erfahrung und Polarisierung herausgearbeitet. Anpassung und Widerstand werden geschildert.
So entsteht ein umfangreiches Szenario, das die Geistesgeschichte der ostdeutschen Intelligenz der zweiten Hälfte des 20. Jhdts. bildhaft vor Augen führt.
Fazit: Mittenzwei kommt zum Schluss, dass die Auflösung des staatlichen Sozialismus in Europa keine endgültige Antwort ist. Denn "das Kapital fuhr wieder einen konsequenten Kurs. Die Gewinne stiegen, die Arbeistlosigkeit nahm zu..". Und er setzt fort "..Vielleicht ist es wirklich so wie Schumpeter (Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, 1942) schrieb, nämlich das der Kapitalismus nicht an seinen Krisen, sondern an seinen Erfolgen zugrunde gehen werde."
Mittenzwei schliesst folgerichtig und zeitgeschichtlich gesehen - kassandrisch: Der Fortschritt ist kein kontinuierliches Fortschreiten. Dazwischen liegen die Katastrofen