Julius Bissier : Der metaphysische Maler
Online-Publikation: August 2008 im Internet-Journal <<kultur-punkt>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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Hrsg. Hans Günter Golinski, Marco Franciolli, Roland Scotti, Text von Reinhard Buskies, Hans Günter Golinski, Pedro Riz à Porta, Roland Scotti, Arnold Stadler.
Ausstellungen: Kunstmuseum Bochum 26.7.–5.10.2008, www.bochum.de/museum · Museum Liner, Appenzell 9.11.2008–15.2.2009, www.ziegelhuette.ch · Museo Cantonale d’Arte, Lugano 14.3.–14.6.2009, www.museo-cantonale-arte.ch;
220 Seiten, 262 Abb., davon 116 farbig, 24,00 x 30,00 cm, gebunden mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-7757-2246-9; € 39,80CHF 69,00
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2008; www.hatjecantz.de;
Inhalt
Julius Bissier (1893–1965) setzte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche, die Tradition der deutschen Romantik fort. Er suchte für zeitgenössische Ideen die adäquate bildnerische Form und visualisierte in seinem Werk eine metaphysische Weltsicht. Dabei hat er in seinem fast 50-jährigen Schaffen verschiedene Phasen durchlaufen, die er selbst in drei große Kategorien ordnete: die Anfangsjahre mit Bezügen zur mittelalterlichen Tafelmalerei, »um zu einer gegenwärtigen Form der Mystik zu kommen«; eine Annäherung an aktuelle Kunsttendenzen seiner Zeit in den späten 1920er-Jahren; und die Rückkehr zur Mystik ab etwa 1930 über die Tradition ostasiatischer Tuschmalerei.
Das Buch zeichnet die künstlerische Entwicklung Julius Bissiers mit teilweise bis heute unveröffentlichten Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen, Tempera, Tuschen und Grafiken nach. Im deutschsprachigen Raum liegt damit die erste umfassend angelegte Retrospektive vor, in der sämtliche Schaffensphasen gemeinsam zur Darstellung kommen.
Fazit
Julius Bissier wird im Buch über ihn von den Herausgebern " Der metaphysische Maler" genannt und das zurecht da er sowohl Japanische Zen- und ShanShui-Tuschemalerei reflektiert als auch das 20. Jahrhundert mit Klee und Miro widerspiegelt, jedoch auf eine ganz intime und feinzarte Art die Berührtheit von Farb-Zeichen mit vibrierender Geste in den Nuancen der aquarellierenden Formung darzustellen vermag. Auch das Nächtige, Verdunkeln der Figuration, ihre Existenzbedrohung und Ausgegrenztheit durch die gewaltvermittelnde flüchtende Pinselführung deutet auf die Ängste unseres vergangenen Jahrhundert hin, mit seinem Grauen und dem Unvermögen ihm zu entkommen, neben den zart aufleuchtenden Stillebenszenen, die das Prinzip Hoffnung und Zukunft ausstrahlen. w.p.