Marga Müller Prankl: Den Weg erblicken

 I - II –Bewegte Farbfotografie Ein Gespräch von Marga mit Walter Prankl

Fotografie / Kollage wird aus der Sicht von kultur-punkt als malerische Gestaltungsweise gesehen. Dazu ist die hier präsentierte Fotomalerei von Marga Müller Prankl ein ausgezeichnetes Themenbeispiel: Im Folgenden wird durch ein Gespräch die Thematik und der Hintergrund dieser Gestaltung sichtbar

W: Wie ist Dein Gestaltungsvermögen erstmals offensichtlich geworden? Du erwähntest einmal eine Störschneiderin in Niederösterreich. Es war in den 40er Jahren und Du warst 10..

M: Da hatte ich eine Puppe. Für die habe ich Kleider und kleine Hütchen gemacht. Die waren fingerhutgross und der Form nach haargenau gleich den der Erwachsenen. Die Störschneiderin hat sich während meiner Schulstunden nicht getraut weiter zu arbeiten. Heute weiss ich warum - es war Respekt. Ich habe ihre 1:1 meine Vorschläge vorgezeigt und sie wurden stets beachtet.

W: Dich haben von Kindheit an stets existenzielle Zwänge begleitet. Wie gehst Du damit um? Die im Reichtum oder im scheinbaren Wohlstand Aufgewachsenen erkennen Zwanghaftes als Spiel, siehe Katz und Maus..

M: Ich gehe auch mit den materiellen Dinge zeitlebens vorsorglich um.

W: Doch nochmals zu den Jahren zwischen 10-20:

wie bist Du der Doxa: den Klosterschwestern im Internat, den Anfechtungen am ersten Arbeitsplatz in der Bank -, dem Unverstand deiner Mutter - Du musstest ja sowohl die Berufsschulung von ihr und die Deines Bruders mitfinanzieren, konkret gesagt  wie hat Dich das alles ästhetisch reifer gemacht?

M: Ich habe mir alle diese Zumutungen als Nebensache erklärt, um mich davon nicht erdrücken zu lassen.

W: Du kauftest doch mit Deinem selbst verdienten ersten Geld eine Kamera - eine Retina - und warum das gerade?

M: Von anfang an faszinierte mich die Farbkomposition - zuerst unwissentlich - bald immer klarer; als Ausgangsmotiv Menschen, Pflanzen und seltsam wirkende Blickwinkel, andere sagen auch Strukturen dazu.

W: Noch etwas. Hinzu kommt noch der ständige Neid auf Dein gestalterisches Talent in Deinem Umfeld: das begann in der Familie und im Freundeskreis im Privaten und im Geschäftlichen waren es die Auftraggeber und Kleiderfabrikanten, ob jüdisch oder katholisch, immer waren sie ausbeuterisch, Du nanntest das Beispiel von einer Kollegin..

M:. Ja die musste bis zu 50 Kleider pro Tag entwerfen. Oder Zeichnungen, Entwürfe wurden vorgelegt und unter einem Vorwand zum Aussuchen mitgenommen. Danach behielten sie diese und auf Anfrage, hatten sie nie etwas bekommen, ja kannten einen nicht einmal mehr.

W: und heute..?

M: ..beuten die gleichen die Kinder und Frauen von Süd und Ost weltweit aus..

W: Und wie entgegnest Du dem zunehmenden Zwang/Alltag, wenn er als steigende Last an Volumen immer mehr zunimmt. Was setzt Du dieser unübersehbaren Traurigkeit gegenüber?

M: Ein Frust wirkt wie ein immer grösser und schwerer werdender Ballon, den ich vor mir her schiebe. Meistens finde ich einen Schlupf, durch den ich kreativ werde. Wenn das nicht geschieht, dann schrumpft, ja verkümmert dieser Ballon zu einer tieftraurigen flachen Masse. Dann gewinne ich nur durch Abstand - räumlich oder zeitlich - meine Kreativkraft zurück.

 <<Den Weg erblicken II>>

Fortsetzung des Gespräches: Marga mit Walter

W: Genauer: welche Muster haben Deine ganz ursprüngliche Lust zur Körpernähe geprägt?

M: Das hat vor allem einen erotisch-ästhetischen Ursprung.Und alles in allem: wenn ich Muster sowie Gegenmuster betrachte

dann sind es vor allen Niki de St. Phalle statt Germain Richier, Braque statt Dali, Leger statt Chagall, Matisse statt Rouault, Monet statt Manet und Macke statt Klee..

W: Wo, da genauer, an welchen Orten hast Du Deine ästhetischen Wertvorstellungen im Laufe Deiner kreativen Arbeit weiter entwickelt und erneuert?

M: Dazu gibt es eine Menge zu sagen. In

-Basel: Im eigenen Atelier, mit eigenen Kollektionen..

-Paris: St. Germain, Quatier Latin; Madame de Beauvoir, Nathalie Sarraute und nicht

  Sartre, Albert Camus, Juliet  Greco..

-Köln: Breite Strasse, Alice Schwarzer..

-München: Heribert Heere, Maler + Philosoph

-Wien: Das Nilpferd in der ägyptischen Sammlung

-Rom: Armani und das Forum Romanum

-Zürich: Hannes B.,

-Zürich-Bern: Die mit Luigi, Alain, Hans, Dir und mir konzipierte vierte Platon-Akademie

  und ihre intensive geistige Auswirkung auf die Klarheit und Übersichtlichkeit meines Denkens 

-Sulzburg/Markgräflerland: die romanische Kirche, ihre naive, zugleich annehmende Kraftausstrahlung

-Kreta: Die Delphinbilder und die einzigartige, maritime minoische Kultur

-Mallorca-Nordwest, Teneriffa-Nordwest: Die ausserordentliche Kraft von Licht und Farben

-Toscana+Florenz: Donatello, Robbia, DOCG und die Tischkultur

-Venedig: Das Restaurative Element des gekonnten Zurücklehnens in die Zeitläufte

-und im Lehnstuhl: Die Buchmalerei des Mittelalters, insbesondere das 9. - 13. Jahrh.

  die Farben, Figuren und Hintergründe..

W: Und zu hier, jetzt und morgen? Glaubst Du an leise, kleine Veränderungsmöglichkeiten durch Deine ästhetische Arbeit ?

M: Ja auf jeden Fall. Das siehst Du am deutlichsten durch die Gründung vom <punto giallo>

W: Schliesslich was bedeutet für Dich Lust zur Schönheit?

M: Es ist eine Art Sehfahrt, gleich der Odyssee, eine Lust ist, die wohl auch mit Augen sieht, aber vor allem im Nichtsichtbaren stattfindet. Erst im Zusammenwirken beider Vorgänge erkennen wir Schönheit.
Kurzbiographie Marga Müller *1932, Schweiz: Kindheit u.a. in der Ostmark>heute Österreich. Jugend und freiberufliche Kreativentfaltung in Basel, Paris, Köln, München, sowie durch Reisen nach Frankreich, Spanien,Italien, Kreta und derzeit in Zürich/CH und im Markgräflerland/D.Werkpräsentations-Auslese

Werküberblick

Girls Auf unserem Weg durch die Zeiten haben wir eines nicht verloren: Die Sehnsucht nach dem Paradiesischen, dem Ursprünglichen. Schönheit pur. Von Lucy bis Dolly. Vom Kopieren zum Klonen. Seit 3,5 Mio J., aufrecht, seit 3,5.Td. J., Idolfigur, ab dem 3.Jh für die Ewigkeit- Ähnlichkeit -Grab-Porträt-Beigaben, ab dem 12.Jh das erste sanfte Lächeln von hoch oben der frz. Kathetralen, und ab dem Quattrocento = Renaissance, perspektivische Schönheit; und spätestens im 19.Jh die Daguerretypie, zuerst nur silberbraune Schatten und heute die überwältigende fotomagische Farbkultur:

Ciccolina      >Der öffentliche Orgasmus Cala             >Das vermeintliche Spielzeug Emanuelle    >Der anstössige Seitenblick Astra            >Der gestirnte Leib Nabelfrau     >Die verkaufte Hau Gartenfrau    >Die Überbehütung

Porträts wie schon gesagt seit dem Hellenismus, inmitten der Pogrome gegen Christen, werden  für nahestehende oder repräsentative Wesen - unverwechselbar im Ausdruck- realistische Malereien und Skulpturen, Tafel gefertigt - in  farbmagischer Ausdruckskraft, hier und jetzt:

Roberta          >Das Verbergen im Sichtbaren Bazon Brock  >Das Unsichtbare/Nichtbild als Denkraum G+G Wallner >Das Mobbing und die Stadtvision Marga            >Den Weg erblicken Walter            >Den Weg begehe

Themen findet Marga auf ihren verschlungenen und holprigen Wegen durch das Gestrüpp der Zeit. In jeder Faser spürt sie das Gewebe auf und erfasst es im Erblicken - es macht klick, jedenfalls, drückt sie nicht einfach ab, wie es Produktmanager abschätzen, um noch den Pfennigpreis runterzudrücken - verwechseln dabei strategisch geschult - keineswegs Runter- mit unter-drücken von Mensch- und Wertschöpfung: Ikarus      >Der Übermut von F+E H44         >Von der Höhlenzeichnung zur Oberflächenmalerei / Jagdzauber NordWest >Die Bauzeichen  Elektro     >Die Leitungszeichen

City Babylon, real global village, Lärm-, Gestank-, Wort+Bilderflut, aber auch Brennpunkt, Markt, das goldene Kalb Dolly und gleich nebenan der Ruhe-, Medidationsstätte: Der liegende, kniende oder der aufgerichtete Mensch Lucy - allgegenwertig. Die Hände befreit von der Fortbewegung, frei auch für die technischen, künstlerischen F+E -Kräfte. Hand vor Wort - denn im Anfang war das Tun - die Hand wird frei für Zeichen und dem Werk-Zeugen. Ist immer eine Länge voraus den Worten..wie hier, beim blitzartigen Erfassen menschlicher Schwächen mit Räumen, Zwischenbereichen und schliesslich  "mit sich selber und anderen", umzugehen:

Jalousie > Das Unbehauste Spiegelung > Der Rückwurf Defence > Der Vorwurf Gelateria> Das Treffen Mr. Smith+Mrs. Miller > Satire I Kragenweite > Satire II Kauft mehr deutsche Bananen >Satire III

Fotomalerei von Marga Müller Cibachrom, ca. 300 x 420 mm, original signiert, pro Werk Euro 400.--, mit Rahmen