Andrea Abraham / Bruno Kissling: Qualität in der Medizin
Gesundheit aktuell
Qualität in der Medizin
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Online-Publikation: August 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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Taschenbuch: 177 Seiten, 7 Abbildungen in Farbe. Broschiert. ISBN 978-3-03754-084-8; sFr. 19.50 / € (D) 19.50 / € (A) 21.-
E-Book: EPUB, ISBN: 978-3-03754-085-5; 19.50 CHF
Schwabe Verlag, Basel; http://www.schwabe.ch; EMH Schweizerischer Ärzteverlag, http://www.emh.ch/
Charakteristika
Briefe zwischen einem Hausarzt und einer Ethnologin
Qualität. Kaum ein Begriff der Gegenwart ist so ausgelaugt und wird so ungenau verwendet. Kaum etwas kann so missverständlich benutzt werden, wie die Qualität.
In ihren Briefen reisen der Hausarzt Bruno Kissling und die Ethnologin Andrea Abraham diesem Begriff nach und führen die Leser an bekannte und weniger bekannte Orte der Qualität in der Medizin. Bruno schreibt mit seinem medizinischen Innenblick und mit über 30-jähriger Berufserfahrung. Andrea bringt mit ihrem Aussenblick die empirischen Ergebnisse ein, die sie in langjähriger Forschung im Feld der Hausarztmedizin erhoben hat.
Die Autoren zeigen eindrucksvoll, dass es DIE Qualität in der Medizin nicht gibt. Qualität ist etwas unfertiges, stetig werdendes, eine Idee, die unser Denken durchflicht, ein Ziel, das Ärzte und Patienten gemeinsam anstreben.
Das Ergebnis dieses Briefwechsels ist ein wissenschaftliches Buch in narrativer Form und allgemein verständlicher Sprache, gleichermassen geeignet für medizinische Fachpersonen und ein interessiertes nichtmedizinisches Publikum.
AutorIn-Team
Dr. phil. Andrea Abraham,
1978, studierte an der Universität Bern Sozialanthropologie (Ethnologie), Religionswissenschaft und Englische Literatur. Mit einem Marie Heim-Vögtlin-Stipendium des SNF und einem SAMW-Beitrag promovierte sie 2012 zum Thema «Framing quality. Constructions of medical quality in Swiss Family Medicine». Andrea Abraham ist spezialisiert auf qualitative Forschungsmethoden im Bereich der Medizinanthropologie und leitet die Forschungsabteilung des interdisziplinären Instituts für Ethik im Gesundheitswesen «Dialog Ethik». Sie ist aktives Mitglied der Fachgruppe Medical Anthropology Switzerland (MAS), deren Präsidentin sie von 2011 bis 2014 war. Sie ist Verfasserin zahlreicher Fachartikel und Beiträge zum Thema Gesundheitswesen. Andrea Abraham ist verheiratet und Mutter von drei kleinen Kindern.
Dr. med. Bruno Kissling,
1949, studierte in Bern Medizin und arbeitet seit 1982 als Facharzt für Allgemeinmedizin in seiner Hausarztpraxis in einem Quartier der Stadt Bern. Zurzeit plant er die Praxisweitergabe. Neben seiner hausärztlichen Tätigkeit war Bruno Kissling Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin SGAM, Schweizer Delegierter beim Welthausärzteverband WONCA sowie Mitbegründer und langjähriger Co-Chefredaktor der Schweizerischen Zeitschrift für Hausarztmedizin «PrimaryCare». Bruno Kissling ist Verfasser zahlreicher fachspezifischer, politischer und polit-philosophischer Artikel zur Hausarztmedizin. Daneben schreibt er lyrische Texte und wirkt mit seinen Wortskulpturen an Kunstausstellungen mit. Bruno Kissling ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.
Fazit
In den Präliminarien der intensiven Gespräche und des ungemein erfrischenden Briefwechsels zur "Qualität in der Medizin" zwischen der Ethnologin Andrea Abraham und dem Hausarzt und Publizisten Bruno Kissling tauchen gleich anfangs zwei Topoi der Evaluierung auf. Da sind einerseits die 'rigorosen Guidelines der 'hard facts (Symptome, körperliche Untersuchungen: Labor, Röntgen, EKG, Ultraschall bis zu verordneten Medikamenten) wie die 'soft facts' (patientenbezogene Qualitäten: die 'teilnehmende sozialwissenschaftlichen Beobachtungen': Angst, Unsicherheit, Medikalisierung bis zur Selbstbestimmung und ökonomischen Verantwortlichkeit).So tritt das 'komplex-narrativ verflochtene System von Arzt und Patienten (Rita Charon)' zutage. Das zeigt das anschauliche Eisberg-Modell (Meyer), in dem von der hochspezialisierten, materiellen und personellen Medizin (Marty) an der sichtbaren Spitze des Wassers angeiedelt und vorwiegend die Rede ist. Die Kunst liegt in der Balance des Eisbergs zum Unterwasser-Topos, der Primär- und Sekundärversorgung. Neu ist die Entwicklung der Rolle des Hausarztes, der zum 'fachkundigen Co-Experten' wird, zusammen mit sich selbstverantwortlich sich entfaltenden Patienten, der selbstverantwortlich dazu sein Befinden 'ergoogelt', wie es das Gesprächsteam schlussfolgernd das Ende und die Erweiterung der Konsultation feststellt, bis zur Selbstbestimmung zur Beendigung des eigenen Leben. Dieser Briefwechsel beleuchtet die Qualität in der aktuellen Medizindebatte auf brillante und erhellende Weise. m+w.p15-8