Guadalupe Ruiz – Bogotá D.C. : Eine fotografische Analyse
Kulturreisen
Guadalupe Ruiz – Bogotá D.C.
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Online-Publikation: Juni 2012 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Guadalupe Ruiz – Bogotá D.C. : Eine fotografische Analyse der sozialen und kulturellen Unterschiede und Ähnlichkeiten in Bogotá . Herausgegeben von Joerg Bader, Centre de la Photographie Genève . Texte deutsch, englisch, französisch, spanisch >>
148 Seiten, Klappbroschur mit Schleife, Lageplan und Register 6-teilig gestanzt; 120 farbige Abbildungen; 23,5 cm x 16 cm, quer; 978-3-85881-351-0; CHF 42.00 | € 35.51 (€ 38.00)
Verlag Scheidegger & Spiess, CH–8001 Zürich; http://www.scheidegger-spiess.ch;
http://www.centrephotogenese.ch, Genf;
Inhalt
Dieses Buch präsentiert eine Fotoserie der Künstlerin Guadalupe Ruiz (*1978 in Bogotá), die seit Mitte der 1990er-Jahre in der Schweiz lebt und nach einer Ausbildung an der Ecole Cantonale d’art de Lausanne (1998–2002) und der Zürcher Hochschule der Künste (2004–2006) ihre Fotografien bereits in zahlreichen Ausstellungen zeigte. In sechs Stadtvierteln ihrer Geburtsstadt – sie entsprechen je einer Steuerklasse und sind für eine soziale Schicht repräsentativ – hat Ruiz Häuser, Interieurs, Möbel und persönliche Gegenstände fotografiert. Mit soziokultureller Tiefenschärfe dokumentieren die 120 ebenso subtilen wie provokanten Bilder die Spuren der Bewohner und damit die wirtschaftlichen Unterschiede und kulturellen Parallelen.
Begleitet von einem Essay des Fotospezialisten Joerg Bader und ergänzt mit einem beigelegten Stadtplan von Bogotá, auf dem die sechs Bezirke verortet und die Standorte der jeweiligen Fotografien aufgeschlüsselt sind, lieferr Ruiz‘ Buch eine aussergewöhnliche Ikonografie des Alltäglichen.
Autor
Joerg Bader (*1955, Zürich), Direktor des Centre de la photographie Genève und Herausgeber mehrerer Kataloge.
Fazit
Herausgegeben von Joerg Bader, Centre de la Photographie Genève . Texte deutsch, englisch, französisch, spanisch
Ein Genre-Bilderreise (ukioye*) in sechs Bildfolgen.
Der im Buch "Guadalupe Ruiz – Bogotá D.C" als Beilage integrierte Stadtplan, Text viersprachig, zeigt, dass der Herausgeber Joerg Bader, gleich einer unschlüssigen Katze um einen mies vorbereiteten Brei sektoral wie zentripedal nähert . Nach Registern geordnet - beginnend von den Aussenbezirken/ Slum-Rohbauten (Register 1-2) von Guadalupe Ruiz bis ins Zentrum von Bogotá D.C. (Register 3-6), gliedert sich das Interieur - nach Vermögen sichtbar ansteigend (Register 3-6) usogar dem globalen Geschmackskultur ähnelnd, möbliert um abschliessend beim massiven Vorgartenzaun in penibel gepflegten Fassaden sich gesteigert bis zum Teil 6 zu enden. Bemerkenswert ist die ästhetische Gemeinsamkeit im kulturellen "Rahmen-Blick", man nennt es auch die "Petersburger Hängung**" von Bildern und Erinnerungsfetischen, die auf eine anthropogen zugrundeliegende Kulturation des Menschen Hinweise erlaubt.
Die Drittwelt-Stadt-/Wohnent- und verwicklung legt durch die herausragend fotografische Eleganz der Bildtechnik so Wesentliches, auch Hintergründiges klar.
Die Wohnsituationen der sechs Bezirken/Quartieren einer inzwischen welttypisch ausufernden, zugleich ausgrenzenden, pathologisch verformten Urbanität werden signfikant portraitiert, alle in Abwesenheit der Bewohner, jeweils ausgehend vom Schlafzimmer, den Erinnerungs- / Dekorobjekten und dem beschränktem beblumten Vorgarten / Eingängen..
Alles in allem, Ein eindringliches und zugleich erschütterndes Erlebnis eines sich selbst eingrenzenden Schein-Bürgertums und damit autoritären Regimen wohlfeil ausgeliefert (1-2)
oder sich liebedienernd anbiedernd (3-6).
*) Ukiyo-e (jap.)sind in etwa „Bilder der fließenden Welt“, ist eine Sammelbezeichnung für ein bestimmtes Genre, das das Lebensgefühl und die Weltsicht des aufkommenden Bürgertums und der breiten Bevölkerungsmehrheit in den großen Städten widerspiegelt
http://de.wikipedia.org/wiki/Ukiyo-e
**) Die Petersburger Hängung (oder auch Salonhängung) bezeichnet eine besonders enge Reihung von Gemälden. Häufig reichen diese bis an die Decke, die Rahmen der Werke hängen dicht beieinander.
http://de.wikipedia.org/wiki/Petersburger_H%C3%A4ngung